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Zitat von: Mihapix

Liebe Helamaus,

danke dir. Ja so wie du habe ich es auch gemacht, nur dass ich nicht arbeiten musste und war schon überfordert mit vielem. Ok, ich habe aufgehört mit dem Arbeiten aber bei uns stand kein Haus mit Garten hinten dran, das ist ein klarer Unterschied.

Wir hatten auch erst im Jahr als Micha starb, er starb im August und ab April hatten wir "zusätzliche Betreuungsleisten" genehmigt bekommen. Diese Zeit, es waren 3h pro Woche, habe ich dann auch für mich genutzt, aber hauptsächlich um in diesen 3h zu schlafen, weil ich wie du auch nicht mehr konnte. Wir hatten ja viel Physio-und Ergotherapie - morgens 60 Min. Physio - und 30 Min. Ergo, ebenso nachmittags. Einen Pflegedienst konnten wir uns nicht leisten, weil Micha ja nur Grundsicherung hatte und ich natürlich aufgrund der Pflege Harz IV - das + Pflegegeld, was natürlich auch viel für Medikamente (die man selbst bezahlen muss) draufging. Dazu kamen 2x die Woche den ganzen Tag Uniklinik für Bluttransfusionen - ich hätte also nicht arbeiten können.

Kannst du denn nicht was die Arbeit betrifft - vielleicht doch kürzer treten? Ihr bewohnt doch euer Haus selbst oder lebt ihr da in Miete? Wenn es eures ist, meine ich - weiss es aber nicht genau, müsst ihr da auch nciht raus und bekommt genauso Geld vom Amt wie jeder Mieter auch??? Wie gesagt ich weiss es nicht.

Ich kann mir schon vorstellen, dass du auf dem Zahnfleisch gehst - nach 5 Jahren, weil das eigene Leben bleibt wirklich auf der Strecke - wie ich schon schrieb, du bist Co-Krank. Das war der einzig schlaue Satz den unsere alte HÄ gesagt hat in der ganzen Zeit. Oder wer das auch immer zu mir gesagt hat.

Bist du jetzt noch bei jeder Therapie wirklich dabei? Ich habe nach einer Zeit auch diese Zeit - also diese Stunde - zumindest diese eine für mich genutzt. Außer es kamen neue Übungen, bei denen ich dann zugesehen habe.

Aber auch mich hat es immer belastet, wenn Micha nichts getan hat. Vielleicht können wir uns alle nicht vorstellen, wie antriebslos man als Patient wird, und verstehen es dann nicht, auf der anderen Art habe ich wie du auch, Micha dann auch Vorwürfe gemacht, dass er seine Übungen auch ohne Therapeutin machen muss und es waren einige dabei, die hätte er selbst tun können. Es gab Zeiten, da war er motiviert und ich dann natürlich auch und es gab diese Zeiten, wo ich ihn ständig ermahnen musste und selbst das ist zermürbend. Man versucht als Partner ja so gut wie möglich zu  helfen, doch wenn nicht beide mitziehen, auch wenn der eine krank ist, dann geht das eben nicht 😞

Das müssen die Patienten, meist erst kapieren. Ich hatte dann das Glück und ich sage Glück, dass bei uns im Haus ein Psychologe wohnt, der sich Micha angenommen hat und ihn behandelt hat  -mit Geprächstherapie. Er konnte dann meinem Mann klar machen, dass er mitarbeiten muss, denn entlasten wollte er mich ja - er hat immer geweint, und gesagt was er mir nur angetan hat. Ab dort ging es dann ganz gut. Bis eben sein Knochenmark versagte aufgrund seiner Grunderkrankung und dann die Organe eben auch.

Hat dein Mann die Möglichkeit in eine Tagesreha zu gehen? Habt ihr da schon einmal einen Antrag gestellt? Sorry wenn ich das überlesen hätte. Das wäre doch mal eine kleine Pause für dich und auch ihn.

Ich drück dich mal ...und du wirst die Kraft haben weiter zu machen, so wie ich sie auch gehabt hätte. Heute wie gesagt, fehlt mir diese ganze Belastung schon. Denn wie du auch, kann ich mir ein Leben ohne meinen Mann nicht vorstellen und mit dem Leben kämpfe ich heute leider, denn ich muss es mir leider vorstellen:(Vielleicht richtet es dich wieder ein wenig auf, wenn ich dir deinen Stress jetzt ein wenig schön rede, auch wenn ich weiss, das man über seinem Limit geht in dieser Zeit der Pflege.

LG

Denise

Hallo Denise,

meine Arbeit kann und will ich auch gar nicht kürzen, bin sehr froh, dass ich noch diese Herausforderung habe und nur als Mensch und Kollege gesehen werde und nicht nur als Pflegerin/Helferin/Fahrerin undundund. Wir leben in einer Wohnung, haben aber einen ca 500 qm großen Garten in Pacht, den es zu "pflegen" gilt. Dies mache ich die ganzen Jahre, in der Hoffnung das mein Mann irgendwann wieder etwas in diesem Garten erledigen kann und wieder etwas für sich hat. Arbeiten gehen wird er nicht mehr, aber Garten wäre vielleicht eine tolle Sache - irgendwann.

Ich bin nachmittags bei den Therapien dabei, finde es auch ganz spannend. Ich lerne dabei eine Menge was ich in den Tagesablauf mit einbringe. Wie jetzt z.B. die Spiegeltherapie. Leider schaffe ich es nicht so viel durchzuführen wie es die Ergotherapeutin gerne hätte, aber zweimal pro Tag versuche ich es mit Wolfgang durchzuführen - wir hoffen damit die linke Hand wieder zu aktivieren. Die Zeit der Lymphdrainage nutze ich für mich, in dieser Zeit mache ich Callanetics (Dehnübungen) um beweglich zu bleiben. Außerdem gehe ich zwei mal die Woche abends in den Sport (zur Zeit dreimal wg. Yoga, der Kurs ist aber bald zu Ende).

Tagesreha geht nur wenn der Patient selbständig die Wohnung verlassen kann und zum  Fahrzeug gehen kann, mit dem er abgeholt wird. Mein Sohn spricht auch ab und an davon, kennt auch eine Einrichtung. Ich habe mich noch nicht damit auseinander gesetzt. Verlangt auch wieder eine Planung.

Ich kenne eine Frau die ihren Mann nun auch schon seit 25 Jahren pflegt, sie ist inzwischen auch 81 Jahre. Er ist u.a. auch Aphasiker, d.h. sie konnte sich in den ganzen Jahren nicht einmal mit ihm unterhalten. Wenn ich das vor Augen habe, denke ich immer wieder - eigentlich geht es uns noch ganz gut.... - so relativieren sich die schlimmen und schlimmsten Krankheiten.

Du kannst stolz auf dich sein, solange dein Mann dich brauchte, für ihn da gewesen zu sein, alles was nötig war für ihn zu tun. Jetzt ist deine Zeit, diese Kenntnis wird sich nach und nach bei dir festigen und du wirst noch eine richtig gute Zeit erleben - alles zu seiner Zeit - alles Liebe, Helga

 

#72
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Hallo!

Ich bin jetzt auch neu hier und weiß auch noch nicht genau, wie das funktioniert...

Mein Mann hatte vor 8 Wochen einen Schlaganfall und ich stehe im Moment vor der Frage, ob ich ihn nach Hause holen kann, oder ob er in ein Heim muss... fühle mich jetzt schon wie durch den Fleischwolf gedreht, zumal wir auch finanzielle Probleme haben.

LG, KiRa

#73
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Meine Mutter war 44 als sie im Januar 1997 ihren Schlaganfall bekam. Mein Vater ist elfJahre älter und pflegt sie jetzt seit 16 Jahren.

Meine Mutter hat "nur" körperliche Behinderungen (linker Arm in Spastik, linkes Bein soweit, dass sie kleine Strecken laufen kann), muss allerdings vorsichtig sein, da ihr ein handflächengroßer Teil ihres Schädelknochens fehlt und ein Sturz fatal wäre. Wenngleich der Mensch sich natürlich auch verändert, wenn er seiner Selbstbestimmtheit beraubt wird und immer mehr biestig wird. Zielperson sind meist diejenigen, die am nächsten stehen.

Der Akku meines Vaters ist inzwischen komplett leer. Er MUSS jetzt in Kur und meine Mutter wird während dieser Zeit ins Pflegeheim gehen, was für sie weniger schlimm ist als für ihn.

Rückblickend muss ich sagen, dass es ein Fehler war, alleine einfach so gut es geht weiterzumachen, solange es geht. Wir haben den Zeitpunkt irgendwie verpasst. Er hat viel zu wenig an sich gedacht ...

Ich habe hier irgendwo gelesen, dass man als Angehöriger nur wirklich eine Hilfe sein kann, wenn man selbst fit ist.

Vielleicht ist es so, dass nicht der Kranke an erster Stelle stehen sollte, sondern derjenige, der pflegt.

 


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Cavendish« (28.05.2013, 22:55)
#74
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ich kenn das pflegeproblem von beiden seiten. ich hab 5 jahre meine grossmutter gepflegt, danach 10 jahr meinen vater nun hatte ich vor 5 jahren selber einen schlaganfall. eins hab ich daraus gelernt, als pflegender angehöriger bekommt man kaum unterstützung. meistens bekomt man ratSCHLÄGE. egal was püassiert. der pflegende angehörige ist immer schuld. fordert er den patienten gilt er als nicht einfühlsam und passiert wirklich mal was, weil er den patientenvielleicht tatsächlich überschätzt hat, ist er schlimmsten falls verantwortlich und es wird ihm fahrlässigkeit unterstellt. fordert er den patienten nicht, ist er schuld, wenn der patient nicht weiterkommt, weil er dessen "faulheit" unterstützt. ist der angehörige berufstätig und muss mal während der arbeitszeit daheim nach sehen, gilt er schnell als überfürsorglich und läuft gefahr seinen asrbeitsplatz zu verlieren. schaut er nicht nach ist er verantwortungslos. die katze beisst sich ständig in den schwanz.

kommt man aus diesem teufelskreis raus? von heute auf morgen sicher nicht. was also tun? verzweifeln - nein - sich zusammenschliessen und immer wieder auf diese gesellschaftlichen schräglagen hinweisen. das änert wahrscheinlich auch auf die schnelle nichts. aber steter tropfen höhlt den stein. wenn ein paar leute zu denken beginnen ist viel erreicht.

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Hallo nimue,

du hast den Teufelskreis sehr gut beschrieben. Nur da wir pflegende Angehörige ja so billig sind, wird sich auch keiner anstrengen, die Situation zu verbessern. Klar könnten wir den Pflegdienst nutzen, nur der kommt bei Pflegestufe 2 nur morgens und abends für jeweils 30 min. Die restliche 23 Stunden muss ich trotzdem dasein und uns würde das Pflegegeld bitter fehlen. Und Pflegeheimkann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, jedenfalls solange ich die Arbeit noch schaffe. Und auch da wären wir finanziell am Boden.

Und diese Notlage wird von den Kassen gut genutzt. Sie wären ja blöd, wenn sie was ändern würden. Es würde sie nur Geld kosten. Stell dir vor, sie verbessern die Situation in Pflege- und Altenheimen. Und dann geben viele Angehörige die Patienten guten Gewissens in diese gut geführten Heime. Die Kassen wären ruiniert. Also lieber weiter menschenunwürdige Zustände für Patienten und Pflegepersonal. Klingt bitter, ist aber wohl so. 

lg zaubernuss

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tja nur ich weigere mich zu glauben, dass man nichts machen kann. es hat sich immerhin in den letzten jahren herumgesprochen dsass patientenrechte MENSCHENrechte sind. seit meiner ersten pflege vor einem halben menschenleben, hat sich da einiges zum besseren verändert. jetzt wäre es mal an der zeit festzustellen, dass auch der pflegende angehörige mensch ist und rechte hat.

ich, gutgläubig und naiv wie ich nun mal bin, hab als ich von der reha heimkam, hilfsangebote gerne und freudig angenommen. inzwischen mach ich das nicht mehr, denn sehr oft wurde meinem mich pflegenden lebensgefährten dann unterstellt er würde sich nicht angemessen um mich kümmern.

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Hallo,

Hut ab, dass du nach all dem, was du schon mitgemacht hast, noch soviel Kampfgeist besitzt. Find ich klasse.

lg zaubernuss

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Hallo Marienkäfer,

 

ich kann dich gut verstehen und dann noch vollzeit arbeiten. Welche Pflegestufe hat dein Mann? Meine Mutter pflegt meinen Vater auch seit aber erst 1,5 Jahren und wirkt schon sehr angespannt und ist auch schon zusammengebrochen. Nun arbeitet sie nur noch 3 Std am Tag. Mein Vater hat Pflegestufe III. Meine Mutter hat sich citalopram verschreiben lassen zur Gemütsaufmunterung und ich denke es ist besser so. Wenn du zur Kur fährst, muss dein Mann so lange zur Tagespflege. Dir steht auch bezahlter Urlaub von der Kasse zu:)

 

MFG

 

Annika Kleps

#79
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Hallo Annika

mir/uns steht Urlaub zu? WOW .... wie geht das?

Aber mal ernsthaft ... was mach ich dann mit Menne? Vor kurzem hat hier Iris gefragt wie man an gute Kurzzeitpflegeplätze kommt ... Ich glaube nicht dass ich wirklich gut entspannen könnte oder mich gar erholen, wenn ich Menne woanders hingeben müßt. NEEEEEE das wär nicht meins! Und würd mir glaub auch nichts bringen.

Ich persönlich habe auch ein Problem damit, Dinge hinzunehmen und versuche gern etwas zu verändern. Aber in diesem Fall muss ich Zaubi zustimmen. Ich wüßte nicht wie das gehen sollte.

#80
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das kann ich gut verstehen, dass du kein gutes gefühl dabei hast. den gleichen fehler hab ich in 15 jahren pflege auch gemacht. aber es hat niemand was davon, wenn du auch noch aufgrund von überlastung umkippst.

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