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Hallo zusammen,

 

ich hab hier schon etwas reingelesen und auch quer durchs Internet und muss sagen, ich bekomme eher mehr Angst, was in Zukunft kommen mag.. Aber von vorn:

Mein Vater hatte vor 3 Wochen einen Schlaganfall.  Linksseitig ist eine Ader geplatzt. Er ist 61. Die Ärzte gaben ursprünglich keine gute Prognose, aber er hat ab dem folgenden Tag Fortschritte gemacht. Von starker rechtsseitiger Lähmung und kein Wort mehr aussprechen können, ging es Tag für Tag etwas besser. Wir, die Ärzte und Pflegekräfte waren begeistert von seinem Fortschritt. Seit 1 Woche stagniert es leider etwas. Er kann den Arm aus der Schulter und Bein bewegen, aber die Hand ist fast taub und der rechte Fuß steif. Wenn er sich Mühe gibt und konzentriert und langsam spricht kann man ihn oft gut verstehen, aber leider hat er immer wieder Tage, an denen er scheinbar aufgibt und dann nuschelt er hauptsächlich unverständliche Sätze oder ihm fallen die meisten Wörter nicht ein.

Es ist derzeit ein ständiges auf und ab. Er kam vor 5 Tagen in die Reha, hat Phase C. Er ist unzufrieden, da es ihm zu langsam vorwärts gibt und sein "Hauptproblem" ist, dass er sich fürchterlich langweilt. Er sitzt fast den ganzen Tag im Rollstuhl vor der Tür und beobachtet Leute. Fernsehen und Lesen interessiert ihn nicht. Gerade an den Wochenenden hat er Tiefs, da dann auch keine Therapien erfolgen.

Außerdem hab ich das Gefühl, dass man als Angehöriger eigentlich ständig vor Ort sein müsste, damit sich richtig gekümmert wird. Gestern, bei meinem ersten Besuch dort, war ich doch schockiert, dass seine benutze Kleidung so stark eingenässt war und es im Zimmer fürchterlich nach Urin stank! -Nun muss ich das morgen am Telefon unbedingt ansprechen und hoffen, dass das nicht mehr passiert und werde direkt einen Wäscheservice ordern. 😞

 

Nun mache ich mir wahnsinnige Gedanken wie es weiter geht. Die Reha ist für 3 Wochen von der KK bewilligt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich in 3 oder auch in 6 Wochen wirklich soweit etwas tut, dass er danach klar kommt. Aber es ist so, dass er alleinstehend ist und fürs Heimkommen allein klar kommen müsste. Fast überall les ich, dass davon ausgegangen wird und es meist auch wohl so ist, dass dann die Angehörigen sich kümmern, aber das geht bei uns so nicht. Und ich fühle mich so elend bei diesem Gedanken. Ich bin im 8. Monat schwanger und stoß jetzt schon an meine Grenzen und werde, wenn mein erstes Baby da ist, noch weniger Kraft und Zeit haben mich komplett für meinen Vater einzusetzen. Meine Schwester ist psychisch krank und seit Wochen (und vermutlich auch noch einige Wochen) weiter weg in stationärer Therapie. Und sonst gibt es niemanden der "zuständig" ist. Eine Bekannte besucht ihn so oft wie möglich, aber das war es dann auch.

Ich habe solche Angst, dass mein Vater in paar Wochen entlassen wird und dann geht es nicht anständig weiter.. Ich werde morgen versuchen den sozialmedizinischen Dienst der Reha zu erreichen, um das alles zu besprechen, aber musste das nun doch auch hier mal loswerden und hoffe auf Erfahrungen. Es ist ja leider nicht vorauszusagen, ob und wann mein Vater ggf. wieder allein -mit gewisser Pflege- zurecht kommt, das würde ich ihm so wünschen, aber er bräuchte ja eine aufwendige Versorgung. Die Alternative wäre ja wohl nur ein Pflegeheim, was mich auch wahnsinnig traurig macht - er ist erst 61. Er versauert ja jetzt schon, weil er eigentlich immer Action braucht.:(Es tut mir jetzt schon leid, ob er nicht genug Unterstützung durch Familie hat, um gesund zu werden, da wir nicht jeden Tag -sondern nur einmal die Woche- hinfahren können. Und wenn mein Baby bald kommt... Ich hab solche Angst vor der Zukunft und weiß nicht, wie ich das alles stemmen soll.

 

Danke, dass ich das hier loswerden kann. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

 

Grüße

Maya

#2
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Hallo Maya,

 

es tut mir sehr leid was deinem Vater passiert ist und ich kann sehr gut nachvollziehen wie ihr euch fühlen müsst. Auch ich habe so etwas ähnliches durchgemacht.

Meine Mutter hatte vor 1 1/2 Jahren eine Hirnblutung und ist seit dem zum Pflegefall geworden.

Ich denke es ist normal und verständlich in einer Situation wie deiner Angst zu haben.

Ein Schlaganfall verändert das Leben des Betroffenen und die der Angehörigen von heute auf morgen komplett.  Aber ich kann dir sagen, dass du auch das meistern wirst, wie auch so viele Betroffene vor dir, inklusive mir! Egal ob er zu Hause bleiben möchte oder weil die Umstände es erfordern ins Pflegeheim muss, für beides gibt es immer Wege und Mittel es zu realisieren! Ich rede aus Erfahrung.

Was du nicht machen darfst ist aufgeben! Es wird für deinen Vater und für die Angehörigen ein schwerer Weg werden aber einer den man zusammen auf jeden Fall schaffen wird!

 

Ich wünsche euch das Beste und viel Kraft!

#3
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Liebe Maya,

zuerst einmal Willkommen hier, du hast es richtig gemacht dich hier anzumelden um alles von der Seele zu bekommen! Dann eine Bitte: Komm zur Ruhe, es tutu dir und deinem Kind nicht gut wenn du dich so belastest. Du wirst hier Hilfe und Tips erfahren und es wird, wie Thanh-Hai schon geschrieben hat, immer irgendwie weitergehen.

Nun mal von vorne weg. Mein Mann hatte auch einen linkshirnischen SA mit kompletter Halbseitenlähmung rechts und einer motorischen Aphasie. Er lag viele Wochen auf der intensiv und im Koma, hatte noch lang nicht so viel Erfolge vorzuweisen wie dein Vater. Es ist gerade mal 3 Wochen her und das Gehirn brauch Zeit um sich zu erholen. Evtl. direkt vorneweg, wenn dein Vater weiterhin Fortschritte macht hat er gute Chancen das die Reha verlängert wird und das auch öfter.  Mit dem Sozialdienst zu sprechen ist auf jeden Fall eine gute Idee. Sage ihnen wie die Situation bei deinem Vater ist und er, nach einer Entlassung, nur mit Hilfe eines ambulanten Pflegdienstes auskommen muss. Lass dir als Angehörige nicht einreden das du jetzt für alles verantwortlich bist oder es sein muss. Das geht manchmal nicht. Evtl. kann dein Vater solche Fortschritte machen das die Zeit in der Reha recht, die Reha so lange dauert bis er es wieder kann oder er ggf. für eine vorübergehende Zeit woandres Unterstützung erhäkt. Das kann und wird die Zeit aber zeigen von daher gesehen habe Geduld...

Zu deinem Vater: Er zeigt so viele gute Zeichen das du noch auf ganz vieles Hoffen kannst und darfst. Ich habe hier von so vielen Wundern gelesen und auch bei meinem Mann erstaunliches erlebt. Mein Mann läuft schon lange wieder und ich kann ihn überwiegend gur verstehen. Seine Hand macht noch etwas Probleme 🙂

Die Situation in der Reha ist tatsächlich oftmals schwierig und bestimmt nicht in allem Optimal. Das was dir auffällt musst du thematisieren, nur so kommst du weiter. Das dein Vater so rumsitzt kann auch andere Gründe haben. Das was als desinteresse wirkt kann einfach auch bedeuten das sein Gehirn noch dabei ist sich zu erholen. Manches "erkennt" er evtl. nicht als das was er vorher wußte. Das Sprachzentrum ist ja auch für´s Lesen und Rechen können mit da. Vielleicht kann er das zurzeit nicht und es wirkt einfach so als wenn er Langeweile hätte. Das Gehirn erholt sich langsam und damit kommen die Fähigkeiten wieder zurück Alltagshandlungen denken, planen und umsetzen zu können. Evtl. unterschätzt du das bei ihm? Gebe ihm Zeit und setze dich dafür ein das er möglichst lang in der Reha bleiben kann. Arbeitet dein Vater noch? Dann werden die Kosten von der Krankenkasse auf den Rententräger "übertragen". Ansonsten schreibe dir alles vom Herzen und versuche gesund zu bleiben.

Ich wünsche dir und deinem Vater alles Gute!

LG, Jutta

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