Vielen Dank für die lieben, ehrlichen Worte!
@mama2106
Schlaganfall mit 27? o.o Wie geht es dir heute? Ich fühlte, meine Ma ist schon viel zu jung für dieses Unglück, aber du bist so alt wie ich. Heftig. Ich hoffe du kannst mit den Folgen deinen Alltag gut meistern? Ich wünsche dir so viel Kraft. Dass du dich auch noch um deine Ma kümmerst. Wundervoll! Achte auch auf deine Rehabilitation. Die erste Zeit sei die Wichtigste.
Natürlich macht man es den Nächsten in seiner Umgebung, gerade auch dem Partner, durch so ein Schicksal nicht leicht. Aber: In guten wie in schlechten Zeiten. Das sollte nicht nur so daher gesagt sein. Hilfe an zu nehmen ist keine Schande. Und Schwäche zu zeigen schon garnicht, auch wenn die Gesellschaft uns anders erzieht. Bleib stark. Und wie du sagst: Positiv bleiben und alles Gute, das einem am Tag widerfährt als Geschenk betrachten. Auch wenns Tage gibt die einen echt abfucken. Man muss weiter machen. Schritt für Schritt. Der Weg ist das Ziel.
@Silvia882
Mir geht's gut Silvia, danke dir. Wie geht's dir und deiner Familie?
Ja, wir leben seit August zusammen. Mein Freund hilft wo er kann. Ist am Wochenende da. Unterstützt sie beim lernen und hilft mir beim Haushalt. Wir unternehmen viel. Unsere Therapeuten sind super. Beste Logo und Physio, die ich mir für sie vorstellen kann. Wir sind nach jeder Stunde überglücklich und motiviert weiter zu machen. Man geht auf uns ein und arbeitet total individuell und auf uns eingestellt. Es ist super. Wir haben viel Glück (im Unglück).
Weisst du Silvia, ich habe die Erfahrung gemacht, auf keinen Fall auf andere Menschen zu hören, sondern immer auf dein Herz und dein Bauchgefühl. Denn das täuscht dich nie. Und vor allem ist es dein/euer Leben, nicht das der anderen. Du weisst doch wie das ist, wenn man anderen Ratschläge gibt. Auch wenn man sich Sorgen und Gedanken macht, am Ende ist es doch derjenige selbst, der die Entscheidung für sich trifft und damit leben muss.
Nur wenige Menschen können annähernd fühlen, was du fühlst (nämlich die, die das gleiche Schicksal teilen). Trotzdem musst du für dich und deine Familie die Beste Lösung finden. In meiner Familie sagte man mir auch Sätze wie: Bist du dir wirklich sicher? Das wird ein Fulltimejob! Wie kannst du da noch studieren? Gib sie doch in Pflege, da wird sie gut aufgehoben und wir können sie immer besuchen. und so weiter und so fort.
Ich habe das Glück Studentin zu sein und mein Studium auf Eis legen zu können, sobald meine Ma so selbstständig ist, dass sie sich morgens allein fertig machen und ihren Alltag gestalten kann. Damit sie dorthin kommt, helfe ich ihr wo und wie ich kann. Du als junge Mutter und im Arbeitsleben bist in einer anderen Situation. Ich schreibe und lösche meine Zeilen hier. Immer wieder. Ich will dir keinen falschen Rat geben. Ich war vor der gleichen Entscheidung wie du. Hör auf dein Bauchgefühl. Bring die Opfer, die du kannst, aber opfere dich nicht auf Haut und Knochen. Das würde dein Pa nicht wollen, ganz bestimmt nicht. An deine Ma musst du natürlich auch denken. Wär denn so ein betreutes Wohnen in einer Hausgemeinschaft eine Alternative für die beiden? Es gibt ja so Häuser mit Familien, die sich um ältere oder hilfsbedürftige Menschen kümmern. Es gibt auch Häuser, mit Pflegepersonal, wo man trotzdem seine eigene Wohnung hat. Nach sowas hatte ich auch geschaut. War aber später keine Option. Aber ich hätte mich dafür entschieden, wäre sie ein Schwerstpflegefall, bettlägerig usw.
In Düsseldorf gibt es z.B. die Graf-Recke-Stiftung. Vielleicht gibts sowas auch in deiner Stadt?
http://www.graf-recke-stiftung.de
Meine Ma verlangt nicht und würde auch in Zukunft nicht verlangen, dass ich mein Leben aufgebe. Schon jetzt, wenn ich mich mit meinem Freund treffe oder eine Freundin einlade, oder zur Uni bin, oder was weiß ich, dann ist sie sehr verständnisvoll und zurückhaltend und bescheiden. Das liegt in ihrer Natur. Sie ist immer dankbar gewesen auch für die kleinsten Dinge und hat nie Ansprüche gestellt. Wir arrangieren uns sehr gut. Und wenn sie weiterhin solche Fortschritte macht, kann ich mein Leben auch wieder weitaus mehr gestalten.
@solaris
Ich danke dir vielmals für deine Ehrlichkeit und deinen ausführlichen Einblick in euer Leben. Sehr großen Respekt und Mitgefühl hast du von mir. Ich schicke dir Kraft und Strahlen der wenigen Sternchen, die heute beim Gewitter hier am Himmel sind. Ich hoffe sie kommen an. Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Aber ich sagte heute auch zu meiner Ma. Das eine ist, ans Ziel zu denken, du wirst bald wieder richtig laufen und sprechen können, aber das andere; Den Tag zu genießen und dankbar zu sein für das, was man hier hat. Auch wenn man gehandicapt ist. Es geht vielen Menschen noch schlechter. (Vielleicht hab ich leicht reden, weil ich gesund bin, ich weiß es nicht, aber mein leben war auch nicht in Watte gepackt)
Meine Ma ist kein Schwerstpflegefall. Sie ist gut mobil und kann laufen, anziehen und solche Dinge im Alltag. Durch die global Aphasie und die Orientierungslosigkeit ist sie natürlich noch auf meine Hilfe 24h angewiesen. Auch wg. der Dialyse. Aber sie macht so fabelhafte Fortschritte. Sie spricht jeden Tag min. einen neuen Satz. Sie läuft so viel und trainiert von sich aus. Sie ist motiviert und strengt sich wirklich so sehr an. Sie will wieder selbstständig sein. Und dabei helfen wir ihr.
Du hast recht. Ich hatte viel über die Zeit jetzt nachgedacht, kurz nach meiner Entscheidung bis kurz vor ihrer Entlassung. Ich habe versucht mir die Situation vorzustellen und mich gedanklich und körperlich auf die Veränderung einzustellen. Natürlich kommt es immer anders als man denkt. Ich war vorbereitet und kann mich mittlerweile mit dem Stress und der Belastung arrangieren. Ich versuche Dinge meines Lebens zu integrieren um den Überblick nicht zu verlieren und klar im Kopf zu bleiben, denn man schafft nie alles an einem Tag. Am Ende des Tages ist man aber erstaunt, was man alles geschafft hat, wenn man mal Revue passieren lässt. Ihr sollt euch selbst auf die Schulter klopfen und euch sagen: WOW das war toll heute, das haben wir alles gemeistert. Damit man am nächsten Tag die Lust verspürt auf zu stehen und in den Tag zu gehen. Wenn sie mich anlächelt, sich jeden Tag mehrmals für alles bedankt und so lieb und süß und verletzlich ist, gibt mir das die Kraft weiter zu machen und ihr zu helfen. Sie ist meine Ma. Sie hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute sein kann. Sie hat mir das Leben ermöglicht, das ich leben kann. Ich muss ihr etwas zurück geben. Und nun habe ich die Chance.
Natürlich ist es auch hart, nicht mehr mit meinem Freund zusammen zu wohnen und alles zu teilen. (Er ist schon seit 8 Jahren an meiner Seite). Ich wäre ohne ihn ein Geist. Er hilft, wo er kann. Unterstützt und tut und macht. Er stellt sich auf die Situation ein. Stellt keine Forderungen und ist einfach da. Er geht mit ihr von meiner gesamten Familie am aller besten um. Er macht keinen Unterschied zu vorher, sogar obwohl die Beziehung der beiden vorher nicht allzu rosig war. Jetzt verstehen sie sich super. Er ist unentbehrlich für mich. Er ist mein Halt.
Ich kann mir vorstellen, deinen Mann zu pflegen, wie du es schilderst, ist noch etwas anderes, als meine Aufgabe. Es ist noch eine Stufe härter. Das ist mir bewusst. Ich kenne dich zwar nur durch diese Zeilen, jedoch habe ich Respekt und Achtung vor deiner Einstellung und deinen Taten! Wirklich ganz fabelhaft.
Ihr Lieben. Ich danke Euch.