#1
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo,
ich bin neu hier und habe gleich mal ein paar Fragen,
Ich suche schon eine Weile nach Antworten, bin aber noch nicht weitergekommen. Sollte es entsprechende Threads schon geben, freue ich mich über einen Link...

Zunächst mal die Fakten:
Mein Vater erlitt vor etwas mehr als einem Jahr eine schwere Gehirnblutung (Stammganglienblutung)
Nach Krankenhaus und Reha kam er vor einem 3/4 Jahr nach Hause, wo er seitdem von uns gepflegt wird.
Er hat Pflegestufe 2, kann (wieder) selber atmen, essen und sprechen. Was er sagt, stimmt manchmal, manchmal aber auch nicht. So erzählt er z.B. oft davon, wo er heute schon überall war, auch wenn er nicht dort war.
Die Linke Seite ist die betroffene Seite, auf Aufforderung oder mit Hilfe kann er sie wieder wahrnehmen bzw bewegen
dank Ergo- und Physiotherapie kann er mit Hilfe kurze Zeit stehen und machmal sogar ein paar Schritte gehen.

Jetzt meine Fragen:
1. Es kommt sehr häufig vor, dass er erbrechen muss, oft während oder nach dem Essen. Wir haben die Ursache noch nicht herausfinden können. Diese Situationen sind für uns alle sehr belastend, vor allem auch für meine Kinder, die das schon öfter mitansehen mussten und auch für meinen Vater selbst, der es meiner Meinung nach durchaus mitbekommt, was los ist.
Wenn ich ihn frage, ob ihm übel war oder ist, verneint er. Das Brechen käme einfach plötzlich.

2. Lesen: Mein Vater kann die großen Überschriften in der Zeitung manchmal teilweise lesen,  alles andere nicht. Ich vermute, dass er die linke Seite nicht richtig wahrnimmt, da er schon meinte die Zeitung sei verkehrt oder komisch geschrieben. Der Hausarzt meinte, ich solle mich an einen Augenarzt wenden. Ich habe schon bei mehreren angerufen, aber keiner konnte oder wollte mir bisher weiterhelfen. Wenn er wieder lesen könnte, wäre das meiner Meinung nach ein Riesen-Stück Lebensqualität, denn er hat früher auch gerne gelesen.

3. Langzeiterfahrung: Die Gehirnblutung ist jetzt etwas mehr als ein Jahr her, kamen bei Euch nach dieser Zeit immer noch Fortschritte oder sollten wir diese Hoffnung jetzt langsam aufgeben?

Das waren erst mal meine wichtigsten Fragen. Vielleicht kann mir jemand mit seiner Erfahrung weiterhelfen.
Ich wünsche allen pflegenden Angehörigen viel Kraft, denn erst seit wir das selber sind, wissen wir, was es heißt...

Danke schon mal
Viele Grüße,
Tocher2014

#2

thagenesis

bawue, Deutschland

Hallo,

vorweg: eine "Ferndiagnose" ist sehr schwierig, da du ein (in dieser Situation wichtiges) Detail verschwiegen hast : das Alter deines Vater denn generell gilt: je älter der Patient desto schwerer ist es für das Gehirn sich neu zu organisieren. noch etwas vorweg: ich bin kein Arzt sondern nur selbst betroffen. Frag im Zweifel besser einen Arzt oder Therapeuten. Zum Erbrechen habe ich aber eine Idee: nach Schlaganfällen kommt es häufig zu Schluckstörungen - vielleicht löst das den Brechreiz aus aber das sollte sich wirklich ein Spezialist ansehen, da beim Verschlucken auch Speisereste in die Luftröhre gelangen und Lungenentzündungen auslösen können. Hier wäre vermutlich eine Logopäde der richtige Ansprechpartner. mit dem Lesen hatte (und habe) ich auch Probleme. Das Problem war, dass die Muskeln das linke Auge nicht richtig nachgeführt haben (bei mir ist auch die linke Seite betroffen) und ich deswegen Doppelbilder gesehen hab. bei grossen Buchstaben fällt einem das nicht wirklich auf aber sobald die Texte kleiner geworden sind konnte ich auch mit Brille nicht mehr lesen. besonders problematisch wird es dann bei Zahlen mit vielen ähnlichen Ziffern, da diese dann ineinander schwimmen weil das Bild vom rechten und linken Auge nicht richtig übereinander liegen. Beispiele: 100, 1000, 10000 - bei diesen Zahlen habe ich die Nullen wirklich mit dem Finger abzählen müssen, da es mit den Augen auch bei grossen Buchstaben nicht funktioniert hat. sollte dein Vater das gleiche Problem haben, dann ist das ein Fall für die Ergotherapie (die wissen normalerweise wie man für sowas Augentraining macht). Die Doppelbilder sind subtil und fallen einem lange nicht auf - jedenfalls war das bei mir so, sodass man nicht direkt sagen kann wo das Problem ist. Ich habe da eine Weile drauf achten müssen, da es bei unterschiedlichen Entfernungen auch stark variiert(sehr weit entfernte Objekte >= 100m) waren nie doppelt aber bei normaler Leseentfernung war das Problem am stärksten ausgeprägt)

Ich hoffe ich hab nix vergessen

Gruss

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Oh, ja- das Alter habe ich vergessen...
er ist 75 Jahre alt.

Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Es ist sehr interessant, das Ganze aus der Sicht eines direkt Betroffenen zu hören. Als Angehörige kann es gut sein, man interpretiert Dinge hinein, die vielleicht tatsächlich ganz anders sind.
Die Ergotherapeutin werde ich auf jeden Fall auf das Sehen und die evtl vorhandenen Doppelbilder ansprechen. Vielleicht hat sie mir auch ein paar Tipps, wie wir Das Lesen etwas trainieren können.
Zu den evtl vorhandenen Schluckstörungen frage ich den Arzt. Ich habe ihn schon einmal darauf angesprochen, sein Vorschlag, zusätzlich Medikamente zu nehmen oder evtl in den Magen zu schauen (hört sich unangenehm an), wäre für mich erst eine Option, wenn sich die Situation verschlechtern würde.
Es freut mich, wenn ich sehe, dass jemand, der Ähnliches erlebt hat wie mein Vater, wieder selber am PC sitzen kann, lesen, schreiben und anderen helfen.
Jede Verbesserung und ist sie noch so klein, gibt Hoffnung...
Danke!

#4
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Unbekannt

Gelöscht

Hab gerade das hier gefunden (ein Bericht über Schluckstörungen)

http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/schluckstoerungen-wohl-bekomm-s-13697975.html

Liest sich interessant. Leider haben wir aktuell den Fall der Lungenentzündung, vermutlich ausgelöst durch das häufige Verschlucken.

#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

habe bei meinem Vater auch die Erfahrung mit dem Verschlucken gemacht. Er konnte gar keine "normale Nahrung" mehr zu sich nehmen. Eine Lungenentzündung ist  dann die Folge. Nach langer suche bin ich dann im Netzt auf eine Seite mit passierter Kost gestoßen. Die haben ganz gute Sache. Kommt  alles tiefgerforen an. Meine Mutter brauchte das dann nur noch in der Mokrowelle aufwärmen. Mit dieser Kost wurde alles etwas erträglicher. Meiner Mutter nahm das eine Menge Arbeit ab und mein Vater hatte wieder Freude am Essen. Übrigens heißt die Seite Passierte Kost 24 oder so ähnlich.

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