#11
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Evelyn,
 
es gibt leider noch schlimmere Formen der Aphsie. Da verstehen die Patienten nichts und können nicht sprechen, genau so wie bei einem Säugling.
 
Deine Mutter hat das Glück, dass sie normal versteht und euch erkennt. Denn auch das könnte möglich sein.
 
Nun ist es so, dass wir im Hirn Millionen graue Hirnzellen haben, sozusagen unsere Reservezellen, die die abgestorbenen Zellen ersetzen können.
Diese grauen Zellen bilden neue Neuronenbahnen und knüpfen Synapsen, so wie bei einem Baby und sie wird wieder sprechen lernen.
 
Da sie ja versteht, wenn die Logopäden mit ihr arbeiten, wird sie es schneller können als ein Baby.
 
Also keine Angst, deine Mutter wird es wieder lernen und auch das Gehen wird sie wieder lernen. Ob sie aber in ihrem Beruf jemals wieder arbeiten kann, steht in den Sternen.
 
Ihr müsst euch darauf vorbereiten, dass die Mama für lange Zeit in Reha sein wird und vermutlich danach in die Rente geschickt wird.
Aber wartet einmal, wie sie sich entwickelt und dann geht rechtzeitig in die Sozialstelle, die Pension und Pflegegeld einreichen können. Das dauert meistens ein halbes Jahr.
 
Solange sie Krankengeld bekommt, nützt das, aber lasst euch in der Sozialstation beraten. Auch was vielleicht zu Hause an Umbauten gemacht werden muss, damit sie im Rollstuhl die erste Zeit zurecht kommt. Hier sprecht auch später mit ihren Therapeuten, bis man weiß, was sie alles neu erlernen muss.
 
Die Rehab wird im 3 Wochen Rhythmus verlängert und nach der Frühreha, kann sie um eine Anschlussrehab ansuchen, die muss aber von den Ärzten befürwortet werden. Haltet also immer Kontakt zu den Ärzten.
 
Ich hatte das Glück und konnte insgesamt 1 Jahr auf Rehab sein. Danach konnt ich im Rollstuhl zu Hause schon leben.
 
Die Krankenkassen bewilligen leider immer weniger Rehab, weil das zu teuer kommt. Deine Mam wird aber zu Hause auch gute Fortschritte machen, denn Therapeuten kommen auch ins Haus, das wird vom Hausarzt, oder vom Neurologen verordnet.
 
Eure Aufgabe ist es deiner Mutter Mut zum Leben zu machen und sie zu motivieren, dass sie die Vorgaben der Rehab erfüllt. Darüber erkundigt euch auch bei den Ärzten.
 
Liebe Grüße Manfred
#12
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Unbekannt

Gelöscht

😞 Ich würde das am liebsten alles gar nicht hören mit Rollstuhl und Reha und nicht arbeiten....
 
Aber mir ist schon klar, dass es eben so ist.
Es ist noch so eine Sache, dass die ursprüngliche Verletzung der Halsschlagader durch einen Dienstunfall verursacht wurde. Sie hat einen Tisch gehoben, er ist ihr aus der Hand gerutscht und gegen den Hals gestoßen. Kurz danach hat sie schon eine Schwellung bemerkt und es aber für Lymphknoten gehalten, da sie keine Schmerzen und den Vorfall auch für lapidar gehalten und wieder vergessen hatte.
Ich weiss nicht inwiefern das jetzt finanziell was ausmacht, meine Mutter ist Beamtin, hatte gerade eine neue Stelle als Schulleiterin meines alten Gymnasiums angetreten,als vor 4 Wochen der erste Infarkt war und dann jetzt der zweite.
 
#13
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Evelyn,
 
ich weiß, du willst deine Mutter wieder so haben, wie sie vorher war. Nur war die TIA erst ein Warnschuss und der jetzige Schlaganfall hätte auch tödlich sein können.
In Deutschland betrifft das 250 000 Menschen jährlich und viele überleben das nicht,oder müssen danach in ein Pflegeheim.
 
Über die finanzielle Situation braucht ihr euch vorerst keine Sorgen zu machen. In Deutschland ist das anders, als in Österreich. Denn wir bekommen Krankengeld nur ein halbes Jahr. Ich glaube in Deutschland bekommt man es länger. Aber besser man weiß vorher schon bescheid, wie lange das so geht, als wenn die Krankenkasse sagt, ab nächsten Monat wird die Zahlung eingestellt und muss dann ein halbes Jahr auf die Pension warten, so wie das bei mir war.
 
Wenn ich keine Vorsorge gehabt hätte, wäre ich ganz schön ins Schleudern gekommen. Sprich mit deinem Vater mal darüber.
 
In meinem Buch schreibe ich am Rande über Vorsorge, im Hörbuch streiche ich das ganz klar hervor und die Rehamaßnahmen, so dass Patienten wirklich verstehen, was und warum etwas mit ihnen gemacht wird, warum bei vielen Schmerzen auftreten und was man dagegen tun muss, das kommt in Beiden Büchern gut rüber. Auch für Angehörige wird das verständlich.
 
Auch, dass mein Leben jetzt besser ist als vorher, kann deine Mutter noch nicht erkennen, weil sie momentan noch glaubt, ihr Leben ist jetzt vorbei.
 
Ich schreibe darüber, dass mein Leben gerade beginnt und dass mir meine Träume, wie Weltumsegelung schneller in Erfüllung gehen, als ich gedacht habe.
 
Zum Aussteigen fehlten mir die finanziellen Mittel und somit der Mut. Ich war ja auch erst 44 Jahre und hatte damals eine Tochter in deinem Alter.
 
Deine Mutter kann alles erreichen, wenn sie will und ihr sie jetzt unterstützt. Die Familie ist nähmlich ein wesentlicher Faktor dabei.
 
Liebe Grüße Manfred
#14
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Unbekannt

Gelöscht

Ich war gestern Nachmittag noch bei meiner Mutter.
Der Arzt sagte etwas davon, dass der Infarkt wohl nicht so groß sei wie er es anhand der Symptome befürchtet hatte und dass sicher gute Chancen bestünden, er aber nichts versprechen könne. Das übliche eben.
Angeblich ist ca 1/5 des Sprachzentrums betroffen, wie die Lähmung der rechten Seite zustande kommt ist noch nicht ganz klar, er meinte irgendwie, dass das auch durch Schwellungen im Hirn kommen kann, die dann auf bestimmte bereiche drücken und die Funktion stören.
 
Allerdings ist das Sprachverständnis meiner Mutter schon ein ganz kleines bisschen eingeschränkt. Sie versteht, nickt, schüttelt den Kopf und reicht einem auch mit der linken Hand Dinge wenn man danach fragt. Sie macht den Schwestern verständlich, dass sie ein Messer für die Tomaten braucht und Salz und isst auch alleine, wenn auch langsam und nicht sehr viel. Aber gerade wenn sie müde wird, versteht sie schlechter, braucht länger etc, der arzt meinte das sei sicherlich schon ein bisschen beeinträchtigt auch wenn sie doch viel versteht und auch bei seiner visite anhand der mimik auf das reagiert hat was er sagte. Wir haben Übungen der Logopädin gemacht, sie macht sie auch selbstständig (Da liegt so ein Übungsblatt mit Gesichtern und verschiedenen Mundstellungen etc bei) oder eben mit uns.
 
Mein Papa hat dann zu ihr gesagt,dass die Logopädin erzählt hat, dass sie ihr ganz vorsichtig hallo gesagt hätte als sie kam, ob sie das noch weiß. Dann hat Mama genickt und aber auch ein bisschen mit den Schultern gezuckt so als wollte sie sagen "Toll, Hallo sagen reicht mir nicht". Dann hat Papa gesagt ob sies nicht nochmal probieren will und das hat dann auch geklappt. Hörte sich natürlich gedämpft und hohl an aber es ging.
 
Hier zuhause geht es so langsam immer schlimmer zu. Wenn wir bei Mama sind reißen wir uns zusammen um ihr Mut zu machen aber eigentlich sind wir alle völlig am Ende. Mein Vater weint viel, meine Schwester auch und mir geht es auch nicht viel anders. Ich habe wieder nur 2 Stunden geschlafen und wenn meine Tante uns nicht zum Essen zwingen würde würde auch das nicht laufen.
 
Ich kann mir nicht vorstellen, ohne meine Mutter zu leben. Oder ohne meine Mutter so wie sie mal war. Ich weiß nicht wie ich das überhaupt anstellen soll. Meine Mutter war immer der stärkste Part der Familie, die Brötchenverdienerin, hat alles geregelt und organisiert und gewusst was zu tun  ist.
Ich weiß wirklich nicht wie es weiter gehen soll jetzt.
#15
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Heike

Gast

Liebe Evelyn,
 
ich kann mich den Anderen nur anschließen.  Das was Deine Mutter und ihr zur Zeit erlebt, lässt sich in Worten kaum fassen. Mit einem Schlag ist alles anders .....alles ist in Frage gestellt.
 
Ich selber hatte vor 4 Jahren mit 38 Jahren eine schwere Hirnblutung, meine Tochter war damals 10 Jahre alt..........die Prognosen waren die Allerschlechtesten...wenn ihr mich heute seht würdet ihr es kaum zu glauben. Bei jedem Betroffenen ist der Verlauf anders ....nichts vorhersehbar. Deine Mam ist in besten Händen und ihr habt unmittelbar richtig reagiert.
 
Ich wünsche Deiner Mam und Euch allen unendlich viel Mut und Kraft......alles alles Gute
 
 
Heike
 
 
;) ;) ;) ;) ;) :) :D I) ;(
#16
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Unbekannt

Gelöscht

Hab gerade fast ein bisschen mit ihr telefoniert. Papa hat mir den Hörer gegeben, ich habe gesagt "Wir kommen dich gleich besuchen okay?" Und sie hat mit auch geantwortet mit einem zustimmenden Laut,a lso quasi wie vertontes Nicken (Schwer zu schreiben, wenn ich es schreiben müsste würde nur "MH" da stehen). Dann habe ich gesagt machs gut wir haben dich lieb bis nachher und sie hat nochmal den Laut gemacht und papa den hörer zurückgegeben. Sie versteht mich anscheinend auch am Telefon oder?
#17
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Unbekannt

Gelöscht

Noch ein kleiner Fortschritt:
Meine Mutter kann das rechte Bein langsam wieder bewegen. Sie kann die Zehen einzeln spreizen und auch den Fuß anheben und das Fußgelenk rollen. Heute morgen ist sie laut der Schwester mit der Physiotherapeutin und einem Rollator sogar ein paar Schritte über den Gang gelaufen.
 
Meine Cousine ist auch Physiotherapeutin und hat mir erklärt, dass gerade das Fußgelenk wohl sehr wichtig ist, weil das eigentlich das ist, was häufig am längsten beeinträchtigt bleibt und viele Schlaganfallpatienten auch den Fuß nachziehen,weil es eben steif bzw. taub ist.
#18
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Unbekannt

Gelöscht

Liebe Evelyn,
 
ihr dürft berechtigt hoffen. Schön so gute Nachrichten zu hören. Deine Mam wird noch viel erreichen, sie hat den Willen dazu und ihr seid jetzt für sie da.
Das wird sie zusätzlich ermutigen.
 
Liebe Grüße Manfred
#19
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Unbekannt

Gelöscht

hi
also ich glaube ich weiss wie du dich im moment fühlen musst.
mein papa hatte ende mai einen schlaganfall, wir mussten das halbe haus umbauen und ich hab jetzt auch vor drei wochen meine ausbildung angefangen und das weit weg von zu hause ohne die möglichkeit meiner familie zu helfen.
vor allem ist es am anfang so schwierig, fand ich zumindest, dass man absolut keine ahnung hat wie es weiter geht und was vielleicht noch alles kommt.
wenn man noch so jung is (bin 21) und dann plötzlich einem elternteil so etwas passiert ist das schon alles nicht so einfach. ich hab auch nach wie vor mit der situation zu kämpfen und hab das auch alles noch nicht so wirklich aktzeptiert, dass mein papa jetzt wirklich einen schlaganfall hatte und es noch lange dauert bis er wieder vollständig selbstständig leben kann.
auf jeden fall wünsch ich dir ganz viel kraft, dem rest deiner familie natürlich auch und ich hoffe, dass deine mutter ganz schnell, ganz viele große fortschritte macht

Tiffy
#20
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momo72

Gast

Liebe Evelyn,
 
ich glaube auch, wie Manfred schon sagte, dass bei Deiner Mutter noch viele Fortschritte kommen.
 
Aber ich kann zu  gut nachempfinden, wie es in Dir aussieht, obwohl ich schon etwas älter bin (35). Mein Papa war auch immer der starke Part in der Familie - er wußte immer, wie es weiter geht, hatte immer einen Rat für uns. Wir haben immer gesagt "er ist unser Fels". Und als dann der schlimme Schlaganfall kam und er rein gar nichts mehr konnte (nur noch die Augen bewegen) war von jetzt auf gleich alles anders. Man fühlt sich völlig hilflos, weiß nicht, wie es weiter gehen soll? Aber sprich alle an egal ob Ärzte, Sozialdienst, Krankenkasse egal, wenn Du dazwischen bekommst. Als wir unseren Papa nach Hause geholt haben, waren wir unsicher, ob wir alles richtig machen (Trachealkanüle absaugen usw.) aber es sind wirklich ganz viele Menschen bereit, zu helfen. Z.B. hatten wir einen sehr netten Lieferanten (für die Trachealkanülen) der ausgebildeter Intensivpfleger war - er half uns sowohl bei den Lieferungen als auch beim Wechseln der Kanülen bzw. reinigen und noch bei vielem mehr. Ich kann heute nur sagen, dass ich wirklich noch nie so viel Hilfsbereitschaft gesehen habe, wie in dieser Zeit - egal ob von Pflegern, Ärzten, Therapeuten.
Es geht weiter - ganz bestimmt und ich glaube, dass Deine Mama in der Rhea noch viele weitere Fortschritte machen wird.
Zum anderen kann ich nur sagen, dass ich auf diese furchtbare Erfahrung herzlichst gerne verzichtet hätte und sie niemandem andern wünsche aber jetzt kann ich sagen, dass mich auch stärker gemacht und mich weitergebracht hat. Auch wenn die Erinnerung an das alles noch immer schmerzhaft ist und es nicht immer einfach ist aus solchen Situationen etwas Positives zu sehen.
 
Ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft - haltet zusammen und ihr werdet noch vieles schaffen.
 
Lieben Gruß
Simone
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