Hallo!
Das ist ganz sicher sehr schwer für Dich in dieser Situation. Kann gut verstehen, dass Du am Ende mit den Nerven bist.
Hat Dein Freund Kontakte zu ebenfalls Betroffenen? So wie ich es zwischen den Zeilen lese, ist der sicher auch nicht bereit, sich professionell helfen zu lassen, oder?
Offensichtlich ist seine Sichtweise verschoben: er scheint einen Tunnelblick zu haben, sieht nur noch das, was er nicht mehr kann. Hier muss er raus.
An Deiner Stelle würde ich ihm sagen, dass er sowas wie Küchenrollen auf den Augen hat: er sieht nur noch einen kleinen Ausschnitt der Welt und beißt sich daran fest. Wenn er Dich nicht verlieren möchte, soll er sich die Küchenrollen mal wegschlagen, damit er auch mal wieder die Welt drumherum sieht. Er könnte viel schlimmer betroffen sein. Es nützt nichts, nur nach hinten zu sehen und darüber zu jammern, dass es so ist wie es ist. Wir alle müssen mit dem Leben, was Sache ist und das beste daraus machen.
Du solltest auch mal über eine Auszeit für Dich nachdenken, vielleicht kannst Du mal eine Woche wegfahren? Betreuende/Pflegende Angehörige haben glaub ich Anrecht auf 10 Tage Urlaub. In dieser Zeit übernimmt die Krankenkasse die Betreuungskosten für den Patienten. Ich weiss nicht, wie die Situation bei Euch aussieht, aber an Deiner Stelle würde ich sagen, dass Du Dich mal ausklinkst, damit jeder mal darüber nachdenkt:
wie stelle ich mir die nächsten 2 Jahre vor? Was muss sich ändern/ was kann man ändern, was kann man nicht ändern? Sc hreib Dir vielleicht auch einfach mal auf, wie Du Dir konkret Dein Leben mit dieser Situation erträglich vorstellen kannst. Was muss er ändern, damit das geht? Dann solltet Ihr darüber diskutieren, ob man das ändern kann und was dem im Wege stehen kann. Wenn er in keiner Weise auf Dich zugehen kann, gibt es wohl kaum realistische Chancen, oder?
Eure Lebenssituation hat sich wie für uns alle durch einen Schicksalsschlag geändert. Keiner kann an dieser Tatsache etwas machen. Ob man will oder nicht: die Karten müssen neu gemischt werden, man muss sich ein neues Lebenskonzept gemeinsam überlegen.
Ich hoffe, dass Du ihn zur Einsicht bringen kannst. Gibt es ansonsten einen gemeinsamen Freund, der Deine Sicht der Dinge ihm auch mal näher bringen kann? Er muss aus dieser Opferrolle raus, Selbstmitleid ist kontraproduktiv. Vielleicht gibt es ja auch Selbsthilfegruppen für betroffene Angehörige? Viele von uns haben ja damit zu kämpfen, dass die Betroffenen depressiv, antriebslos oder aggressiv geworden sind.
Hoffentlich hilft Dir unser Zuspruch ein wenig, Du bist nicht allein!
Beste Grüße und Kopf hoch!
Kate