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Erfahrung mit dem Einsatz von Videospielen in der Schlaganfall-Therapie

Hallo zusammen!

Hat hier jemand selbst oder im Bekanntenkreis Erfahrung mit dem Einsatz von Videospielen in der Schlaganfall-Therapie? Ich meine zum Beispiel Spiele, mit denen man wieder greifen lernen kann. Oder auch andere Spiele, die nach einem Schlaganfall in der Rehabilitation eingesetzt werden. Kennt zufällig jemanden, der eine Therapie mit solchen Spielen gemacht hat oder gerade noch macht und mir ein paar Fragen beantworten könnte?

Vielen Dank schonmal und herzliche Grüße!

#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo, ein freundliches Miteinander!

Ein wenig unverständnis ließ mich auf diese Deine Frage reagieren. Videospieltechnik, mit der man als Betroffener wieder greifen lernen kann, kenne ich nicht, habe ich aber auch während meiner Rehabilitation nicht kennen gelernt. Kann mir dies auch kaum vorstellen, wie Videotechnik das Wiedererlernen des Greif- und Drehmusters "beflügeln" soll. Videotechnik kenne ich lediglich zur visuellen Unterstützung zum Beispiel beim Handtutor. Da gibt es z.B. die Übung: Äpfel aufzunehmen und in einen Korb legen in vorgegebener Zeit, auf der Basis von Biofeedback.

Videotechnik ist meines Erachtens angewandte Realität zur Schulung der kognitiven Fähigkeiten, also zum Zwecke des Gehirntrainings, der Gehirnsteuerungsfähigkeit, der Wahrnehmungsfähigkeit, der Denkfähigkeit, der Aufmerksamkeit, des Erinnerungsvermögens, das Lernen von Problemsösungen und und und ......!

Andere "Spiele" /Übungen, welche nach einem Schlaganfall der Finger-/Handfertigkeiten dienen und somit auf eventuelles "Greifen- lernen" unterstützen, kommen uns im banalen Alltagsgeschehen zuhauf entgegen. Hier einige Beispiele:

Murmelspiele:

Bunte Murmeln, Knicker, Glaskugeln in einer, mit warmen Wasser gefüllten Glasvase oder ähnlich legen. Waschlappen daneben! Nun muss der Patient die Kugeln einzeln aus der vase holen und auf dem Waschlappen ablegen. Hier kann man den Zeitaufwand dokumentieren. Nächste Schwierigkeitsstufe wäre: Glaskugeln einzeln nach vorgegebenen Farbmuster einzeln rausholen. Zuerst rote, dann blaue Kugeln usw. und auch hier wieder den Zeitaufwand dokumentieren. So wird man feststellen, es funzt stets besser.

Tubenverschlüsse aufdrehen, zudrehen Boooh, welche Schwierigkeit !!

Vorhängeschlösser möglichst noch die alten Schlösser mit Bartschlüsssel zur Therapie nehmen. Immer wieder aufschließen, Schlüssel entnehmen, dann wieder einstecken und drehen, Schloss öffnen ..........

Oftmals habe ich mit Sicherheitsnadeln geübt. Immer Nadel öffnen und unten ins Loch stecken und so hatte ich nach einer Weile eine Sicherheitsnadel-Kette.

Bauklötzchen aus Holz  diese aufbauend übereinander stapeln

Crossboule ähnlich wie Petange, allerdings mit Sand gefüllte Boulkugel und damit Zielwerfen üben. Die erfordert kognitive Fähigkeiten Ziel wahrnehmen, Kraftaufwand einteilen, werfen-loslassen und und und

Marmeladengäser-Deckelübung Die großflächigen Marmeladendeckel erfordern ein ganz anderes Finger-Hand-Handling. Aufschrauben - Festschrauben Zur Unterstützung dieser Übung kann es sinvoll sein, die Deckel auf einem Holzbrett zu befestigen (z.B. mit Nägel)

..........und wenn dies alles gut gelingt, kann man sich an Videotraining ranmachen. So habe ich nach den vielen Alltagsübungen mir später dieses WIIJ zugelegt. Habe es anfangs genutzt, aber nun mache ich lieber meine Außenübungen an frischer Luft wie Tipp-Kick, Scherengang, Hampelmann, Hopserlauf und und und und............. freundlichen Gruß hotte �

 


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »hotte« (13.05.2017, 23:00)
#3
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Unbekannt

Gelöscht

Dem muß ich leider widersprechen. Ausgangslage war bei mir, das ich u.a. in der rechten Hand die Feinmotorik völlig verloren hatte. Ich konnte weder einen Stift vernünftig halten, Schreiben war ein bloses Gekritzel, noch Besteck halten. ich erinnere mich noch lebhaft an an die Leberwurst in der Klinik (kiecher, diese fiesen Ratten die! ^^ ) die Leberwurst hatte ich überall, in den Klamotten, in den Haaren, im Gesicht ... aber nicht auf dem Brötchen. Mit Händen und Füßen hab ich gekämpft, da die schei ... Wurst aus der Pelle zu kriegen.

Am PC, eine Mouse konnt ich nicht los lassen, ich mußt die Finger abbiegen und mit der linkten Hand den rechten Unterarm von der Mouse hoch heben,

 

Mit dieser Ausgangslage bespielte ich eine Sony Playstation Vita, die Finger wollten zu Beginn nicht aber man möcht ja gewinnen! Ohnehin diese gruslige Welt von Resident Evil, der mobilen Umsetzung des altehrwürdigen PS1-Spiels, im Herrenhaus herum schleichen, die Musik dazu ... statt mir die mürrischen und äußerst seltsamen Mitpatienten zu begucken (Wenn die ein Thema hatten, dann Fußball, da kriegst ja ein zu viel bei! Am besten, Oppa geistert nachts im dunkeln durchs Zimmer, räumt Schränke und mampft Kekse ... ich dacht, mich holn se ab! ^^ Vorallem: nachts. dunkel, wirst wach und da schleicht son Zombi durchs Zimmer, "Resident Evil" life!! Da bin ich aber im Bett hochefegt, wär ich ne Katze, da wär ich die Wände hoch gelaufen "Mau!" )

 

Na ja, jedenfalls, jeden Tag über Stunden mit der PS-Vita zu gange und jeden Tag besserte sich die Motorik, sehr anstrengend im Unterarm , die Finger zu bewegen, richtig schmerzhaft, weil die Muskeln ungewohnt Überlast liefen. Wenn die Nervenleitung nicht richtig vorhanden ist, müssen die Muskeln stärker werden um das auszugleichen, das ist zu Beginn ein sehr ekliges Gefühl, wenn die Finger nicht so wollen wie sie sollen, diese kleinen Tasten gezielt und vor allem koordiniert zu drücken, ist Schwerstarbeit, das macht man nicht, wenn dem nicht was entgegen steht, der Spaßfaktor, das Spiel. Dieses: ahh ich kann die Taste nich mehr halten und das Viech ist hinter mir her!" Das geht man an die Grenzen, das macht man mit diesen "Igelball" nicht, den legt man weg, weils ja so anstrengend ist, das Spiel aber fordert "ich muß wenigstens noch zur Schreibmaschine kommen damit ich speichern kann!" (in dem Spiel sind Schreibmaschinen die Speicherpunkte, die stehen im ganzen Haus rum)

 

Videospiele trainieren wirklich ungemein! Selbst gesunde klagen ja oft bei Marathonsitzungen eines neuen Spiels über verkrampfte Hände. Das ist aber nur, wenn man untrainiert ist am Controller. Genau so trainiert ein Controller auch eine kranke Hand! Ohne die PS-Vita hätte ich heut bestimmt nicht meine rechte Hand vollständig wieder her gestellt! Warum? Ich kann z.B. den rechten Flügel nicht lange oben halten, Haare fönen iss nich, die kriege ich nicht trocken. Den Arm habe ich ja nicht trainiert, nur die Finger. Das erinnert mich auch heute noch daran, das nichts mehr so ist, wie es mal war, auch wenn ich wieder schreiben kann.

 

Daumen und Zeigefinger werden besonders trainiert in Feinheitverhalten, die restlichen Finger müssen dauerhalt halten, das die Vita einem nicht aus den Händen fällt, das kräftigt ... insgesamt arbeiten die Finger viel besser zusammen, Greifen wird wieder leichter aber besonders das Öffnen der Hand, da mußt ich immer auf die Hand gucken "nu mach auf" , das alles ist durch die PC-Vita weg gegangen! Man muß ja auch die Tasten los lassen können und nicht, "Wurstfinger patsch drauf"

 

 

#4

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo Julia,

ich kenne diese professionellen Videospiele vom Armeo, Amadeo und Pablo vom Ambulanticum Herdecke das fand ich sehr gut.

Dort konnte ich auch mal mit dem Wii trainieren, hier aber hauptsächlich mit dem Board, da hatte ich Probleme beim Springen auf dem Board zu bleiben.

Bei einer Studie habe ich mal mit einen Joystick geübt, da ging es darum immer Kreutze auf dem Bildschirm deckungsgleich zu machen, das war am Anfang einfach, nachher wurden die Achsen aber verändert - man schiebt den Joystick nach links und das Kreutz wandert nach rechts oben. Hier ging es um kognitive Fähigkeiten - wie schnell erkennt man die neue Situation.

Kennt jemand einfache Spiele für den PC mit Joystick?

Ich hatte mir schon mal das Moorhuhn runter geladen, das ist aber nicht für den Joystick.

Jürgen

http://www.schlaganfall-info.de/com/Drei_Jahre_danach.pdf

 

 

#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo zusammen 🙂
Wir arbeiten nun schon seit zweieinhalb Jahren mit den Robotern von Tyromotion. Diese Geräte sind zur Rehabilitation des Armes und der Hand im neurologischen und orthopädischen Bereich ausgelegt, alles auf einer spielerischen Basis.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Patienten von ihrer Erkrankung abgelenkt werden und Schmerz oder Bewegungseinschränkung vergessen. Sogar die Minderung von Kompensationsmechanismen, die jeder Schlaganfallpatient kennt (zum Beispiel Hochziehen der Schulter 😉 😉 ), werden reduziert. Die Therapie macht mehr Spaß und motiviert zu längeren Einheiten. Außerdem hat die Bewegung ein Ziel, wodurch der Lerneffekt für das Gehirn noch verstärkt wird. Das heißt, ich hebe beispielsweise meine Arm mit dem Ziel, dass der Ballon im Monitor nach oben fliegt. 

Mittlerweile gibt es zahlreiche Geräte im Handel, die jeder erwerben kann. Jedoch ist eine Absprache mit dem eigenen Therapeuten wichtig, wie welches Gerät genutzt werden kann.

Zusammenfassend finde ich diese Therapiemöglichkeit sehr sinnvoll, aber natürlich nur mit professioneller Anleitung und Überwachung. Ich hoffe ich konnte ein bisschen weiterhelfen. Gerne beantworte ich auch weitere Fragen.

Informationen zu unserer Therapie findet ihr auf Facebook (Hand- und Ergotherapie Laborn) oder unter http://www.lahsit-schlaganfall-reha.de/de/

Liebe Grüße 🙂

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