#1
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Hallo,

ich weiß gar nicht, ob das der richtige Teil des Forums ist für meine Fragen, aber ich versuche es einfach mal.

Mein Vater hatte vor etwas über 1 1/2 Monaten einen Schlaganfall (bzw. eine Hirnblutung) mit u.a. halbseitiger Lähmung der rechten Seite (er ist Rechtshänder). Nach Intensivstation und Krankenhausaufenthalt ist er seit knapp vier Wochen in stationärer Reha (Phase C). Vier Wochen Rehadauer waren von der Krankenkasse von vornherein bewilligt worden, die Rehaklinik terminierte den Aufenthalt aber trotzdem auf drei Wochen, da es wie sie sagte zunächst immer erst drei Wochen wären und reichte vor dem Ablauf dieser Zeit dann einen Verlängerungsantrag um zwei Wochen ein (faktisch also eine Verlängerung von einer Woche, da vier Wochen ja von vornherein von der Kasse genehmigt waren). Ergo liegt die Rehadauer nun bei insgesamt fünf Wochen.

Da nun nur noch eine Woche Reha vor meinem Vater liegt haben wir heute das Thema einer weiteren Verlängerung bei der Visite angesprochen. Ganz unbedarft haben wir gedacht, dass das kein Problem wäre, aber die Ärztin hat sofort abgelehnt. Mein Vater hätte gute Fortschritte gemacht und könnte nun auch daheim weiter therapiert werden.

Dazu muss man sagen, dass mein Vater erst vor etwa 1 1/2 Wochen mit ersten Laufversuchen am Rollator begonnen hat. Wenn einer ihn dabei am Hosenbund hält kann er mit dem Rollator etwa 100 m am Stück langsam und unsicher gehen, wobei der kranke Fuß bei jedem Schritt unkontrolliert hin und her pendelt. Mit dem rechten Arm hat er nach wie vor kein richtiges Gefühl und es ist schwierig für meinen Vater, die Hand überhaupt um den Griff des Rollators zu halten. Unterstützend einsetzen kann er den rechten Arm also nicht, was es nicht einfacher macht. 

Von daher sind wir sehr überrascht, dass er bereits entlassen werden soll. Damit hätten wir angesichts seiner gesundheitlichen Situation überhaupt nicht gerechnet und haben überhaupt keine Ahnung, wie das Ganze gehen soll. Es fängt schon damit an, dass wir nicht wissen, wie wir ihn ohne Hilfe vom Rollstuhl in ein Auto setzen und dann daheim wieder ausladen können. Dann geht es weiter, dass wir mehrere Treppen ohne Geländer bis zur Haustür bewältigen müssen und dann führen weitere Treppen nach oben bis zur Wohnung. Die Wohnung selber ist nicht behindertengerecht eingerichtet. Mit einem Rollstuhl kann man sich dort vermutlich nicht bewegen. Die Toilette ist so eng, dass man dort nicht mal mit dem Rollator hinein kommt. Dusche oder Schlafzimmer sind ebenfalls nicht behindertengerecht. 

Meine erste Frage ist rein interessehalber ob es üblich ist, die Entlassung aus der Reha so früh vorzunehmen. In einer Reha bestehen doch ganz andere Therapiemöglichkeiten und gerade die erste Zeit nach einem Schlaganfall soll in dieser Hinsicht sehr wichtig sein.

Vor allem quälen uns aber nun die Fragen, wie wir nach der Entlassung aus der Reha zurecht kommen können. Das erscheint uns aus jetziger Sicht fast unvorstellbar. Vielleicht gibt es ja jemand, der aus seinen Erfahrungen berichten oder Tipps geben kann. Es sind bestimmt schon viele andere vor ähnlichen Problemen gestanden. 

#2

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo Murmeltier,

die Ärztin verstehe ich nicht, gerade weil dein Vater gute Fortschritte macht müsste sie die Reha weiter verlängern. Wenn man keine Fortschritte mehr erzielt wird normalerweise die Reha beendet. Versuch doch mal mit dem Chefarzt der Einrichtung zu sprechen.

Wenn die Reha beendet ist, ist man ziemlich auf sich allein gestellt, bei der Schlaganfall Hilfe gibt es Lotsen die einen helfen können.

http://www.schlaganfall-hilfe.de/lotsen

Die Reha Einrichtungen haben eine Sozialstation, die können einen beraten, wie es weiter gehen kann, z.B. Umbauten in der Wohnung.

Info Soziales: http://www.epilepsie-gut-behandeln.de/_up/ucb_de/documents/UCB-Sozialbroschuere.pdf

Siehe auch:

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/schlaganfall/article/899949/schlaganfall-neuroreha-hilft-alten-jungen.html?sh=3&h=-1192408251

Jürgen

http://www.schlaganfall-info.de/com/Drei_Jahre_danach.pdf


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »jup11« (27.09.2016, 13:51)
#3
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Unbekannt

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Hallo Jürgen,

vielen Dank für Deine Antwort und die Links. Die muss ich mir mal in aller Ruhe ausgiebig durchlesen. Das mit den Schlaganfall-Lotsen hört sich schon mal sehr interessant an. Leider habe ich keine Kontaktdaten gefunden, wo man sich hinwenden kann. Dem Übersichtsplan nach ist aber der nächste Lotse rund zwei Stunden von uns entfernt. Von daher weiß ich eh nicht, ob das aufgrund der räumlichen Entfernung machbar wäre.

Ich habe zwischenzeitlich mit der unabhängigen Patientenberatung (UPD) telefoniert. Dort wurde mir gesagt, dass der Grundsdatz ambulante Behandlung vor stationärer Behandlung gilt, d.h. sobald der Patient so weit wiederhergestellt ist, dass man die Therapie auch ambulant durchführen kann (und Ergo-, Logo- und Physiotherapie gibt es ja ambulant) muss man das auch machen und der Patient darf nicht weiter in der stationären Reha behalten werden. Man hat uns dort wenig Hoffnung gemacht, dass ein Gespräch mit der Ärztin hinsichtlich einer nochmaligen Verlängerung der Reha etwas bringt. Bei der Ärztin handelt es sich übrigens anscheinend bereits um die Chefärztin.

#4
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Nun muss ich doch noch etwas nachschieben, da ich nach den letzten Informationen und Vorkommnissen die Welt nicht mehr verstehe.

Wir haben heute nochmal das Gespräch mit der Ärztin gesucht. Diese erklärte uns, dass bereits Mitte der vergangenen Woche entschieden wurde, dass es für meinen Vater keine Verlängerung der AHB gibt (kommuniziert wurde das aber erst gestern, also Tage später). Das wäre im Team so entschieden worden, denn auch alle Therapeuten hätten gesagt, dass mein Vater problemlos selber laufen könne und keine stationäre Therapie mehr benötige. Zudem wären eh nur drei Wochen Rehadauer üblich (drei Wochen nach einem schweren Schlaganfall???) und die meinem Vater zugestandenen fünf Wochen wären daher bereits das äußerste der Gefühle gewesen. Die Krankenkasse würde auch gar nicht weiter zahlen.

Darauf telefonierten wir mit der privaten Kasse meines Vaters und erhielten die Auskunft, dass eine weitere Verlängerung ohne Probleme genehmigt werden würde. So viel also dazu, dass die Kasse nicht mehr weiter zahlen würde.

Da wir es äußerst schade finden, dass der nun erst richtig einsetzende Therapieerfolg nicht weiter ausgenutzt werden soll, haben wir nach der für uns frustrierenden Unterredung mit der Ärztin auch die Therapeuten angesprochen. Dabei hat sich herausgestellt, dass diese nicht der Meinung sind, dass mein Vater problemlos gehen könne und dass diese Auskunft von Therapeutenseite der Ärztin gar nicht gegeben wurde. Im Team, so wie von der Ärztin dargestellt, wurde das auch nicht besprochen.

Wir sind fassungslos. Da würden die Therapeuten eine Verlängerung der Reha befürworten, die Krankenkasse würde zahlen aber die Ärztin stellt sich quer.

#5
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Unbekannt

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hi, mich entsetzt sowas immer! an jungen menschen wie mir haben sich die ärzte 6 monate "festgekrallt" und ich musste um eine entlassung regelrecht kämpfen und ältere menschen werden mit einem fußtritt aus der reha geworfen :(! sprich mit der kasse, sprich mit irgendeinem chef von der reha, aber kämpfe, dass dein vater noch länger bleiben kann! zumindest das alltagstraining müsst ihr doch haben! 

#6
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Unbekannt

Gelöscht

Ein freundliches Miteinander,

das Problem mit dem frühen Entlassen aus der Reha kommt leider stets häutiger vor. Die Gründe hierfür mögen vielschichtig sein. Kann nur den Rat von Tazzi aufgreifen; Wende Dich an den Kostenträger, meist Krankenkasse. Wenn von dort die weitere Kostenzusage erfolgt, natürlich nur auf entsprechende Beantragung der Ärzte, dann "trete" den Ärzten auf die Füße. Die sind manchmal auch einfach nur zu bequem, zu unaufmerksam, um entsprechende Anträge / Berichte zu schreiben. Hin und wieder wird einem vorgejammert, dass sie alle drei Wochen eine halbe Stunde an dem neuen Antrag sitzen. Lass Dich bitte darauf nicht ein. Es lohnt sich zu kämpfen.

Dazu Glück und Erfolg wünscht hotte;)

#7
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Unbekannt

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Hallo Ihr Beiden,

vielen Dank für Eure Antworten.

Wir haben versucht, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit die Reha verlängert wird. Netterweise hat uns auch die Physiotherapeutin unterstützt und versprochen, als die meinen Vater behandelnde Therapeutin, die ja sieht, wie er sich über den Verlauf der Zeit entwickelt hat und wie es ihm aktuell geht, mit der Ärztin zu reden, da sie deren Verhalten wie sie sagte auch nicht versteht. Leider hat selbst sie nichts erreicht. Die Ärztin strich aber daraufhin sogar die Visite bei meinem Vater kommentar- und ersatzlos vom Therapieplan. Das machte auf uns dann schon einen etwas beleidigten und unprofessionellen Eindruck.

Wir haben nach der Vorgesetzten der Ärztin gefragt, aber wie man uns sagte hat sie keinen. Es gibt dann halt noch die Verwaltungsleitung, die sich als medizinischer Laie aber kaum über die Einschätzung der Ärztin hinwegsetzen wird. Die Krankenkasse würde einer Verlängerung zwar zustimmen, benötigt hierzu aber den Antrag und den Bericht der Ärztin. Die Kasse zwingt die Ärztin natürlich nicht, diesen zu stellen. Von daher läuft das leider auch ins Leere.

Diese Woche muss mein Vater daher nun die Rehaeinrichtung verlassen. Daheim ist in der Kürze der Zeit (wir hatten ja nur eine Woche) natürlich noch nichts entsprechend vorbereitet und es fehlen Treppengeländer, Haltegriffe, eine rollstuhlgerechte Duschmöglichkeit etc. etc. Wie das alles gehen soll wissen wir selber noch nicht. Die private Situation des Patienten interessiert die Ärztin leider nicht, wie sie deutlich zum Ausdruck brachte. Sie sagte uns aber, dass sie das Zimmer für einen anderen Patienten benötigt. Vielleicht weht ja daher der Wind. Wenn die Ärztin das private "Drumherum" eines Patienten nicht interessiert, was natürlich ihr gutes Recht ist, dann sollten uns allerdings solche verwaltungsinternen Dinge wie der Zimmerbedarf schon zweimal nicht interessieren.

Wenigstens hat sich die Transportsorge von der Reha zum Wohnort gelöst, denn die Ärztin schrieb auf unsere Nachfrage ein Rezept für einen Krankentransport aus. Immerhin, denn laut Ärztin ist er ja gehfähig und bekommt alles ganz prima selber hin. Mit dem Krankenwagen in die Reha und mit dem Krankenwagen wieder aus der Reha. Wir hatten uns das auch etwas anders vorgestellt.
 
Bei manchen Dingen überlegt man es sich, ob man die Öffentlichkeit einschaltet. Aber will man sich den Stress und den Ärger noch zusätzlich antun oder investiert man seine gerade eh dringend benötigten Kräfte nicht lieber in andere Sachen?

#8

jup11

Quarnbek, Deutschland

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