#1
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Hallo,

meine Mutter, die vor 7 Wochen eine schwere linksseitige Hirnblutung hatte, ist nach 3Wöchiger Frühreha nun in Phase C gekommen. Sie ist rechts gelähmt hat einen neglect, eine Aphasie und leider auch eine Apraxie. Sprechen, lesen, schreiben und laufen sind dadurch im moment nicht möglich. Sie hat aber viel energie und ist motiviert alles wieder zu lernen.

vor ein paar Tagen haben wir erfahren, dass sie wahrscheinlich nur noch 3 wochen genehmigt bekommt. Hier im Forum liest man teilweise von 7 Monaten Reha. Ich weiss, dass es vom zu erwartenden Fortschritt abhängt, ob die Reha verlängert wird. Diesen sehen wir aber auf jeden Fall. Die rechte seite ist zwar noch immer gefühllos aber essen und verstehen klappt schon viel besser.Könnte es wirklich sein, dass sie in ein paar wochen einfach wieder "nachhause gesetzt" wird? kann man da was machen?

Ein grosses Problem ist auch die Inkontinenz. Sie gibt uns zu verstehen, dass sie nicht richtig merkt, wann sie aufs klo muss.

Hat jemand hier erfahrungen oder Tips wie man dies wieder trainieren könnte? (und wie geht das überhaupt, wenn sie immer windeln an hat?)

Vielen Dank im Vorraus

 

Laura


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Laura1980« (04.06.2012, 22:30)
#2
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Hallo Laura,

bei Reha-Verlängerungen must du immer am Ball bleiben und nicht drauf verlassen, dass irgendwas automatisch läuft. Viel Ärzte schauen auch, in wie weit der Patient Untersützung durch seine Familie bekommt, "wie weit sich eine Reha lohnt", klingt gemein, wurde mir aber auch mal so inder Reha gesagt. 

Bei der Inkontinenz und beim Essen/Trinken muss man trainieren. Bei meinem Mann bin ich damals täglich 8-10 Stunden dort gewesen und habe immer, wenn er meinte, das er muss, die Urinflasche geholt. Manchmal umsonst, manchmal gings schief, aber anders gehts leider nicht. Und nicht entmutigen lassen, es kann Wochen dauern. Wenns gar nicht klappt, wird deine Mutter es sagen, aber die Chance finde ich sollte jeder Patient bekommen. Leider hat das Pflegepersonal nicht die Zeit üfr so eine aufwendige Betreuung.

Genauso wars auch beim Essen, ich stand vom Frühstück bis zum Abendbrot parat, bis er es alleine konnte. Ich bin abends auf dem Zahnfleisch nach Hause, wo meine beiden Kinder warteten, aber ich weiss auf Grund der Äußerungen von Pflegepersonal und Therapeuten, dass er sonst heute mit Katheder, Windel und PEG im Pflegeheim läge.

Mich hat damals eine Therapeutin aus dem KH privat und heimlich angerufen und mich darin bestärkt, nicht locker zu lassen. Wenn man gesagt bekommt, wie und nach welchen Kriterien hinter verschlossenen Türen entschieden wird, ob e sich "lohnt" viel Reha -zeit in einen Patienten zu "investieren", dann entwickelt man ungeahnte Kräfte, hätt ich vorher auch ncht gedacht. Das schlimmste, was man den Ärzten sagen kann, ist, dass der Patient sowieso in ein Pflegeheim kommt. Ich hab schon Gespräche miterlebt, wo Ärzte Massnahmen ablehnten mit der Begründung, das machen dann die im Pflegeheim:(!

Ich drück euch die Daumen, und nicht vergessen, 7 Wochen sind noch nicht viel Zeit, und Zeit ist das was deine Mutter braucht, um wieder manche Sachen zu schaffen. Die Prognosen der Ärzte sind leider oft auch kaufmännisch beeinflusst. Keiner von denen weiss, wie es mit dem Patienten weitergeht, wenn er die Klinik verlässt.

lg zaubernuss

#3
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Auch wenn ich eventuell eine Diskussion damit auslöse, möchte ich meine persönliche Meinung zum Thema Reha loswerden. Ich hatte mir nach dem Schlaganfall viel von der Reha erwartet. Wenn überhaupt, wurden aber lediglich die Grundlagen für eine weitere Genesung geschaffen. Die wirklichen Fortschritte habe ich im Alltag gemacht. Die Neuropsychologischen Tests erschienen mir ebenso abstrakt wie die anschließenden Übungen am Computer. Lesen, am Computer arbeiten, soziale Kontakte und die Bewältigung des Alltags, etwa mit der Koordinierung meiner Arzt- und Therapietermine brachten mir viel mehr. Physio und Ergo war gut, aber es wurde nichts gemacht, was meine Therapeuten ambulant nicht auch machen.

Dabei würde ich meine Rehaklinik als gut bezeichnen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen hatte ich wunderbare Therapeuten, denen mein Wohlergehen am Herzen zu liegen schien. Mein Einzelzimmer war in Ordnung, das Essen lecker und die Mitpatienten angenehm. Aber was fehlte war der Bezug zu meinem gewohnten Umfeld und auch die Möglichkeit, meinen Tagesablauf selbst zu gestalten.

Natürlich gilt das alles nur für meine persönliche Situation und ist nur bedingt zur Nachahmung empfohlen.

#4
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Hallo Zaubernuss,

meine Mutter hat allerdings noch einen katheter, damit es keine Entzündungen gibt. Daher ist diese art training leider nicht möglich. Ich bin wenn ich da bin auch jeden Tag 6-8 stunden in der Klinik. Essen kann sie schon alleine. Aber die ganze rechte seite macht nicht mit. und die globale Aphasie und apraxie machen kommunikation sehr schwer.

Ich mache mir Sorgen, dass sie sie einfach nach hause schicken und sie ambulant dann viel zu wenig Anwendungen bekommt. Sie ist auch erst 65 und sonst noch sehr fit. Ich verstehe also nicht, dass hier angebelich wenig forschritts sei...:(

#5
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Hallo Laura,

mein Mann hatte auch ein halbes Jahr den Katheder,bevor wir losgelegt haben. bei ihm hat sich dann immer häufiger der Harndrang gemeldet. Danach kam es noch mehrmals zu Blasenentzündungen wegen des zu großen Restharns, aber das hat sich alles gegeben. Wir müssen jetzt immer alle halbe Jahre zum Urologen und der ist zufrieden.

Was das Thema Reha und zu hause betrifft, sollte man auch relativieren, dass es Patienten gibt, die nach 2 Monaten das KH/Reha auf beiden Füssen verlassen und dann natürlich auch alleine Treppensteigen üben können. Mein Mann ist leider das andere Extrem, er ist noch immer pflegebedürftig, linksseitig gelähmt und braucht 24 Stunden Hilfe. Diese Hilfe brauchte er auch in der Reha, daher blieb er immer in Stufe C stecken. Und das ist nun mal sehr teuer für die KK und wird nicht ewig finanziert. 

lg zaubernuss

#6
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Hallo zusammen,

Lieber Teetrinker,

ich denke wie Zaubernuss dass dies ganz entscheidend vom Gesundheitszustand und den Fähigkeiten des Einzelnen abhängt.

Mein Mann könnte beispielsweise noch heute keine Arzt- und Therapietermine koordinieren. Auch wenn ihm das häusliche Umfeld unheimlich gut getan hat, hat er doch die entscheidenden Schritte in der Früh-Reha und Reha gemacht. Er war insgesamt fast 8 Monate in Reha und selbst hier hat man ihn mit einem gewissen Magengrummeln entlassen. Natürlich spielen da sehr viele Faktoren eine Rolle. Es hat ja Wochen gedauert bis er mal allein sitzen konnte. Die Verlängerung ging bei ihm recht problemlos, Diskussionen mit Ärzten etc. hatten wir nie.

Ich wünsche euch viel Erfolg!

#7
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Zitat von: teetrinker

Auch wenn ich eventuell eine Diskussion damit auslöse, möchte ich meine persönliche Meinung zum Thema Reha loswerden.

 

 

Hallo Teetrinker, ohne Diskussionen wär so´n Forum aber auch ein bissken sprachlos ! ;)

ich glaube, so unterschiedlich jeder Schlag und seine Nachwirkungen sind, so verschieden sind auch die Ansprüche oder Hoffnungen an die Reha.

Ich hab in Berleburg auch Leute kennengelernt, die waren im Kopf putzmunter, die wollten jeden Tag von morgens bis abends Therapien, denen war langweilig,wenn Feierabend war. Konnte ich auch voll verstehen.

Und dann gabs in der Mehrzahl die armen Teufel, die nicht wussten, wo oben und unten ist.

Die waren nach jeweils einmal Physio, Ergo oder Logo vor- und nachmittags fertig mit der Welt, haben um 19 Uhr geschlafen.

Mein Mann gehörte auch zu der letzteren Gruppe. Ihn hat die Reha erstmal von der Beatmung und der Schlauchernährung befreit und dann auf die Bettkante befördert. Da hing er mehr, als er saß.

Dann irgendwann in den riesigen Pflegerollstuhl, Kopfteil nach hinten, Beine nach oben, so hab ich ihn durch die Gänge geschoben. Hätte ich ihn da irgendwo abgestellt, hätte er wahrscheinlich selig geschlafen.

Dann hat sich ja langsam aber stetig das Wunder eingeschlichen, was mir meinen Nick verpasst hat.

Aktivrollstuhl, Rollator, Stock, laufen, Treppen steigen.  Die Ärzte und Pfleger haben sich wirklich ehrlich mitgefreut und mehr als einmal gesagt, dass es diese Dinge sind, wofür sich dann ihr Arbeiten immer wieder lohnt.

Und vor allem der Oberarzt hat sich in Telefonaten mit der Krankenkasse immer wieder für Verlängerungen eingesetzt. Die haben wir auch problemlos bekommen.

Allerdings kannten uns alle ja nur im Doppelpack. Ich hab ja 5 Meter weiter mitgewohnt. Um 8 Uhr stand ich parat bis zur Mittagsruhe um 13 Uhr, um 15 Uhr gings weiter bis 19, 20 Uhr.

Es war für alle Seiten von Vorteil, ich hab ziemlich schnell das ins Bett packen und wieder rausholen und das Anziehen übernommen, beim Essen mit einer für mich erstaunlichen Engelsgeduld das Kartoffelpü vom linken Tellerrand oder vom Tisch wieder in die Tellermitte befördert...:)

Und das halbe Bad mit dem Rollstuhl demoliert, wenn "wir" die Toilettengänge geübt haben.

Das war natürlich eine Riesenentlastung für das Pflegepersonal, aber die hätten auch gar keine Zeit gehabt, öfter hintereinander mit ihm zu gehen.

Im Umkehrschluss hatten wir Angehörige eben komplett kostenfreie Unterkunft und Verpflegung.

Das hat natürlich einen ungeheuren finanziellen Druck von den Schultern genommen, und man konnte sich voll und ganz auf die Hilfe konzentrieren.

Will sagen, die Reha hat meinen Mann erstmal wieder auf die Beine gestellt.

Heute allerdings weiß ich erstmal, wie es gemeint war, wenn Ärzte und Pfleger sagten : Dosieren Sie Ihre Kräfte, zu Hause werden Sie sie erst brauchen !

So, und jetzt erstmal einen gemütlichen Abend für alle !

 

 

 

 

#8
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Hallo Winterwunder,

mein Mann war und ist leider nicht so mobil und kostenlose Verpflegung und Unterkunft gabs für mich auch nicht, aber deinen Arbeitsmarathon, den unterschreib ich sofort. Vom Frühstück bis Abendbrot anwesend und die Pflege übernehmen, war auch ein Jahr mein Alltag. Also eigentlich muss ich gar nicht mit dir diskutieren;)

lg zaubernuss

ich leg mich jetzt mal gemütlich aufs Sofa:)

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