#1
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Verzweifelt

Gast

I)

Ich erzähle dir die Geschicht meines Lebensgefährten, die ein Stück auch meine wiedergibt.
Am 29.03.06 kam mein LG von der Arbeit nach Hause. Spätdienst, der eigentlich bis 22 Uhr geht(Schliesser in unserer JVA). Er kam aber schon 21.15 Uhr. Er war kalkweiss, schweißgebadet und Schmerzen in der Brust. Das er seit Jahren Bluthochdruck hat, weiß er, Medikamente, naja. Brauch ich doch nicht! arzt wollte er natürlich nicht, das wird schon wieder. Er ist die halbe Nacht rumgewandert. Aber nächsten Tag wieder auf Arbeit.
Am 04.04.06 Frühdienst. Wir sind nach seine Schicht noch mit Auto unterwegs gewesen. Da meinte er nur, das er taubheitsgefühl im linken Arm hätte. Hmm.... Keiner dachte an etwas schlimmes. Er ist dann gegen 20 Uhr zu Bett. 8 Minuten später lag er im Flur, konnte nicht mehr richtig reden und laufen auch nicht. Ich habe sofort die 112 gewählt. 20 Minuten hat es gedauert, mir kam es wie Stunden vor. Verdacht auf Schlaganfall. Ich sass bis 0.08 in der Notaufnahme. Grausam. Dann die Diagnose. Schlaganfall, ischämisch. mit vorangegangenen Herzinfarkt. Und am 29.03.06 das war auch ein Herzinfarkt. Zu Hause mußt ich dann erstmal unseren Sohn(damals 3Jahre) beruhigen. Er hatte ja alles mitbekommen.

Am nächsten Tag ins Krankenhaus. Er sass im Bett und lachte. Erzählte mir noch was sie alles gemacht haben. Reden viel ihm immer noch sehr schwer. Aber ich gab mir Mühe ihn zu verstehen. Linke Seit komplett gelähmt.
Arzt meinte ein Gerinnsel wäre noch in der linken Herzkammer und davon hatte etwas die Hirnaterien verstopft. Sonst sei er jetzt stabil. Juhu... Ich nach Hause. dachte, alles wird wieder gut. WAR ES ABER NICHT! Abends rief ein Arzt an, das er einen Herzstillstand hatte. Er mußte 6 mal mit 300 Joule wiederbelebt werden, war zwei minuten klinisch tot!!! Schock. eine Woche künstliches Koma. Ich bekomme die Bilder bis heute nicht aus den Kopf. Er weiß davon nichts mehr. Er brauchte fast 2 Wochen um wieder richtig wach zu werden.
Dann mußte der Defi implantiert werden. Naja. Dann Reha. Die Sprache kam komplett wieder. Und nach 6 Wochen konnte er mit Hilfe von UA-Stütze wieder alleine Laufen. Der linke Arm blieb gelähmt.
2 Jahr ging alles gut. Bis zum 28.01.08- erstesmal das der Defi schockte. Das letzte mal am 27.02.08. Momentan ist er stabil. Bekommt jetzt´ Cordarex-kaliumnor-belok zoc-Aldactone-vitamin b duo-ebixa und ass100.


Herzinsuffizienz III Grades, EF von 25%(momentan), chronische Niereninsuffizienz III Grades und Demenz.
Ja, jetzt pflege ich Ihn seit fast zwei Jahren rund um die Uhr. Seit dei Wochen kann er nicht mehr Laufen, weil rechte Seite auch nicht mehr so will wie er. Reiche ihm das essen und bin ihm behilflich beim urinieren(Urinflasche) und der Rest schiebern. Und nebenbei habe ich noch den ganzen schriftkram zu erledigen(Krankenkasse, Insolvenz,seine Scheidung und und und...) Und meine 3 Kinder brauchen mich auch noch(5, 15 und 17).

Ich bin froh, hier im Forum so herzlich aufgenommen wurden zu sein und das ich auch mal jammern kann und keiner sagt, gib ihn doch ins Pflegeheim wenn es dir zu viel wird.

Ganz liebe Grüße Christine

#2
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Unbekannt

Gelöscht

hallo christine.

ich kann nur bewundern wie du, und auch viele andere uns helfen, unsere krankheiten zu tragen.
meine eltern machen auch die ganzen kleinen dinge für mich, vom aufstehn bis zum zu bett gehen. obwohl ich schon ziemlich selbstständig bin.
auch stellvertretend für diejenigen, die sich nicht bedanken können.
danke.

margy

margy hat seine geschichte und viel mehr aufgeschrieben unter www.margy-plauen.de

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Christine,
 
auch ich ziehe den Hut vor Dir und das vieles vor allem der Behördenkram nicht einfach ist, das wissen wir hier alle nur zu gut.
 
Ich hoffe, dass Dir Deine beiden älteren Kinder eine kleine Stütze sein können und vor allem, dass es Deinem LG bald wieder so gut geht, dass er Dich bei dem Behördenkram unterstützen kann. Ich weiss auch wenn es schwer ist, beantrage wieder eine REHA für ihn, damit ist Dir und Ihm geholfen
#4
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Unbekannt

Gelöscht

Liebe Christine,

ich kann Deine Situation gut nachvollziehen.
Es ist eine unheimliche Belastung, wenn man nebenher noch Kindern gerecht werden muss. Es tut mir so leid, dass Ihr immer wieder vor neue Belastungen gestellt werdet...

Mir geht es ähnlich...Meine Eltern hatten in 2006 innerhalb von 4 Monaten eine Gehirnblutung. Seither durchwandern wir abwechselnd bei beiden ein tiefes Tal. Es vergeht kaum eine Woche, wo nicht irgendein furchterregender Anruf kommt. Ich zucke schon zusammen, wenn ich die Vorwahl auf dem Tel-Display sehe.

Mein Vater  ist völlig pflegebedürftig, ich habe mich mit meiner Mutter zu Hause bisher oft abgewechselt (mußte aber immer viel organisieren, weil ich 400km weit weg wohne), nachts Papa 3 x wenden und tagsüber das volle Pflegeprogramm.  Oft war auch mitten in der Nacht irgendwas am Katheter oder am künstlichen Darmausgang undicht (tausend Komplikationen...), dann mußten wir nachts auch oft so Dinge erledigen wie allein das Bett neu beziehen, was schwer ist. Er ist sehr steif und kann nicht richtig mithelfen beim Anziehen, kann sich im Bett nicht alleine drehen u.s.w. Morgens ist man dann schon wie gerädert und hat die Kinder um einen herumspringen. Man möchte ihnen ja auch gerecht werden. Dazu dann die geschäftlichen Anrufe und Erledigungen...

Der Pflegedienst hatte uns offensichtlich zu oft Keime wie ORSA und MRSA eingeschleppt, so dass wir auch das genervt einstellen mußten, um die offenen Wunden irgendwann mal wieder zu zu bekommen...

Kann also absolut nachvollziehen, wie schwer es ist, jemanden allein zu Hause zu pflegen. Nebenher habe ich noch eine kleine Firma und eine Familie mit 2 kleinen Kindern (1. und 2. Klasse). Und meine Oma mit 95 muss auch noch betreut werden.

Manchmal ist man dann wirklich mit den Nerven am Ende und fragt sich, warum das mit den Rückschlägen nicht mal aufhören kann. Sicher geht es Dir genauso.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es aber auch niemandem etwas bringt, wenn man sich total bis zur Selbstaufgabe aufreibt. Damit kann man dem Betroffenen und den anderen Familienangehörigen auch nicht weiterhelfen.

Kann Dein Lebensgefährte noch mal in eine Reha? Das sind doch teilweise neuaufgetretene akkute Ereignisse. Hast Du mit dem Sozialdienst gesprochen???

Wenn sich der Zustand Deines Lebensgefährten so verschlechtert hat mußt Du zusammen mit dem Sozialdienst überlegen, inwiefern Du das alles zu Hause noch leisten kannst und welche Möglichkeiten ihr habt.

Wie auch immer, von Herzen alles Gute für Euch!
Liebe Grüße von Kate


#5
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Unbekannt

Gelöscht

Liebe Christine, hier im Forum bist du wirklich gut aufgehoben. Bei uns ist es fast genauso. Mein Mann hatte am 28.8.07 eine massive Hirnblutung. Es folgte OP mit Entdeckelung. Überlebenschance gleich null.Zu unserer Freude entwickelte sich aber alles sehr gut. Er war vom Kopf her komplett klar. Konnte nach drei Monaten wieder sprechen. Hatte bis dahin eine Trachialkanüle(Luftröhrenschnitt), mit der er ja nicht sprechen konnte. Er lernte wieder zu sprechen zu essen und zu trinken. Seine linke Seite war gelähmt, hat aber im Januar wieder angefangen sein Bein zu bewegen.Dann kam der Tag an dem er wieder in die Klink kam um seinen Deckel einzusetzten. Ich weiß nicht was passiert ist, aber seit dem Tag liegt mein Mann im Koma und wird nicht wach. Es sind heute genau 7 Wochen her.
Er ist zwar in einer Frühreha, kommt aber ende des Monats raus.Da wir umziehen müssen, und alles noch renoviert bzw. umgebaut werden muss, muss ich ihn leider während dieser Zeit in eine Kurzzeitpflege geben.
Ich hoffe nur das er die Zeit überlebt. Gestern ist mir Angst geworden. Als ich zu ihm gefahren bin,habe ich sofort gemerkt das er Fieber hat. Das nicht so knapp. Wenn er anders gelagert worden ist, hat er aus der Nse und dem Mund erbrochen. Beim Stuhlgang war es genauso, wenn er drückte hat er erbrochen.
Wir haben dann die Ärztin kommen lassen und die hat ihn untersucht uns aber nichts erzählt. Ich war schon am toben. So kann man einfach kann man mit uns Angehörigen doch nicht umgehen. Plötzlich sind die Schwestern gelaufen und haben meiunem Mann einen Einlauf gemacht. Er hatte aber garnicht so einen festen Stuhlgang eher wie ein Baby.Unsere Tochter astellte sich in den Gang und wartete auf die Ärztin. Als sie endlich aus dem Zimmer kam wolte sie einfach gehen. Unsere Tochter rief über den ganzen Gang sie solle doch mal kommen.Wir fragten was los ist.Antwort: Er bekomt gerade einen Einlauf. Drehte sich um und lies uns stehen.
Glaube mir der Gang hat gebebt. Das Pflegepersonal durfte uns nichts sagen , hat aber den ganzen Zoff abbekommen. Unser Schwiegersohn kam dann und hat solange gemacht das uns der Pfleger gesagt hat das der Darm anscheinend so voll ist das er einen Einlauf bekommen muss.
Heute habe ich als erstes den Stationsarzt sprechen wollen. Unser Sohn war zum Glück auch da. Was ich dann erfahren habe, macht mich nur noch wütender. Mein Mann hatte gestern Schlingen m Darm und dadurch einen Darmverschluss. Das Brechen kam auch davon und das Fieber. Warum konte man uns das gestern nicht sagen?
 
So das zu meiner Geschichte. Wir mssen sehr viel Kraft aufbringen und für unsere Liebsten dasein. Es ist mit sicherheit nicht leicht, aber wir schaffen das auch noch. Du hast ja schon zu Hause gepflegt, das komt auf mich erst noch zu. Aber ich weiß für wen ich es mache.
Ich frage mich imer wieder warum ausgerechnet uns das passieren musste. Wir waren doch so glücklich.
 
Ratscläge kann ich dir leider nicht geben. Ich wünsche dir aber sehr viel Kraft und drücke dich ganz feste.
 
LG Heike
#6
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Christine,
es ist wirklich so - dass was wir Dir hier raten kannst Du nur aufnehmen und schauen/fühlen, ob es in Deine Situation passt. Deine Situation ist deshalb so kompliziert, weil Du allein hantierst, deine Kinder eben noch Kinder sind. So wie Du schreibst, bist Du inzwischen ohne Freunde, ohne Hilfe von außen.
Wenn Dir dass schnaufen hier hilft, hole Dir die erste Kraft von hier.
Aber es MUSS einen weg geben, der dich stabilisiert.
Wenn Du zusammenklappst, ist alles aus und keinem geholfen.

Ich kann mich erinnern, damals war ich ein Kind im Osten... gab es im Westen die Vokabel Müttergenesungswerk.
Da ging es Deutschland noch gut, was gibt es heute?
Jupp - das gibt es noch
http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCttergenesungswerk

Indikation für eine reha dort:
...Außerdem gibt es in mehreren Einrichtungen Angebote, die besondere Lebenssituationen von Frauen berücksichtigen, z. B. Angebote für Mütter mit behinderten Kindern, für Mütter mit pflegebedürftigen Angehörigen, für Mütter mit suchtkranken Familienangehörigen, für allein erziehende Mütter oder zur Trauerverarbeitung....
genau da schicken wir Dich hin!

Beratung findest Du hier  http://www.muettergenesungswerk.de/cms/(S(c4tu2j45uxgrehuci4jejb55))/DesktopDefault.aspx?TabID=420

Und dein Mann kommt in der Zeit auch in eine fürsorgliche Obhut.
Denkt mal alle mit, bitte.


Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal bearbeitet, zuletzt von »Tillman« (10.03.2008, 20:17)
#7
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Christine,
 
du solltest Dich wenn Du von Außen keine Hilfe hast entlassten wo es nur geht, auf die Dauer schafft Du es nicht. Das mit der Insolvenz habe ich irgendwo mal gelesen kannst Du auch über das Diakonische Werk machen lassen, die müßte es ja auch bei Dir in der Nähe geben kostet nichts.
 
Hier hast Du einen Link wo Du eine Haushaltshilfe für 8 Std. am Tag herbekommst, wird über die KH bezahlt und ich meine für fast ein Jahr. Kannst alles hier nachlesen über das Sozialamt geht das auch.
 
 
Dann würde ich alles was Du bei Deinem Mann über denn Sozialen Dienst über Ziffern abwickeln kannst mit dem Hausarzt besprechen. Wird ja dann über die Kasse abgerechnet, gibt auch Zeit für Dich.
 
Scheidung gut da must Du selber durch.
 
Mit der Kasse mach ich alles per Mail oder Tel. oder im vorbeigehen über Briefkasten habe da keine Zeit, die Sachbearbeiter sind doch dafür da uns zu helfen.
 
Hoffe ich konnte Dir helfen 🙂
 
LG Rüdi
 
 
Damit hast Du zwar jetzt ein wenig Arbeit, aber später mehr Zeit für Dich, wenn ich noch eine Idee habe Schreibe ich Sie Dir.
 
 
#8
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Verzweifelt

Gast

Danke Margy!Danke Hexe222!Danke Kate!Danke nkp!Danke Tillmann!Danke Caveman!
Ich bin endlich unter Menschen die mich verstehen! Danke, das tut so gut!
Ich habe mich auch gleich an das Telefon gehangen. Die Leitung glüht! Jetzt bekomme ich endlich Hilfe!
Und an alle! Ich leide mit jeden einzelnen mit. egal ob Betroffener oder Angehöriger! Wir leisten alle sehr viel und nur GEMEINSAM schaffen wir es!!!

      
:)Ich habe mein Lächeln wieder gefunden! Ganz liebe Grüße Christine

#9
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petra45

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liebe christine.... du hast meine HOCHACHTUNG... ich hoffe, das du menschen um dich hast, mit denen du reden , die dich in den arm nehmen  damit du weinen und dich auch mal fallen lassen kannst.
ich wünsche dir kraft und nimm alle hilfe an die dir geboten wird...
glg petra
#10
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Verzweifelt

Gast

Hallo Ihr Lieben

EKG:
Sinusrhythmus = Herzrhythmus vom Sinusknoten = so wie es sein soll

LAH = Erregungsleitungsstörung (verspätete Weiterleitung) = normalerweise nicht dramatisch

ÜLT= überdrehter Linkstyp = Lager der elektr. Herzachse, ergibt sich aus o.g. Befund (LAH), nicht dramatisch

Ultraschall:
Apikal eingeschr. Schallfenster = die Echo-Wellen kommen aus Höhe Herzspitze nur eingeschränkt an = Ausdruck für Leistungsstörung

L. Ventrikel erweitert = Linksherzvergrößerung (Kammer) = wenn es sich nicht um ein Sportlerherz handelt, ist das die Folge von langanhaltendem Bluthochdruck oder Aorteninsuffizienz = nicht gut

Normale Wandstärken = Die Herzwand (Myokard) ist normal, was bei vorliegender Linksventrikelvergrößerung noch ein relativ gutes Zeichen ist

Akinesie anterior = Bewegungslosigkeit vorderer Herzbereich
Hypokinesie = Bewegunsgarmut der restlichen Bereiche
Paradoxe Septumbewegungen = die Herzscheidewand bewegt sich kontroproduktiv =
alles Dreies Ausdruck von Herzschwäche, Durchblutungsproblemen oder stattgehabten Infarkt = nicht günstig, erklärt u.a. die niedrige EF.

EF 28% = Auswurfleistung des Herzens in die große Körperschlagader, liegt normalerweise bei 70% (!) = Ausdruck einer schweren Herzschwäche = nicht gut

Gestörte Relaxation des LV = die linke Kammer kehrt nach Auswurf träge in ihre Ausgansglage zurück = Herzschwäche

Vorderwand flottierende Echostruktur = Da bewegt sich irgendetwas, was da nicht hingehört, möglicherweise Reste vom erwähnten Thrombus = muß nichts heißen

Leichte MR, Keine TR = weiß ich leider nicht, was das sein kann
So ist jetzt der Stand seiner Krankheit. Letzter Bericht vom Krankenhaus. Ich habe jetzt noch mehr Angst um Ihn als ohnehin schon.

I)
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