#1
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Mein Vater (87) am 19. Nov. SA linkes Gehirn - Sprache sehr stark beeinträchtigt, sonst sehr fit

Vielleicht kann mir ein Betroffener beschreiben, wie das ist. Auf was muss ich achten

Mein Vater war schon immer sehr eigensinnig, das ändert sich nicht mehr. Er hat nun in 16 Tagen alle Logopäden und Ergotherapeuten im KH abgelehnt und gilt als nicht Reha-fähig, als Tyrann. Ich konnte ihn zu Qi-Gong-Übungen bewegen und wir spielen Kindermemory. Nun kommt er nach Hause. Er hat keine Lähmung und spricht seine wenigen Wörter deutlich. Er versucht sich zu erklären, aber ohne Begriffe, also keine Hauptwörter, keine Namen; er spricht praktisch nur in Beziehung (für mich, mit Euch). Er malt uns ständig Bilder zum großten Teil ohne Bezug zu seiner aktuellen Situation, fast wie Bilderrätsel. Er ist Architekt/Künstler und konnte immer prima zeichnen und so malt er perspektivisch oder mal kurz die Region Stuttgart mit seinen Städten und Flüssen, als Punkte und Striche. Wir malen zurück, erklären durch Zahlen, Symbole. Es scheint, dass so ein bisschen Verständnis zwischen uns entsteht. Ansonsten erkennt er nicht, wenn wir ihn verstehen, er fühlt sich permanent missverstanden. Eindeutig möchte er nicht wie ein Kleinkind behandelt werden und er macht uns verständlich, dass er bei vielen gleichzeitigen Eindrücken überfordert ist.
Heute oder morgen kommt er nach Hause, was er seit Tagen deutlich einfordert. Dann sind wir erst Mal mit ihm alleine - ich bin sehr gespannt, was dann passier. Ich brauche praktische Tipps, wie ich gut mit ihm umgehen kann und wie ich ihn anregen kann.
Danke schon mal im voraus 🙂
Monika 

#2
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Guten Morgen,

Dein Vater hat eine Aphasie. Bitte kauf Dir das Buch "Das Schweigen verstehen" von Luise Lutz. Wenn Du es gelesen hast, kannst Du mir gerne eine PN schicken, wenn Du mehr über das Thema Aphasie, den Umgang damit und Therapiemöglichkeiten erfahren willst.

Gruß Nobody


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Nobody« (06.12.2012, 17:14)
#3
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mach ich sofort. Danke nobody :)

#4
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Dein Vater scheint sehr genau zu wissen, was er möchte und was nicht. Als Kreativling findet er vermutlich auch Wege zu euch.

Da so viele mit einer gewissen Apathie kämpfen, finde ich , dass das ein gutes Zeichen ist, das er den Rest seines Lebens im Rahmen seiner Möglichkeiten noch gestaltet.

Gruss Sabine

#5
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Danke Sabine, für's Mut machen.

#6
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So heute vor 2 Monaten ist es passiert. Kleiner Zwischenbericht.

Wernicke-Aphasie nennt man das Überbleibsel seines Schlaganfalls.
Ich bin erstaunt wieviel sich seither wieder scheinbar von selbst hergestellt hat. Aber nichts ist wie früher. Für viele Außstehende wirkt mein Vater zunächst völlig normal, denn er kann wunderbar "mitschwätzen". Nur wenn es drauf ankommt, dass er sich spezifisch äußern möchte, wird es schwierig. Leider versteht er viel weniger als er sprechen kann. Und oft bricht er den Augenkontakt beim sprechen ab. Die ersten Tage zu Hause war er sehr glücklich, nun wechselt er oft zwischen Wut und Verzweiflung. Aber er lässt sichaucg  leicht überraschen und seine Stimmung wechselt fast schneller als ein Wimpernschlag.
Leider hat er auch seither jede Hilfe, jeden genialen Ansatz der Logopädin abgelehnt. Wir respektieren das wehmütig. Ich habe mir ein paar Übungen erklären lassen, aber als ob er es riechen könnte, wenn ich mit ihm "sprechen üben" möchte, sperrt er sich trotig. Uns bleibt im Moment nur, die Hinweise der Aphasiker zu beherzigen.
Am besten können wir seine Wortfindung stimulieren, wenn wir Abläufe wiederholen. Orte besuchem zu denen er viel zu erzählen hat, dort gezielt nachfragen. Je öfter wir einen Weg wiederholen umso mehr Erinnerungen und Wörter kommen plötzlich hinzu. 
Manchmal, je nach Stimmung, kommen auch weniger Wörter heraus.
Oder aus scheinbar normalen Gesprächen, eine Übung machen - gezielt mit einfachen Fragen. z.B. Ein Bauwerk sollte gegen seinen Willen weiß gestrichen werden - Welche Farbe hat es jetzt? grün, blau, gelb rot? Bisher nur wenig Reaktionen daraus, aber ich gebe nicht auf.   

Ich muss sagen, ich finde das Ganze auch irgendwie spannend. Auch wenn ich selbst manchmal verzweifelt bin.

Liebe Grüße

Monika 

#7
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Monika --Du must auch bedenken das dein Vater das Leben schon einigermasen gelebt hat -er ist 87 Jahre alt---das ist meine Erfahrung.Alles Gute weiterhin von Stephan :)

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