#1
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

So, das ist also mein erster Eintrag hier.
Ich bin 18 Jahre alt und bin zu euch gestoßen wegen meiner Mama.
Und weil ich einfach nicht schlafen kann und irgendetwas tun muss.
Meine Mutter ist 48, Studiendirektorin und hatte vor 4 Wochen eine TIA aufgrund einer Verletzung der linken Halsschlagader, bzw. deren innerster Gefäßwand. Im Gegensatz zu dem, was zur Zeit mit ihr los ist, muss man wohl sagen, dass das damals ein "Infärktchen" war. Sie hatte einen Schwächeanfall und wenige Minuten das Sprachvermögen verloren. Man hat sie auf der STroke Unit überwacht, dann per Ultraschall diese Verletzung und die daraus entstandene Verstopfung der Halsschlagader festgestellt und sie dann nach 10 Tagen Beobachtung mit Marcumar-Pass entlassen. Sie sollte noch regelmäßig zur Kontrolle kommen aber ansonsten habe sie einfach Glück gehabt.
 
Sie ist dann zum Arzt um den Quick-Wert ermitteln zu lassen, erst 48-stündig, dann seit Montag eigentlich nur noch wöchentlich.
 
Heute hatte meine Mutter einen zweiten, richtig schweren Schlaganfall. Wir wollten Kaffee trinken fahren,als meine Mutter (am Steuer) plötzlich nicht mehr antwortet. Mein Vater hat irgendwie das Auto angehalten, sie auf den Beifahrersitz gesetzt und ich hab den Notarzt gerufen, der auch 4 min später schon da war.
Meine Mutter hat seitdem keinerlei Sprachvermögen, war zuerst völlig apathisch, später zwar stumm aber klar und nun hat gegen Abend auch eine schwere Lähmung der rechten Seite eingesetzt. Der Zustand verschlechtert sich eher als dass sich irgendetwas bessert. Ich sitze jetzt hier und kann nicht schlafen, mein Vater war bis gerade im KH, ist aber jetzt nach Hause um nach mir und meiner Schwester (12) zu sehen.
Er sagt, sie ist zeitweise auch geistig nicht mehr ganz klar...
Ich weiß einfach nicht was ich machen soll und was ich denken soll und im Hoffnung haben bin ich eh nicht so die große Könnerin. Mit den Menschen um mich herum sind schon so viele DInge passiert und ich kann nicht sagen, dass viele davon gut ausgegangen sind. Ich muss meinen Papa beruhigen, am Freitag mein Studium beginnen und hier alles alleine schmeißen, dazu kommt diese verflixte Angst. Ich kann mir meine Mutter nicht als Pflegefall vorstellen, ich will es einfach nicht.
Ihr Gerinnungswert war bei der EInlieferung viel zu hoch, keiner kann sich erklären wie das passieren konnte.
I)
 
Sie hatte die ganze Zeit so große Angst vor einer neuen Attacke und wir haben ihr gesagt es kann kaum passieren, da es ja nur eine Verletzung der Ader war und keine Verkalkung und dass das mit dem Markumar schon verhindert würde. Und nun das....ich weiß gar nicht, ich kann gar nichts mehr als weinen.
#2
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Evelyne,
 
erst mal sei herzlich willkommen hier im Forum. Hier findest du immer Ansprechpartner.
 
Nun, zu deiner Mutter, ihr habt absolut richtig reagiert, denn deine Mutter war in großer Gefahr. Wieso das mit dem Quick- Wert passieren konnte, kann euch wahrscheinlich ihr behandelnder Arzt sagen.
 
Macht einen Termin und geht in seine Sprechstunde, da hat er Zeit und alle Unterlagen parat. Schreibt euch auch die Fragen zu Hause auf, die euch quälen, so vergesst ihr nichts zu fragen!!!
 
Bei deiner Mutter ist die linke Hirnhälfte betroffen. Da befinden sich unsere 3 Sprachzentren. Das hat meist eine Aphasie,- Sprachstörung zur Folge, begleitet mit einer rechtsseitigen Lähmung.
 
Nun, deine Mutter ist noch jung genug, um wieder ein halbwegs normales Leben zu bekommen. Die Stroke Unit ist dafür die richtige Klinik, denn da hat sie Möglichkeiten sofort mit Therapie zu beginnen.
 
Ich hatte eine Hirnblutung, war 5 Wochen im künstlichen Koma und musste danach atmen, schlucken, sitzen, stehen und gehen wieder lernen.
Nach einem Jahr stationäre Therapie und anschließend mit privater Therapie zu Hause führte ich wieder ein selbstständiges Leben.
 
Ich fahre wieder mit dem Auto und gehe!!! im Supermarkt einkaufen.
 
Ich habe darüber ein Buch geschrieben, das in Frankfurt auf der Buchmesse vorgestellt wird. Ich schreibe dir dazu eine Pm, wo du mehr dazu erfährst.
 
Liebe Grüße Manfred
 
 
 
 
 
 
 
 
 
#3
Avatar

Jörn

Gast

Liebe Evely,
 
glaub mir - ich habe vor fast sieben Wochen ähnliches durchmachen müssen. Mein Vater hatte einen schweren Schlaganfall, lag eine Woche in Lebensgefahr auf der Intensiv und war nicht ansprechbar. Dann ist er ganz langsam zu sich gekommen und konnte am Anfang nicht schlucken und sprechen. Die linke Körperseite war komplett gelähmt.
 
Wenn ich das jetzt schreibe, kann ich es selber kaum glauben, aber mein Vater spricht jetzt wieder fast so gut wie früher, ist geistig voll da und auch schon viel beweglicher als vor noch zwei Wochen. Er bekommt viele Therapien in der ReHa und hat den festen Willen, dass die Lähmung wieder schwindet. Jeden Tag ein Schritt weiter - das motiviert so sehr!
 
Ich hoffe es macht dir ein wenig Mut. Halte durch und glaub an das Gute!
 
Viele Grüße,
Jörn
#4
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Evelyn,
 
kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass sich vieles wieder zurückbildet. Mein Schlaganfall ist jetzt 2,5 Jahre her, ich lebe alleine, fahre Auto, gehe arbeiten. Zurückgeblieben ist derzeit noch eine leichte gEHBEHINDERUNG UND die linke Hand hat keine Funktion. Dir wünsche ich einen guten Studienbeginn. Deine Mama ist in der REHA gut betrut, da musst Du Dir keine Gedanken machen und kannst Dich erstmal auf Dein Studium konzentrieren.
 
Die Hoffnung stirbt zuletzt
;)
#5
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Vielen Dank für eure Antworten. Die machen mir tatsächlich schon etwas mehr Hoffnung.
 
Aber ihr Zustand ist wohl nach wie vor unverändert, mein Vater hat heute morgen auf der Station angerufen und ist jetzt wieder hingefahren...
Die Hoffnung, dass es sich innerhalb von 24 Stunden zurückbildet kann man damit wohl so gut wie aufgeben.
Es ist so furchtbar dass man nichts tun kann und dass die auch ihre medikamentöse Gerinnselauflösung nicht machen können und irgendwie hilft halt nur noch hoffen...
#6
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Evelyn,
 
Ja, die Lysetherapie ist nur in einem Zeitfenster von 3 Std. möglich.
Ihr habt doch gut reagiert, was ist da im Spital schief gelaufen. Das müsste mir ihr Arzt erklären!
 
Jedoch hat deine Mutter auch ohne Lyse gute Chancen, ein normales Leben zu bekommen.
 
Ich wünsche deiner Mutter alles Gute und euch viel Geduld.
 
Liebe Grüße Manfred
#7
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Evelyn,
 
verliere nicht den Mut, auch wenn sich nach 24 noch nicht viel gebessert hat. Wenn Du hier im Forum nachließt,
dann wirst Du merken, dass erstaunliche Besserungen auch erst nach Wochen oder Monaten eintreten. Ihr braucht jetzt zwei Dinge: Geduld und Zeit. Diese Worte wirst Du bei der Genesung Deiner Mutter noch oft hören.
Noch ein Tip so als Mutter von einem elfjährigen Mädchen. Sei so gut es geht für Deine 12 jährige Schwester da. Ich denke, sie ist jetzt in einem Alter in dem sie alles richtig bewußt mitbekommt, aber mit 12 Jahren trotzdem die
Mutter nocht braucht und die ist jetzt plötzlich weg. Auch für Deine Mutter ist es ganz wichtig, dass zuhause alles
läuft und sie sich darüber keine Sorgen machen braucht.
Alles Gute für Euch
 
LG Steffi

Wir sind nur zu Besuch auf dieser Welt, also machen wir das Beste draus.....
#8
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Im Krankenhaus ist gar nichts schief gelaufen. Meine Mutter hatte vor 4 Wochen ja schonmal einen kleinen Infarkt im Gehirn und das Risiko dieser Lysetherapie ist dann einfach zu groß, hat der Arzt gesagt. Weil man eben nicht weiß wie das schon verheilt ist und es dann in solchen Fällen ganz oft zu Hirnblutungen kommt, die dann eben lebensgefährlich wären. Das einzige was schief gelaufen ist, ist eben dieser seltsam zu niedrige marcumar wert im blut. Meine Mutter hat den ja nach dem ersten Infarkt und Krankenhausaufenthalt ständig kontrollieren lassen und dann immer die Menge genommen, die der nachbetreuende Arzt ihr verschrieben hat. Aber als sie gestern im Krankenhaus ankam, war der Marcumar-Wert viel zu niedrig, bzw. der Gerinnungsfaktor zu hoch. Dadurch ist die WUnde eben wieder verstopft und diesmal hatte sie nicht so viel Glück.
 
Habe gerade mit meinem Vater telefoniert, die Logopädin war wohl heute schon da und macht erste Übungen mit ihr.Ich soll jetzt Bilder von DIngen mitbringen, die ihr bekannt sind und hinten draufschreiben, was/wer es ist und dann wird die Logopädin das mit ihr machen.
#9
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Evelyn,
 
du kannst auch eine Bildertafel machen für die grundlegendsten Bedürfnisse deiner Mutter, z.B. Hunger, Durst, Schmerz, Klogänge, wo sie nur draufzeigen braucht, wenn sie etwas möchte.
 
Das hilft euch und dem Pflegepersonal die erste Zeit.
 
Wenn ihr bei ihr seid, dann formuliert eure Fragen so, dass sie mit ja, oder nein antworten kann. Das geht auch mit Augenzwinkern, oder Händedruck. Das macht euch vorher aus, natürlich Nicken, oder Kopf- schütteln, wäre das einfachste.
Das kommt auf ihren Zustand drauf an. Über die verschiedenen Formen der Aphasie findest du im Google eine Menge.
 
Mir haben auch Hörbücher und Musik, die Zeit vertrieben!
 
Liebe Grüße Manfred
#10
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hab mich jetzt mal über Aphasie informiert und wies scheint hat meine Mutter wohl die schwerste Form, da sie ja gar nicht sprechen kann. Also sie kann Laute formen aber mehr nicht.
 
Verstehen kann sie alles gut, sie macht sich auch verständlich, aber sie kann eben nicht sprechen.
11386 Aufrufe | 54 Beiträge