#11
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Ich kann durchaus verstehen, dass eine Frau ihren Partner begleiten will ... vor allen Dingen eben dann, wenn er mehr als "nur" eine Halbseitenlähmung hat. Das hat nichts mit betüdeln zu tun.

Ein kleiner Schwank aus der Reha meines Mannes. Er kam lt. Rehazentrum (für Phase C) viel zu früh aus der Frühreha (diese dauerte 5 Wochen) und hatte noch nicht einmal den dafür erforderlichen Barthelindex. Laut "abgebender" Klinik hat er ihn knapp erreicht und es wäre sehr wichtig so früh wie möglich mit der Reha zu beginnen. Das aufnehmende Rehazentrum sah das jedoch ganz anders und kam auch auf einen anderen Wert. Der erste Hinweis bestand schon einmal darin, dass man nicht die Möglichkeiten hätte einen Schwerstpflegefall (der er ja noch wäre) zu versorgen.

Für die Therapiepläne musste er täglich in einen Briefkasten (mit seiner Zimmer-Nr.) schauen. Dort befand sich dann ein DIN A4 Blatt als Wochenplan mit engmaschigen Therapien. Zeitlich (in Bezug auf die Abfolge bzw. die eingeplante Zeit zwischen den Therapien um von einem Ort zum Anderen zu kommen) schon für einen Gesunden knapp bemessen, doch für meinen halbseitig gelähmten Mann fast unmöglich zu schaffen pünktlich da zu sein. Erschwerend kam hinzu, dass er eben unter einer globalen Aphasie litt und weder sprechen, noch schreiben oder lesen konnte. Letzteres war alleine schon durch seine homonyme Hemianopsie und seinen Nystagmus fast unmöglich. Er holte sich also diese Pläne und "stand" dann da. Er konnte nicht sagen, dass er es nicht lesen konnte und versuchte verzweifelt ohne nach dem Weg fragen zu können und ohne das Geschriebene zu verstehen, die Therapien einzuhalten, was fast unmöglich war. Nach 2 Wochen wollte man ihn entlassen mit der Begründung, er würde die Therapien verweigern. So oft machte ich darauf aufmerksam, dass er mit dem Plan nichts anfangen könnte. Dann ging die Schwester morgens hin und las ihm den Therapieplan von dem jeweiligen Tag vor, wann er wo zu welcher Therapie auf welcher Etage und in welchem Raum sein müsste. War echt hilfreich ... nämlich gar nicht. Die erste hat er dann noch mit Verspätung geschafft die nachfolgenden vergessen. Auch sonst, ließ man ihn einfach mehr oder weniger rum stehen. Pflege fand keine statt ... er musste selbst sehen, wie er das mit dem Rollstuhl und der einen Hand hinbekam. Das wäre kein Pflegeheim, sondern ein Rehazentrum, war mehr als einmal die Antwort. Die Essensaufnahme erfolgte in einer Art Restaurant. Frühstück und Abendessen waren auf einem Buffet und als Mittagessen waren es 5 Gerichte zur Auswahl. Diese Speisekarte stand auf den Tischen und eine Servicekraft nahm die Bestellung auf - auch alles andere als einfach, wenn man nicht sprechen, schreiben oder lesen kann.

Diese Reha war für meinen Mann die Hölle - auch wenn die Therapien durchaus gut waren. Hätte man ihn überall hin gebracht. Doch dafür hatte niemand Zeit. Ich konnte noch 2 Wochen Verlängerung erreichen ... Mein Mann wurde als nicht therapierbar nach 5 Wochen entlassen. Hätte ich die ganze Zeit anwesend sein können, wäre das nicht passiert ...

Gruß Monika

#12
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Unbekannt

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Mein Mann muss demnächst wieder zur Kontrolle ins Schlaflabor. Schlafapnoe ist auch eine Ursache für Bluthochdruck, für Herz- und Kreislauferkrankungen wie den SA.

Mein Mann ist Pflegefall. Leider gibts im Schlaflabor kein Pflegepersonal dort. In unserer Nähe gibts auch leider kein Labor mit Pflegepersonal, geschweige denn mit SA-erfahrenem Personal. Also muss ich wieder zum Betüddeln mit. 

lg zaubernuss

#13
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Unbekannt

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Heute käme er damit klar wenn die Therapiepläne für ihn dann groß genug geschrieben würden, am besten pro Tag ein Blatt. Er würde auch die entsprechenden Räumlichkeiten finden, da er auch wieder Zahlen lesen kann. Er kann sich besser Sachen merken, kommt auf kurzen glatten Wegstrecken auch ohne Rollstuhl zurecht und schafft immer öfter sich verständlich zu machen. An diesem Punkt hätte er mit Hilfe dieser wirklich tollen und engmaschigen (9-12 Therapieeinheiten pro Tag) Therapien (die Therapeuten waren auch von seiner Bereitschaft mit zu arbeiten begeistert und haben mit geholfen die 2 Wochen Verlängerung zu erreichen) nach nur wenigen (ich schätze 3) Monaten sein können, wenn man ihm zu Anfang geholfen hätte....

In eine Reha würden mein Mann keine zehn Pferde mehr bringen. Zumal er die Worte des Neurologen, dass er nie wieder sprechen können wird und nie wieder laufen, nicht vergessen kann.

Wie ihr seht, kann man mit einer Reha auch eine Menge falsch machen.

Gruß Monika

#14
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Zitat von: Monika_BHV

Heute käme er damit klar wenn die Therapiepläne für ihn dann groß genug geschrieben würden, am besten pro Tag ein Blatt. Er würde auch die entsprechenden Räumlichkeiten finden, da er auch wieder Zahlen lesen kann. Er kann sich besser Sachen merken, kommt auf kurzen glatten Wegstrecken auch ohne Rollstuhl zurecht und schafft immer öfter sich verständlich zu machen. An diesem Punkt hätte er mit Hilfe dieser wirklich tollen und engmaschigen (9-12 Therapieeinheiten pro Tag) Therapien (die Therapeuten waren auch von seiner Bereitschaft mit zu arbeiten begeistert und haben mit geholfen die 2 Wochen Verlängerung zu erreichen) nach nur wenigen (ich schätze 3) Monaten sein können, wenn man ihm zu Anfang geholfen hätte....

In eine Reha würden mein Mann keine zehn Pferde mehr bringen. Zumal er die Worte des Neurologen, dass er nie wieder sprechen können wird und nie wieder laufen, nicht vergessen kann.

Wie ihr seht, kann man mit einer Reha auch eine Menge falsch machen.

Gruß Monika

Hallo,

also das ist für mich unbegreiflich, dass sich jemand, der noch so viel Unterstützung braucht, ohne Hilfen durch die Klinik quälen muss.

Gab es dort denn keinen Rolldienst ?

Ich kenne diese Postkästen, aus denen die Patienten die Therapiepläne holen mussten, auch - aber nur aus der Herz-Kreislaufklinik, in der ich meine Unterkunft hatte. Da waren alle fit im Laufen und in der Orientierung.

In der Neurologie lagen die Pläne im Zimmer des Patienten auf seinem Nachttisch.

Es wurde sofort nach Ankunft vermerkt, wer zu den Therapien abgeholt und wieder zurück gebracht werde musste.

Da musste niemand alleine mühsam durch die Gegend irren, das ist bei hirngeschädigten Menschen einfach nur skandalös.

Dafür gab es den Rolldienst, der aus mehreren Personen bestand, die den ganzen Tag nichts anderes machten und dabei etliche Kilometer zurücklegten, um die Patienten an Ort und Stellen zu schieben.

Da wurde niemand stehen gelassen. Ich habe oft gesehen, dass den Patienten zwischendurch jemand gesagt hat : Herr xxx, wir haben Sie nicht vergessen, gleich kommt mein Kollege und bringt Sie zurück in Ihr Zimmer, er muss nur noch eben schnell die Frau yyy abholen... usw.

Auch beim Essen hat man gesehen, wer seinen Platz nicht alleine finden konnte, der hat dann halt wieder in den Gemeinschaftsräumen auf der Station gegessen, da ist wirklich niemand verloren gegangen.

Mein Mann wurde auch öfter von den Therapeuten selber aus dem Zimmer abgeholt.

Ich muss immer wieder sagen, welches Glück wir scheinbar mit unserer Klinik hatten.

 

 

#15
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Zitat von: Winterwunder
... Gab es dort denn keinen Rolldienst ?

Von einem Rollidienst weiß ich nichts. Wenn er mal abgeholt oder gebracht wurde (was wie gesagt eher eine Seltenheit war) war das von einer Schwester oder auch schon mal von einer Therapeutin (aber nur die, die auf der gleichen Etage wie die Station war).

Einen Gemeinschaftsraum auf der Station (oder wie immer sich das nennt) gab es nicht. Ein Essen in dieser Cafeteria daher unausweichlich. Es ist ebenfalls oft vorgekommen, dass die Therapieplan zeitmäßig so eng war, dass nur eine 1/2 Stunde Mittagspause blieb (Mittagessen konnte in der Zeit von 12.00 Uhr bis 13.30 Uhr eingenommen werden). Mit Verständigungsproblemen, Zeitverzögerungen in der Therapie aber auch durch nur 2 Aufzüge für das ganze Haus (die oftmals zu voll für einen Rollstuhlfahrer waren) hatte er daher oft kein Mittagessen. So erklärt es sich dann leicht, dass er die etlichen Kilos, die er durch die Sondennahrung zugenommen hatte - schnell wieder runter hatte. Es ist natürlich für den Pflegenden (meine Person) auch einfacher einen Mann mit nur 56 kg zu handeln.

Gruß Monika


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Monika_BHV« (06.07.2012, 08:57)
#16
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In "meiner" Rehaklinik gab es einen Rollidienst, der auch gut funktionierte. Nach der ersten Woche wurde mir gesagt, ich solle nun alleine zu den Therapien und zum Essen fahren. Ich empfand das als Teil der Therapie, mit dem Ziel, meine Selbständigjeit zu fördern. Wenn ich mich mal verirrt hatte und orientierungslos war, kam mir immer jemand vom Personal zur Hilfe. Ebenso hatten wir auf jeder Station einen Gemeinschaftsspeiseraum für die "schweren" Fälle, denen beim essen geholfen werden musste. Dort habe ich genau einen Tag unter Beobachtung gegessen und dann durfte ich in den Gemeinschaftsraum. Die Sitzplatzverteilung dort war so geregelt, dass immer stärker Betroffene mit weniger betroffenen Patienten an einem Tisch saßen. Die Hilfsbereitschaft unter den Patienten war enorm.

#17
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Das alles funktioniert in dem Moment nicht mehr, wenn man nicht mehr kommunizieren kann. Mein Mann konnte damals nicht sprechen, schreiben oder lesen ... verstand nur etwa 30% von dem was man sagte und konnte aufgrund seiner zusätzlichen Apraxie noch nicht einmal sinnvolle Gesten machen.

Entweder man hat dieses Handicap und ist zumindest körperlich in der Lage seinen Grundbedürfnissen nachkommen zu können (auch solche Fälle gibt es) oder man ist körperlich stark gehandicapt kann aber noch in irgendeiner Forum kommunizieren. Geht beides nicht mehr, wird es schwierig.

Gruß Monika

#18
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Es ist leider genau so, wie du es schilderst. Ich kann- und wollte auch nur von meinem individuellen Fall berichten. Natürlich brauchen Patienten in der Situation deines Mannes wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Hilfe.

#19
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Ich kann einfach nur jedem raten - wenn es denn irgend machbar ist - den aphasischen Angehörigen in die Rehaklinik zu begleiten. Vor allen Dingen eben dann, wenn er/sie auch körperlich stark gehandicapt ist. Meist kennt man ja seinen Partner recht gut und erkennt bestimmte Dinge auch ohne Worte und Gesten. Auch hinsichtlich wichtiger Informationen, wie z.B. Vorlieben des Betroffenen, für Ärzte, Therapeuten und Schwestern/Pfleger. Zumindest intensive Kontakte/Gespräche mit allen Beteiligten ist ein absolutes Muss in einem solchen Fall. Soll die Reha denn von Erfolg gekrönt sein. Oftmals hat man leider keinen allzu großen Einfluss auf die Wahl der Klinik (feier Platz und Verträge der Krankenkassen) und eben auch nicht immer die Möglichkeit diese dann vorher auch zu besuchen und auf ihre Eignung, in eben diesem besonderen Fall (des Patienten), hin zu überprüfen. Denn natürlich ist nicht jede Rehaklinik für jeden neurologischen Ausfall gleich gut geeignet und zudem oftmals in Kombination mit Orthopädie, so dass die Schwerpunkte hinsichtlich Therapie und auch Pflege mehr auf körperlichen Handicaps liegt. Kliniken in Ballungsgebieten haben vermutlich eher noch des Öfteren auch mit aphasischen Patienten zu tun, als Kliniken in strukturschwachen Gebieten. Letzteres ist allerdings nur eine Vermutung von mir ...

Gruß Monika

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