Liebe Magdalena,
na ja, du willst von mir nicht hören, wie ich damit umgegangen bin, auf der anderen Seite willst du Erfahrungen von Mensche, die es hinter sich haben. Deshalb erzähle ich dir von meiner Frau.
Vor 15 Jahren ging es ihr nicht anders als dir! Ich liebe meine Frau, aber der Vorschlag zur Trennung kam von mir!
Anuschka darf mit mir nicht einmal kuscheln, weil mir das Schmerzen bereitet! Keine Berührung, kein in den Arm nehmen, niemand der ihre Tränen wegwischt. Das hat sie sich nicht verdient!
Manchmal ging sie nachts mit den Hunden auf die Felder und schrie sich ihren Frust aus der Seele.
Sie hat probiert mich zu verlassen, hatte ein Verhältnis mit einem anderen Mann. Nur das hat ihr dann auch nicht gefallen! Wir sind aneinander gekettet und obwohl ich sprechen kann, fehlen uns die Worte.
Kein Vorwurf von mir, das konnte sie nicht verstehen und sie zweifelte an meiner Liebe, weil ich sie einfach gehen lassen würde.
Ich habe mich aufgerappelt und habe an mir gearbeitet, weil ich mein eigenes Geld verdienen will. Meine Rente ist zwar nicht schlecht, aber zum Sterben zu viel, zum Leben nicht wirklich genug. Zu dem Leben, wie ich mir das vorstelle!
Unsere Enkeltochter hat am Freitag ihren 4. Geburtstag und der fällt mit dem Sonnwendfest zusammen, das in Schweden groß gefeiert wird. Mein Schwiegersohn ist Schwede und er hält die Tradition auch in Österreich aufrecht. Wir werden 120 Leute sein.
Anuschka kommt gar nicht zum Denken, dass es ihr schlecht geht, sie hat so viel um die Ohren, dass für mich keine Zeit bleibt.
Kochen? für mich, mach es selber! So habe ich meine Selbstständigkeit wieder erreicht, nicht mit hinten und vorne betüddeln. Mach es selbst, du kannst es, wenn du willst, das denke ich mir immer, bevor ich um Hilfe rufe und ich kann dir sagen, es bedeutet mir viel, dass ich selber zum Supermarkt fahre, einkaufen gehe und ich machen kann, was ich will!
Gut, das konnte ich erst nach 2- 3 Jahren und jetzt ist es bald 15 Jahre her, dass ich die Hirnblutung hatte.
Du hast mir geschrieben, dass dich dein Mann immer verwöhnte und jetzt viel schlimmer dran ist, als ich es je war und was Du alles verloren hast! Du, Du, Du! Ich meine wir alle haben viel verloren, ohne Ausnahme. In einem gebe ich dir Recht, nicht sprechen können ist schlimm, nicht verstehen, ist noch schlimmer! Meine Frage deshalb, verstehst du deinen Mann?
Du wirst mir jetzt sagen, wie soll ich ihn verstehen, wenn er nicht sprechen kann. Nun es gibt Möglichkeiten um mit Menschen zu kommunizieren, die nicht sprechen können, ich habe mich mit allen meinen Mitpatienten beschäftigt, die eine globale Aphasie hatten. Mit allen konnte ich mich verständigen!
Anuschka hatte ein Burnout und eine Psychologin hat ihr geholfen! Ich hatte ein Burnout und mir hat das Schreiben geholfen!
Liebe Grüße Manfred
http://www.schlaganfall-hirnblutung.at