#1
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Hallo Ihr Lieben,

ich möchte noch ein wenig zum Thema anschließen - Langzeitpflege Zuhause usw., denn ich glaube, dass ich in letzter Zeit ganz empfindlich geworden bin, bzw. des Entlassungsberichtes der Reha, wo mir die Ärzte eines reinwürgen wollten mit der Betreuung.

Kürzlich musste Micha ja wieder wegen seines Keimes ins KH. Wegen seiner Immunschwächekrankheit habe ich Anweisung, bei 38 Fieber schon den Notarzt zu rufen, weil es bei ihm gefährlich werden kann. Vorletzten Donnerstag hat er mich morgens um 4 Uhr schon geweckt und gesagt ihm sei so heiss. Also habe ich ihm die Decke weggemacht und ihn nur mit einem dünneren Lacken zugedeckt. Ne halbe Stunde später hat er mich wieder gerufen und gesagt, ihm wird immer heisser. Das ist unnormal, denn wir haben nachts alles offen, in der Wohnung war es ja angenehm kühl. Fieber gemessen, 39 Fieber, Blutdruck und und Puls in spärischen Höhen. Also um 4.30 den Notarzt gerufen, damit er ins KH kann. Fieber zerstört Thrombozyten und da er keine  hat, ist das gefährlich,ebenso wenn viele Infekte entstehen usw.

Im Krankenhaus stand dann auf dem Bericht des  Notarztes: Patient wurde in Schutzhosen und T-Shirt im Bett aufgefunden. Wisst ihr was, selbst über sowas rege ich mich auf. *grummel* Seit der Geschichte mit der Betreuung. Ja soll ich ihm nachts ne Jeanshose anziehen?

Dann kam Micha am vergangenen Mittwoch nach Hause. Unrasiert, mit Pilz im Bart - Schuppen in den Haaren usw. völlig ungepflegt und ohne Schutzhose, splitter nackt ausser ein T-Shirt, nicht angezogen und der Koffer voller Kleider war unbenutzt. Ich bin fast vom Glauben abgefallen. ICh selbst mache mir Druck ohne Ende seit dieses Entlassungsbriefes aus der Reha und jedes Barthaar sitzt wie einzeln trapiert, damit man mir ja nichts nachsagen kann und eine Klinik schickt ihn so nach Hause.

Seid ihr auch so empfindlich oder habt ähnliches erlebt?

 

LG

Densie

#2
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Liebe Denise,

Ich bin empfindlich und gerade was Ärzte und Pflegepersonal und der sogen. Pflegenotstand mit den armen Patienten macht. Was glaubst Du denn, weshalb ich mich schon so irrsinnig über die bevorstehende REHA bei Uwe freue. Glaubst Du, dass die ihn, so wie ich hier zuhause jeden Tag dusche oder bade, ihm die Nägel schneide und die Neurodermitis besonders um den Bart herum, mit Salben und teuren med. Cremes hege und pflege, damit er nicht aussieht wie ein Penner oder Aussätziger? Jedesmal wenn ich bis jetzt Kontrollbesuche gemacht habe, hat er nach Schweiss gerochen, die Brille war total verschmiert und er hat mir zu verstehen gegeben, dass er keine Verlängerung möchte und ob ich ihn nicht gleich wieder nach Hause nehmen könnte, weil ihm alle Knochen weh tun und sich niemand sonst um ihn kümmert?

Mir graut schon wieder davor, den Schwestern lange Zettel mit allen INFOS an die Schranktür zu kleben, damit sie auch ja nicht vergessen, ihm die Orthop. Schuhe 90 Min. am Tag tragen zu lassen, Taschentücher mitgeben und ihn pünktlich zu seinen Anwendungen zu bringen, denn das wurde auch schon "vergessen".  Jedesmal wenn Uwe im KH, auf REHA oder nur zur Kurzzeitplege für nicht mehr als 3 Wochen, untergebracht war, hatte ich im Anschluss daran wieder mehr Arbeitsaufwand und Mühe ihn auf den gewohnten Standard zu bringen. Das ist traurig aber leider wahr. Viele Aussenstehende können das oft nicht begreifen, aber ich höre und sehe seit Jahren nichts anderes. Eine Bekannte von mir "schmiert" das Pflegepesonal mit Geld, das hat mir ein Hausarzt vor Jahren auch schon empfohlen, aber wenn ich mit dem Service nicht zufrieden bin, gibts auch keine Knete. In der Unfallklinik in Murnau wurde Uwe 8 Monate so gepflegt und versorgt, wie es eigentlich sein sollte. Nur ist das eine Klinik von der Berufsgenossenschaft mit höherem Personalschlüssel und mehr Budget. Alles andere ist Glücksache, Bad Kötzting ist keine schlechte Klinik, bestimmt nicht, aber die haben dort auch zuwenig Personal und folglich auch zuwenig Zeit besonders für Patienten wie Uwe, die Aphasie haben und auf mehr Zuwendung angewiesen wären.

#3
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Liebe Magdalena,

ich sehe, du machst die gleichen Erfahrungen wie ich in den Rehas und Kliniken. Ja, Geld gabs von mir auch, nen Kuchen dazu. Aber sobald das da war, hatte ich das Gefühl es nur noch schlimmer. Jetzt haben wir was wir wollten, jetzt können wir ja nachlassen - so unsere Erfahrung.

Aber sag mal ehrlich, du kommst vom Fach, hast deine Ausbildung schon lange hinter dir. Man weiss doch eigentlich, wenn man solch eine Ausbildung macht, was auf einem zu kommt, dass man mal Überstunden machen muss, der Verdienst gering ist usw. Oder irre ich mich und ich bin die einzige auf der Welt, die sich vorher kundig gemacht hat, was man eigentlich lernt?! Du weisst jetzt was ich meine, ich denke DU warst dir darüber immer bewusst, aber heutzutage scheint mir das so, dass das Pflegepersonal sich darüber nur wundert. In jedem Beruf, indem es um eine Dienstleistung geht, und im Pflegeberuf eben auch um Menschenleben, muss man sich darüber bewusst sein, dass eine geregelte Arbeitszeit mit 8h nicht immer, sogar oft nicht immer eingehalten werden können.

Ja Micha sah auch aus wie ein Penner als er Mittwoch nach Hause kam. Ich habe selten erlebt - aber es gibt sie noch - das das Pflegepersonal gründlich und sauber ist. Aber es gibt sie noch, leider ist das nicht mehr die Regel. Und Micha ist auch ein Kandidat, der mich angebettelt hat, ihn aus der Reha zu holen. Aus der letzten habe ich das ja auch getan. Das sind einfach Dinge, die mich zusätzlich belasten und mein Therpeut meint jedesmal, wenn Micha doch in der Klinik ist, kann ich mich erholen - nein es ist dann nur noch stressiger :(Hört sich bei dir genauso an. Ist wirklich traurig, aber wahr 😞

Trotz das ich es traurig finde, tröstet es mich ein wenig, dass ich mir das nicht einbilde, wie mir auch immer jeder, der es noch nicht erlebt hat - weiss machen möchte. Ich bilde mir das ein - und das wäre nicht so usw. Du kennst das also auch.

 

LG

Denise

#4
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Liebe Denise,

über diesen ich nenn es mal Zustand ... da denke ich jetzt bereits nach 4 Wochen sehr viel nach.

Ich bin hochsensibel ... wenn ich sehe dass man seine Haut aufgrund der Psoriasis nicht vollständig und ordentlich cremt ... dann frage ich mich, regst dich nun offiziell auf oder machst es selbst ... täglich neue Pfleger ... ich weiß gar nicht wie oft ich mittlerweile den Pflegern Hintergründe erläutert habe. Der Pfleger heute meinte dann wieder einmal ... "ja  wenn man das alles weiß ..." WENN ICH SOWAS HÖRE ... da krieg ich Blutdruck.

Für mich ist dies ein Beruf, den mache ich aus Berufung. Natürlich hast du Recht ... man sollte sich immer sehr gut überlegen was man aus welchem Grund werden möchte. Aber eine Bäckereifachverkäuferin (ich will den beruf keinesfalls abwerten!!!! also nicht falsch verstehen) wird wahrscheinlich eine andere Motivation haben wie eine Intensiv-Schwester.

Meine Schwester hat ihren Job als Kinder-Intensiv-Schwester aufgegeben, weil sie diesen Beruf wirklich aus absoluter Berufung gewählt hat und ihren eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden konnte ...

#5
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Unbekannt

Gelöscht

Liebe Denise,

ja es ist traurig aber doch wahr. Als ich in den 90er Jahren meine Ausbildung machte, stand das Wohlergegen des Patienten und auch des Heimbewohners an oberster Stelle. Viele meiner Berufskollegen haben auch danach gehandelt und sich für das Wohl des Patienten eingesetzt, auch wenn da schon Widerstände zu spüren waren. Dann kam die Sch... Pflegeversicherung und von nunan gings langsam aber stetig bergab. Pflegepersonal, besonders die examinierten, also gut ausgebildeten, wurden nur noch vereinzelt eingesetzt, weil sie zu teuer waren, das heisst im Klartext: Morgens um 6 Uhr waren 4 bis 5 Pflegepersonen anwesend, darunter eine Fachkraft, die für Medikamentengabe, Spritzen und Sondennahrung zuständig war, wir hatten ca. 15 bis 20 Heimbewohner, die in der Zeit zwischen 6 Uhr morgens und bis zum Frühstück, 7 Uhr 30, geduscht und angezogen sein mussten, Insulingabe, Verbandwechsel etc. eingeschlossen. Von diesen 20 Bewohnern waren vielleicht 5 nicht so schwer behindert, dass sie Hilfestellung in allen Bereichen benötigten. Ich war meistens auf Stationen eingesetzt, wo überwiegend schwerbehinderte, demenzerkrankte oder Schlaganfallpatienten untergebracht waren. Wie oft ich Doppelschichten einlegen musste, oder vom Urlaub früher wieder zurücksein musste, weiss ich gar nicht mehr, es war sehr oft und ich hab`s in Kauf genommen, weil ich selber drauf angewiesen war, das die Kollegen im Not- oder Krankheitsfall bei mir dasselbe machten, nämlich mich vertreten. Irgendwann war ich so erschöpft von der Knochenarbeit, dass meine Bandscheiben, mein Unterleib und meine Psyche nicht mehr richtig funktionierten und ich ließ mich fortbilden als Stationsleitung, aber das änderte nicht sehr viel, die Arbeit blieb die gleiche und der Frust wuchs nicht nur bei mir, sondern auch bei den Kollegen. Für was die lange, anstrengende Ausbildung, wenn Du nachher nur noch Fliessbandarbeit verrichten sollst? Viele haben den Beruf gewechselt, sind ausgestiegen, oder haben sich von der Pflege einfach zurückgezogen und sind jetzt noch frustriert, wenn ich sie denn mal treffe und mich mit ihnen unterhalte.

Einerseits bin ich froh, dass ich damals die Ausbildung gemacht habe, ist mir bei Uwe schon auch zugute gekommen. Andererseits ist es für mich heute eine Horrorvorstellung in meinem Alter jemals wieder professionell in der Pflege arbeiten zu müssen und noch dazu unter diesen Bedingungen.

Deshalb wollte ich meinen Uwe ja auch zuhause pflegen, weil ich wußte, was ihm eventuell blühen würde in einem Pflegeheim. Ich hoffe, dass die Zeit in der REHA ohne größere Katastrophen vorübergeht, aber wohl ist uns beiden bei dem Gedanken an diese Heimsuchung nicht. Habe ich jetzt alles beantwortet? Falls nicht, frag einfach weiter, ich antworte Dir immer gerne. LG Magdalena

 

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