#1
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Unbekannt

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Würde mich gerne austauschen mit anderen Leuten in meinem Alter…

Hallo,

ich bin Lina, 26 Jahre aus NRW. 

Meine Mutter hatte im Januar einen schweren Schlaganfall mit Hirnblutung. Sie ist momentan noch in der Reha. Ich habe schon eine neue Wohnung für uns beide gefunden. Nach ihrem Aufenthalt dort nehme ich sie zu mir und wir werden gemeinsam wohnen. Ich werde alles tun um sie wieder auf die Beine zu bringen, doch der Weg ist hart. Aber wem erzähle ich das, ihr wisst wovon ich rede. Deshalb bin ich hier. 

ICH SUCHE NACH JUNGEN MENSCHEN (oder erfahrenen Angehörigen), DIE IHREN LIEBSTEN AUCH ZU SICH NEHMEN UND SICH UM IHN KÜMMERN, SO WIE ICH ES IN BÄLDE TUN WERDE. 

ICH MÖCHTE MICH MIT EUCH DIREKT AUSTAUSCHEN ...

... wie geht ihr mit der Situation um? 

... wie lange kümmert ihr euch schon um die Person? Wie fühlt ihr euch dabei? 

Außenstehende sagen immer, man muss auch an sich denken und sein eigenes Leben leben. Natürlich muss man gesund bleiben und darf nicht zusammen klappen, das hilft keinem weiter. Aber einfach so sein Leben weiter leben? Das ist von aussen so leicht dahergesagt, findet ihr nicht auch? Meine Mutter war immer für mich da. Ich hatte immer ein sehr sehr gutes, enges, freundschaftliches Verhältnis mit ihr. Sie abzugeben ist für mich keine Option. 

Ich freue mich über jede Mail von euch. 

Danke.

 

#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Lina,

 

erstmal Hut ab das du dich um deine Mutter kümmern möchtest nach ihrem SA. Ich selber 27, hatte vor 3 Monaten einen Schlaganfall und kann mich in deine Lage versetzen das du jemanden zum Austausch brauchst. Ich mach es meinem Mann nämlich selbst nicht leicht obwohl es mir recht gut gehen müsste. Ich weiß aber auch wie es ist sich um seine Eltern kümmern zu müssen da meine Mutter, zwar nicht durch einen SA, pflegebedürftig ist. 

 

Ich versuche so gut wie möglich mit beidem umzugehen. Mit mir selber, aufgrund meines SA und dann noch mit der Krankheit meiner Mutter. Aber es fällt mir nicht immer leicht.

Man sollte immer versuchen positiv zu denken und den Stress umzu von den Familienangehören fern zu halten, aber auch ehrlich zu sich selber sein wenn man nicht mehr weiter weiß und sich dann Hilfe holen. Sonst geht man daran kaputt und das bringt dem Familienangehören ja auch nichts. 

Wenn du noch fragen hast kannst du mich gerne per PN anschreiben.

 

LG mama2106

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Lina,

wie geht es Dir? Hast Du Deine Mutter inzwischen zu Dir geholt?

Ich ziehe auch meinen Hut vor Dir.

Welche Schäden hat Deine Mama aktuell?

Mein Papa hatte eine schwere Hirnblutung im April und er ist noch in Reha.Uns haben die Ärzte gesagt das es besser für alle sei einen Heimplatz zu finden.

Das beschäftigt mich gerade sehr und wir wollen das nicht. Aber meine Mutter schafft das nicht alleine. Ich habe ein kleines Kind und muss bald wieder arbeiten gehen.

Es macht mich aber auch gerade nervlich so fertig, wenn ich mir vorstelle meinen Papa in einem Heim zu besuchen.

Er ist linksseitig gelähmt und kann auch sonst noch nicht viel.

Ich freue mich von Dir zu hören.

 

P.S. Meinst Du Deine Mama verlngt von Dir , das Du Dein Leben ein stück weit aufgibst für sie?

Du bist noch so jung. Das wir nicht einfach aber ich verstehe das du sie nicht im Stich lassen willst.

Von wem bekommst Du Hilfe?

#4
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Unbekannt

Gelöscht

Mein Mann ist ebenfalls linksseitig gelähmt, mußte damals gepampert werden, konnte aber mit einer hand allein essen. Auch wenn links oft im Mundwinkel was hängen bleibt. Allerdings konnte er nach der Entlassung auf dem rechten Bein stehen. Ich habe ihn seit ca 3,5 Jahren daheim gepflegt. Wir begingen unseren 1. Hochzeitstag noch in der Früh Reha. Ich hätte ihn nie so kurz nach der Hochzeit in ein Heim gegeben. Vom Kopf her ist er für smalltalk wieder gut dabei und macht auch freche Sprüche. Er braucht aber bei fast allem Hilfe.

#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Lina, es gibt Dinge, die geschehen einfach zu früh, zufrüh für dich, zu früh für deine Mutter.
Und das ist zunächst eine Tatsache, die einen regelrecht in eine Paralellwelt katapultiert. Das ist zumindest eine der grunderfahrungen, die ich in den knapp 2 Jahren, die seit dem Schlaganfall  meines mannes (57J.) vergangen sind, gemacht habe.
Während alle in deinem Umfeld ein normales Leben  führen, kannst du dich nicht mehr einfach mit Freunden treffen, in den Urlaub fahren, einfach mal ein Wochenende abhängen etc. Es geht zwar alles, aber es mus a l l es mehr oder weniger  umständlich organisiert werden. Doch wenn man einen Menschen von Herzen liebt, gibt es aus meiner Sicht wenig Alternativen.
Dennoch würde ich dir  raten, nicht ganz alleine mit deiner Mutter zusammenzuziehen. Je nachdem wie schwer sie betroffen ist, brauchst du jede Menge Hilfe. Hilfe beim auf's bett setzen, im bett anziehen, wickeln, Tranfer in den Rollstuhl, waschen, duschen, Kompresseen wechseln, Katheterbeutel leeren und wechseln, Essen anreichen, im bett lagern und noch vieles mehr. Dazu kommen die Therapien, die man auch zu Hause als Hausbesuch bekommen kann, wenn der patient nicht mobil ist. Aber auch diese muss man darüber hinaus zu Hause weiterführen. Das heißt üben, üben, üben. 
Dazu kommt die Hausarbeit, das Einkaufen, Arzt- und Behördengänge etc.
Ich spreche aus eigener Erfahrung. Mein Mann hatte einen schweren linksseitigen Schlaganfall, der seine linke Gehirnhälfte zu zwei drittel zerstört hat. Heute ist er nach wie vor rechts gelähmt und hat sein gesamtes Sprachvermögen verloren, d.h. wir verständigen uns im Alltag mit drei Worten. Aber es wird besser, brauchten wir noch vor einem Jahr zwei bis drei Personen, um ihn zu pflegen (d.H. ihn zu bett zu bringen und zu wickeln) schaffe ich das heute alleine, da er nun durch viel üben viel mobiler geworden ist. Lass dich über alle Unterstützungsmöglichkeiten vom sozialen Dienst im KH oder in der REha beraten.
Vielleicht gibt es ja Wohnprojekte, wo ihr zusammen leben könnt, aber deine Mutter versorgt wird.
Dass ihr zusammen sein könnt, das wird für sie wichtig sein, aber dass du die gesamte Pflege übernimmst, und dein gesamtes Leben zurückstellst, ist keine so gute Idee. Entlastung bieten auch Tagespflegestellen, sofern deine Mutter schon fit genug dafür ist. Das ist im Moment unsere Organisation der Betreuung , tagsüber Tagespfelge und abends der Pflegedienst, Morgens mache ich meinen mann fertig. Leider kostet das auch jede Menge Geld, sodass wir und die Tagespflege nur an drei Tagen in der Woche leisten können. Aber auch das kannst du alles mit dem sozialen Dienst besprechen. 
Ich will dich nicht verunsichern, ich wollte nur ehrlich beschreiben, was alles auf einen zukommt.
Liebe Grüße und ganz viel Kraft  Ch  

#6
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Unbekannt

Gelöscht

Vielen Dank für die lieben, ehrlichen Worte! 

 

@mama2106 

Schlaganfall mit 27? o.o Wie geht es dir heute? Ich fühlte, meine Ma ist schon viel zu jung für dieses Unglück, aber du bist so alt wie ich. Heftig. Ich hoffe du kannst mit den Folgen deinen Alltag gut meistern? Ich wünsche dir so viel Kraft. Dass du dich auch noch um deine Ma kümmerst. Wundervoll! Achte auch auf deine Rehabilitation. Die erste Zeit sei die Wichtigste. 

 

Natürlich macht man es den Nächsten in seiner Umgebung, gerade auch dem Partner, durch so ein Schicksal nicht leicht. Aber: In guten wie in schlechten Zeiten. Das sollte nicht nur so daher gesagt sein. Hilfe an zu nehmen ist keine Schande. Und Schwäche zu zeigen schon garnicht, auch wenn die Gesellschaft uns anders erzieht. Bleib stark. Und wie du sagst: Positiv bleiben und alles Gute, das einem am Tag widerfährt als Geschenk betrachten. Auch wenns Tage gibt die einen echt abfucken. Man muss weiter machen. Schritt für Schritt. Der Weg ist das Ziel. 

 

 

@Silvia882

Mir geht's gut Silvia, danke dir. Wie geht's dir und deiner Familie? 

Ja, wir leben seit August zusammen. Mein Freund hilft wo er kann. Ist am Wochenende da. Unterstützt sie beim lernen und hilft mir beim Haushalt. Wir unternehmen viel. Unsere Therapeuten sind super. Beste Logo und Physio, die ich mir für sie vorstellen kann. Wir sind nach jeder Stunde überglücklich und motiviert weiter zu machen. Man geht auf uns ein und arbeitet total individuell und auf uns eingestellt. Es ist super. Wir haben viel Glück (im Unglück). 

 

Weisst du Silvia, ich habe die Erfahrung gemacht, auf keinen Fall auf andere Menschen zu hören, sondern immer auf dein Herz und dein Bauchgefühl. Denn das täuscht dich nie. Und vor allem ist es dein/euer Leben, nicht das der anderen. Du weisst doch wie das ist, wenn man anderen Ratschläge gibt. Auch wenn man sich Sorgen und Gedanken macht, am Ende ist es doch derjenige selbst, der die Entscheidung für sich trifft und damit leben muss. 

 

Nur wenige Menschen können annähernd fühlen, was du fühlst (nämlich die, die das gleiche Schicksal teilen). Trotzdem musst du für dich und deine Familie die Beste Lösung finden. In meiner Familie sagte man mir auch Sätze wie: Bist du dir wirklich sicher? Das wird ein Fulltimejob! Wie kannst du da noch studieren? Gib sie doch in Pflege, da wird sie gut aufgehoben und wir können sie immer besuchen. und so weiter und so fort. 

 

Ich habe das Glück Studentin zu sein und mein Studium auf Eis legen zu können, sobald meine Ma so selbstständig ist, dass sie sich morgens allein fertig machen und ihren Alltag gestalten kann. Damit sie dorthin kommt, helfe ich ihr wo und wie ich kann. Du als junge Mutter und im Arbeitsleben bist in einer anderen Situation. Ich schreibe und lösche meine Zeilen hier. Immer wieder. Ich will dir keinen falschen Rat geben. Ich war vor der gleichen Entscheidung wie du. Hör auf dein Bauchgefühl. Bring die Opfer, die du kannst, aber opfere dich nicht auf Haut und Knochen. Das würde dein Pa nicht wollen, ganz bestimmt nicht. An deine Ma musst du natürlich auch denken. Wär denn so ein betreutes Wohnen in einer Hausgemeinschaft eine Alternative für die beiden? Es gibt ja so Häuser mit Familien, die sich um ältere oder hilfsbedürftige Menschen kümmern. Es gibt auch Häuser, mit Pflegepersonal, wo man trotzdem seine eigene Wohnung hat. Nach sowas hatte ich auch geschaut. War aber später keine Option. Aber ich hätte mich dafür entschieden, wäre sie ein Schwerstpflegefall, bettlägerig usw.  

 

In Düsseldorf gibt es z.B. die Graf-Recke-Stiftung. Vielleicht gibts sowas auch in deiner Stadt?

http://www.graf-recke-stiftung.de

 

Meine Ma verlangt nicht und würde auch in Zukunft nicht verlangen, dass ich mein Leben aufgebe. Schon jetzt, wenn ich mich mit meinem Freund treffe oder eine Freundin einlade, oder zur Uni bin, oder was weiß ich, dann ist sie sehr verständnisvoll und zurückhaltend und bescheiden. Das liegt in ihrer Natur. Sie ist immer dankbar gewesen auch für die kleinsten Dinge und hat nie Ansprüche gestellt. Wir arrangieren uns sehr gut. Und wenn sie weiterhin solche Fortschritte macht, kann ich mein Leben auch wieder weitaus mehr gestalten. 

 

 

@solaris

Ich danke dir vielmals für deine Ehrlichkeit und deinen ausführlichen Einblick in euer Leben. Sehr großen Respekt und Mitgefühl hast du von mir. Ich schicke dir Kraft und Strahlen der wenigen Sternchen, die heute beim Gewitter hier am Himmel sind. Ich hoffe sie kommen an. Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Aber ich sagte heute auch zu meiner Ma. Das eine ist, ans Ziel zu denken, du wirst bald wieder richtig laufen und sprechen können, aber das andere; Den Tag zu genießen und dankbar zu sein für das, was man hier hat. Auch wenn man gehandicapt ist. Es geht vielen Menschen noch schlechter. (Vielleicht hab ich leicht reden, weil ich gesund bin, ich weiß es nicht, aber mein leben war auch nicht in Watte gepackt)

 

Meine Ma ist kein Schwerstpflegefall. Sie ist gut mobil und kann laufen, anziehen und solche Dinge im Alltag. Durch die global Aphasie und die Orientierungslosigkeit ist sie natürlich noch auf meine Hilfe 24h angewiesen. Auch wg. der Dialyse. Aber sie macht so fabelhafte Fortschritte. Sie spricht jeden Tag min. einen neuen Satz. Sie läuft so viel und trainiert von sich aus. Sie ist motiviert und strengt sich wirklich so sehr an. Sie will wieder selbstständig sein. Und dabei helfen wir ihr. 

 

Du hast recht. Ich hatte viel über die Zeit jetzt nachgedacht, kurz nach meiner Entscheidung bis kurz vor ihrer Entlassung. Ich habe versucht mir die Situation vorzustellen und mich gedanklich und körperlich auf die Veränderung einzustellen. Natürlich kommt es immer anders als man denkt. Ich war vorbereitet und kann mich mittlerweile mit dem Stress und der Belastung arrangieren. Ich versuche Dinge meines Lebens zu integrieren um den Überblick nicht zu verlieren und klar im Kopf zu bleiben, denn man schafft nie alles an einem Tag. Am Ende des Tages ist man aber erstaunt, was man alles geschafft hat, wenn man mal Revue passieren lässt. Ihr sollt euch selbst auf die Schulter klopfen und euch sagen: WOW das war toll heute, das haben wir alles gemeistert. Damit man am nächsten Tag die Lust verspürt auf zu stehen und in den Tag zu gehen. Wenn sie mich anlächelt, sich jeden Tag mehrmals für alles bedankt und so lieb und süß und verletzlich ist, gibt mir das die Kraft weiter zu machen und ihr zu helfen. Sie ist meine Ma. Sie hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute sein kann. Sie hat mir das Leben ermöglicht, das ich leben kann. Ich muss ihr etwas zurück geben. Und nun habe ich die Chance. 

Natürlich ist es auch hart, nicht mehr mit meinem Freund zusammen zu wohnen und alles zu teilen. (Er ist schon seit 8 Jahren an meiner Seite). Ich wäre ohne ihn ein Geist. Er hilft, wo er kann. Unterstützt und tut und macht. Er stellt sich auf die Situation ein. Stellt keine Forderungen und ist einfach da. Er geht mit ihr von meiner gesamten Familie am aller besten um. Er macht keinen Unterschied zu vorher, sogar obwohl die Beziehung der beiden vorher nicht allzu rosig war. Jetzt verstehen sie sich super. Er ist unentbehrlich für mich. Er ist mein Halt. 

Ich kann mir vorstellen, deinen Mann zu pflegen, wie du es schilderst, ist noch etwas anderes, als meine Aufgabe. Es ist noch eine Stufe härter. Das ist mir bewusst. Ich kenne dich zwar nur durch diese Zeilen, jedoch habe ich Respekt und Achtung vor deiner Einstellung und deinen Taten! Wirklich ganz fabelhaft. 

 

 

Ihr Lieben. Ich danke Euch.  

 

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