Liebe Christel!
Ich verstehe Deine Situation genau. Mein Papa ist auch Pflegestufe 2, hat Katheder, künstlichen Darmausgang, völlige Antriebsschwäcche, man kann ihn keine Minute alleine lassen, weil er hilflos und eingeschränkt ist. Wir haben ihn auch ein Jahr zu Hause alleine gepflegt. Inkl. nachts immer wenden, permanent aufstehen, weil er seine Decke oder sein Kissen weggerissen hat u.s.w..
Meine Mutter konnte dann auch einfach nicht mehr, weil sie selbst auch einen SA hatte. Und mein Bruder und ich konnten auch nicht jeden Tag stundenlang helfen.
Folgendes rate ich Dir: es bringt nichts, wenn Du jetzt auch noch zusammen brichst. Was hältst Du davon, Deinen Mann mal für 2 Wochen in eine Kurzzeitpflege zu geben? Meines Wissens hast Du auch Anrecht als Pflegende auf 10 Tage Urlaub im Jahr. Oftmals kannst Du über Google spontan Hilfe einholen, wenn Du die Stichworte Kurzzeitpflege und Deinen Wohnort eingibst.
Erkläre Deinem Mann, dass Du gerade selbst völlig erschöpft bist und Dich erst einmal erholen müßtest, dass versteht er dann vielleicht. Du kannst ihn dann ja vielleicht täglich besuchen. Versuche dann, Dich in dieser Zeit zu sammeln.
Besprich schnellstmöglich mit dem Sozialdienst Deine Situation. Es müßte ggf. auch noch mal die Pflegestufe überprüft werden. Sein Zustand hat sich ja erheblich verschlechtert.
Hast Du Familie oder Freunde, mit denen Du die Situation erörtern kannst? Meiner Ansicht nach kann kein Mensch allein die Pflege, die Du leistet, allein übernehmen. Das habe ich jetzt selbst erfahren. Irgendwann bricht man einfach unter der dauernden Last und Verantwortung zusammen.
Denke mal darüber nach, ob ihr nicht Beide mehr davon habt, wenn Du ihn täglich besuchst, mit ihm z.B. immer Kaffee trinkst und bei schönem Wetter Spaziergänge machst. Während einer Kurzzeitpflege kannst Du mal das Gefühl dafür entwickeln und Dir währenddessen überlegen: wie kommt ihr damit klar. Man kann die Kurzzeitpflege meines Wissens nach auch bis zu 28 Tage vereinbaren. Erkundige Dich aber vorher über die Kosten, die für Euch entstehen könnten.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig mit meinen Gedanken weiterhelfen. Ich weiss genau, wie Du Dich fühlst....Mir geht es auch immer so: ich möchte meinen Papa zu Hause haben, möchte mit aller Macht vermeiden, dass er in ein Heim muss. Aber man kommt einfach irgendwann an Grenzen. Grenzen, die sich keiner von uns ausgesucht hat. Vielleicht hilft einfach auch der kurze Urlaub, um weniger verzweifelt zu sein, um etwas den Tunnelblick zu verlieren.
Beste Grüße an Dich von Kate