Also mir persönlich dreht sich jedes Mal der Magen um, wenn ich meinem Mann seinen Tablettencocktail mixen muss und bei den Keppra ankomme.
Das Medikament ist mir einfach unheimlich, weil kein Fachmann erklären kann, warum es überhaupt wirkt. Ich habe immer das Gefühl, es dämpft das ganze Gehirn so hinunter, dass nicht nur die Anfälle, sondern auch die Wahrnehmungs- und Gedächtnisfähigkeiten unterdrückt werden.
Dabei wurde meinem Mann nach einem einmaligen Anfall nur die geringe Dosis von 2 x 500 mg verschrieben.
Ich habe vor einiger Zeit unseren Neurologen gefragt, ob er es ständig weiternehmen muss, die Antwort war : ein Leben lang.
Eine junge Neurologin an der Uniklinik Essen war ganz anderer Auffassung. Sie meinte, wenn nach einem einmaligen Anfall mindestens 2 Jahre lang kein weiterer aufgetreten ist, könne man es langsam ausschleichen.
Wer hat Recht ? Der ältere Arzt mit entsprechender Erfahrung oder die junge Ärztin mit neuesten Erkenntnissen ? Da braucht man wohl noch Dritt- und Viertmeinungen.
Andererseits - gibt es unter Keppra überhaupt noch weitere Anfälle, und wie kann ich beurteilen, ob die ohne Keppra wiederkommen könnten ? Das Risiko liegt bei uns.
Nehima, dir wollte ich noch sagen, dass ich deinen Optimismus und deine Zufriedenhet sehr bewundere.
Für mich sind die Gedächtnisstörungen und die Wahrnehmungsstörungen ganz schlimm und demoralisieren mich immer mehr.
Auch bei uns ist im letzten Jahr vieles besser geworden, aber wenn es auf dem jetzigen Stand bleiben sollte, sehe ich ganz düster in die Zukunft.
Wir können heute schon viele Dinge besprechen und gemeinsame Entscheidungen treffen, und mein Mann ist munter und wach dabei.
Dann kommen nach einiger Zeit aber Fragen, als hätten wir das Thema überhaupt nicht angesprochen. Das passt nicht zusammen und haut mich immer wieder um.
Er selber leidet auch sehr darunter, weil er es halt auch merkt, dass vieles nicht klappt.
Ich werde mittlerweile auch öfter ungeduldig, wenn ich eine Frage zum 10 Mal beantworte und grummel dabei in mich hinein.
Das macht ihn traurig und mir sofort wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich weiß, dass er nichts dafür kann.
Ich finde es unglaublich schwierig, immer Optimismus zu verbreiten, den ich im Innersten meines Herzens gar nicht mehr habe.
Manchmal denke ich, dass wir mit der anfänglichen Halbseiten- Lähmung besser klar gekommen sind als mit den Defiziten im Kopf.
Ich hab jedenfalls eine riesige Hochachtung vor allen Angehörigen von älteren "echten" Demenzkranken. jetzt, wo ich eine leise Ahnung von ihrem Alltag bekommen habe.
Für heute aber erstmal eine Gute Nacht !