#1
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Unbekannt

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Hallo, nach dem SA sind bei meinem Mann (45) neben körperlichen Einschränkungen eine gewisse Begriffsstutzigkeit zurückgeblieben. Das äußert sich so, dass er keinen Überblick über Termine hat, ich alles mehrfach wiederholen muss (z.B. warum und wohin ich jetzt hingehe) und er auch kein Zeitgefühl mehr hat. Er ist auch sehr ungeduldig, was er möchte braucht er sofort.

Ich tue mir sehr schwer damit. Das ist doch keine gleichberechtigte Partnerschaft mehr? Im Grunde genommen denke ich für ihn mit so wie ich es für unsere Kinder tue. Nur dass alles noch viel anstrengender ist, weil mein Mann alles noch ausdiskutieren muss, was damit endet, dass er mich auf irgendeine Art versucht blöd dastehen zu lassen. Beispielsweise mische ich mich jetzt nicht mehr in seine Therapietermine ein. Ergebnis: er macht nur noch 2mal die Woche Physiotherapie und schafft es auch da nicht pünktlich zu sein (woran ich dann angeblich schuld bin).

Ich empfinde es als sehr anstrengend. Ich kann in meinem Mann auch nicht mehr den Mann von früher sehen, da ich über alles den Überblick behalten muss. Mein Mann käme nie auf die Idee sich selbst neue Kamotten zu kaufen, selbst über die Körperpflege muss ich teilweise ewig diskutieren. Im Haushalt tut er nur minimalst etwas und dann auch nur nach ewigen Streitigkeiten sowas wie Z.B. Brot einkaufen.Das macht er dann einmal, danach hat er es schon wieder vergessen.

Wie geht ihr damit um?

#2
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Unbekannt

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huhu,

das ist wirklich hart und ich stelle mir das sehr schwer vor! mein mann nennt mich immer liebevoll/spöttisch sein 4. kind und in der tat--ich merke bei mir selbst, dass ich immer jünger werde! ich kichere mit meinen söhnen über versaute witze, bin oft albern und bin meist mehr große schwester als eine mutter. meine jungs finden mich cool, genau wie die freunde von meinen söhnen. aber ich bin dennoch herr meiner sinne und habe auch sämtliche termine im griff--meine, die meiner söhne und die von meinem mann. ich organisiere hier so ziemlich alles. das problem bei solchen persönlichkeitsveränderungen, bzw. gedächtnisveränderungen sind die, dass man es selber ja nicht ändern kann. man ärgert sich ja selbst drüber (wie z.b. dein mann über seine termine). letztenendlich bleiben dir nur 2 möglichkeiten--die veränderung akzeptieren oder es nicht tun und die konsequenzen ziehen. :O

#3
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Das kenne ich auch. und belastet mich auch sehr.

Meinem Mann merkt man es nicht sofort an, dass er die Dinge manchmal nicht versteht, die Logik ist doch ziemlich dahin. Für mich ist die Situation  sehr schwierig, weil ich ihm das schon sagen muss, er aber aber unwirsch darauf reagiert und sein Defizit nicht akzeptiert. Ein ständiger Balanceakt  zwischen seinen verletzten Gefühlen und meine Rücksichtnahme auf seine Karnkheit, der für mich sehr sehr anstregend ist.

#4
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Unbekannt

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Hallo,

ich denke auch manchmal, ich lebe im Seniorenheim. Umgehen kann ich mit der Situation schon lange nicht mehr. Ich schwanke zwischen Mitleid, Ablehnung und manchmal auch dm Wunsch, dass einen von uns der Blitz trifft. Die körpelichen Beeinträchtigungen sindnicht das Problem, aber vom Kopf her kommen immer mehr Probleme dazu :(. Gleichberechtigte Partnerschaft gibts nicht. Ich habe nur noch die Funktion der pflegenden Angehörigen. Schlimm wirds auch dann, wenn man bedenkt, wieviele jahre man das noch mitmachen soll und wie jung man selbst ist. Zu jung fürs Seniorneheim,

lg zaubernuss

#5
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Bitte entschuldigt meine späte Antwort.

@Tazzi

Freut mich, dass es bei euch gut läuft. Vielleicht ist als Mutter auch anders, man ist es ja gewohnt viel für seine Kinder zu tun. Mein Mann hat sich leider nie besonders in die Kinderbetreuung oder den Haushalt reingehängt. Und jetzt ist er sowieso der Meinung, er sei der Kranke, ergo könne man von ihm eh nicht verlangen, dass es Hausarbeit macht oder Dinge die lästig sind wie einkaufen etc.

Mein Mann verbringt den halben Tag mit schlafen. Selbst wenn er mit unserem 6jähr. allein zuhause ist, bringt er es fertig 2 Stunden zu schlafen. Steckt sich einfach Ohrstöpsel rein und schläft.

Mein Mann ist schon auch "Herr seiner Sinne", nur drehen die sich halt zu 99 % um sein wohlbefinden. Und dass steht eben immer auf Platz 1.

 

@zaubernuss

Ich finde meinen Mann mittlerweile nicht mehr attraktiv. Da mögen mich jetzt manche verurteilen, aber wenn jemand eine Urinflasche am Bett hängen hat, geht bei mir einfach nichts mehr. Ich weiß nicht wie das jetzt weitergehen soll. Mein Mann scheint so Dinge wie Beziehungspflege völlig auszublenden.

Ich bin auch sehr traurig, wenn ich daran denke, dass das nun für den Rest meines Lebens so weitergehen soll. und vermutlich noch schlimmer wird. Da nutzt es auch nichts, dass er dafür nichts kann.

Ich glaube, dass es was ganz anderes ist, ob man kranke Eltern betreut oder den Mann. Das ist einfach viel komplexer auf dieser Beziehungsebene.

#6
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Unbekannt

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Mein Mann hat zum Glück keine Urinflasche am Bett und ist auch sonst recht umgänglich und durchaus noch sehr erotisch. Selbst in der Klinik, als er auch noch solch eine Flasche am Bett hängen hatte, fand ich ihn nicht abstossend oder so. Allerdings leidet auch unser Sexuallleben. Die Vorstellung, währenddessen steigt sein Blutdruck, ihm könnte schwindelig werden und er bekommt seine Aussetzer, das raubt mir nun doch die Lust.

Er hat damit keine Probleme, ich aber betrachte ständig seinen Zustand, so aus mediziniescher Sicht. Das geht nicht, zur Zeit auf alle Fälle  nicht.. :( Vielleicht legt sich das mit der Zeit. :)

 

#7
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Selene,

läßt dein Mann nicht mit sich reden?  Leidet er vielleicht unter depressiven Verstimmungen, dass er sich, wie soll ich schreiben, etwas ichbezogen verhält? Sicher leidet sein Selbstwertgfühl, zieht sich vielleicht deswegen sprichwörtlich die Decke über den Kopf? Das ist nur keine Lösung, für euch beide nicht und äußerst unbefriedigend. Eine Beziehung funktioniert schließlich nur, wenn sich beide Partner um einen verträglichen Umgang miteinander bemühen. Sein Verhalten nutzt auch ihm letztendlich nicht, er braucht dich und deine Hilfe und sollte dich schätzen.

Ach! Das ist nicht leicht, ich weiß. Schwierig schwierig....


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Jante« (19.07.2014, 16:33)
#8
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Ach ja das ist wirklich sehr schwierig ... und eine Lösung gibt es wohl kaum ... außer der viel zitierte Blitz;)!

Wobei ich aber sagen muss dass die Tage mit dem Blitz immer weniger werden. Ich ertappe mich auch wie ich als das Foto auf dem Schwerbeindertenausweis (hab damals ein altes genommen) anstarre und an die alten Zeiten denke, wo mein Menne wie ein Wiesel ewig unterwegs war und für alles eine Lösung parat hatte. Mit sehr großer Wehmut weiß ich dass diese Zeiten nie wiederkommen werden.

Mein Mann hat auch geistig seine Defizite ... Termine ohje ... Disussionen, die daraus entstehen ... kenn ich nur zu gut. Ich habe es ihm nicht richtig gesagt oder ganz anders oder oder ...! Über diese Situationen lächel ich nur noch müde, auch wenn es bisweilen doch SEHR kräftzehrend ist. Aber es bringt ja nix ...!

Was die Beziehung angeht ... muss ich sagen dass mein Menne diese arg versucht zu pflegen, soweit es ihm möglich ist. Wir arbeiten beide täglich daran uns unsere Verliebtheit zu bewahren. Es war uns beiden von Anfang an wichtig dass wir uns nicht über Pflege und Krankheit und Therapie verlieren. Wie das wäre wenn meinem Menne des schniezwurstegal wäre ... weiß ich nicht!

Naja und Zukunft ... da denke ich nicht drüber nach. Ich nehme im Moment einen Tag nach dem anderen. Wie sich alles entwickelt und was uns noch alles erwartet ... das will ich vermutlich nicht wirklich wissen!

#9
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Unbekannt

Gelöscht

;)Die Veränderung akzeptieren, oder es nicht tun, und die konsequenzen ziehen. :O

Bin ich mit Tazzi einer Meinung finde ich okey, kurz und schmerzlos.

Schlaganfall 01/2013

Gruß Peter

#10
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Wir waren gestern nochmal beim Kardiologen.Als ich meinem Mann wieder von der Liege in den Rolli geholfen habe,  ist der Arzt richtig sauer geworden, als er sah, dass mein Mann sich nur hängen ließ und gar nix machte. Ich hab natürlich , wie immer :(!, automatisch alles gemacht und mich damit abgequält, ihn aufzusetzen. Es hat mal richtig gut getan, dass auch ein Aussenstehender das auch so sieht wie ich. Dass die Last bei uns voll auf meiner Seite liegt und er nur faul rum hängt. 

"Die Konsequenzen ziehen", klar klingt einfach, ist aber unmenschlich schwer und es hängen auch andere Sachen dran. Mittlerweile wünsche ich mir allerdings , dass ich so stark wäre, endlich mal an mich zu denken, bevor ich dran kaputt gehe. Ich arbeite aber dran. Es ist aber auch immer wieder erstaunlich, dass Aufforderungen von aussen ganz anders bei meinem Mann ankommen als Aufforderungen von mir. Ich hoffe jeden Tag, dass endlich ein Brief von der DRV kommt und die Reha genehmigt wird. Dann hätte ich mal Luft zum Atmen und vielleicht würde man ihn dort man hochkriegen. Ich habe allerdings keine besonders große Hoffnung.

Ansonsten kömmt es bei uns zu dem Punkt, wo ich nicht mehr kann und will. Dieser Reha-Antrag ist die letzte Möglichkeit. Ich war damals, ein halbes Jahr nach dem SA, so sauer, weil die Ärzte ihn ins Pflegeheim stecken wollten. Ich hab die ganzen Jahre gekämpft und gemacht. Und jetzt steh ich an dem Punkt, wo ich sagen muss, die Ärzte hatten Recht :O. Alle meine Kämpfe waren zwecklos. Ich hab mich umsonst kaputt gemacht. Heute kann ich Angehörigen von SA-Patienten auch nicht mehr raten, die Pflege zu übernehmen.

lg zaubernuss 

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