Hallo
Nun ich denke, wenn man vor so einem Schicksalsschlag ein halbwegs erfülltes und glückliches Leben geführt hat, dann kann man auf beiden Seiten unterm Strich nur verlieren!
Die meisten hier kennen unsere Geschichte zumindest zum Teil (wer nicht kann in meinem Blog nachlesen), und ich kann nur sagen, dass ich niemandem auf dieser Welt wünschen würde, durch diese Hölle gehen zu müssen wie ich es tat! Solche Zeiten sind geprägt von Angst, Verzweiflung, Kampf und Einsamkeit und ich werde sie nie vergessen.
Natürlich gab es auch bei uns noch glückliche Momente oder Tage: Die ersten Schritte, die ersten Worte, das erste Butterbrot, der Tag als wir meinen damaligen Mann endlich nach Hause holen durften, die Erfolge wenn man mal wieder Therapien, Hilfsmittel oder gar die Rente erkämpft hatte......... all die kleinen Dinge eben die wir alle zu schätzen gelernt haben.
Und nicht "nur" in diesem Fall hatte ich die Rolle als Angehörige: Wenige Monate nachdem meinen Mann dieser heftige Schlag getroffen hatte, erlitt auch mein Schwiegervater vor unseren Augen einen Schlaganfall! Wir bekamen auch ihn ein paar Wochen später als Pflegefall nach Hause! (gepflegt hat ihn meine Schwiegermutter) Auch hier war ich es die den Notarzt rief, und ihn ins Krankenhaus begleitete! Ich war es die die überforderte Schwiegermutter, meinen entsetzten Mann und meine verstörten Kinder beruhigen musste, obwohl ich vor Schreck selbst kaum laufen konnte! ...
Noch mal wenige Monate später hatte unser damals 13-jähriger Sohn einen schweren Fahrradunfal! Folge: Schädelbruch - Intensivstation! ... ANGST ... VERZWEIFLUNG ... HILFLOSIGKEIT - Und wieder war ich es: dem Notarztwagen folgen, bangen, warten, hoffen, alle anderen trösten, beruhigen, Mut machen ..... usw.
Mein Sohn hat diesen Unfall ohne bleibende Schäden überstanden! Ja, darüber bin glücklich! .. Aber insgesamt: Wohl kaum! ... Um glücklich und zufrieden sein zu können, hätte ich diese Erfahrungen ganz sicher nicht gebraucht!
Natürlich kann ich sagen, dass ich in all diesen schlimmen Jahren über mich hinausgewachsen und gereift bin , wozu andere denen so was erspart bleibt, niemals die Chance haben.
Diese Vergangenheit ist ein Teil unseres Lebens und wird es immer bleiben! Und auch wenn all diese Erlebnisse unser aller Leben inszwischen längst nicht mehr beherrschen, so haben sie uns doch für alle Zeit geprägt!
Was mich wohl ewig beschäftigen wird, ist die Frage wie es meinen Jungs in dieser Zeit wirklich ergangen ist, die damals noch so klein waren (5 u.12) - Was ging in ihren kleinen Köpfen vor und was in ihren Herzen??? - Auch wenn der Große manchmal so bitterlich geweint hat, und der Kleine uns später unbewusst durch seine Verhaltensauffälligkeiten auf sich aufmerksam machte, und ich immer mit ihnen gesprochen habe, so blieben ihre Herzen im Grunde doch verschlossen! - Wie es sich anfühlt den eigenen Papa so leiden zu sehen, wo sie ihn doch noch so gebraucht hätten, das bleibt auch für mich ein Geheimnis.
Zuviel haben wir verloren! Die Geborgenheit einer heilen Familie, unser zu Hause, die finanzielle Existenz...
Was mich angeht, so bin ich heute froh, wenn ich sehe, dass sie beide sich wieder ganz gut entwickelt haben und zumindest meistens einen fröhlichen Eindruck machen! Ich hoffe, dass die beiden trotz allem, in ihrer traurigen Kindheit genügend Liebe und Freude gespürt haben, und so eine Basis haben für ihr eigenes Leben damit es erfüllt und glücklich werden kann.
LG
ELLI
Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal bearbeitet, zuletzt von »Unbekannt (Gast)« (30.10.2007, 22:20)