#1
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Unbekannt

Gelöscht

Ein Freund, der schon sein Leben lang übergwichtig war, hat nun mit Anfang 30 einen Schlaganfall erlitten. Er hat immer sehr gierig geschlungen beim Essen und immer viel Fleisch verdrückt. Ich hatte mit ihn bereits einige Diskussionen, weil ich eine gesunde Lebensweise anstrebe und ich das nicht mitansehen konnte. Er wollte Abnhemen, hat viel Sport gemacht und ich wunderte mich immer, wie jemand soviel Disziplin beim Sport aufbringt, aber dann wieder bei der Ernährung scheitert.

Natürlich tut es mir sehr leid, daß ihm das mit dem Schlaganfall passiert ist und es war ein richtig erschütternder Moment, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Aber ich bin jemand, der in allem eine Chance sieht. Und so dachte ich, dass ihm nun endlich bewusst wird, dass man seinen Körper achten muss. Und das er nun gezwungen ist, seine Ernährung umzustellen.

Er hat viele Freunde, aber hatte noch nie eine Freundin, was ihm schon zugesetzt hat, obwohl er das nie zeigen wollte. Er hatte viele Freundinnen, die ihn als Kumpel schätzen. Und einige haben gesagt, wenn er nicht so dick wäre, fänden sie ihn richtig attraktiv/ ein Traumtyp... (Gut, daß war auch blöd für ihn, zu wissen, daß er wenn er nur dünner wäre, bei Frauen bessere Chancen hätte. Vielleicht hat ihn daß blockiert beim Abnhemen)

Nun bekomme ich aber mit, wie der gesamte Freundeskreis Kopf steht. In einer Whatsappgruppe streiten sie sich, wer ihn besuchen darf, weil die Pflegerin im Krankenhaus den Massenansturm monierte. Dann wollen sie ihm Burger, Pizza, Kuchen mitbringen. Die ganze Zeit geht es darum, daß jemand ihm was zum Essen bringen will.

Ich verstehe nun die ganze Welt nicht mehr. Er ist gerade aufgewachst, kann kaum reden, ist depressiv, hängt an der Sonde und der Freundeskreis hat nicht besseres zu tun, als ihn täglich zu bestürmen und ihn Mästen zu wollen! Und wenn ich eine Liste mit Ernährungstipps für Schlaganfallpatienten in der Gruppe poste, bekomme ich dumme Kommentare reingepresst.

Ich würde ihn gerne unterstützen, aber ich komme nicht gegen die "Liebe" der anderen Freunde an. Die ihn mit Schokolade, Fleisch und Firlefanz aufpäppeln wollen.

Am liebsten würde ich mich einfach aus diesem Theater zurückziehen, was kann ich denn schon bewirken? Am Ende kann er nur sich selbst helfen und muss endlich lernen, für sein Wohl einzustehen. Er hat immer nachgegeben bei allem. Seine Mutter hat ihn ständig Essen vor die Tür gestellt. Ich war oft schockiert darüber, z.B. eine ganze Supermarkttüte voll Wurstaufschnitt oder einen Auflauf mit mindesten 80% Fleisch und ein bisschen Gemüse...

Entweder ich sehe mir das nicht mehr mit an oder jemand bringt mich auf eine komplett neue Sichtweise, die mich diese "Liebe" der Freunde, die in meinen Augen einfach nur komplett falsche Forman annimmt, ertragen lässt, oder aber mich trifft selbst der Schlag, weil ich das Gefühl habe, alle um mich herum spinnen total. Sie sind der Unvernunfts fette Beute. Das Verhalten der Freunde ist nach meiner Sicht der Dinge total widersinnig.Ich würde ihn Ruhe gönnen, ich würde ihm gut zureden, ich würde ihn aufklären, daß es jeden treffen kann, selbst Kinder, aber er hat gute Chancen, der Körper kann erstaunlich viel wieder ausgleichen....und darauf vertrauen, daß die Ärzte ihn schon richtig ernähren werden.

Oder sehe ich da irgendwas falsch????

#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo,
in der ersten Zeit muss man froh sein, wenn das Essen überhaupt wieder funktioniert, solange er im Krankenhaus unter Aufsicht ernährt wird, wird auch nicht viel falsch gemacht werden.
Danach aber ist es denke ich schon wichtig, dass eine gesunde Ernährung folgt.
Ich würde mit den betreuuenden Ärzten sprechen, die sollen den Angehörigen und Freunden ins Gewissen reden. Übergewicht ist und bleibt ein großer Risikofaktor für viele Erkrankungen.
Es würde bestimmt Sinn machen, eine/n Ernährungsberater/in hinzuzuziehen, wenn es mal soweit ist.
Seine Ernährungsgewohnheiten umzustellen ohne Unterstützung der Angehörigen oder Freunde kann nur klappen, wenn man sehr diszipliniert ist.
Im Moment ist es für Freunde das Wichtigste, ihm Kraft, Hoffnung und positives Denken zu vermitteln und ihm zu zeigen, dass er ihnen wichtig ist. Das kann man problemlos ohne "Futter" zum Ausdruck bringen, dazu reichen Worte, Gesten und Berührungen.
Viele Grüße und alles Gute!

#3

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo,

wie schon geschrieben, kann man froh sein, dass das Essen überhaupt wieder geht und man nicht über eine Sonde ernährt wird. Gerade wenn man so viel Freude beim Essen hat, verliert man mit der Sondennahrung ein großes Stück Lebensqualität.

Das Krankenhaus-Essen ist meist nicht so schön, aber hier bekommt der Körper alles was er braucht. Ich weiß ja nicht, wie schlimm er betroffen ist, aber wenn man Lähmungen hat, ist man froh um jedes Kilogramm Gewicht, was man nicht mit sich rumschleppen muss. Die Freunde sollten ihn lieber Sachen mitbringen, die seiner Rehabilitation dienen.

Jürgen

http://www.schlaganfall-info.de/com/Drei_Jahre_danach.pdf

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