#1
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Unbekannt

Gelöscht

ich bin neu in diesem Forum, nicht selbst betroffen, aber der Partner meiner Freundin hatte einen solchen Schlag mit Hirnbluten.

Mir geht es um Ratschläge, wie geht man mit so einem Patienten um, damit alles Recht ist und was geht in so einem Patienten vor, damit man das als pflegender Partner besser nachvollziehen kann.

Die Hirnblutung ist sehr gut zurückgegangen, Bewegungseinschränkungen sind stark vorhanden aber keine Lähmung. Er wollte nicht länger im Krankenhaus bleiben  (Heimweh) und so waren die Ärzte der Meinung, dass es so auch besser  für ihn ist.

 was meine Freundin bedrückt, die nun wirklich alles für ihn tut, damit es ihm gut geht, ist, dass er so große Unlust und Desinteresse an allem was er früher geliebt hat, zeigt.

die Ärzte sagen er kann lesen, wenn auch langsamer, aber er mag keine Zeitung lesen, was ihm früher so viel bedeutet hat, vor allem Sport.. er sagt dann immer, "da steht nichts"

er schau auch nicht gern fern, früher sah er gern Natur Dokumentationen und ähnliches, aber länger als 10 Minuten mag er nicht, er möchte am liebsten im Bett liegen, hat auch kaum Appetit.

Wie geht man damit um?

 kennt das jemand aus eigener Erfahrung?

 wird das wieder vergehen?

#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Ribrike,

Antriebsschwäche, Unlust, Desorientierung in Zeit, Raum und Situationen, Kurzzeitgedächnis gestört, ja, all dies kenne ich auch von mir. Dies sind Folgeerscheinungen der Hirnschädigung. Da braucht es Geduld, viel Geduld,  stete Zuversicht und auch Einfühlungsvermögen seitens der Angehörigen, der Partnerin. Das gesamte Gehirn-Archiv ist durcheinander geraten, die Karteikästen sind umgekippt, nichts ist mehr wie vorher. Da gilt es viel aufzuräumen, neu zu sortieren. Aber dazu muss man erst mal kognitiv in der Lage sein.  Hören,  sehen, begreifen, sortieren, entscheiden, handeln, all diese Punkte müssen eine innere Hürde, innere, kognitive Verspannungen, überwinden.

Ich erinnere mich an die damalige Fußball-Weltmeisterschaft in Mexico. Das Fernsehgerät lief zwar, aber zu diesem hinundher der vielen bunten Männchen fand ich keinen "Draht". Wenn dann  die Tröte (Fussilla) dröhnte, erschrak ich. Also ausschalten und Ruhe war die Folge. Es war einfach zu anstrengend, zu ermüdend. Hatte nichts mit Unlust oder gar Desinteresse zu tun, ich war einfach mental, physisch, kognitiv nicht in der Lage und später nicht mehr gewillt, dem "Gehopse" dem "Geschrei" zu folgen. Es tat mir nicht gut. Es machte mich nur "fixundfoxi".

Doch nach ca. fünf Jahren hatte ich es geschafft,  meinen Tagesablauf zu strukturieren. Aber an meiner Wahrnehmungsschwäche, meine Orientierungsstörung und und und  gilt es immer noch zu arbeiten.  Mir ist durchaus bewusst, dass es im alltäglichen Miteinander oftmals zu fast unverständlichen Situationen kommt. Aber diesen langen, arg langen Weg habe viele hier bestreiten müssen.

Ich wünsche stete Besserung, sowie Deiner Freundin die nötige Zuversicht, Kraft und Stärke!

Gruß hotte;)

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Danke Hotte

dann ist das also normal und die einzige Hilfe ist abwarten.

meine Freundin ist sehr bemüht im Sinne ihres Partners zu helfen, ganz ohne Druck, deine Wahrnehmung des Fußballspielens ist schon eine gute Erklärung, denn auch er mochte sein früher geliebtes Fußballspiel nicht mehr sehen.

Es sit sehr wichtig für Angehörige zu verstehen, was in einem Betroffenen vorgeht, damit man helfen kann und nicht überfordern.

#4

Etcetera

Basel, Schweiz

Guten Morgen Ribrike

Zuerst ist es ja schon mal nicht selbstverständlich, dass der Mann überlebt hat und das so, dass er wohl ein mehr oder weniger selbstbestimmtes Leben führen kann.

Deine Fragen werden von allen Aussenstehenden gestellt, Du bist also nicht alleine mit den Themen:

wie geht man mit so einem Patienten um, damit alles Recht ist …“ und „die nun wirklich alles für ihn tut, damit es ihm gut geht ...“

Meine Erfahrung: Es ist durchaus so, dass man NICHT ALLES tun soll, damit es ihm prächtig geht. Er kann durchaus auch seinen Beitrag leisten. Er lebt noch immer in der realen Welt und muss selbständig bestimmen können was er will und er braucht auch Alltagsaufgaben zum lösen – das ist in der Natur des Lebens tief verankert. Andernfalls droht die Gefahr, dass er „wie ein Baby“ gepudert und gewickelt wird und das zulässt. Das halte ich für nicht zielführend. Also finde ich es für durchaus in Ordnung, wenn die Hilfe von aussen seiner Behinderung angepasst stufenweise reduziert wird – auch wenn das ab und an zu Frust und Ärger führen wird.

 

was geht in so einem Patienten vor ...“

in Thema, das sich so nicht beantworten lässt, das ist bei jedem Betroffenen anders. Ich selber war wohl wie ein Kind, das seine Welt neu entdecken muss und so manches nicht kapierte. Das zusammen mit der Tatsache, dass noch irgend wo im Hirn fast das ganze Leben abgespeichert, aber vieles gelöscht, vergessen und nicht mehr abrufbar war/ist, führt bis heute zu Konfusionen. Es gibt aber auch viele Betroffene die völlig klar sind.

 

er möchte am liebsten im Bett liegen“

Soll er. Die Zerstörungen im Hirn können gravierend sein, ohne dass das von aussen wahrgenommen wird. So lange er den schlaf braucht, wird er schlafen. Ich schlief anfänglich 20 Stunden und brauche nach über zwei Jahren noch neun bis zehn Stunden. Eine bis zwei davon tagsüber. Wenn er genug geschlafen hat, wird es ihm automatisch langweilig und er schaut wieder Fern oder macht was auch immer – das kann dann für die Umgebung schwierig werden.

Lasst ihm einfach Zeit für alles. Viiiiel Zeit.

Gruss aus der Schweiz

Christoph

#5
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Unbekannt

Gelöscht

Ein freundliches Miteinander,

Dass er das Fußballspiel nicht mehr sehen wollte , so möchte ich micht nicht verstanden wissen. Vielmehr ist das Gehirn viel mehr mit vielen anderen "Dingen" beschäftigt, so dass das Betrachten des Flimmern auf dem Bildschirm sehr, sehr anstrengend ist und man dem Ganzen eh nicht zu folgen vermag. So war es bei mir. Oftmals habe ich die "Flimmerkiste" zwar eingeschaltet, bin aber dabei "weggenickt", Erst dieses "Fussilla-Gequake" holte mich wieder in meine eher "trostlose Realität" zurück. Nichts tun und nur abwarten, wäre auch falsch. Den Betroffenen sollte man schon in den normalen Tagesablauf so viel wie möglich einbeziehen. Ihm, aus meiner jetzigen Sicht, leichte Aufgaben stellen. "Welchen Tag haben wir heute?" "Wie spät ist es?" Leichte Fragen / Aufgaben also, die sein Gehirn beanspruchen,  seine Synapsen motivieren !! Einfach nur in Ruhe lassen und abwarten, wäre sicherlich völlig kontraproducktiv. Da würde auch alsbald der Kreislauf durcheinander geraten. Wie sieht es mit leichter körperlicher Aktivität aus? Homtrainer, Gymnastikband, leichte Biegehantel, Handkrafttrainigsfeder und und und.. Auf jeden Fall, Überlastungen vermeiden. Nach Aktivität, dann auch entsprechende Ruhepause einlegen, Das "Bedürfnis" mal in der Zeitung zu blättern, mal das TV-Gerät einzuschalten und zwischen den einzelnen Sendern zu "zappen", wird schon noch kommen.

Wünsche allen Betroffenen baldige Besserung und allen Angehörigen die nötige Kraft, Geduld und Zuversicht.

Gruß hotte;)

#6

Etcetera

Basel, Schweiz

Grüss Dich Hotte

Ich freue mich, dass wir uns im Thema ziemlich einig sind. Es muss ja nicht von anbeginn an so viel sein, dass wie von Sepp6 und Dir gleich die halbe Welt aus den Angeln gehoben wird :-))))

Und nochmals alle Achtung vor Eurem Durchhaltewillen und Eurer Leistung.

Gruss aus der Eidgenossenschaft

Christoph

#7

jup11

Quarnbek, Deutschland

#8
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Unbekannt

Gelöscht

vielen Dank für all eure Antworten

wir picken das Wichtigste heraus und sehen wie wir das umsetzen können, damit der Patient noch eine schöne Zeit haben kann

vielen Dank

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