Hallo,
ich hoffe hier auf einen Austausch mit anderen betroffen Angehörigen und ja auch ein bisschen Zuspruch und Hilfe.
Mein Vater (61) hatte am 10.06.09 einen Schlaganfall im Stammhirn, die Ersthilfe und Behandlung war vorbildlich und wie im Lehrbuch, keine Stunde verging vom Auftreten der Symthome (Sehstörung, Doppesicht) bis zur Behandlung in der Stroke Unit mit Lyse. Hat auch nichts gebracht. Der Thrombos löste sich zwar auf, wanderte beim Auflösen allerdings vom Stammhirn ins linke Kleinhirn, was eine Lähmung rechtseitig mit sich brachte. Aber er konnte sprechen, war klar und wach, sass aufrecht im Bett und konnte sogar neben dem Bett stehen. Wir waren guter Dinge bis dann Montags am 15.06 2 neue heftige Schlaganfälle im Stammhirn und im linken Kleinhirn auftraten. Dies führte zum Verlust der Sprache, sowie der Schluckreflexe und erstmal fast völliger Bewegungslosigkeit. Seine Ärzte ordneten eine Operation an, in der die beiden neuen Thromben in den Gefässen selbst aufgelöst, bzw. entfernt wurden. Die Operation verlief gut, er wurde vorerst ins künstliche Koma gelegt und kam auf Intensiv.
Anfang Juli war er dann bereit und stabil genug für die Reha Klinik. Die erste Verlängerung hat er schon bekommen, wir hoffen, das noch weitere Verlängerungen möglich sind. Mein Vater ist nach wie vor intubiert, atmet aber mit Hilfe des Tubus selbstständig und bekommt jetzt schon wärend der Logopädie diesen Aufsatz, mit dem sprechen möglich ist (ich weiss leider nicht wie dieser heisst). Hals und Rachenmuskulatur sind geschwächt, daher der Tubus, auch ist die rechte Seite natürlich nach wie vor bewegungsunfähig. Er ist aber mit dem Sprechaufsatz in der Lage "Hallo" zu sagen und reagiert auch sehr gut auf Fragen mit Kopfnicken/schütteln. Mittlerweile kann er auch wieder grösstenteils selbständig schlucken und husten. Auf Aufforderung gibt er meinem Mann sogar zur Begrüssung die linke Hand und kann auch in dieser etwas längere Zeit festhalten. Ansonsten bewegt er sich aber freiwillig kaum. Zudem lässt er keinerlei Mimik erkennen, dies war aber auf der Intensivstation noch möglich, weshalb ich Zweifel habe, das dieser starre Gesichtsausdruck an den Schlaganfällen liegt.
Eher glaube ich, bzw. meine Mutter und ich, das er beginnt Depressionen zu haben. Sich sozusagen aufgibt. Zu beginn der Reha war er deutlich mehr wach, hat subjektiv den Gesprächen und Erzählungen zugehört, das hat jetzt in der letzten Woche stark nachgelassen, er weigert sich bespielsweise mich anzusehen. Er sieht meine Mutter und meinen Mann an, aber meinem Blick weicht er aus. Auch schliesst er jetzt häufiger einfach die Augen, wenn wir da sind. Natürlich können das alles reine Erschöpfungszustände sein, aber man kennt ja einen Menschen und meine Vermutung ist, das er durch die Verweigerung des Blickkontaktes bzw. das schliessen der Augen einfach innerhalb seiner Möglichkeiten so tut, als sei er gar nicht da, als würde ich/wir ihn in dieser Situation, an Nahrungssonde, Tubus, Katheter, etc. und in Windel einfach gar nicht sehen, wenn er mich/uns nicht sieht. Hinzu kommt, das mein Vater ein sehr ungeduldiger Mensch ist und er sich warscheinlich unendlich ärgert, das es nicht so schnell vorran geht. Zudem kann er sich nicht, wie sonst, durch schreien und fluchen abreagieren. Also motzt er, beisst bei der Logopadie die Zähne zusammen und weigert sich schlichtweg mit zu arbeiten.
Ich bin einfach auch sehr unsicher, wie ich mich verhalten soll. Man kommt sich auch so dämlich vor, wenn man seinem mehr als doppelt so alten Vater in den Himmel lobt, weil er schlucken kann. Ich bin mir auch nicht sicher ob das der richtige Weg ist, ihn zu motivieren.
Wie habt ihr euren Schlaganfallpatienten Mut gemacht? Wie konntet ihr motivieren, am Ball zu bleiben und sich nicht der Frustation dieser Situation hinzugeben. Denn ich denke, das noch Potential da ist, damit er wieder ohne Tubus leben kann, damit auch wieder sprechen kann, aber im Moment glaub ich ist in der ein Loch gefallen. Mein Mann meint auch, meine Mutter und ich sollten ihn mehr stritzen, also auf die Gabe der Hand bei Begrüssung und Verabschiedung bestehen, sowie darauf zu pochen, das er auf eine Ja/Nein entsprechend den Kopf schüttelt oder nickt und nicht ignoriert. Das fällt uns aber sehr schwer, da wir ihn nicht überfordern wollen.
Ich wäre für Tips oder eigene Erfahrungen dankbar.
Gruss Mareike