Hallo,
mein Vater hatte vor knapp einem Jahr einen Schlaganfall mit halbseitiger Lähmung. Er kam direkt im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt in Reha, damals noch nicht gehfähig. Die Reha lief relativ strukturiert ab. Sofort nach Ankunft erfolgte die Aufnahmeuntersuchung durch die Stationsärztin, gegen Abend des Aufnahmetages erhielten wir den Therapieplan und am zweiten Tag ging es mit den Therapien los. Im Schnitt hatte er unter der Woche fünf bis sechs Therapien am Tag und samstags ein bis zwei.
Seit der Rückkehr aus der Reha hat er durchschnittlich drei ambulante Therapien pro Woche (Physiotherapie und Ergotherapie), die teilweise bis zu einer Stunde pro Therapieeinheit gehen. Zusätzlich übt er täglich selbständig (Laufband, Ergometer, Sprossenwand, Trampolin, Armtrainer etc.). Er hat nun eine weitere Reha bewilligt bekommen, die er Anfang der Woche in einer anderen Rehaeinrichtung als beim ersten Mal angetreten hat und in die er viel Hoffnung setzt.
Leider verlief es bisher ernüchternd. Die Aufnahmeuntersuchung erfolgte am ersten Tag mit etwa 3 Stunden Verspätung und bestand lediglich aus einem Gespräch, in dem die Ärztin aber immerhin die Therapien festlegte und an die zuständige Abteilung zur Erstellung des Therapieplans weiterleitete.
Die körperliche Eingangsuntersuchung sollte am Vormittag des zweiten Tags folgen. Da aber kein Arzt kam fragten wir irgendwann nach und erhielten die Auskunft, dass die Untersuchung auf nachmittags verschoben wurde. Es wurde schließlich Spätnachmittag, was wie schon am Tag davor eine stundenlange untätige Herumsitzerei auf dem Zimmer bedeutete. Am späteren Abend des zweiten Tages kam endlich der Therapieplan. Der sieht am dritten und vierten Tag aber nur jeweils eine einzige Therapie mit 20 Minuten vor (einmal Physio- und einmal Ergotherapie). Am fünften Tag steht Neuropsychologie auf dem Plan. Das ist bislang alles.
Wir hatten uns das etwas anders vorgestellt. Die ersten zwei Tage Reha bedeuteten herumsitzen und auf den Arzt warten ohne eine einzige Therapie. Ein Rückschritt zu daheim, wo mein Vater wie geschrieben in der Regel jeden Tag etwas macht. Er meinte auch etwas frustriert, dass er nach den zwei Tagen ohne Training sogar bereits eine Verschlechterung seiner körperlichen Situation spürt. Und die nächsten Tage ist ja auch nur jeweils eine einzige Therapieeinheit mit 20 Minuten vorgesehen, so dass es gerade schwierig scheint, den Rückstand der ersten Rehatage aufzuholen.
Ist das in einer Reha üblich, dass man die ersten zwei Tage, die ja auch entsprechendes Geld kosten, gar keine Therapie erhält und anschließend auch nur eine einzige Therapieeinheit am Tag? Vielleicht bekam er in der ersten Rehaeinrichtung ja auch nur als damals noch sehr frischer Schlaganfallpatient mehr Therapien? Mich würde es interessieren, welche Erfahrungen andere Patienten in ihrer Reha gemacht haben, auch wenn ich nicht weiß, wie man als Patient ggf. den Wunsch nach einer größeren Therapiedichte wirksam durchsetzen könnte. Aber so wie es bisher läuft sehen wir zumindest den Sinn der Reha in Frage gestellt.