Hallo an euch,
ich schreibe hier ja eher selten, aber ich lese euch alle und bin oft voller Mitgefühl. Mein Mann ist im 6. Jahr nach seinem SA, und ich denke, es tut sich da nichts mehr, und wir sind schon froh, wenn sich nichts verschlechtert. Er ist linksseitig gelähmt, auch der linke Arm tut nichts. Der Antrieb ist sehr gestört, er kann den ganzen Tag in seinem Sessel sitzen , Musik hören und ist zufrieden . Ich aber nicht!! Sprechen geht wieder einigermaßen, aber es kommt nicht viel von selbst. Aber er ist liebevoll und ruhig, macht bei den Therapeuten schön mit, aber mehr bitte schön auch nicht. Ich muß ihm schon sehr zureden , damit er öfter an den Ergometer geht.Und das muß er!
Aber ich muß auch sagen, das wir nie Probleme mit der Kasse hatten, er bekommt ohne Unterbrechung 2 mal in der Woche Ergo und KG, auch alle Geräte, was ich für ihn haben will, wurden genehmigt. Er hat Pflegestufe 2 und letzten Mittwoch war eine neue Begutachtung, und es war eine sehr nette Dame da( gibt es auch beim MDK) und hat sehr positiv beurteilt. sie hat sich mit mir unterhalten und sagte auch, das sie sieht, was ich alles für ihn tue. Und auch mit unserem Hausarzt sind wir gut dran.
Im Gegensatz zu vielen von euch geht es uns also nicht schlecht, aber es trotzdem das allerschlimmste für uns, was da passiert ist.
Was mir auch geholfen hat, alles vielleicht besser zu verkraften, sind die Bücher von Pierre Frankh über das Wünschen. Ich lese oft abends ein paar Seiten, es verändert irgendwie die Ansichten über das Leben, man wird gelassener. Die sind nicht teuer, vielleicht guckt ihr mal rein. Wenn ich z.B. gesunde Menschen nur schimpfen höre, über Politik,Beruf , über alles einfach, dann tun mir diese Leute fast leid. Die sind gesund, können gehen, wohin sie wollen, und sind sowas von unzufrieden mit ihrem Leben.
liebe Belli, liebe Blaubeere und liebe Claire, euch ganz besonders viel Kraft und alle guten Wünsche von mir.
Christel
Hallo Christel,
ihr seid im 6. Jahr ! Und immer noch mit wenig Antrieb ! Dann weiß ich, was uns erwartet.
Das, was du schreibst, kann ich Wort für Wort unterschreiben. Mein Mann macht auch alles willig und freundlich mit, aber nicht einen Millimeter mehr als nötig.
Ich habe nie das Gefühl, dass er an seine Grenzen geht, aber ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wo die überhaupt liegen. Man will ja nicht überfordern und ist immer besorgt, dass der Blutdruck zu hoch wird oder bei uns die unselige Aorta Schaden nimmt. Außerdem ist er wirklich viel müde, erschöpft, und an manchen Tagen geht gar nichts.
Aber dieses ständige Motivieren, Antreiben, Vorschläge machen, irgendwas organisieren, das strengt mich auf die Dauer so an, als hätte ich 8 Stunden im Steinbruch geackert.
Wir haben ja noch das Defizit mit dem Gedächtnis. 10 mal geduldig die gleiche Frage beantworten, er kann ja nichts dafür. Oft muss ich dann mal aus dem Zimmer raus, damit er nicht sieht, wie mir die Tränen kommen.
Irgendwie ist man mit Partner allein.
Genau wie ihr hätten wir uns unser Leben" nach den Kindern" so nicht vorgestellt, und manchmal glaube ich, dass es uns als Frauen viel tiefer trifft als unsere Männer, die es vielleicht so extrem gar nicht wahrnehmen, wenn sie so zufrieden auf ihrer Couch sitzen.
Und am Ende komm ich auch immer wieder dahin, dass es uns im Gegensatz zu vielen anderen Schicksalen noch so gut geht, ich hab es nur noch nicht geschafft, es so anzunehmen und positiv zu denken.
Was ich ganz schlimm an mir finde und was ich überhaupt nicht von mir kenne - wenn ich z.B. Sendungen im Fernsehen über Rentner auf Mallorca oder Kreuzfahrt sehe, dann denke ich jetzt, Mann, Oppa, wieso bist du mit 88 noch so gesund und kannst fröhlich durch die Gegend laufen ?
Dabei hatten wir das selber später mal vor. Und jetzt bin ich so ungerecht geworden ! 
Das muss sich wieder ändern !
Gute Nacht an Alle.