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Fragen zur weiteren Therapie

Hallo zusammen,

ich bin so froh, dieses Forum gefunden zu haben, denn ich habe einen Sack voll Fragen und Sorgen. Ich will versuchen, mich kurz zu fassen, aber ich muss erst den Hintergrund beschreiben..

 Mein Schwager hatte 2005 eine Hirnblutung, kam nach der Reha nach Hause und wird dort von meiner Schwester versorgt. Er ist privat versichert und hat Pflegestufe 2 (aber da muss ich nachfragen). Beide sind jetzt Anfang/Mitte 60.

Er hatte nach der stationären Reha erst ambulante Reha im Krankenhaus, dann wöchentliche Termine bei Logopädin, Physio- und Ergotherapie und seit über einem Jahr hat er 1x wöchentlich Logopädie und 1-2 x Physio zu hause. Der Grund für die Hausbesuche: er ist nach einigen fiebrigen Infekten (Blase, Magen/Darm, Galle) recht schwach geworden und Therapie draußen war nicht mehr so einfach zu bewerkstelligen. Ab und zu macht sein Neurologe einen Hausbesuch.

Bis vor ca anderthalb Jahren konnte mein Schwager 2 Stockwerke alleine hinunter und wieder hinaufgehen und auf der Strasse am Rollator laufen! Alles im Schneckentempo, aber es ging. Sprechen war anstrengend und manchmal waren die Worte nicht da, aber an guten Tagen hat er sogar versucht, mal einen Witz zu machen. Und er hat es oft aus eigenem Antrieb zur Toilette geschafft und er hat Wünsche gehabt: in den Park, ins Cafe, zu Freunden..

Ich sehe, dass seine Beine jetzt dünner geworden sind. Die Spasmen in Arm und Bein haben zugenommen. Er kommt nur noch selten ohne Unterstützung vom Stuhl hoch und auch das strengt ihn an. Er sitzt und liegt ja sehr viel und lange und er hat offenbar gar keine Kontrolle mehr über Darm und Blase.

Frage 1: sind zwei Therapiestunden in der Woche genug, um die Muskeln zu erhalten bzw. aufzubauen? Ich habe mich nach einem Motomed erkundigt, aber die Physiotherapeutin sagt, er braucht das nicht, er hätte genug Kraft und es läge an den Spasmen.

Sie und der Neurologe wollen im nächsten Jahr Botox spritzen.

Frage 2: sollte er dafür nicht besser in eine Klinik? Wir haben eine Medion Klinik in Reichweite, die Botulinum-Toxin-Therapie anbietet. Und kann dann trotzdem sinnvolles Bewegungstraining gemacht werden (da hab ich unterschiedliches gehört).

Frage 3: hätte er denn überhaupt Anspruch auf einen zweiten Reha-Aufenthalt? Die Physiotherapeutin sagt nein. Ich würde das gerne durchsetzen, weil ich denke, dass er mit mehr (und vielleicht besserer??) Therapie und mehr Anforderung wieder auf den relativ mobilen und selbstbestimmenden Zustand gebracht werden könnte, den er ja schon mal hatte.

Frage 4: ist es sinnvoll, die Medikamente und ihre Kombination und Dosis zu überdenken und vielleicht neu einzustellen? Er bekommt Blutdrucksenker, Antidepressiva, Mittel gegen die Spasmen und und und…und manchmal wirkt er wie ein Zombie.

Frage 5: gibt es diese auf-und-abs nach Schlaganfall häufig: nach ein paar Jahren gibt’s nicht nur Stillstand sondern sogar wieder einen Rücksschritt?

 

Danke für eure Geduld beim Lesen. Ich sorge mich ja auch um meine Schwester. Sie hätte ein leichteres Leben, wenn er wieder ein wenig selbständiger wäre und wir ihn öfters mal mitnehmen könnten.

#2
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Hallo Gustl,

 

ist nur nach Schriftlichem schwer einzuschätzen. Also unter Vorbehalt:

Viel ist es nicht. Ich habe nach 4 Jahren auch nur noch eine Doppeleinheit pro Woche, aber ich bin alleine mit Gehstock unterwegs, außerdem gehe ich auch zur Ergotherapie. Es hängt aber von den behandelnden Ärzten und von der Kasse ab. Bei Therapien und Rehas ist es übrigens mit den Privatkassen meist schwieriger als mit den popligen gesetzlichen!

Von Botox halte ich - von seltenen Ausnahmen abgesehen - nicht viel, meine Therapeuten auch nicht, ist leider aber sehr lukrativ für Ärzte. Medikamente reduzieren bei ihm die Spastik nicht?? Mir z.B. hilft Baclofen. Und wirklich gute Therapeuten sind wichtig. Nach meiner Erfahrung wissen längst nicht alle so genau, was sie tun.

Dein Schwager ist sicher berentet, also ist die Krankenversicherung für Reha zuständig. Kenne nur gesetzliche Kassen. Mir wurde von der nach ca. 2,5 Jahren problemlos eine weitere bewilligt, allerdings wäre im Nachhinein eine ambulante hier in der Stadt besser gewesen (es gibt dafür ein gutes Zentrum hier in der Stadt).

Medikamente werden ja sicher von seinem Hausarzt überwacht. Bei allen gilt: hilft nicht Jedem, oft muss man mehrere ausprobieren.

Geht er zu Kontrollen in die Neurochirurgie? Oft gibt es Jahre nach Hirnblutung weitere Gefäßverschlüsse, die sieht man im MRT. Manchmal ist auch der Hirndruck erhöht - google mal nach Hydrocephalus oder auch Normaldruckhydrocephalus. Typische Symptome auch für Letzteren: Gangunsicherheit - Inkontinenz - Demenz, in dieser Reihenfolge zunehmend. In solchen Fällen hilft es, einen Shunt zu legen. Das müssen aber seine Ärzte überprüfen, am besten eine gute Klinik.

Auf und Ab gibt es aber immer, je nach Tagesform (und bei mir Jahreszeit, kalt ist übel).

#3
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Hallo Marie2

vielen herzlichen Dank für Deine Antwort. Über Botox Therapie hab ich jetzt noch einiges gelesen und bin eigentlich jetzt noch weniger angetan davon. Mein Schwager hat all die Jahre Medikamente gegen die Spasmen bekommen, welche weiss ich jetzt leider nicht, aber geholfen hats ja wohl. Ich muss nachfragen, was er jetzt bekommt und muss fragen, warum in aller Welt dann noch Botox gebraucht wird. Einen Shunt hat er schon seit Jahren und ist im Frühsommer kontrolliert worden. Da war alles in Ordnung. Es liegt also nicht daran, dass er schwächer wird und die Spasmen zunehmen. So wie ich es verstanden habe, könnte die schwindende Muskelkraft die Spasmen begünstigen (und auch das kalte Wetter?). Wenn das stimmt, müsste doch erstmal hier der Muskelerhalt/aufbau in der Therapie verstärkt angestrebt werden. Ich hab eben das starke Gefühl, dass mit ihm weniger gemacht wird, als möglich/nötig ist.  Leider kann ich mit meiner Schwester darüber gar nicht so gut reden, weil sie es sofort als Kritik an ihrer Pflege und Sorge für ihn auffasst (und inzwischen läufts ja manchmal auch daraufhinaus...) und sich von mir ein 'man könnte doch mal- man müsste doch mal- warum fragst du nicht einfach nach' nicht mehr anhören möchte. Die Sache mit der zweiten Reha werde ich aber bestimmt hartnäckig verfolgen. Ich weiss jetzt von Dir und von anderen, dass es möglich ist und solange keine Absage von der Versicherung vorliegt und auch der Widerspruch erfolglos war, geb ich nicht auf. Ich verspreche mir davon andere Therapiemöglichkeiten (Galileogerät gegen Inkontinenz z.B. hab ich hier im Forum gelesen), auch mehr Motivation (und Zwänge..) Dinge wieder selbst zu tun und ich denke auch, dass es einen Kreis gegenseitiger Abhängigkeit zwischen ihm und seiner Frau gibt, der mal hinterfragt werden muss.

Ich wünsche Dir und allen die hier lesen eine schöne Weihnachtszeit

#4
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Hallo nochmal,

mit dem Muskelaufbau in der Therapie muss man sehr vorsichtig umgehen - zuviel an einer Stelle verstärkt oft die Probleme an anderen, primär Muskelaufbau geht nicht. Sehr gute Therapeuten sind allerdings nicht einfach zu finden, bei mir z.B. war erst die 3. Praxis wirklich gut. In den beiden davor wurde alles eher schlechter, weil die Therapeutinnen in Wirklichkeit neurologisch wenig Ahnung hatten. Bei den ersten hatte ich übrigens nur nach Therapeuten mit neurologischer Erfahrung gefragt, erst in der 3. nach jemand, der schon mehrere Jahre in einer neurologischen Rehaklinik gearbeitet hat (hatten dort übrigens alle, die führen aber auch Wartelisten für neue Patienten...).

Bleib also dran und mache deiner Schwester klar, dass du sie nicht kritisieren, sondern etwas unterstützen willst.

Was genau in einer Reha gemacht wird, entscheiden dann die Ärzte vor Ort (aber man kann mit ihnen reden). Ist aber, wie gesagt, ein Nachteil privater Kassen, dass die Genehmigung oft schwieriger ist.

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