#11
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Gelöscht

Lieber Feuerfisch,

mich hat der SA am Ostermontag erwischt und seit gestern arbeite ich wieder. Manchmal denke ich daran, wie gesund und sicher ich mich noch vor einem Monat gefühlt habe. Dieses Gefühl ist wohl für immer verloren, denn die Angst vor einem neuen SA wird bleiben, auch wenn sie mit fortschreitender Zeit immer mehr in den Hintergrund treten wird.

Das "Schluckecho" wurde bei mir auch durchgeführt und wurde mir im KH als die übelste Untersuchung beschrieben, die man im Repertoire hätte. Allerdings empfand ich sie gar nicht als so übel, denn nachdem der Arzt eine Ultraschalluntersuchung meines Herzens und meines Bauchraums vorgenommen hatte, meinte er, er gäbe mir ein Medikament, das wie "zwei Gläser Sekt" wirken würde, so dass ich kaum noch etwas von der eigentlichen Untersuchung mitbekommen würde. Es war keine Narkose, aber ich habe NICHTS von der Untersuchung mitbekommen. Ich bin erst wieder "wach" geworden, als er mir sagte, dass alles vorüber sei. Ich hatte keine Schluckbeschwerden und mir ging es sofort wieder gut. Allerdings war ich noch sehr müde und ich habe dann noch etwa 2-3 Stunden geschlafen, bis ich wieder fit war.

Dass ich ein PFO hatte, stand schon nach einer äußerlichen Ultraschalluntersuchung fest, bei der auch ein Kontrastmittel in die Armvene gespritzt wurde. Nach dem TEE stand fest, dass ich ein PFO vierten Grades habe und ein Vorhofseptumaneurysma. Diese beiden Anomalien zusammen haben den SA ermöglicht.

Du hast Recht, wenn du sagst, dass es beruhigend ist, wenn man weiß, warum man den SA erlitten hat. Genau so war es bei mir auch, denn nun wusste ich, dass ich nichts dagegen hätte tun können. Ich rauche nicht, ich habe einen Bilderbuch-Blutdruck, meine Zucker- und Cholesterinwerte liegen beide im unteren Bereich.

Ich nehme jetzt Marcumar und ich weiß, dass mir nun weniger passieren kann als vor dem SA - und DAS ist ein Gefühl, als hätte man eine Lebensversicherung abgeschlossen.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du die Untersuchung gut überstehst, die wirklich nicht schlimm ist und auch nicht weh tut. Vielleicht wirst du dann auch die gleiche Diagnose hören, wie sie bei mir gestellt wurde.  Viele vor uns mussten schon damit leben und sie haben ihr Leben gemeistert. Wir schaffen das auch, auch wenn die Angst unterschwellig bleiben wird.

Herzliche Grüße und alles, alles  Gute für deine Untersuchung,

Heike

#12
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Liebe Heike

Vielen herzlichen Dank für deine Antwort. Nun geht es mir bedeutend besser und ich habe viel weniger Angst vor dem Untersuch.
Es tut gut zu wissen, dass man nicht die Einzige ist. Ich finde dieses Forum eine ganz tolle Sache und ich bedanke mich herzlich für all die guten Beiträge hier. Auch die Geschichte von vielen hier wie von Margy oder Stefan Beer haben mich zu tiefst getroffen. Da muss ich sagen, da ging es mir ja wirklich super und ich habe mich auch mehr oder weniger vollständig erholt. Das einzige wo ich bis jetzt noch habe sind die versprecher wo ich oft mache und die enorme Müdigkeit. Bei dir hat es ja auch das Sprachzentrum angegriffen,merkst du auch noch etwas beim Sprechen?
Wie ich gelesen habe, nimmst du jetzt Marcoumar, doch eine Operation hat man bei dir nicht gemacht. Hat das einen bestimmten Grund?

Nochmals vielen Dank und einen lieben Gruss Irene
#13
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Liebe Irene,

meine Sprachprobleme dauerten nur etwa zwei Stunden an, danach war alles wieder in Ordnung. Mit Versprechern habe ich keine Probleme, aber ich merke selbst, dass ich mich beim Sprechen viel kritischer prüfe als sonst. Wenn ich mal etwas falsch sage, korrigiere ich mich sofort - das hätte ich vor dem Schlaganfall elegant übergangen.

Die OP käme zwar theoretisch für mich in Frage, aber praktisch stehe ich vor dem Problem, dass mir viele davon abraten. Zum einen heißt es, dass die Methode noch nicht lange genug erprobt sei und zum anderen warnt man mich vor den Risiken eines solchen Eingriffs. Mein Hausarzt meinte, dass er die Diagnose gern noch einmal von einem Kardiologen überprüfen lassen wolle, aber dagegen habe ich mich  (vorerst) gewehrt, weil ich nicht schon wieder Untersuchungen über mich ergehen lassen wollte. Mit Marcumar habe ich kein Problem, aber möglicherweise sehe ich das in einigen Monaten anders und ich entschließe mich doch zu einer OP, denn ich habe hier nur Gutes über die "Schirmchen-Methode" gelesen.

Noch ist das alles viel zu neu und erschreckend für mich und ich bin froh, dass ich erst einmal aus der akuten Gefährdungsphase heraus bin. Ich bin auch oft sehr müde. Gestern wurde mir schwindlig und sofort kam die Panik auf, dass ich wieder einen SA haben könnte. Dabei war es nur mein niedriger Blutdruck und der Kreislauf, der dann schlappmachte. Gott sei Dank habe ich einen  sehr liebevollen und verständnisvollen Partner, der  mich gleich beruhigte und mir die Angst nahm.

Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis ich gelernt habe, meinem Körper wieder zu trauen.

Sei herzlich gegrüßt von Heike!




#14
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Gelöscht

hallo Heike,
 
ich hatte vor 2 jahren einen heftigen SA, verursacht wurde er durch ein Loch im Herzen.
Ich stand vor der entscheidung ein leben lang Macumar oder Schirmchen...
Ich habe mich für das Schirmchen entschieden, die OP war überhaupt nicht schlimm.
Es gibt 3 Nachuntersuchungen und dann ist alles überstanden.
Von den Schirmchen merke ich nichts, ich lebe ohne Angst und bin froh das ich das gemacht habe...
 
Einen lieben Gruß
 
Wally
;)
#15
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Gelöscht

Hi Heike,

Tja,.. 'jede Menge Fragen', die dich bewegen:

1. Wie seid ihr mit dem (durchaus gut gemeinten) Mitleid Anderer umgegangen?

2.Wie lang dauerte es bei euch, bis ihr akzeptiert hattet? bis ihr nicht mehr in Tränen ausgebrochen seid?

3. Oder fällt es mir nur so schwer, weil ich noch keine wirklich schwere Krankheit durchmachen musste?
hat jemand von euch psychotherapeutische Hilfe benötigt?

-'Meine Probleme mögen seltsam klingen, angesichts der Schwere der Beeinträchtigungen, die manche......'

Als ich deine Zeilen gelesen hatte, da habe ich mich gut wiedergefunden, und kann mir gut vorstellen,
daß dich dieses Thema stark beschäftigt.

und insofern sind das keine kleine Probleme... sie' klingen' nur seltsam.


Am Anfang müsstest du dich (vielleicht mit Hilfe eines Mediziners), vergewissern, daß dein Weinen
wirklich Ausdruck einer tiefen inneren Verzweiflung und Traurigkeit ist.

Wenn das so wäre, dann bist du sicher bei einem Neuropsychologen gut aufgehoben.

Bei mir war das ganz anders: ich hatte meine Tränen/Weinen nicht unter Kontrolle.
Es passierte mir nicht sehr häufig, und dann auch zu unpassenden Momenten z. B.:
'gut gemeintes Mitleid', 'Lob zu meinen Fortschritten' ....
Mich hat meine Reaktion 'mit Tränen' gestört... ich war ja auf garkeinen Fall 'traurig', und ich konnte meine Tränen nicht unterdrücken.
Ich begann damals, über dieses Phänomen mich zu informieren (Internet...)

... und habe das Folgende gefunden:

'Nach einem Schlaganfall können sich vielfältige Störungen derHirnleistungen einstellen, oft leidet
(die Aufmerksamkeit,die Reaktion, das Gedächtnis, das Denken und Verstehen..)Vielen Patienten mangelt es zudem an Einsicht, Kritikfähigkeit undBelastbarkeit, häufig finden sich auch starke Stimmungsschwankungen.

Das liegt daran, daß meistens auch der Affekt von dem SF-Patienten betroffen ist. Die Patienten haben ihre Gefühle nicht mehr genau unter Kontrolle. Typisch ist z. B.: daß sie unkontrolliert weinen oder in unpassenden Situationen plötzlich zu lachen anfangen.

Das pathologische Lachen und Weinen als Ausdruck der AFFEKT-Inkontinenz  folge hirnorganische Störungen.
Unter pathologisches Weinen versteht man dabei ein Krankheitsbild bei dem wiederholte Anfälle von unfreiwilligem Weinen auftreten, die zur gegenwärtigen Stimmung inkongruent sind und auch nicht zum situativen emotionalen sozialen Kontext passen, und ohne das Empfinden von Traurigkeit auftreten.

So,....viel Theorie dazu....

Ich denke, bei dir müsste jetzt geklärt werden, ob dein Schlaganfall den Affekt gestört hat, und ob das Weinen bei dir pathologisch ist.

Ja,.. wie gesagt: ein Gespräch mit einem Neuropsychologen ist vermutlich angebracht.

Ich selber bin mit meinem Problem nicht zum Neuropsychologen gegangen.
Ich habe damals über den Sachverhalt meine Frau aufgeklärt, habe ihr gesagt, daß mir dabei am meisten hilft,
wenn man diesem Weinen keine größere Aufmerksamkeit schenkt. Denn ich war mir sicher, daß mein Weinen
nicht Ausdruck meiner Traurigkeit ist.
Ich konnte das Weinen nicht kontrollieren, es trat unvermittelt auf, und 'grundlos'.

Ja,.. das als Antwort auf die Frage'wie bin ich damals damit umgegangen'
Ich habe über diesen Defekt mit meiner Umgebung gesprochen. und wenn die Tränen auftraten, habe ich versucht, sie 'runterzuschlucken'.

2. Akzeptiert habe ich diesen Defekt nie, habe dagegen angekämpft.
Ansonsten habe ich immer versucht, so zu verhalten wie 'früher', habe Aufgaben übernommen... und wenn ich das erfolgreich getan habe, hat das mein Selbstbewußtsein spürbar gestärkt. Ich habe meinem umfeld klar gemacht: Mit mir kann man rechnen trotz meiner körperlichen Defizite. Das habe ich mit Dingen erreicht,
die ich auch mit einer Halbseitenlähmung tun konnte.
z. B.: -Schachspielen gelernt
-arbeiten am PC gelernt.
Ich habe mich bemüht, daß meine Umgebung mich als 'normal ' eingeordnet hat.
Ich habe meinen Schlaganfall 'zur Kenntnis genommen', meine Schwachstellen erkannt und sie bekämpft.
z. B.: wenn meine Umgebung mir sagen wollte ' das kannst du nicht mit deinem Schglaganfall; ich mach das für dich! Da wurde ich bockig, Nein, ich kann das!
Das war ein permanenter Prozeß, der da abgelaufen ist.
Und heute 10 Jahre nach dem Schlaganfall, habe ich mich mit diesem Ereignis abgefunden. Ich muß dazu sagen,
mit einer 'starken Frau'.

So, das soll's gewesen sein!

Tschüs, alles Gute.





Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal bearbeitet, zuletzt von »hemi_1« (17.04.2008, 19:12)
#16
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Hallo Hemi!
 
Hast du es erst nach 10 jahren akzeptiert oder schon eher?
 
Mein Mann 42J. hatte vor 3 Jahren eine Stammhirnbluzung 3u.4 Ventrikel, ist seitdem im Rollstuhl, kann aber alles bewegen, hat aber in der kompletten rechten Seite eine Attaxie und Sensibilitätsstörung und sehr starke Wackelbilder. Er trainiert täglich (ambulante Ganztagsreha) um jeden kleinsten Fortschritt. Aber er ist immer noch sehr ungeduldig.
 
Jetzt hat er vor 3 Tagen das erstemal zu mir gesagt:"Ich muß endlich akzeptieren, das ich Krank bin!"
 
Ich hoffe sehr, das er es auch tut, und es Ihm damit besser geht.
 
LG
Jutta
#17
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@ Jutta,
Ich kann dir genau sagen, welcher mein erster Gedanke war:

..... ich bin vor meinem Schlaganfall, nicht sehr klug mit meiner Gesundheit  umgegangen
Mit anderen Worten 'ich hätte mein Schlaganfall verhindern können'.

und als mir das nach dem ersten Gespräch mit dem Reha-Arzt klar wurde, habe ich mir gesagt.

'So,... jetzt hast du dir diese 'Sch,... eingebrockt, jetzt löffel sie auch aus.'... Und habe mich' reingehängt'
 in den Therapieplan...
Wobei mir damals nicht klar war, wie stark ich meine Frau in diese Misere  reingezogen habe.
Denn ihr Leben wurde durch meinen Schlaganfall erheblich  belastet.Nnicht nur der Patient
wird von SF stark getroffen, sondern auch seine Angehörigen...



  Jetzt muß ich auch sagen, daß ich nicht so stark betroffen war (Halbseitenlähmung links,
Sprachstörung) wie dein Mann.
Diese Aufgabe, vor der er steht, ist unmenschlich. Ohne einen eisernen Willen und viel Geduld,
wird er sich schwer tun.

Tschüs, alles Gute, viel Erfolg.
:)
#18
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Hallo Hemi!
 
Du hast recht, mit dem was du schreibst. Auch die Angehörigen haben es nicht leicht. Vorallen die, die Rund um die Uhr für Ihren kranken Partner/ Angehörigen da sind.
 
Deswegen ist auch das Forum hier für uns genau so wichtig. Man lernt andere Angehörige kennen und kann scih austauschen und über sein Befinden reden und sich gegenseitig aufbauen, denn auch wir haben Momente, wo es uns schlecht geht.
 
Deswegen möchte ich mal hier an dieser Stelle alle Angehörigen ganz lieb Grüßen, die unermüdlich zu Ihren Partner, Eltern, Geschwistern stehen!
 
Liebe grüße
Jutta
 
Toll das es euch gibt!!!!!!
#19
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Hi Jutta,
Ja,.. das kann ich auch als 'Vertreter aller Betroffenen ' sagen:

Toll, daß es euch gibt!


Tschüs, alles Gute, und eine gute Zeit.
:)
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