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Verdrängung der kognitiven Einschränkungen

Hallo Zusammen, ich brauche Rat und Hilfe, denn so wie jetzt geht es nicht weiter.

Mein Vater hatte im Mai 2013 zwei Schlaganfälle in der Nacht ohne es zu merken. Da meine Mutter Krankenschwester ist erkannte Sie alle wichtigen Symptome und es ging am Morgen darauf ins Krankenhaus. Er hat eine Gesichtsfeldeinschränkung links, der linke Arm ist etwas beeinträchtig sowie kognitive Einschränkungen.  Er lag damals gut drei Wochen im Krankenhaus, kam dann nach Haus und ging erst ein halbes Jahr (!!!!) später zur Reha. Die Krankenkasse hatte dort Mist gebaut dadurch verzögerte sich alles. Dies kurz zur Einleitung. 

Wir merkten das sich sein Zustand verbessert hatte, kognitiv wie auch bewegungstechnisch. Mein Vater war vorher starker Raucher, man reduzierte die Zigaretten dann auf 5 pro Tag. Um nun zu meinem anliegen zu kommen: er ist völlig antriebslos, raucht wieder wie eh und je, vernachlässigt seinen Diabetes, heißt er misst seinen Zucker nicht, vergisst seine Tabletten und und und. Er ist absolut uneinsichtig und laut seiner Aussage "hat er ja nichts". Er aber definitiv geistig nicht mehr fit. Er blamiert sich regelrecht, geht nur in begleitung raus. Anders geht es ehrlich gesagt nicht. Um das kurz zu erwähnen mein Vater ist nicht in der Lage einen Einkaufswagen beim wöchentlichen Einkauf zu holen da er den Chip nicht in das dafür vorgesehen Feld bekommt. Meine Mutter kümmert sich rührend und ist dazu voll berufstätig, sie macht und tut: sortiert ihm sogar die Tabletten vor, da er allein nocht dazu in der Lage ist. Er ist absolut vergesslich, und wie soll ich sagen, er hat überhaupt kein Gefühl mehr dafür auf Belange und Emotionen seiner Mitmenschen einzugehen oder anders gesagt er hat ständig was zu meckern, wenn er etwas vergisst ist es meine Mutter schuld weil sie ihm natürlich nichts davon erzählt hätte und er hat ein Feingefühl wie eine Bahnschranke. Zu guter letzt will man ihm ja immer was, er wird teilweise richtig böse. er kann alles, er hat keine Probleme und fertig. Er sträubt sich dagegen etwas für sein Hirn zu tun ( er liebte früher kreuzworträtsel und löste diese auch in einigen Minuten und probleme). Er macht nichts mehr außer radio hören und tv gucken. Er schleicht durch die wohnung als wäre er 80, dabei ist er gerade mal 65 jahre alt und gewiss in der lage sich körperlich zu betätigen. So langsam aber sicher zerrt es an den nerven und irgendwann kann auch der stärkste angehörige nicht mehr. Meine mutter tut alles was ihr möglich ist, aber auch sie brauch zeit  für sich. Meine frage nun: hat jemand auch solche erfahrungen gemacht oder kennt jemand tips wie man ihm vor augen führen kann wie er sich benimmt und gibt.....auf der einen seite tit er nichts dafür das es ihm evtl besser gehen würde auf der anderen seite meint er aber er könnte alles genau so wie früher, was aber definitiv nicht der fall ist. wir wissen nicht mehr weiter. Danke gruß annika 

#2
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Mangelnde Krankheitseinsicht - ein typisches Symptom bei Schlaganfall.

Hatte ich auch. In der Frühreha hat es dann die Neuropschyologin geschafft, mir vor Augen zu führen, wie "plemplem"ich doch bin. War ziemlich hart. Aber da musste ich durch. Erst danach wusste ich ja, woran ich zu arbeiten hatte.Mittlerweile bestätigt mir auch mein Umfeld, dass ich geistig voll auf der Höhe bin (hoffe nur, dass ich mir das nicht einbilde).

Vielleicht könnt Ihr ihn ja irgendwie überreden einmal zum Neuropsychologen zu gehen.

Weitere Informationen konnte ich hier finden: 

http://neuronales-netzwerk.org/2012/impulsivitaet-bei-menschen-mit-erworbener-hirnschaedigung/

Übrigens: Agressivität gegenüber Nahestehenden ist soweit ich weiß, eine der Phasen zur Schicksalsbewältigung. Bis zur Akzeptanz ist es noch ein langer Weg.

 

hoffe, dass Ihr ihm eines Tages verzeihen könnt. Er macht das alles nicht wirklich aus Absicht. Es gehört leider zum Schlaganfall dazu. Ich bin übrigens auch häufig so mit mir selbst beschäftigt, auf meinen Körper, meine Gefühle, dass ich auf die Gefühle anderer gar nicht eingehen kann -  "Feingefühl wie eine Bahnschranke"

 

Auf jeden Fall wünsche ich Euch alles Gute.

Es kann ja nur noch nach oben gehen.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »ollie« (14.07.2015, 16:39)
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