#1
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Hallo zusammen,

der Schlaganfall meines Mannes ist nun 3 1/2 Jahre her.

Die globale Aphasie hat sich in eine Sprechappraxie gewandelt. Mein Mann kann schon wieder ganz gut schreiben, allerdings fehlt es ihm nach wie vor schwer, seine Gedanken in Worte zu fassen. Die Sprache funktioniert gut, wenn er nicht unter Streß steht, Schmerzen hat etc.

Im Moment ist die Sprache schwierig, wahrscheinlich kommt vieles zusammen. Traurigkeit, Einsamkeit (mein Mann arbeitet erst im Januar wieder, Urlaub), Schmerzen bedingt durch die Spastik.

Auch ich leide unter der Sprachlosigkeit, könnte heulen und bin einfach nur traurig. Es tut mir leid, wenn ich klage und jammere; ich weiß, daß es vielen schlechter geht.

Trotzdem danke für`s Zuhören (Lesen),
viele Grüße
Anki
#2
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Hallo Anki, wie Du berichtest spricht Dein Mann doch. Wenn ich es richtig verstanden habe, zur Zeit weniger. Die Sprechapraxie sieht bei meinem Mann so aus, das er verschiedene Laute noch nicht kann. Das  bedeutet bei uns, das ich vieles noch nicht verstehe. Mein Mann schreibt inzwischen auch Wörter auf und damit hilft er mir oft weiter.  Mein Mann spricht nach den 3 Jahren noch kaum. Er kann viel nach sprechen. Wird Dein Mann denn beruflich sprechen müssen. Könnte es sein, das Ihn das schon sehr belastet. Es kann ja auch sein, das er dies noch nicht so in Worte fassen kann. Wie ist es denn geplant, wird Dein Mann weiter Logopädie bekommen. Magst etwas mehr erzählen.

Alles Gute LG Ingrid

#3
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Hallo Ingrid,

danke für Deine Antwort.

Mein Mann arbeitet seit Mitte Juni diesen Jahres wieder in Teilzeit auf 400 € Basis. Er hat sehr nette Kollegen, die ihn akzeptieren und in alles mit einbeziehen.
Da mein Mann Daten aufbereitet, hat er keinen direkten Telefonkontakt, versucht aber, mit den Kollegen zu sprechen. Einer seiner Kollegen sagte mit, daß er, seit er dort arbeitet, sehr viel besser spricht.

Er hat 3x wöchentlich Logopädie; die Therapeutin sagt, daß er immer noch Fortschritte macht und es gute Hoffnungen gibt, daß er bald noch besser und fließener sprechen kann.

Im Moment ist die Sprache wieder schwierig; er macht sich Gedanken wegen eines Freundes, ist traurig, weil er im Moment Urlaub hat und am liebsten wieder FULLTIME arbeiten möchte. Aber das dauert wohl noch ein wenig...

Wie gehst Du mit dem Sprachverlust Deines Mannes um (hoffe, ich frage nicht zu indiskret)? Magst Du etwas erzählen?

Viele Grüße
Anki
#4
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Hallo Anki, ich habe sehr viel Glück das mein Mann durch seine Erkrankung viel ruhiger geworden ist. Schon in der Reha damals habe ich meinem Mann erklärt, das wir nicht alles klären werden können. Das Gute ist, er versteht mich inzwischen sehr gut. An seinen Bemühungen merke ich, wenn Ihm etwas sehr wichtig ist, das er mir gerade sagen möchte. Bei genügender Zeit hinterfrage ich Ihn manchmal auch noch nach ein paar Std. Für mich bringt es viel, wenn wir dann doch sein Anliegen klären konnten. Es gibt Tage, wenn ich seinen Rat brauchen könnte, wo ich dann etwas selber entscheiden muß, die mich schon sehr traurig machen. Es ist mir aber sehr wichtig, das ich Möglichkeiten suche, wie ich Ihm weiterhelfe. Mein Mann bekommt 2 x die Woche Logopädie.

LG Ingrid

#5
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Hallo Ingrid,

aber wie geht Dein Mann damit um? Für meinen Mann ist es die Hölle, das er Wörter, die ihm auf der Zunge liegen, nicht einfach so aussprechen kann.

Er war immer ein Vielredner und leidet immens unter dem Sprachverlust. Für mich ist es die Hölle, zu sehen, wie sehr er sich quält und daß ich nicht helfen kann.

Viele Grüße
Anki
#6
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Hallo Anki, ja das versteh ich zu gut. Mein Mann nimmt 2 oder 3 x einen Anlauf, dann macht er eine Aufgabebewegung mit dem Arm und bleibt heute sehr ruhig dabei. Ich bitte Ihn dann ein helfendes Wort auf zu schreiben und manchmal spricht er dies Wort dann sogar auch aus. Er kann die letzten Monate würde ich so sagen, schon einigermaßen gut damit umgehen. Das erleichtert uns Beiden diese ganze Situation schon sehr.

LG Ingrid

#7
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Zitat von: AnkiJ
Hallo Ingrid, aber wie geht Dein Mann damit um? Für meinen Mann ist es die Hölle, das er Wörter, die ihm auf der Zunge liegen, nicht einfach so aussprechen kann. Er war immer ein Vielredner und leidet immens unter dem Sprachverlust. Für mich ist es die Hölle, zu sehen, wie sehr er sich quält und daß ich nicht helfen kann. Viele Grüße Anki

Das geht meinem Mann, und auch mir in Bezug auf meinen Mann, genauso. Auch er war bis zu diesem Ereignis immer ein sehr aufgeschlossener, extrovertierter und kommunikativer Mensch. Und auch er hat eine globale Aphasie mit Apraxie ... kann so gut wie nicht geplant sprechen (zwischendurch jedoch kommt seit einiger Zeit immer öfter und mehr an Spontansprache zurück, allerdings immer noch größtenteils in den Sprachen mit denen er aufgewachsen ist und es ist auch nicht reproduzierbar). Aufgrund seiner Apraxie und Dysarthrie (beides Sprechstörungen im Gegensatz zur Aphasie = Sprachstörung) kann er auch kaum nachsprechen. Er kann auch nicht schreiben oder lesen und aufgrund seiner Apraxie (ist nicht nur Sprechapraxie) auch kaum sinnvolle Gesten machen, was die Kommunikation weiter erschwert.

Er war immer schon ein sehr feinfühliger und emotionaler Mensch, daher belastet ihn alleine die Unfähigkeit zur Kommunikation schon so sehr, dass er oftmals nicht mehr leben will. Die rechtsseitige Lähmung kann er akzeptieren. Sein starker Gesichtsfeldausfall und die homonyme Hemianopsie (halbblind auf beiden Augen), neben weiteren Sehstörungen, bereiten ihm dagegen schon sehr viel größere Probleme mit denen er sich kaum abfinden kann und was ihn wahnsinnig macht - zumal noch ein Dauerschwindel hinzu kommt. Aber das Unvermögen zur Kommunikation ist für ihn die Hölle auf Erden ... Es macht mich mehr als fertig, meinen Mann so sehr leiden zu sehen aber wir werden nicht aufgeben, er wird eines Tages wieder sprechen können. Da bin ich mir ganz, ganz sicher und diesen meinen Glauben daran versuche ich ihm Tag für Tag weiter zu geben. Unsere Liebe kann und wird Berge versetzen ... Ich werde niemals aufgeben und meinem Mann die Kraft für den täglichen Kampf geben....


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Monika_BHV« (29.12.2011, 12:18)
#8
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Hallo Monika,

warum klage ich? Warum bin ich traurig und manchmal hoffnungslos?

Wenn ich Deine/Eure Geschichte lese, bin ich berührt und erschüttert. Du bist eine sehr, sehr starke Frau, die mich sehr beeindruckt und mir imponiert.

Woher nimmst Du die Kraft? Daß Du Deinen Mann unterstützt, ihm Mut machst, für ihn da bist, das verstehe ich und das mache ich auch.

Darf ich fragen, wie alt Ihr seid?

Viele Grüße
Anki



#9
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Zitat von: AnkiJ
...  Darf ich fragen, wie alt Ihr seid? Viele Grüße Anki

Du darfst. Ich bin vor ein paar Tagen 49 geworden und mein Mann ein paar Tage zuvor 54.

Woher ich die Kraft nehme? Die gibt mir die Liebe zu meinem Mann. Wir leben erst seit Dezember 2008 zusammen und haben auch erst 2008 geheiratet. Er ist die Liebe meines Lebens.

Gruß Monika

#10
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Ja, es ist immer die Liebe! So geht es mir auch.

Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute für 2012, Gesundheit, Zuversicht, Mut und Zufriedenheit.

Viele Grüße
Anki

PS: Danke Euch allen! Manchmal ist es einfach nur erleichternd zu wissen, daß man nicht alleine ist.
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