Hallo Marion,
vielen Dank für die lieben Worte. Selbstaufgabe, nein. Angst ja. Das gemeine an einen SA ist ja, man merkt ihn nicht, er tut nicht weh , so wie bei mir: plötzlich konnt ich nicht mehr vernünftig sprechen, der rechte "Flügel" wurd lahm ... das kündigt sich ja nicht an, das ist "peng" weg ist man. Schlimmsten Fall wacht man morgens im Bett auf und kann sich nicht mehr bewegen oder ist blind, davor hab ich Angst. Vielleicht mach ich mich aber auch blos verrückt genauso wie einem in der Klinik es verrückt macht gefragt zu bekommen wissen Sie wo Sie sind ect. pp. (das hält einem immer vor Augen, es kann jeder Zeit wieder ... )
Das wichtigste ist (meiner Meinung) seinen Humor nicht zu verlieren. So war ich in der Klinik grün und blau gestochen worden, meine Bekannte fragte, was haben se denn mit Dir angestellt. Ja, sagte ich, die haben in letzter Zeit ganz schlechte Nadeln auf dem Bahnhof, hast gutes Zeug dabei? ^^
Nun gings ja auch darum, die Motorik der rechten Hand zu trainieren, dazu bekam ich so einen "Stoppelball" und den sollt ich nun mit den Fingern drehen,nach links, nach rechts, vor, zurück ... das war soo eklig, das Gefühl der Hand, ich drehte den Ball mit ganzem Körpereinsatz, das die Terapeutin in der Klinik schon meinte: Mit Ihren Füßen solln Sie ihn nicht drehen, mit Ihren Fingern! ^^ nein, den Ball mocht ich überhaupt nicht! was aber unwahrscheinlich geholfen hat: ich bin stolzer Besitzer einer Playstation Vita und da will man ja nu auch gewinnen, die Tasten richtig zu drücken ... mit jedem Tag kam die Feinmotorik zurück, so um die 10 % täglich, am 5. Tag konnt ich schon ein Messer rechts wieder halten und Butter aufs Brot schmieren zwar wackelig aber es ging, das wär am 1. Tag bei Klinikeinweisung undenkbar gewesen, oh Gott, ich erinnere mich da an so Minnileberwurst, da ran zu kommen die Pelle war ja nicht aufzukriegen, ich hat die Leberwurst überall, auf den Armen im Gesicht, in den Haaren ... aber meine Brotscheibe sah traurig aus! ^^ Mit den Zähnen den Zippel festgehalten nu sah ich die Wurst nicht mehr und opperierte dann mit dem Frühstücksmesser vor meiner Nase und dann auch noch links in der Luft herum ^^ Die Hose zu machen, ich hab bald ne volle Stunde gebraucht mich an zu möhlen!
Man zweifelt ja auch alles an a la "ja geistig hab ich nichts! Wie können Sie das in Frage stellen?" Bis man selbst merkt, man übersieht oder Dinge sind völlig weg so wie bei meiner Bekannten zu irgend einer Situation: das hast Du gesagt, das hab ich von Dir! Wann soll ich das gesagt haben? Na da und da, die Situation ist noch da, der Passus aber ist weg, völlig weg, als hätte es ihn nie gegeben. Das sind Kleinigkeiten, für sich genommen bedeutungslos aber das war so z.B. mein Input von außen, hier griff dann meine Logik und ich beobachtete mich selbst ... das meinte ich mit "die hardeware ist nicht mehr vorhanden" und das kann auch andere Strukturen wie die Persönlichkeit betreffen. So ist bei mir z.B. genauso wie die spastischen Gesichtsverkrampfungen zu bemerken, ich bin plötzlich ganz dicht am Wasser gebaut, ich brauch mir nur einen bewegenden Film anzugucken, da fang ich an zu heulen oder ein Happy End da hab ich nen dicken Klos im Hals und die Tränen kullern, die Atmung ohne Einfluß Film oder Situation, atme ich tief ein dann sehr oft so als hätte ich zuvor Stunden lang geheult, bin aber überhaupt nicht traurig , das ist als hätte da oben jemand den Kopf auf gemacht und mit einem großen Löffel da drinn rum gerührt ... hmh, Salz fehlt! ^^ "eine bischän Pfäffäärr?"
Das ist ähnlich wie bei Ihnen, kein Rollator mehr (herzlichen Glückwunsch dazu übrigens, das ist nach so langer Zeit eine ungeheure Leistung! Man sagt, spätestens nach einem halben Jahr ist so etwas unmöglich) aber in den Kopf guckt keiner rein. Nerven können nicht heilen, sie können sich lediglich andere Wege suchen, sich anderweitig neu verknüpfen, überbrücken.
Aufgeben? Nein! Aber das ist so ein wenig wie trotzig mit dem Fuß aufstampfen, verschränkte Arme "ich ess das nicht!" ^^ (und hinter einem läuft gerade eine Sanduhr ab, man weiß es ja nicht, wie viel man noch hat) ... das ist die Angst die einen verfolgt, minütlich kanns vorbei sein. Ich trau mich z.B. seit her nicht mehr zu laufen, mich nicht zu überanstrengen, ich hab einfach zu viel Angst davor, das so etwas meine letzten Minuten sein könnten bevor der Vorhang fällt. Kopfschmerzen hab ich ab und an (aber die hatte ich schon immer) früher hab ich mir ne Ibuprophen drauf geworfen, war das Thema erledigt für mich, das trau ich mich heut nicht mehr, könnt mein letztes Stündlein sein , allein schon nur aus diesem Stress heraus schon verändert man sich gravierend.
Liebe Grüße