Hallo,
habe dieses Forum auf der Suche nach Informationen für Angehörige gefunden. Ich bin 29 Jahre, komme aus Franken und mein Vater (56) hatte letztes Jahr im September einen Schlaganfall.
Leider wurde dieser nicht gleich erkannt, da mein Vater auch noch an starkem chronischem Rheuma leidet und dadurch die auftretenden Schmerzen im linken auf diese zurückgeführt hat.
Erst nach knapp 2 Wochen ist er das erste Mal zum Arzt gegangen, um das näher untersuchen zu lassen.
Vom Hausarzt wurde er dann zum Neurologen geschickt. Dieser wiederrum diagnostizierte einen Schlaganfall bei ihm.
Er bekam dann vom Hausarzt ASS und Krankengymnastik verschrieben, mehr nicht!
Nach drängen meinerseits wurde er dann wiederrum eine Woche später ins Klinikum überwiesen, wo er ca. 1 Woche zur Beobachtung blieb.
Bis zu diesem Zeitpunkt ging es ihm noch relativ gut, bis auf eine stark geschwollene linke Hand durch Wasseransammlungen und Gehbeschwerden durch das schwache linke Bein.
Nach der Woche im Krankenhaus kam er erstmal für ein paar Tage nach Hause bevor es dann endlich auf Reha ging.
Leider erwies sich das Rehazentrum in das er gekommen ist als totale Pleite. Er ist laufend hineingekommen und nach 4 Wochen erfolgreicher NICHT Behandlung, im Rollstuhl entlassen worden.
Ich war mehrere Male zu Besuch in der Rehaeinrichtung und mein Vater zeigte mir auch seinen Behandlungsplan, welcher in meinen Augen total unsinnig gewesen ist. Da waren unter anderem Therapien aufgelistet, an denen mein Vater nicht mit teilnehmen konnte, da er sein Arm & Bein nicht richtig bewegen konnte.
Jedenfalls gab es keine für ihn individuell zusammengestellte Therapie, welche zur Förderung der Heilung hätte beitragen können.
Im Großen und Ganzen war mein Vater nur dort zum Essen und Schlafen.
Das Schlimmste war, als ich dann einen Anruf aus diesem Rehazentrum bekam, das mein Vater in der Nacht gestürzt sei und jetzt erst einmal bettlägerig wäre...
Im Nachhinein befürchte ich, dass er in dieser Nacht einen 2. Schlaganfall erlitt, weil es danach so ziemlich steil bergab mit seiner Genesung ging.
Aber das einzige was sie gemacht hatten, war eine Röntgenaufnahme seines Brustkorbes, wo man auch 2 gebrochene Rippen sah.
Er erzählte mir, dass er nachts aufs Klo wollte, so ca. 23:30Uhr und ist auf einmal einfach umgekippt. Er sagte mir, dass er dann über eine halbe Stunde zwischen Toilette und Wand gelegen hat und um Hilfe rief.
Seit dieser Nacht war er nur noch im Bett gelegen in der Reha oder eben mit dem Rollstuhl zum Essen gefahren worden.
Da er so nicht zurück nach Hause konnte, wurde er auch direkt von der Reha in ein Pflegeheim bei uns im Ort gebracht, wo er erst einmal zur Kurzzeitpflege untergebracht werden sollte.
Sein Zustand hat sich in den letzten 3 Monaten erheblich verschlechtert. Er hat jeglichen Lebensmut verloren.
Nachdem er auch seine Blase nicht mehr selbst kontrollieren konnte, bekam er erst Windeleinlagen verpasst, aber als diese alle paar Stunden voll waren, bekam er einen Blasenkatheder durch die Harnröhre.
In meinen Augen ist das eine reine Arbeitserleichternde Maßnahme des Pflegepersonals. Durch das legen eines Blasenkatheders verliert der Patient jegliches Gefühl der Selbstkontrolle über seine Blase. So kann es nie besser werden...
Mittlerweile habe ich seine Wohnung geleert, da eine Rückkehr in diese nicht mehr aussteht. Ein Betreuer wurde ihm über das Pflegeheim gestellt, welcher sich um die finanziellen Sachen und auch um das Wohl meines Vaters kümmern sollte.
Ich hatte eigentlich noch starke Hoffnung in meinen Vater gelegt, als er letztes Jahr in Kurzzeitpflege kam. Aber wenn nichts passiert, kann es auch nicht besser werden.
Heute bin ich richtig verzweifelt, wenn ich meinen Vater besuche, weil ich sehe, wie er leidet und eigentlich nicht mehr leben will.
Bis vor dem Schlaganfall ist er jeden Tag mit seinem Hund spazieren gegangen, war oft beim Angeln draußen gewesen und hat auch mir sehr oft in meiner Hobbywerkstatt geholfen.
Ich kann mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass er nur noch im Rollstuhl sitzt und die Wand anstarrt.
Momentan befindet er sich in einer Klinik für Gerontopsychatrie, weil er Nachts Angstzustände bekommen hat und im Pflegeheim ständig nach der Schwester gerufen hatte.
Ich empfinde das eher als Abschiebung des Patienten, weil es ihnen auf Dauer zu viel wurde.
Ich habe ihn vor 2 Tagen in dieser Klinik besucht, da waren sie gerade am Tisch zum Abendbrot essen.
Mein Vater lag regelrecht im Rollstuhl drinnen, den Kopf nach hinten geneigt, die Augen geschlossen, Speichel lief ihm die Wange herunter.
Das war ein so schreckliches Bild für mich gewesen!
Ich wünschte, ich könne meinem Vater irgendwie helfen. Nach kurzer Zeit, als ich ihn in den Arm nahm und etwas zu ihm sagte, realisierte er wer ich war.
Er ist in meinen Augen zum größten Teil noch "klar" im Kopf. Er weiß was mit ihm los ist.
Ich befürchte nur, dass wenn er länger in diesem Umfeld bleibt (verrückte alte Leute), sorry für diese Ausdrucksweise, dann ist das sein Untergang.
Gibt es denn nicht die Möglichkeit für ihn nochmals eine Reha zu machen, die auch eine Pflege in sich beinhaltet? Er ist ja erst 57 Jahre, zwar schon auf Frührente, aber er kann gut und gerne noch 30 Jahre älter werden!
Und man kann diesen Zustand doch nicht einfach so hinnehmen. Das ist wie wenn man jemanden einfach dahinsiechen lässt.
Eventuell kann mir hier jemand Tips und Rat geben, denn ich bin momentan mit meinen Nerven und auch mit meinem Latein am Ende.
Vielen Dank!
Elmar