#1
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frosch

Gast

Hallo,
 
mein Freund hatte vor ca. 3 Jahren einen schweren Schlaganfall mit 43. Seitdem ist er linksseitig gelähmt und hat eine sehr eingeschränkte Wahrnehmung (Neglect). Ich bin jetzt gerade mal 39 Jahre alt und manchmal fühl ich mich dem Schicksal echt ausgeliefert. Er nimmt sein Schicksal eher gelassen (zumindest nach außen hin). Irgendwie hat sich natürlich alles in den letzten Jahren verändert. Anfangs war es extrem schlimm. Ihm musste die Schädeldecke geöffnet werden und anfangs konnte er noch nicht mal alleine sitzen. Mittlerweile kann er zwar kurze Strecken auch schon wieder ohne Rollstuhl zurücklegen, aber es ist alles noch immer sehr schwierig. Hinzukommt, dass er seitdem immer wieder Krampfanfälle hat und damit komme ich irgendwie gar nicht klar. Da ist man total hilflos und muss warten, bis es wieder vorbeigeht. Die Medikamente wirken auch nicht so richtig und machen ihn nur noch müder. Manchmal komme ich mir vor wie in einem Altenheim. Während ich mich manchmal mit den alltäglichen Dingen und Job überschlage, sitzt er nur zu Hause vor dem Fernseher oder Computer. Die einzigen Termine sind seine Therapien, die er gott sei Dank auch recht ernst nimmt. Gibt es noch jemand, der sich zu jung fühlt für so ein Leben aber den Partner auch nicht im Stich lassen will?
 
Ich freu mich über Antworten.
#2
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Unbekannt

Gelöscht

hallo frosch
für so ein schicksal ist jeder zu jung,egal wie alt er ist,sehr vielen passiert das mit noch jüngeren jahren.
man kann sich das nicht aussuchen.ich von meiner seite(59 jahre)meine frau (54 jahre) habe das schicksal angenommen und akzeptiert.ich liebe meine frau sehr,ich glaube jetzt nach dem sa noch mehr als vorher,#
ich bin für sie da solange ich dazu in der lage bin.irgentwann kommen auch wieder bessere tage.für mich gild "bis dass der tot euch scheidet"
also kopf hoch ,es wird auch wieder besser..
#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Frosch,
 
zu jung für dieses Schicksal ist man einfach immer.Ich bin selber betroffen(war 30). Solange Dein Freund nicht arbeitet übertrage Ihm doch kleine Aufgaben im Haushalt(Telefonieren,...)Desweiteren versucht doch andere "Hobby's" zu finden, die Ihr gemeinsam machen könnt, ich bin mit meinem neuen Freund jetzt der super Gesellschsftsspieler und Puzzler. was habt Ihr denn früher immer gemacht was Dir jetzt fehlt?
#4
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Unbekannt

Gelöscht

hallo,

es scheint so zu sein, dass man als betroffener die ganze sache als gegeben hinnimt. es ist passiert, man hat etwas falsch gemacht und nach einiger zeit geht man zur tagesordnung über.
ich habe mich damals von meiner frau, mit der ich erst etwas über einen monat verheiratet war,getrennt, auch um ihr so ein schicksal zu ersparen. natürlich ist das nur bedingt e ine lösung.
ich hatte vor vier jahren eine hirnblutung, vor drei jahren wurden mir die hüftköpfe rntfernt, jetzt bin ich im rollstuhl und gehe so mein neues leben an. ich sehe es auch als chance es diesmal mit 45 besser zu machen.

margy hat seine geschichte aufgeschrieben unter www.margy-plauen.de
#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Frosch.zu jung gibt es nicht für diese gemeine Krankheit--als mich ein Hirnschlag ;(ereilte war ich im besten Alter-gerade mal 29Jahre jung-das ganze ist jetzt 8 Jahre her-was soll ich sagen???ich bin rechts Halbseitiggelähmt und bekomme noch 2 Therapien(Kg & Ergo)---wenn meine Twins  und meine Familie nicht wäre wüsste ich auch nicht was ich den ganzen Tag machen würde-besuche auch mal meine Hp.www.stephan-beer.homepage.t-online.de Gruss vom Odenwald sendet der Twinspapa :)
#6
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Frosch,
 
ich war 43, als ich eine Hirnblutung hatte. Das Leben hat sich sehr verändert, aber ich schreibe Bücher, fahre wieder mit dem Auto und gehe!!! im Supermarkt einkaufen. Ich helfe meiner Frau im Haushalt und wir planen eine Weltumsegelung.
 
Auch ich sitze viel vorm PC, das ist das was ich kann, dabei produziere ich Hörbücher und ist für mich eine Tätigkeit, die meiner Frau nicht das Gefühl gibt, ich resigniere.
 
Ich war früher Zahntechniker, kann aber im eigenen Labor nicht mehr arbeiten.
 
Mit meiner jetzigen Situation, bin ich ganz zufrieden und meine Frau auch.
 
Liebe Grüße Manfred
#7
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Frosch!
Zuerst einmal auch von mir ein „Herzliches Willkommen im Forum!
Tja, es ist nicht einfach als Angehöriger, mit der Situation klar zu kommen.
Einige schweißt solch ein Schicksal noch enger zusammen als zuvor, andere wiederum drohen an dieser Erkrankung als Angehöriger zu zerbrechen.... - das ist von Fall zu Fall ganz verschieden.

Ich denke, es kommt sehr viel darauf an, welche Aufgaben sonst noch zu Deinem „Alltag“ gehören und wie Du diesen seit 3 Jahren „neuen“ Alltag gestalten kannst.
Damit meine ich nun z.B. eigene Kinder, die Unterstützung der Familie, von Deinem Partner selbst und – nicht zu vergessen – der enorme psychische Stress, den die Angehörigen ausgesetzt sind und den  ( leider ! ) viele unterschätzen !!!

Dein Freund hat in den 3 Jahren schon viel erreicht und durch kontinuierliche Therapien sind – gerade in seinem Alter - da bestimmt noch viele Fortschritte zu verzeichnen.
Du schreibst von Krampfanfällen .... - meinst Du damit massive ( ephileptische Anfälle oder nur allgem. Krampfen ? ) und dass Du Dir da besonders hilflos vorkommst.Bist Du darin aufgeklärt worden, was zu tun ist ( z.B. alles, was verletzen könne, in dem Moment aus dem Weg schaffen, nicht festhalten, Zeit merken, wie lange der Krampfanfall dauert u.s.w. ).
Nebenwirkungen wie Müdigkeit bei div. Medikamenten sind leider häufig, dennoch würde ich mich bei seinem Arzt erkundigen, ob eine Medikamentenumstellung möglich ist.
Evtl. hängen sogar die Krampfanfälle selbst mit diesen Medikamenten zusammen ?
Bekommt Dein Freund Medikamente zur Vorbeugung gegen diese Krampfanfälle?

Du schreibst, Du fühlst Dich immer mehr wie in einem „Altersheim“, dem Schicksal ausgeliefert..... - vielleicht ist es möglich, sich ein paar eigene Interessen und Hobbies zu suchen, damit Du für eine gewisse Zeit dem Alltag entfliehen und ausspannen kannst.... - und diesen dann auch geregelt nachgehst.
Das kann u.U. das Fitness-Studio, das regelmässige Brunchen oder Unternehmungen mit einer Freundin, der Turnverein, Nordic-Walken oder sonst was sein.
Irgendwas, das DIR Spass macht.

Sollte Dein Partner in dieser Zeit Betreuung benötigen, sprich die Möglichkeiten mit der Familie oder Freunden und Bekannten ab.

Diese Erkrankung ist nicht einfach, jeder Schlaganfall verläuft in einem anderen Schema, manche trifft es in jungen Jahren, manche nach einem arbeitsreichen Leben im verdienten (Vor)Ruhestand .... - aber dessen ungeachtet: jeder Angehörige leidet in dieser Zeit und benötigt wie der Betroffene selbst Hilfe und Auszeiten, um die neue Lebenssituation zu bewältigen!!

Leider unterschätzen viele den eigenen psychischen Allgemeinzustand, der Partner kann das u.U. nicht nachvollziehen oder Aussenstehende suggerieren Dir: "Das packst Du schon.... " - sicher, die Frage ist nur, wie lange kann man so durchhalten!!

Zum Thema Hilfe oder für den Fall, dass Du Dich unverstanden und / oder überfordert fühlst würde ich Dir raten, ärztliche Unterstützung bei einem Psychologen oder Psychiater zu holen.Diese Ärzte sind darauf spezialisiert, zeigen Dir Lösungswege, die Du alleine nicht findest, öffnen den Blick für neue Perspektiven und helfen Dir auf die Füsse, wenn Du wieder mal denkst, keinen Ausweg zu finden !

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und alles Gute !

Liebe Grüsse, Jutta -------------* * * * * * * * *--------------- Ein gerader Weg erspart viele krumme Gedanken ( chinesisches Sprichwort )

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »kitty« (28.01.2008, 20:29)
#8
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Frosch!
 
Mein LG hatte vor gut 2 1/4 Jahren auch eine schwere Hirnblutung mit Ventrikeleinbruch und Schädeldeckenentfernung. Auch er ist linksseitig gelähmt und hatte einen besonders stark ausgeprägten Neglect, der sich jedoch im Laufe der Zeit und mit viel Therapie enorm verbessert hat. Es hat sich aber - Gott sei Dank - nicht nur dieser Negelct verbessert, sondern sein Zustand allgemein. Obwohl es vor einiger Zeit noch total düster ausgesehen hat, bin ich heute glücklich, mit meinem LG wieder ein halbwegs (!) normales Leben leben zu können. Unser nächstes Ziel ist es, endlich auch den Einpunktstock weglassen zu können - es geht ja schon, aber er ist sich dann beim Gehen noch zu unsicher.
 
Weil Du sagst "zu jung": mein LG war zum Zeitpunkt der Erkrankung auch erst 43 und ich 38 und wir hatten ein sehr intesives Leben (mein LG ist Musiker), das sich von einer Sekunde auf die andere total verändert hat. Heute bin ich froh, dass wir schon wieder recht viel unternehmen können. Da ich unter der Woche arbeite, bleibt - neben den wöchentlichen Therapien - nur das Wochenende, um etwas zu unternehmen. Aber das nutzen wir total aus bzw. sagt Charly immer "und was steht heute Programm?" Er würde am liebsten jeden Tag irgendwohin gehen - ich bin froh, wenn ich mal zu Hause bleiben kann.
 
Jedenfalls fragt Krankheit nicht nach dem Alter - seien wir froh, dass es unseren Männern schon wieder so gut geht, denn es hätte auch anders ausgehen können!
#9
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Frosch,
auch meine Schwester hatte mit 58 einen SA und auch ich weiss nicht wie ich mich verhalten soll. Die meisten Probleme habe ich bei meinen Besuchen jetzt noch im Krankenhaus. Sie mußte von der REHA wieder zu einer erneuten OP ins KH zurückverlegt werden.
Sie freut sich jeden Tag, wenn ich komme und  versteht  alles was ich ihr erzähle.Oft lacht sie auch über kleine Episoden in unserer Familie.
Nun hat sie eine globale Aphasie und es ist noch nicht abzusehen inwieweit sie wieder hergestellt werden kann.
Dazu kommt, daß sie rechtseitig gelähmt ist.
Sie war vor 5 Monaten in meine Nähe gezogen um auch in der Nähe unserer 86-jährigen Mutter zu sein.
Leider habe ich nur eine kleine Wohnung und bin auch schwerbeschädigt. Im Klartext heißt das für mich, daß ich sie nicht pflegen kann.
Ich weis auch einfach nicht wie ich es ihr sagen soll, daß sie nach Anschluß der REHA in ein Pflegeheim muß. Ich habe mir zwar vorgenommen sie eventuell  auf Zeit aufnehmen zu lassen. Mich plagt einfach mein schlechtes Gewissen, daß ich ihr nicht so helfen kann wie sie es vielleicht erwartet. Mein Versuch im KH ihr ein neues Nachthemd anzuziehen endete damit, daß ich kaum zum Auto laufen konnte und vorher kaum auf den Sitz kam. Wenn ich mir vorstelle ich müßte das täglich machen , dann falle ich wieder in ein tiefes Loch wegen der starken Schmerzen. Auch für mich ist jeder Tag, den ich noch nicht im Rollstuhl sitze, ein Geschenk .
Egoistisch bin ich sicher nicht aber ich komme mir in meiner Hilflosigkeit so vor.
Hat jemand einen Typ wie ich am besten mit dieser Problematik umgehen kann.
Liebe Grüße von Brigitte
#10
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sammy38

Gast

Liebe Brigitte, es ist immer schwer wenn man helfen möchte, aber nicht kann. Doch ich glaube, das deine Schwester es verstehen würde, wenn du aus gesundheitlichen Gründen ihr nicht helfen kannst. Ich wünsche Dir und deiner Schwester alles Gute.

sammy

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