#1
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Andrea

Gast

Hallo zusammen,
wollte mal fragen wie ihr so die ersten Wochen nach einem SA durchgestanden habt. Mein Papa hatte nen Schlaganfall mit 53, war immer fit, hat alles Handwerkliche schon immer gern gemacht. Aber jetzt ist er seit dem 18.05 im Krankenhaus.Die ersten tage nach dem SA hat er glaub nicht so richtig mit bekommen was los ist. Aber seit zwei Wochen eben schon. Sieht was nicht geht, das es nicht mehr so wird wie es mal war. Und auch das ganz alltägliche Dinge einfach nicht mehr gehen und so ansträngend sind. Er weint deswegen viel. Was kann man denn da machen. Sind jeden Tag im Krankenhaus und versuchen es halt so angenehm wie möglich zu machen. Versuche auch immer so normal wie möglich mit ihm umzugehen. Aber wenn man was falsches sagt, was sehr oft vorkommt, ist das immer schlimm zu sehen wie er weint.  Ich kann nur wage erahnen wie das sein muss.
Könnt ihr mir helfen wie ich ihm am besten helfen kann? Wie waren die ersten Tage für euch? Was hat euch besonders gestört. Was hättet ihr euch gewünscht?

Danke euch schon mal

LG
Andrea
#2
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bw

Gast

Liebe Andrea,

es ist sehr traurig für Deinen Vater und auch für alle anderen Betroffenen, mit der Situation fertigzuwerden. Mein Vater "war" auch Handwerker, seine Hobbys Malen und Posaune spielen.
Das wichtigste ist, dass Dein Vater merkt, dass Ihr bei ihm seid, ihm helft und immer zusammenhaltet. Die Traurigkeit wird nicht vergehen, aber Dein Vater hat ein Recht traurig zu sein.
Der Schlaganfall Deines Vaters ist noch nicht lange her, Du wirst sehen, es wird sich sicherlich noch einiges zum Besseren wenden. Dein Vater wird bestimmt noch Fortschritte machen, wenn er in der Reha ist.
Die ersten Tage sind immer besonders schlimm, sowohl für Deinen Vater als auch für alle Angehörigen. Man lernt mit der Zeit mit der Situation umzugehen.

Ich wünsche Euch allen viel Kraft und alles Gute für Deinen Vater

Barbara
#3
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Heike

Gast

Hallo Andrea,
 
ich hatte vor 4 Jahren einen Schlaganfall (Subarchnoidalblutung III°), auch heute betrauere ich es noch manchmal.
 
Es ist gut das Dein Vater weinen kann, es gehört zur Krankheitsverarbeitung. Ihr seit da, das ist das was zählt. Mir schrieb damals eine lieber Mensch "Du bist eingebettet in die Liebe und Fürsorge Deiner Familie und Freunde"... ja das war und ist heute noch so.....es lässte einen solche Hürden nehmen.
 
 
Liebe Grüße Heike
#4
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Andrea
erstmal Willkommen im Forum.
ich schreibe Dir als damals 29jähriger junger Mann der ein Hirnschlag nach einer Anorysmablutung erlitten hatte-das ist nun schon 5 1/2 Jahre her.
Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob sich bei Deinem Vater irgendwelche Folgeschäden auf den Schlaganfall eingestellt haben. Denn es gibt Menschen, die haben glück und sind nach nur kurzer Reha wieder voll auf dem Damm.
Das ist die gute Nachricht.
Zum Thema Folgeschäden wie z.B. Sprachstörungen, Halbseitenlähmungen oder Gedächtnislücken folgendes:
Sprachstörungen lassen meist recht gut durch ausreichende Sitzungen beim Logopäden beheben.
Halbseitenlähmungen sind meist schwieriger durch Ergo- und Physiotherapien lösen, sind aber bei weitem nicht so einfach zu beheben, wie Sprachstörungen.
Gedächtnislücken...- tja, da kann ich leider nicht viel dazu sagen. Nachdem ich wieder sprechen konnte, wusste ich auch alles wieder und habe hier Gott sei Dank keine gehabt. Ich denke jedoch, dass auch hier Therapien recht gut greifen.
Beim Schlaganfall sterben in der Regel Zellen im Gehirn ab und andere Zellen könnnen durch gezieltes Training die Funktion der verlorenen gegangenen Zellen übernehmen lernen und führen die sogar im günstigsten Fall ohne Ausfälle für den Rest des Lebens aus.
Die ersten 3 Jahre nach einem Schlaganfall rechnet man als Rehabilitationszeit an, d.h. innerhalb dieser Zeit ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass sich die Folgeschäden zurück bilden oder ganz verschwinden. Danach, tja, da hilft dann nur noch hoffen und eine positive Einstellung zu bewahren.
Ich habe z.B. eine Halbseitenlähmung davongetragen, sass im Rollstuhl, hatte anfangs massivste Sprachstörungen und war komplett pflegebedürftig.  Bis auf meine Halbseitenlähmung bin ich wiederr vollkommen hergestellt. Und das Beste ist:
Heute habe ich wieder meinen eigenen Haushalt: Ich koche,ich kann mit einem Stock gehen,  kann ein ( umgebautes ) Auto selbst steuern und habe viele Interessen, die ich in meiner Erwerbsunfähigkeit heute pflege.
Ich denke, mit einer positiven Einstellung, viel Zuspruch und den Halt Eurer Familie wird es euch hoffentlich gelingen, Euren Vater bald wieder zur Genesung zu verhelfen.   
Ich wünsche Euch hierfür das aller Beste.
 
 
wenn ihr wollt schaut doch mal auf meiner Hp vorbei.  www.stephan-beer.homepage.t-online.de   
Dort werdet ihr sehen wie ich mich mit einer Halbseitenlähmung durchs Leben schlage.
 
 
Viele Grüsse vom Odenwald sendet Stephan
 
:)
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal bearbeitet, zuletzt von »beersche« (06.06.2007, 19:23)
#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Andrea,
 
ich war 44 als mich eine Hirnblutung aus dem Leben riss.
 
Zunächst war ich 5 Wochen im künstlichen Koma, dann musste ich atmen schlucken, sitzen stehen und gehen wieder lernen.
 
Durch den Halt meiner Frau und Familie war das nicht so schlimm.
 
Und als positiv denkender Mensch, war ich nach zwei, drei Jahren wieder soweit, dass ich ein selbstständiges Leben führen kann.
 
Ich fahre wieder mit dem Auto und gehe!!! im Supermarkt einkaufen. Meine Frau ist gerade eine Woche zum Golfen in Kärnten und ich versorge mich alleine.
 
Eure Motivation, wird deinem Vater helfen.
 
Liebe Grüße Manfred
#6
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Andrea

Gast

Hallo zusammen,
danke euch für eure Antworten. Was ich raus lesen kann vieles wieder werden.  Es wäre wirklich schon viel wenn er sich selber wieder  versorgen kann. Denn ich glaub auch, das ihm das garnicht gefällt wenn er auf jemanden angewiesen ist so wie jetzt.
Durch den Schlaganfall ist er jetzt auf der Rechten Seite gelähmt und kann nicht sprechen. Aber es wird von tag zu tag besser. Also nur kleine Dinge aber immerhin.
Darf ich da so verstehen, das bei euch die Angehörigen nichts falsch machen konnten wenn sie bei euch waren?  Hab ab und zu Angst was falsch zu machen, Sachen machen die ihm nicht passen.  Vielleicht das er sich bemuttert fühlt wenn ich ständig frage, ob er was trinken will usw. Aber ohne Fragen finde ich nicht heraus was los ist. Hab auch bedenken übungen zu machen, weil ich ja eigentlich seien Tochter bin und er das vielleicht nicht will, richtig kann er sich ja nicht mitteilen. Aber so beim Essen darf ich ihm schon nicht mehr helfen will er alles selber machen.

So muss mal wieder los

LG
Andrea
#7
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Andrea,
 
meine Frau machte nichts falsch, gut ich konnte ja sprechen und eine Tochter kann sowieso nichts falsch machen.
 
Haupsache ihr seid da. Ich meine, wenn du mit ihm Bewegung machst, wirst du ihm nicht gleich den Arm brechen. Solltest du unsicher sein, dann sprich mit seinen Therapeuten, oder der Schwester
 
"Salty" hat einen guten Link unter "Geschenke" ins Forum gestellt, wo man um wenig Geld Fotobände als Geschenk machen lassen kann.
 
Mache Fotos von den Bedürfnissen, wie Essen, Trinken, Waschen, WC usw. und schenke ihm das Buch. Erkläre ihm, wenn er auf eines dieser Bilder deutet, dann weißt du was er will und du musst ihn nicht ständig fragen.
 
Liebe Grüße Manfred
#8
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Unbekannt

Gelöscht

Guten Morgen!
 
Ich wollte nur kurz etwas ergänzen zu der Aussage von Beersche, dass Sprachstörungen sich wesentlich leichter beheben lassen als Lähmungerscheinungen u.ä. Ich glaube, da entsteht ein falscher Eindruck. Es kommt halt immer drauf an, was genau geschädigt wurde. Bei meinem Vater z.B. ist das ganze Sprachzentrum weg gefegt... Gehen wird er wieder lernen, beim Sprechen steht das in den Sternen....
 
Unser Reha-Neurologe und der Sprachtherapeut haben es uns sogar genau andersrum erklärt: Es kommt als erstes das zurück, was "evolutionstechnisch" auch als erstes kam, nämlich das Gehen. Sprechen kam später. Ich finde man kann sich gut vorstellen, dass Gehen für das Gehirn weniger kompliziert ist als eine komplexe Sprache mit sehr feinen Bewegungsabläufen in Mund und Zunge. Kinder lernen ja auch zuerst gehen und dann sprechen.
Es ist wohl auch so, dass die Beine zwar primär von einer Hirnhälfte gesteuert werden, aber ein kleines bißchen auch von der anderen. Beinbewegungen erlernt man also vor den Armbewegungen. Beim Arm/ Hand ist das Problem, dass die die Arbeitsaufteilung im Gehirn "strikter" ist. Aber da die übrigen Gehirnzellen fleissig lernen, kann schon wieder sehr viel zurück kommen, sowohl körperlich als auch bei der Sprache.
 
Übrigens weiß man seit neusten Erkenntnissen, dass die rechte Gehirnhälfte auch Sprachfunktionen übernehmen kann (bei den meisten Menschen ist das Sprachzentrum ja links), bisher dachte man, das sei unmöglich. Naja, über das Gehirn gibt es wohl noch verdammt viel zu lernen.
 
Deshalb: weiter arbeiten und nie die Hoffnung aufgeben!
 
Viele Grüße
Ruth
#9
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Andrea

Gast

Hallo ihr lieben,
von unserer Seite kann ich heute berichten, er hat heute "Tschüss" gesagt und hat sich uns allen auch den Pflegern wiedersetzt und is alleine vom Rollstuhl ins bett. Sind kleine Schritte aber immerhin. Er bekommt auch keine Invusionen mehr. Und heute waren wir mit ihm beim Frisör ja auch das muß mal sein. 🙂
Leider gibt es auch schlechte Nachrichten, sie wollen ihn vielleicht operieren an der Hauptschlagader an der eine hochgradige Verengung ist. Warum sie das nicht schon früher machen wollten versteh ich nicht gerade. Sind ja doch schon 3 Wochen jetzt vergangen. Er hat bis jetzt nur Blutverdünnung bekommen und Flüssigkeit. Muß ich mal nächste Woche fragen.

Ne schöne Nacht wünsche

Andrea

ps danke für eure Antworten vielmals

#10
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Elli62

Gast

Hallo Andrea,
auch ich möchte dich herzlich im Forum begrüßen. Du kannst hier wirklich sehr viel Rat und Unterstützung bekommen!
Es ist tatsächlich so, dass die ersten Wochen nach so einem Ereignis für alle Betroffenen die schlimmste Zeit ist. Unzählige Fragen, Verzweiflung, Angst und Kummer strömen auf einen ein!
Es ist gut für deinen Vater, dass ihr euch so liebevoll um ihn kümmert! Auch ihr müsst erst in die Situation hereinwachsen um sicherer zu werden um noch besser helfen zu können!
Eines möchte ich an dich weitergeben was ich mir damals sehr deutlich eingeprägt habe: " TU NICHTS FÜR DEN PATIENTEN WAS ER SELBST TUN KANN!!!" ... Ich halte diesen Satz für ganz wichtig! Helfen, stützen und motivieren ja! ... Aber nicht überbemuttern wo es nicht nötig ist! .... Ich weiß es ist sehr schwierig, gerade wenn eine Aphasie wie bei deinem Vater dazu kommt! ... Aber mit etwas Einfühlungsvermögen werdet ihr bald sicher sein, und wissen was für ihn gut ist und was nicht .... was er will und was nicht! ... Und dann wird auch mit der Zeit vieles besser werden!
 
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und ganz viel Kraft und Geduld für die schwere Zeit!
Liebe Grüße
ELLI
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