Hallo Nicole,
ich kann gut verstehen, wie enttäuscht ihr seid, aber ich befürchte, dass ihr da in ein Proceder reingearten seid, dass in jeder Klinik usw. abläuft.
Als Mann 9 Monate nach seinem Schlaganfall in eine Rehaklinik in die Frühreha kam, wurde er zuerst in die Essensgruppe der frischen Schlaganfälle gesetzt. Das war für ihn so frustrierend. Er war mit so viel Hoffnung in diese Klinik gekommen und dann wurde er, der schon seit 3 Monaten wieder alles normal aß und trank, in eine Gruppe gesetzt, die nur "Breichen" und die Schnabeltasse bekam. Er war sehr unglücklich und ich sehr entsetzt.
Auf Nachfragen bei der Stationsschwester sagte man mir, dass dies der normale Ablauf sei und sie müssten erst mal feststellen, ob und was er essen kann. Nur dass dieses Feststellen durch eine Logopädin erst nach einer Woche stattfinden sollte. Ich hab auch immer Verständnis für die Zeitnot der Pflegenden und Therapeuten gehabt, aber ich habe die Stationsschwester, die Logopädin und auch die Leiterin des Speisesaals tagelang gebeten , meinen Mann in den Speisesaal zu lassen, weil er wirklich sonst verzweifelt wäre. Wir haben diese ersten drei Wochen Reha nur mit Mühe und Not bewilligt bekommen, weil mein Mann durch seine Hüftprobleme eben nicht so schnelle Fortschritte machen konnte, wie es eine KK vorschreibt, da war einfach jeder Tag wichtig.
Ich muss dazu sagen, dass mich eine Schwester beseite genommen hatte und mir den Tipp gegeben hatte, immer wieder bei den betreffenden Leuten nachzufragen. Ihr war aufgefallen,wie traurig und verzweifelt mein Mann war. Als er dann endlich im Speisesaal essen durfte, ist er richtig aufgeblüht.
Ich glaube, dass Schlimmste, was man in solch einer Situation, in der sich Schlaganfallpatienten befinden, machen kann, ist eine Rückschritt von aussen zu machen. Jetzt wo ich das hier schreibe, merke ich noch, wie sehr mich die Erinnerung an damals bewegt. Für mich war es einfach schrecklich, meinen Mann so traurig und enttäuscht zu sehen. Für uns sind diese Erinnerungen auch so prägend, dass wir eine ambulante Reha einer stationären in Zukunft vorziehen, auch wenn es mit viel Arbeit für mich verbunden ist. Das ist aber nicht die Schuld der Menschen, die in einer Rehaklinik arbeiten, sondern die Schuld er Verantwortlichen, die so wenig Personal in einer Klinik ermöglichen, dass nicht genug Logopäden kurzfristig einen Patienten betreuen können und nicht genug Schwester da sind, die mit den Patienten in Ruhe eine Mahlzeit einnehmen. Das Pfegepersonal rotierte durchgehend und die Logopädin haben wir anschliessen nie wieder gesehen. Mein Traum wäre, dass ich an dieser Situation, die für Patienten und Personal sehr stressig und schädlich ist, irgendwann mal was ändert.
Ich hoffe, dass ihr etwas ändern könnt und die alte, bisher erreichte Ernährungssituation bald wieder hergestellt ist.
lg zaubernuss