Liebe Denise,
da denkt man für seinen eigenen Fall, was wird mir da alles aufgebürdet und wenn ich dann Deine Geschichte lese, erschüttert es mich auf´s Neue, was noch alles sein könnte.
Und trotzdem hast Du mir auf meinen Hilferuf geschrieben. Ich danke Dir sehr dafür.
Die Frage bei alledem, was wir gerade durchmachen ist, wie groß sind unsere Energiereserven und wie laden wir wieder auf, wenn der Akku immer leerer wird. Denn wie geht es weiter, wenn wir dadurch nicht mehr "Funktionieren"?
Ich dachte, nur ich hätte das große Los gezogen, die Schwiegermama betreffend...Aber Deine ist auch ne Kategorie für sich und Du bist nicht für sie verantwortlich. Wenn sie was tun will, soll sie Dich unterstützen und nicht noch zusätzlich belasten.
Mir hatte mal ein Freund mit dem ich Schluß gemacht habe rein zufällig seinen Abschiedsbrief an seine Mutter adressiert im Wohnzimmer liegenlassen, demnach wollte er von einer Bergtour nicht mehr zurückkommen.
Meine Freundin sagte ganz cool: Kleb ne Briefmarke drauf und schicke ihn ab. Ich war nicht so cool aber sie hatte recht. Es ist auch weiter nichts passiert.
Bei meiner Schwiegermutter (ist sie erst seit 5 Jahren, aber ich habe seit 16 Jahren mit ihr zu tun) habe ich auch den Fehler gemacht, nicht rechtzeitig den Mund aufzumachen.
Wir hatten einige Zeit Funktstille, sie war auch immer Diskussionsthema zwischen meinem Mann und mir.
Das ist nämlich die Mutter, die einen Lieblingssohn hat und 3 andere, die kaum zählen (dazu gehört mein Mann)
Jetzt habe ich wichtigere Dinge zu tun und lege mich nicht mehr mit ihr an. Ihren wahren Charakter zeigt sie derzeit wieder. Ihr Mann hatte einen leichten Schlaganfall, ist Diabetiker, kann sich nicht selber versorgen usw.
Der Pflegedienst ist organisiert und sie fährt nächste Woche in Urlaub in die gemeinsame Ferienwohnung...
Von ihr gab es immer nur Kritik und als wir sie am meisten gebraucht hätten, hat sie uns bei sich zu hause rausgeschmissen, weil wir nicht rechtzeitig zum Essen gekommen sind oder so.
Ich hätte dort nie wieder hinfahren dürfen aber...
Und jetzt versuche ich Dir noch in Kurzform unsere letzten 9 Jahre zu erzählen, was Mensch so alles aushält oder auch nicht.
Einzug in unser Traumhaus in Traumgegend (gebraucht aber alles nach unseren Wünschen)
Von anfang an ist dies dem Nachbar ein Dorn im Auge, Veränderungen nicht erwünscht.
Wir beide am arbeiten im Außendienst. Nachbar will Bau eines Carports verhindern, wir bauen trotzdem mit Baugenehmigung usw. Nachbar fängt an uns zu bedrohen. Auto soll in Schrottpresse landen, Kopf meines Mannes soll in Autotür eingeklemmt werden, alles wird kontrolliert, kommentiert, aufgelauert, Müll vor die Füße geschmissen...Schreiben vom Anwalt wegen Carport, zwanghaftes Suchen zum Prozessieren wegen Mülltonnen, die das "Auge beleidigen". Nachbar geht bis in zweite Instanz, verliert wieder. Zwei Tage nach Urteil erschießt er sich! Perfektes Timing. Es sollte so aussehen, daß wir dafür verantwortlich sind.
Eine Woche später wird mein Mann mit Kreislaufkollaps (nachdem die Witwe ihn mit Vorwurf im Blick fixiert hatte)
ins Krankenhaus gebracht. Später erfahren wir der Nachbar hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs und sollte Chemo anfangen. Für meinen Mann u. mich beginnt eine Odyssee bezügl. ärztlicher Fehldiagnosen:
Blut im Urin, Verdacht auf Nierenbuckel , MRT findet nichts, danach mit Herzrythmusstörungen ins Krankenhaus,
Verdacht auf Vorderwandinfarkt, Fehldiagnose, eine Woche Krankenhaus, BelastungsEKG, fällt fast vom Rad, weil eine Ärztin etwas das Gesicht verzieht. Ständiger Durchfall, Darmspiegelung, Magenspiegelung. Chron. Magenschleimhautentzündung. Keiner kommt auf Laktoseintoleranz. Durch die vielen Durchfälle ständiger Nährstoffmangel, oft schwindlig, Kopfziehen. Mehr oder weniger Burnout-Symptome, da auch berufliche Belastung sehr hoch, keinen Feierabend bis 23 Uhr am Schreibtisch. Auf ärztliche Empfehlung MRT des Kopfes. Da Privatpatient kein Problem. Diagnose : Hirntumor. Da fing die Welt an zu wanken. Zwar gutartig 8 mm und sollte regelmäßig untersucht werden.
Parallel dazu Belastung durch die Krankheit meiner Mutter (Fibromyalgie)
Ich werde zwischendurch auf meiner Arbeitstelle rausgemobbt, weil ich viele Signale nicht mehr mitgekiegt habe.
Der Hirntumor ist seit der Diagnose vor 3 Jahren nicht weiter gewachsen aber jede Untersuchung ist ein Martyrium.
Jedes Kopfziehen schürt die Ängste.
Wie meine Seele und mein Körper das bisher alles erlebt haben, will ich nicht weiter ausführen.
Ich dachte, wir hätten das Gröbste überstanden und nun der Schlaganfall meiner Mutter.
Und ich mittendrin zwischen meinem Mann, der mich hier braucht und meine Mutter, der ich über die Entfernung nicht viel helfen kann. Außer über Internet und mit Hilfe von so lieben Menschen wie Dir, die Tips geben.
Wahrscheinlich müssen wir erst lernen, unseren eigenen Bedürfnissen, auch mal ohne schlechtes Gewissen nachzukommen
Sei umarmt
Liebe Grüße
von
Sonja