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Zitat von: banalajo

... sagt mir keine mal was genau ist oder kommt .

Was sollen sie Dir auch sagen? So wie kein Schlaganfall wie der Andere ist, so ist keine Aphasie wie die Andere. Der Eine spricht spontan nach ziehen der Tubus, der Nächste spontan innerhalb der ersten 6 Monate und ich habe in der Frühreha sogar eine Frau getroffen, die es 5 Jahre lang mit intensivem Training nicht konnte und dann war die Sprache auf einmal spontan wieder da ... Die Nächsten lernen es nur mit intensivstem Training und logopädischer Unterstützung nach 6 Monaten, manche eben erst nach 1-2 Jahren, nach 5 oder gar erst nach 10 Jahren. Und Einzelfälle lernen es in der Tat nie wieder. Was soll man Dir also sagen? Der letzte Neurologe in der Reha hat dann mal eine Prognose zum Besten gegeben und sagte meinem Mann, dass er nie wieder sprechen können wird. Er fiel daraufhin in eine schwere Depression. Ob DAS aber nun der richtige Weg war, weiß ich nun wirklich nicht. Seit einigen Wochen kommen jedenfalls immer mehr spontane Worte, Floskeln und sogar kurze Sätze und das auch nicht mehr ausschließlich in den Sprachen, die er als Kind zuerst gelernt hat (first in - first out). Ich bin sicher, dass da auch noch mehr kommt aber es ist eben für ihn ein langer und beschwerlicher Weg. Dein Mann steht noch am Anfang. Wie gesagt ... alles ist möglich. Nur eines hilft nicht bzw. bewirkt das Gegenteil und DAS ist Ungeduld.

Gruß Monika

 

Nachtrag: ... und noch was. Die Entwicklung im Wiedererlangen der Sprache ist NICHT kontinuierlich. Heißt... es wird auch dann immer wieder Tage geben an denen es gut klappt, an manchen weniger gut oder eben gar nicht geht. 2 Schritte vor und 1 zurück und manchmal eben auch wieder 2 zurück. Mach Dich mit diesen Gedanken schon mal vertraut und bereite zur gegebenen Zeit Deinen Mann darauf vor, dann ist es leichter damit umzugehen.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Monika_BHV« (31.07.2011, 13:45)
#12
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hallo banajalo,

ärzte lassen dich nicht im unklaren, es ist eine unklare situation.
oftmals ergiebt der ausgang einer sache den ansatz zu einer anderen.
das gehirn ist kein computer bei dem ich einem teil eine fest zugeschriebene funktion zuweisen kann,
sondern ein komplexes organ bei dem man zwar sagen kann ob ein gehirnareal
weitgehend ohne funktion ist welche funktion eine zelle genau ausübt
ist bei aller multifunktionalität kaum möglich.

wie monika schreibt kann ineiner unbestimmten zeit viel oder wenig passieren

l.g.margy


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »margy« (31.07.2011, 17:40)
#13
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hallo monika

wie konntest du dich denn mit deinem mann verständigen???

ich meine , klar, vieles geht über augen und so aber manchmal, da will mein mann mir was verständlich machen aber es klappt nicht auch stunden später nicht er zeigt , macht handbewegungen, und fällt dann natürlich total tief, ich weiß manchmal garnicht, wie ich mich dann verhalten soll. ich bin dann am abend, wenn ich zuhause bin, so was von frustriert weil ich mir schon vorwürfe mache, das ich nicht verstanden habe, was er meinte. ich überlege stunden lang, liege im bett und geh nochmals alles noch, was er gemacht hat aber ich komm dann nicht darauf. das geht bei mir stunden lang so, ich leide zur zeit schon an schlafstörungen weil ich ständig dann die bilder vor augen habe , was mein mann mir gezeigt hat.

 

lb britta

#14
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Hallo Britta, das mit dem Überlegen, was wollte er mir heute sagen, habe ich auch durch gemacht.  Jetzt zu Anfang ist es noch schwer für Euch, aber Ihr werdet nicht immer alles klären können. Ich habe meinem Mann schon in der Reha gesagt, wir werden Beide auch nicht zu Hause alles geklärt bekommen. Manchmal klappt es ein paar Stunden später, manchmal aber auch gar nicht. Mit der Zeit lernte ich, nicht immer nur über die ungeklärte Sache nach zu denken. Man muß halt einfach auch mal etwas abharken. Manchmal war es sinnvoll, meinem Mann zu sagen, wir versuchen es später noch einmal. Das beruhigte Ihn erstmal dann auch. Es sind auch für uns als Angehörige sehr belastende Situationen. Wir brauchen im Alltag dann zu Hause unsere Kraft aber eben auch für die Pflege und sollten die ungeklärten Gespräche nicht nur mit uns herum tragen. Mein Mann hat nach einer langen Zeit, zuerst mit Summen zur Radiomusik und dann auch schon mit öfteren Nachsprechen wieder mit etwas Sprechen angefangen.

LG Ingrid

#15
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Hallo Britta,

wie ich mich mit meinem Mann verständigen konnte? Zu Anfang eben gar nicht und es gibt auch noch immer ein paar Dinge, die wir bis heute noch nicht klären konnten. Ich versuche ihn immer wieder zu animieren, es noch einmal zu versuchen und wiederhole dann die Worte (das ging natürlich auch erst Monate später), die ich glaube verstanden zu haben. Dann versuchen wir gemeinsam weitere Worte zu finden. Er konnte gleich zu Anfang Ja (Kopf nicken) und Nein (Kopf schütteln). So blieben mir nur Fragen, die einfach mit Ja oder Nein zu beantworten waren. Darauf achten musste ich lediglich, ob er die Frage wirklich verstanden hat. Er verstand zwar von vorne herein, wie es zunächst schien alles, aber wie sich später heraus stellte, hatte er auch hier ein paar kleinere Lücken. Die Schädigung seines Gehirns umfasst fast vollständig die linke Hemisphäre. Gesten waren leider nicht hilfreich, weil er immer und für alles die Gleiche benutzte, die ich nicht verstand. Er kann heute noch immer nicht die Geste für trinken machen, dafür hält er mir dann aber das leere Glas oder die leere Tasse hin. Dann kann ich fragen was er möchte. Ich bin mit ihm bereits vor Monaten überein gekommen zunächst mein ganzes Anliegen zu formulierne (die Sätze sollten bei einem Aphasiker jedoch nicht zu verschachtelt sein) um dann die Alternativen einzeln abzufragen. Hier kann er ja wieder mit Ja oder Nein antworten. Die Alternativen kennt er ja dann bereits. Ich unterbreche ihn grundsätzlich nicht, wenn er versucht etwas zu formulieren und wiederhole, wie gesagt den Teil, den ich bereits verstanden habe. Ich lasse ihm die Zeit die er braucht und animiere ihn es noch einmal zu versuchen. Mache mir grundsätzlich keine Vorwürfe mehr, wenn ich ihn immer noch nicht verstehen konnte und versuche ihn zu halten, wenn er deswegen mal wieder in ein Loch fällt. Die Aphasie ist für ihn (und ich denke, das trifft auf alle Aphasiker zu) weitaus schlimmer als die halbseitige Lähmung. Viel geholfen hat mir das Buch "Das Schweigen verstehen"

Gruß Monika

#16
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Hallo!

Ersteinmal ich wäre froh gewesen, wenn sich einige Ärzte mit ihren Prognosen zurückgehalten hätten. Ich traf nur einen der wahrheitsgemäß sagte: "Keiner von uns Ärzten kann eine Auskunft dazu geben. Aber Sie sind doch der Experte. Sie verbringen die meiste Zeit mit Ihrer Mutter. Was für ein Gefühl haben Sie?" Ich hatte Schmerzen aber auch Hoffnung. Und daran hab ich mich geklammert.

Zur Verständigung mit unseren Angehörigen. Es hört sich so an als hätte dein Mann, ebenso wie meine Mutter eine Apraxie. Das ist der Ausdruck für eine Störung in der Handlungsplanung. Auch sowas wird besser. Aber solange erschwert es natürlich die Verständigung über Gesten. Und auch das Zeigen auf bestimmte Gegenstände dürfte schwer fallen. Meine Ma brauchte ca. 2 Monate bis sie den Notknopf drücken konnte. Auch wie ein Fahrstuhl bedient wird, war anfangs nicht klar. Das Zeigen auf die Brille oder das Getränk gingen am Anfang immer schief. Mit der Zeit wird es aber besser.

Beispiel zu Anfang der Reha: Eines Tages in der Reha wollte sie etwas sehr dringend und war verzweifelt. Als Geste schlug sie sich immer wieder wie ein Indian vor den Mund. Ich wusste nicht was das heißen soll. Ich habe gefragt: können wir das hier machen. Ja. Immer wieder die Geste. Ich verstehe dich so nicht. Ich will dir ja helfen aber du musst mir zeigen was ich tun soll. Darauf hin ist sie mit meiner Hilfe im Rollstuhl ins Badezimmer gerollert. Hat auf das waschbecken gezeigt, den Kopf runtergemacht und wieder den Indianer gemacht. Haarewaschen? Ja! Ja! Freude Tränen Tatendrang. Es ist nichts einfach. Frau kann aber zum Glück meistens ganz gut zwischen den Zeilen lesen. Der Ausdruck in den Augen ist besonders wichtig.

Das blöde daran, dein Mann weiß ja immer genau was er will und er denkt auch er sagt oder zeigt dir das Richtige. Das ist so als ob du dich im Eifer das Gefechts versprichst, selbst aber Stein und Bein schwörst, dass du doch genau das Richtige grade gesagt hast. Da es zuminest das war, was du gerade gedacht hast. So war/ist es zumindest auch bei meiner Mutter.

Beispiel: Ich frage wie es ihr geht und sie sagt: Naja nicht so! ich frage was denn los ist. Sie schreibt auf "Montag". Es ist aber Freitag. Mit anderen Worten ich verstehe garnichts. Im Laufe das Abends kommen wir immer wieder auf das Thema. Und ich präsentiere immer neue Varianten. Meinst du vielleicht.....Meinst du vielleicht.....Irgenwann Samstag sprechen wir über die Logopädie, da wir Übungen machen. Was habt ihr Freitag gemacht? Sie sagt empört: "na nichts, ich musst ja nur schreiben". Und ich frage: Auch habt ihr einen Test geschrieben? Und Sie original: "Na endlich schnallst du es auch mal! Und Montag wieder!" Sie ist der Überzeugung, sie hätte die ganze Zeit darüber gesprochen aber ich wollte einfach nicht verstehen. Das meint sie aber nicht böse. Das ist ihre Realität.

Geduld und verstehen Wollen. Die Reaktionen möglichst nicht persönlich nehmen. Immer wieder ermutigen. Anfänglich haben wir tatsächlich immer alles auf uns genommen. Tut mir leid ich bin blöd, ich versteh dich einfach nicht. Ob das richtig ist weiß ich nicht. Aber ich hatte immer angst sie ganz zu entmutigen.

Aber es wird einfacher. Mittlerweile kann meine Ma schon viele Dinge spontan äußern. Auch Sachen wie: "Was denkst du über Norwegen?" "Der Sänger ist gestorben!" Oft kann sie die sätze nicht wiederholen und auch nicht weiter ausführen (richtige Gespräche nicht möglich), aber man weiß zumindest was sie gerade beschäftigt und worüber wir sprechen können. Für ein richtiges Gespräch reicht es leider noch nicht. Alltägliche Bedürfnisse gehen hingegen richtig gut. "Hol mal...Kaffee oder Zeichen für Glas" "Mach das Licht...oder das Fenster" Bring mir...Zeichen für Taschentücher" "Kannst du mal eben..." "Du musst mal mit mir...." Da kommt echt mit der Zeit ganz viel und immer mehr.

Leider denkt man immer wieder, jetzt müsste es aber doch schneller gehen. Aber schnell geht hier in der Regel nichts. In kleinen Schritten ans Ziel. Nie aufgeben!

Das wünsch ich uns allen!

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