#21
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Gelöscht

Mal ne blöde Frage. Hat denn keiner von Euch einen Pflegedienst im Einsatz? 
Am Anfang hab ich die Pflege meines Mannes auch selbst übernommen. Für mich wäre ein Pflegedienst zum damaligen Zeitpunkt nie in Frage gekommen. Ich hatte immer das Gefühl ich lass ihn im Stich. Aber mit der Zeit wurde es immer anstrengender für mich, jeden morgen die Diskussionen wann er gewaschen wird, jetzt oder in 5 Minuten und das alles noch vor der Arbeit. Als ich dann sagte jetzt ist Schluss es kommt ein Pflegedienst ins Haus ob du willst oder nicht, das hat ihn dann schon geschockt und er hat gemerkt das es nicht ewig so weiter geht und er alleine dasteht wenn ich nicht mehr kann. Mir hat das dann schon leid getan aber es war wirklich das Beste was ich machen konnte. Ich denke man muss auch mal loslassen können auch wenns einem schwer fällt - aber meistens schaff ich das auch nicht.

#22
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Unbekannt

Gelöscht

Mein Mann war nach dem Schlaganfall 1 ganzes Jahr in der Klinik. Im Anschluss haben wir die ersten zweí Wochen einen Pflegedienst gehabt. Den haben wir aber dann wieder weggelassen, weil wir endlich mal unabhängig sein wollten. Endlich mal ahcen wann und was man will. Nach einem Jahr Klinik waren wir beide reif dafür. Auch heute muss ich sagen, möchte ich nicht jeden Morgen den Pflegedienst zu einer festen Zeit im Schlafzimmer stehen haben, in dem ich ja auch noch liege. Da mein Mann ja Hilfe braucht, um aus dem Bett zu kommen, beim Duschen un, Anziehen und Mahlzeiten zubereiten,würde der Pflegedienst morgens und abends je eine halbe Stunde kommen. Immer zu einer festen Zeit. Wir müssten uns nach dieser Zeit richten. Mir reicht das jetzt schon mit den Therapieterminen, die mein Mann ht (7 Termine pro Woche + Ärzte + mediz. Fußpflege) und die Termine meiner Kinder. Ausserdem , was machen wir die restlichen 23 Stunden. Da muss ich doch bereitstehen.

Solange ich diese 2x30 Minuten pro Tag körperlich noch schaffe, werde ich das machen. Das verschafft uns persönliche Freiheit und Unabhängigkeit. Ich kann mir aber vorstellen, dass ich, wenn ich 20 Jahre älterwäre, anders entscheiden würde.

lg zaubernuss

#23
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@ulrich

wer glaubt, dass üben nichts hilft...hat schon verloren.....ist meine meinung und ich bin auch betroffen

ich lebe im 4.stock, wenn ich nicht wieder laufen gelernt hätte, würde ich auch zu hause sitzen und löcher in die luft starren....aber das wär für mich kein leben mehr

für mich gab es nur die option von fremden gepflegt zu werden ...was für ein horror...da wäre nix von meinem leben geblieben.....oder wieder fit zu werden...da bin ich noch bei und ich genieße jeden tag, den ich noch habe

ich habe zwischendurch auch löcher und ich bin oft ziemlich kaputt, aber ich kämpfe und bin schon wieder ziemlich mobil

von  nix kommt nix, das kann man sich nur erarbeiten

gruss sabine


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »blaubeere« (16.04.2012, 14:22)
#24
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oh mann ihr sprecht mir so aus der Seele. Ich dachte mein Mann ist alleine mit diesem schleifenlassen und rumjammern und auf nix Bock haben nur liegen oder sitzen keine Übungen neben der Physio + Ergo machen usw. 

Das scheint also ein allgmeines Problem zu sein, das beruhigt mich doch irgendwie ein bisschen. 

Ich muss meinen der auch beim aufstehen, hinlegen, anziehen essen zubereiten, toi gang usw Hilfe braucht zu jedem Schritt überreden. Sei es nur morgens aufzustehen, dann das Drama ins Bad sich zu waschen, dann nachmittags wieder aus dem Bett rauszuholen - und Gott bewahre ich scheuch den noch 1mal am tag durch den Flur weil der gehen soll (wenn keine Termine sind) - bin da aber mittlerweile rigoros und frag nimma. Wir sollen auch mit dem Igelball seinen betroffenen Arm abrollen und die Hand kneten. Ich setz mich einfach hin und grabsch mir den Arm. Wenn ich lang fragen würde würd das nie was werden. 

Auch wird er bequemer *G Teller rausbringen in die Küche - sagt er zu mir "der kann raus" - sag ich dann zu ihm - "jo das kannste aber auch selbst mit dem Rolli" ich bin wirklich die letzte die ihn im Stich lässt ich spring und zerreiss mich wo ich kann (mitunter schon 2mal mittag gekocht weil der dann was andres wollte) aber bei solchen Dingen neee da is schluss..... 

pflegedienst kommt für uns noch nicht in Frage - mal sehen wielange ich das schaffe - wobei die 30 min früh und spät mir auch null helfen würden. Anstrengend ist halt das 24 std parat stehen müssen, und das kann kein Pflegedienst erfüllen... 

#25
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vielleicht seid ihr wirklich zu nett zu euren männern und übernehmt auch zuviel verantwortug....

macht es ihnen doch mal schwer.....wenn sie selbst nix tun, passiert nix....du willst was essen, dann geh oder krauch in die küche, bei mir war keine, die mich so betuddelt hätte und wenn der mensch muss, dann findet er auch wege

mich hat meinen alltag irgendwie bewältigen zu müssen am meisten voran gebracht...

lebt mal ein bisschen mehr euer leben und reduziert den komfort für eure männer

das hört sich zwar krass an, aber ihr macht euch da zum wolf ohne erfolg

an meinen kindern (   2 söhne ) habe ich gelernt....quatschen hilft gar nix , nur handeln....konsequenzen erlebbar machen

gruss sabine


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »blaubeere« (16.04.2012, 14:25)
#26
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Zitat von: Claire

Ich bin vom VDK auch auf die Verhinderungspflege hingewiesen worden, werde das jetzt mal prüfen. Kennt ihr euch damit aus?

Also ich nehme seit 2-3-jahren die Verhinderungspflege in Anspruch. Die erste Zeit ging das nicht so, das muß man ja auch erst mal lernen, loszulassen. Für ca. 1560,00 im Jahr kann man jemanden holen zur Betreunug, ich finde das sehr gut. Du holst dir bei deiner KK einen Antrag dafür .           Wir haben da eine Frau, sie macht das in selbstständiger Arbeit und sie war in der Altenpflege vorher, sie kommt nach Bedarf. Und was gut ist, sie spricht sehr viel mit ihm, es ist bei uns auch so, wie einige schreiben, die Antriebslosigkeit, und wozu denn viel sprechen?? wenn man ja eh schon alles gesagt hat? Ja und es ist hier auch so, in der Therapie wird schön mitgemacht, und dann ist es genug, ich habe hier auch alle möglichen Gerätschaften usw. und oft denke ich, warum übt er nicht mehr, wir haben auch eine Sprossenwand, tja.........Und mir fehlt es auch oft, ihn zu motivieren. Er kann auch stundenlang in seinem Sessel sitzen, und Musik hören.   Dabei ist er aber nie launisch und seine Veränderung ist eigentlich überhaupt nicht negativ, wie so einige hier schreiben. Er ist sehr liebevoll, geduldig, das wundert mich oft.

Und durch die Verhinderungspflege kann ich nun auch manchmal was unternehmen, wobei ich ihn nicht mitnehmen kann. Und er hat stundenlang gute Unterhaltung, an der er sich aktiv beteiligt.

Liebe Grüße an alle 

christel


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Rogi« (16.04.2012, 18:09)
#27
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Unbekannt

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Hallo,

ich hab das wegen dem Pflegedienst eigentlich nur angesprochen, weil einige von euch Angst haben, was passiert wenn ihr mal krank seid oder sonst was passiert. Ich muss dazusagen ich habe keine Familie, die mich in der Pflege unterstützt oder jemanden der noch bei uns im Haus wohnt. Vor einigen Jahren bin ich von der Arbeit direkt in die Klinik gebracht worden wegen Herzproblemen. Ich bin also morgens aus dem Haus und abends nicht mehr heimgekommen. Der Pflegedienst ist für mich auch eine Versicherung, dass sich im Notfall jemand um meine Mann kümmert, der sich damit auskennt. Da er sich recht schlecht verständigen kann ist es für einen Fremden unmöglich seine Pflege mit all den Medikamenten usw. zu übernehmen. Unseren Pflegedienst haben wir nun schon seit Jahren, es kommen fast immer die gleichen Schwestern. Ein Anruf genügt und die kommen zu jeder Zeit ins Haus und sehen nach ihm. Die kennen meinen Mann und seine Macken, unser Zuhause, die behandenden Ärzte und den Krankheitsverlauf der letzten Jahre. Von Mo. bis Fr. haben wir das so geregelt, dass die Schwestern erst kommen, wenn ich schon weg bin, also gibt es keinen Streit ums Bad und mein Mann kann noch ein wenig länger liegen bleiben. Gibt es Fragen rufen mich die Pflegekräft auf der Arbeit an. Den Rest der Pflege übernehme ich. Meine Arbeitsstelle ist nur ca. 10 Minuten Fußweg von Zuhause entfernt, ich bin also auch in der Mittagspause daheim, bei Bedarf auch mal zwischendurch und schau ob alles in Ordnung ist. Der Pflegedienst ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein aber es beruhigt mich ungemein, dass ich mir im Notfall keine Sorgen um meinen Mann machen muss.

#28
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Hallo, ich muss jetzt nochmal auf den Einstiegsbeitrag von Marienkäfer zurückkommen.

Jetzt hab ich tagelang versucht, für mich auseinander zu dröseln, was mich persönlich so erschöpft, obwohl ich meinen Mann nicht heben, schieben, anziehen, duschen, füttern usw. muss. Außerdem können wir uns unterhalten und telefonieren.

Eine Pflegestufe hab ich auch nach der Reha, als alles noch schlechter ging, gar nicht in Betracht gezogen, da er diese körperliche Pflege ja nicht von mir brauchte.

Ich glaube, bei mir persönlich ist es diese riesige Verantwortung, die mir im Nacken sitzt, weil sein Kopf noch nicht mitmacht.

Jede Kleinigkeit selber machen oder zumindest daran denken. So banale Alltagsbeispiele, er hat früher eingekauft und gekocht, das hab ich nie gerne getan und er hat es geliebt.

Heute kommt er ohne mich nirgendwo hin. Hat noch Angst vor dem Herd, weil er schlecht sieht.

Ich muss mich heute zwingen, dran zu denken, ach wir haben ja kein Brot mehr.

Ich habs schon mal irgendwo geschrieben, man ist zu zweit, aber irgendwie doch allein.

Aber das sind doch alles Kleinigkeiten im Gegensatz zu dem, was einige von euch auch körperlich tun.

Wahrscheinlich sitzt bei mir dieses Trauma von dem Ereignis selber so tief, dass ich diese Lebensangst grad nicht mehr weg bekomme.

Deshalb würde mich, lieber Marienkäfer, jetzt auch interessieren, ob es auch bei dir eher dieser psychische Druck ist, der dich erschöpft. Denn du kannst mit Hilfe des Pflegedienstes auch volle Zeit arbeiten gehen, das können viele Frauen hier gar nicht.

Gehts uns dann nicht so gut, dass wir eigentlich gar nicht "klagen" dürften ?

Ich hab schon ein richtig schlechtes Gewissen und muss mich mal mehr zusammen reißen.

Außerdem muss ich noch eben loswerden, dass ich den Umgangston in diesem Forum hier einfach super finde, immer mit Respekt und Achtung, das ist nicht selbstverständlich, danke dafür !

Liebe Grüße vom WiWu.

 

#29
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Unbekannt

Gelöscht

Guten Abend zusammen,

also ich bin ja auch körperlich gefordert ... mit allem was so dazu gehört. Aber ich habe nicht das Gefühl dass mich diese körperlichen Anstrengungen manchmal sooooo fertig machen. Da kommt einfach vieles zusammen. Natürlich denke ich im normalen Alltag nicht pausenlos darüber nach, wie das Leben auch aussehen könnte, was wäre wenn ... aber ich bin davon überzeugt dass es mich im Unterbewußtsein beschäftigt. Diese tausend kleinen Kleinigkeiten ... zusammen kochen, renovieren, in den Urlaub fahren usw. usw. usw. Immer und immer wieder sage ich mir wir haben Glück gehabt, wir haben nun sogar zweimal Glück gehabt ... es gibt noch viele Entwicklungsmöglichkeiten ... alles das was ihr euch sicherlich auch denkt. Und trotz alledem ist da manchmal diese Wehmut, Traurigkeit ... und nach ein paar durchwachten Nächten kommt die Erschöpfung wieder. Aber man geht den nächsten Tag wieder mit ganz viel Optimismus und Energie an. Ist es denn dann verwunderlich wenn der Akku irgendwann leer ist? Anfang des Jahres war ich an einem Punkt wo ich dachte ... bis hierher und keinen Schritt weiter ... wenn ich Menne noch ein einziges Mal aufbauen und motivieren muss ...weiß ich nicht was passiert. Dann kam ja die Lungenentzündung mit künstlichem Koma usw. Schnell relativiert sich alles wieder und ich hatte nur einen Wunsch... egal wie anstrengend es ist, ich habe nur einen Wunsch, ich möchte dass mein Mann sofort wieder neben mir auf dem Sofa sitzt. Wie gesagt ich glaube dass das alles sehr kompliziert ist, dass man nicht GENAU den einen wunden Punkt herausfiltern kann.

So wie es kein Rezept gibt, wie man mit all dem umgeht.

Hier zu schreiben und hier und da auch ein paar Tipps anzunehmen, macht vieles leichter. Man fühlt sich nicht mehr so allein.

#30
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Ihr Lieben,

egal wie schwer oder wie leicht unsere zu pflegenden Angehörigen sind, die Welt dreht sich einfach anders und jede von uns weiß das es so ist. Das ist richtige Trauerarbeit die wir für uns und mit unseren Erkrankten leisten müssen. "Ich möchte mein altes Leben zurück" habe ich gerade heute noch gehört und wir haben darüber getrauert. Wir dürfen auch mal ausgepowert sein, auch mal ungerecht und denken ich schaffe das nicht mehr. Die Legitimation dafür ist schon dadurch gegeben weil wir ständig alles geben. Wenn das Akku dann mal leer ist fehlt einfach die Energie, etwas geben zu können, und das ist auch o.k. Ich denke das sind die Momente wo auch macher Erkrankter spürt das "er" jetzt mal dran ist. Ich hab´s ja schon mal geschrieben, auch ich gebe immer alles. Weil ich das weiß bin ich sehr, sehr gnädig mit mir wenn ich mal nicht so ausgewogen bin. Nachdem sich alles halbwegs eingespielt hat bin ich nicht mehr so erschöpft. Mittlerweile genieße ich wieder in stiller Freude wenn wir unseren Tag gut herum gebracht haben und unseren gemütlichen Abend beginnen.

Ich drücke euch alle mal ganz fest!

LG, Jutta

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