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HiKaChKo

Lippstadt, Deutschland

Angehörigenbericht – Verlauf nach Hirnblutung mit schwerem Delir

Hallo zusammen,

ich schreibe hier, weil wir als Familie aktuell stark belastet sind und Erfahrungen von anderen Angehörigen suchen, die ein Delir nach Hirnblutung erlebt haben.

Kurz zum medizinischen Verlauf:

Mein Vater (68 Jahre) erlitt Ende November eine spontane Hirnblutung (rechts temporal). Er kam am 26.11.25 zunächst auf die Intensivstation in Lünen, da ein neurochirurgischer Eingriff (Bohrloch/Drainage) im Raum stand. Die Blutung nahm minimal zu, blieb dann aber stabil, sodass letztlich nicht operiert wurde.

Es folgten eine Angiographie ohne Befund, später neurologische Ausfälle (u. a. Hemiparese links, Neglect, Hemianopsie).

Bereits auf der ITS entwickelte sich ein schweres Delir:

massive Schlaflosigkeit

paranoide Vorstellungen (z. B. er werde vergiftet oder entführt)

ausgeprägte optische Halluzinationen (Tiere, Menschen, Szenen)

starke Unruhe, Aggression, Sturzgefahr

mehrfaches Ziehen von Katheter, Zugängen und später auch der Magensonde (die wegen Vergiftungswahn gelegt worden war)

zeitweise Fixierungen, Sedierung u. a. mit Propofol, Clonidin, Neuroleptika

Er wurde anschließend auf die Stroke Unit nach Soest verlegt (Transport mit RTW/Blaulicht). Dort verschlechterte sich aufgerund des Umgebungswechsels das Delir, insbesondere nachts:

ständiges Umherwandern, Ausziehen, Stürze, Halluzinationen, Fixideen („nach Hause“, „rauchen“, obwohl er Nichtraucher ist).

Belastung für die Familie:

Wir (meine Mutter, mein Bruder und ich) waren über Wochen täglich 12 Stunden und später auch nachts im Krankenhaus, weil er ohne vertraute Personen deutlich aggressiver und gefährdeter war. Die Nächte waren extrem: kaum Schlaf für ihn und uns, häufige Stürze trotz starker Medikation.

Reha, Kurzzeitpflege und Geriatrie wurden abgelehnt, da er als nicht rehafähig galt. Trotz fortbestehendem Delir wurde er dann schließlich am 23.12.25 nach Hause entlassen, mit Pflegebett, Hilfsmitteln und Pflegedienst. Parallel organisierten wir eine Aufnahme in der Gerontopsychiatrie. Zu Hause war er tagsüber teilweise ruhiger, nachts jedoch erneut massiv getrieben, orientierungslos und überfordert. Die Situation war für meine Mutter nicht mehr tragbar. Wir unterstützen also da auch wieder in der Nacht.

Nach nur drei Nächten kam es erneut zu einem Notfall:

sehr niedriger Blutdruck (43/36), kaum ansprechbar → RTW + NEF, erneute Aufnahme auf die ITS in Lippstadt, zeitweise wieder fixiert. Verdacht u. a. auf Überdosierung von Pipamperon (leere Flasche gefunden, evtl. versehentlich oder im Rahmen suizidaler Gedanken). Das klinische Bild verschlechterte sich zunehmend: schläfrig, müde, gar nicht mobil, komplette Inkontinenz. Fieber bis 39 ° C, deutlich erhöhter CRP. CT Kopf unauffällig, CT Lunge mit unklarem Schatten. Entlassung nach Hause (!) war sogar am Sonntag geplant, wurde wegen schlechtem Zustand kurzfristig durch den Pflegedienst gestoppt (da war der KTW für den Transport schon da). Inzwischen befindet er sich auf der Inneren Station, Antibiotikatherapie läuft und heute zeigte sich eine Besserung des Zustands. Er war wach, wieder etwas mobiler, war auch während der Besuchszeit mit Unterstützung auf Toilette, aber noch wackelig auf den Beinen. Das Delir schien tagsüber wieder ausgeprägter zu sein. Dennoch klare Phasen erkennbar. Nachts eskaliert es wieder völlig. Das Pflegepersonal auf der Station ist überfordert. Grund für den erhöhten CRP unklar. Der Arzt vermutet eine beginnende Lungenentzündung oder einen Harnwegsröhreninfekt (Urinstatus bisher nicht erfolgt und das obwohl auf der ITS wieder ein Katheter lag und mein Vater Schmerzen in der Blase beklagt hat).

Sowohl der AVD von der Gerontopsychiatrie als auch der Oberarzt der Inneren äußerten deutlich, dass die vorherige Entlassung nach Hause so nicht hätte erfolgen dürfen (die Intensivstation wollte ihn aber in einem noch schlechteren Zustand am Sonntag wieder nach Hause entlassen).

Jetzt gibt es endlich einen Platz in der Gerontopsychiatrie, Verlegung ist – sofern sich die Entzündungswerte stabilisieren – für Freitag geplant. Bis dahin hoffen wir, dass er sich in den kommenden drei Nächten nicht massiv verletzt. 

Unsere Fragen an andere Angehörige:

Wie lange hat bei euren Angehörigen ein Delir nach Hirnblutung gedauert?

Gab es bei euch auch Rückfälle, z. B. durch Infekte oder Entlassungen?

Hat die Gerontopsychiatrie geholfen (Medikamente, Struktur, Entlastung)?

Wie seid ihr als Familie mit der dauerhaften Überforderung umgegangen?

Woran erkennt man, dass sich ein Delir wirklich nachhaltig bessert – nicht nur tageweise?

Wir sind körperlich und emotional am Limit und hoffen sehr, dass die gerontopsychiatrische Behandlung jetzt der richtige nächste Schritt ist.

Danke fürs Lesen und für jede Rückmeldung.

 

� Katharina 

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