ich möchte Deinen Text hier noch einmal zitieren und ein paar Anmerkungen (***) dazu machen, da ich denke, dieses wirklich sehr sensible Thema kann man für sich persönlich anders einschätzen, aber man kann niemandem etwas vorwerfen, der anders darüber denkt...
[quote]Zitat von Zebin
hallo alle,
oh patientenverfügung
dieses wort macht mich ganz raschelig,
und dann wird es auch noch falsch ausgelegt.
*** falsch ausgelegt? Sei mir nicht böse, aber ich verstehe nicht, wie jemand dieses Thema "falsch" auslegen kann. Jeder kann darüber denken, wie er/sie meint und dabei kommt es auch nicht darauf an, ob man ein Koma schon persönlich durchleben mußte. Ein Koma ist nicht für jeden die gleiche Erfahrung und es kommt wirklich auch darauf an, durch welche Ursache man in ein Koma versetzt wurde bzw. gefallen ist.
Koma ist für mich eine höchst sensible phase, und eine , in die nur die gelangen, die eine letzte chance bekommen.
sie werden zur entscheidung gebracht, zwischen leben und tod (entwerder oder) zu wählen.
*** kannst Du Dir auch vorstellen, daß manche Menschen in diesem Zustand schon so weit von unserer "realen, irdischen Welt" entfernt sind, daß sie gar nicht mehr zu entscheiden vermögen?
die entscheidung tendiert immer leicht zum sterben, manchmal auch lange im koma zu verweilen, weil es dort angenehm sein kann.(zum beispiel braucht man ja nichts mehr tun, ironisch gesagt, die vögel fliegen gebraten in den mund, wachkoma kann aber auch eine erholungsphase bedeuten).
*** die Entscheidung tendiert aber vielleicht auch leicht zum Sterben, weil man auf der irdischen Welt keine große Chance auf ein Leben hat, in der man noch über sich selbst verfügen und bestimmen kann, oder?
WARUM SOLLTE MAN SICH FÜRS LEBEN ENTSCHEIDEN, die umwelt will den komatösen doch sterben lassen, weil ihm die verantwortung abgenommen wird und nun eindeutig vorliegt, und vielleicht sogar bald gesetztlich abgesichert ist.
*** WARUM SOLLTE MAN SICH FÜR`S STERBEN ENTSCHEIDEN, obwohl man es doch so gern tun würde. Aber die Angehörigen und Verantwortlichen wollen den komatösen Patienten einfach nicht gehen lassen und tun Alles, um ihn/sie im komatösen Zustand (manchmal sogar Jahre lang) wenigstens noch körperlich anwesend zu halten --- aus den unterschiedlichsten Gründen übrigens!!
der patient hat nicht für sich eigendlich nicht für sich entschieden bei der verfügung, sonder dafür, dass es den verantwortlichen , pflegenden gut geht,die die keine verantwortung tragen wollen.
*** In meinen Augen entscheidet der Patient in Form einer Verfügung für sich selbst, solange er den Mut hat und weiß, was er will! Es kann nur viel zu schnell passieren, daß wir in unserem Leben aus unserer freien Entscheidungsfähigkeit heraus gerissen werden. Sollte mir dies passieren, möchte ich zwar auch niemanden mit meiner Situation und der erforderlichen Entscheidung belasten, aber vorrangig möchte ich mich auf meinen Über-Lebenswunsch verlassen können...
diese letzte lebenschance bekommen nicht alle , die sie benötigen, und die, die sie bekommen , sollten sie nicht wegwerfen.
*** Ich freue mich von ganzem Herzen für JEDEN, der aus dem Koma heraus eine Chance bekommt.
Ich bitte aber auch darum, daß man diesen komatösen Zustand nicht verallgemeinert, denn es gibt --wie auch bei den Schlaganfällen-- viele verschiedene Arten, Auswirkungen und Folgen des Koma´s!!!
Ich bin z.B. Epileptikerin, würde aber auch meine Krankheit nicht verallgemeinern, weil ich weiß, wie viele Arten der Epilepsie es gibt und wie unterschiedlich wir Epilepsie-Patienten damit umgehen können!!!
ich bin gegen die verfügung, denn wir wissen ja gar nicht, dass wir eine chance bekommen, und wenn, dann grundlos gekillt wird...
*** Das ist Dein gutes Recht und diese Meinung müssen Deine Angehörigen dann auch akzeptieren --- und im Notfall eben für Dich entscheiden.
diese komaphase ist sensibel und sollte auch sehr sensibel behandelt werden.
*** Genau aus diesem Grund sollten wir sie nicht verallgemeinern!
dem komatösen soll alles erleichtert werden , um in eine zum- leben- entscheidung zu gelangen.
*** Mein Glaube ist z.B. daß viele Koma-Patienten oder sehr kranke, alte Menschen gar keine Entscheidung treffen können, weil sie von ihren Angehörigen seelisch nicht losgelassen werden. Dann wäre also ihre einzige Chance, auf dieser Welt in ihrem unverbesserlichen Zustand "dahin-zu vegetieren", bis man sie gehen läßt?
Es ist doch die Frage an was man glaubt, wonach man dementsprechend leben & wie man sterben möchte, oder?
also negativ und diskrimierend betrachtend und handelnd ist genau verkehrt herrum.
*** ganz ehrlich: das Wort "diskriminierend" verstehe ich in diesem Fall überhaupt nicht!
Man handelt doch nicht diskriminierend, wenn man im Sinne des geliebten Menschen entscheidet, um den es ja schließlich geht, oder?
es ist eine chance zum glück, und die sollte nicht vertan werden.
*** Ja, es kann eine Chance zum Glück sein --- aber ganz gewiss nicht bei jedem Patienten und ich wäre sehr froh, wenn man in diesem Forum auch mal offener über die Fälle spricht, die keine große Chance mehr für ein halbwegs normales Leben bekommen, denn davon gibt es unter Schlaganfall-Patienten leider auch sehr, sehr viele...
diese chance erhält man nur im koma, denn nur da gelangt man bis an den grund des ozeans, weil man ja nicht fliehen kann und sich entscheiden muß.
*** Wenn man sich dann noch entscheiden kann...
zebin (SDK)
[/quote]
Sei mir bitte nicht böse bzgl. meiner Kommentare, aber wir sprechen hier über so viele unterschiedliche Fälle und niemand kann sagen, daß er über Alles bescheid weiß, was kommt oder kommen kann.
Du hast Deine --scheinbar sehr angenehme-- Koma-Erfahrung gemacht, Dir geht es wieder gut und darüber freue ich mich wirklich von ganzem Herzen.
Es gibt aber wirklich auch ganz andere Fälle und darum muß man in anderen Fällen auch eventuell anders entscheiden --- so schwer es den Angehörigen fällt!
Glaub´ mir, ich weiß auch, wovon ich spreche!
Liebe Grüße,
genesisangel