Hallo, Marcus
es ist leider so, dass viele Ärzte in Krankenhäusern psychologische Nieten sind. Eine so präzise Aussage von 0,5 % chance oder 5%, aufzuwachen aus dem KOma, ist schlicht fahrlässig, es sei denn du hast ihn zu der präzisen Aussage gedrängt. Ehrlich wäre gewesen, zu sagen, es besteht zwar wenig Aussicht, aber auch zuzugeben, dass vieles möglich ist. Statistische Werte heranzuziehen ist Blödsinn, da sie entstanden sein können aus ganz unterscheidlichen Erfahrungsdaten, immer Mittelwerte.
Da meine Frau auch im Koma lag und sich dann doch bewegte und reagierte und auch die Ärzte geringste Hoffnung hatten, dann von einem kleinen Wunder sprachen, als sie sich erholte, kann ich sagen:
HIer kann kein Arzt genau prognostizieren, sie können es eigentlich nie wissen und müssten den Angehörigen Hoffnungen mit Einschränkungen machen.
Meine Frau hatte auch eine schwere Hirnblutung im Stammhirn. Nach Intensivstation, 3 Monaten Reha und 3 Monaten Pflegeheim ist sie mental fast völlig OK, sie kann zwar nicht genau stehen und natürlich auch nicht laufen, sitzt im Pflegerollstuhl, aber lernt langsam, sich wieder verständlich zu artikulieren, ihre Hände zu bewegen, kann schlucken, hat allerdings Inkontenenz und eine Magensonde: Pflegstufe III.
Das klingt natürlich wenig positiv und auf schwere Beeinträchtigungen musst du dich einstellen.
Doch jeder "Fall" ist anders und du musst alles dir Mögliche unternehmen, das ist allerdings äußerst zeit- und kraftaufwendig.
IN der jetzigen Situation ist es, wie vorher schon gesagt, sehr wichtig, dass deine Mutter spüren lässt, zusammen mit deiner Schwester, dass ihr "da" seid. Sage ihr ins Ohr liebe aufmunternde Sätze, die du dir vielleicht vorher ausdenkst, streichele ihren Kopf dabei etc. Ich habe meiner Frau auch einen KOpfhörer aufgesetzt mit ihrer Lieblingsmusik von einem CD-Player, da mir ein Pfleger das aus seiner Erfahrung bei KOma-Patienten geraten hatte. Hat sie ein Lieblingsparfüm, lass es sie riechen! Gibt es prägende Erinnerungen, erzähle sie ihr! Hat sie irgendetwas je als sehr wichtig empfunden, appelliere an sie!
Ich könnte noch viel mehr sagen, aber das ist erst mal das Wichtigste: da sein und spüren lassen.
Es wird kein leichter Weg sein, auch wenn Besserungen eintreten! NUr Hoffnung nicht aufgeben!
lg Arno
PS: Die Auswahl der Reha war für meine Frau auch eine Frage. Leider ist die Qualität einer Reha nicht genau zu ermitteln, da weitgehend Hörensagen. Die Pflegeleistungen sind ähnlich und die Therapieleistungen auch, es gibt gute und weniger gute Therapeuten, wichtig ist, dass man als Angehöriger an den Therapiesitzungen teilnimmt, so weit das die Zeit zulässt, und sich auch etwas abguckt und nachvollziehen kann, denn die kochen auch nur mit Wasser. Deshalb ist die schnelle Erreichbarkeit der Reha für Besuche sehr wichtig.
Hat eine Reha den Eindruck, weitere grundsätzliche Therapieerfolge sind nicht mehr gegeben, wird sie auf Entlassung drängen, sei es zur häuslichen oder zur stationären Pflege in einem Pflegeheim. Wenn man als Anghöriger die Auffassung hat, die Reha kann weiterhin noch mehr bewirken als ein Pflegeheim + dortiger weiterer ambulanter Therapien, kann es helfen, zu behaupten, man habe noch keinen Pflegeplatz gefunden.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »arno63« (17.11.2007, 21:16)