Bei meinem Vater:
Schwerer Schlaganfall rechts
Hatte sich prima erholt, konnte super sprechen, mit Gehilfen laufen, denken und war fast so selbstständig wie vorher.
Ca drei Monate später war das meiste von einem Tag auf den anderen wieder weg, dann ging es kurz wieder besser und 5 Monate später fiel er mit schwersten epileptischen Krämpfen um und kam sofort per RTW und Notarzt ins Krankenhaus.
Die Anfälle werden durch das stark vernarbte Hirngewebe ausgelöst.
Status jetzt, zwei Wochen nach dem schweren Anfall:
Er liegt auf der Neurologie, ist so gut wie nicht ansprechbar und wirkt als wenn er gerade mit Vollnarkose aus dem OP kommen würde.
Mit Antiepileptika ist er austherapiert, sein zustand ist aufgrund der Nebenwirkungen der starken Mittel stabil aber wegen ständiger Gefahr des aussetzens der Atmung weiter lebensbedrohlich.
Er bekommt Flüssigkeit intravenös, wird Teelöffelweise gefüttert und hat Dysphagie Stufe 1.
Die zuckungen sind trotz schwerer Antiepileptika noch vorhanden, das Gehirn ist dadurch auch geschädigt.
Bei Atemaussetzung oder Herzstillstand sollen keine lebenserhaltenden Maßnahmen durchgeführt werden, keine reanimation, beatmung oder Intensivstation.
Er wird wohl schwerstpflegefall bleiben, bettlägerig und im Kopf ist auch viel kaputt.
Ich bemühe mich jetzt um einen Platz im Pflegehei, Rückkehr nach Hause ist ausgeschlossen.
So mies es sich anhört, wir alle hoffen dass es mit ihm bald vorbei ist. Was meinen Vater ausgemacht hat ist schon weg, tot, nur der Körper ist noch da.
Die letzten drei mal wo ich im KH war war es eher wegen der Ärzte und Informationen, er reagiert nicht auf Ansprache oder berührung, und ihm beim betäubt sein/schlafen zuzusehen macht wenig sinn. Das ist kein besuchen.
Stattdessen zerreisst es einem das Herz.
Lieber Denis,
sorry dass ich mich melde.
Diese Situation, das Leiden, Deines Vaters ist für jeden von außen gesehen und besonders für Dich, nur schwer zu ertragen.
Ich kann nicht mit gleichen Erfahrungen motivierend aufwarten. Daher möchte ich Dir nur mitgeben, eine Schädigung im Zentralen Nervensystem ist immer individuell zu betrachten. Eine gleiche Schädigung und einen gleichen Lösungsweg gibt es nicht. Was es gibt, ist die Hoffnung, dass es wieder besser werden kann. Das habe ich selbst bei schwersten Leiden beobachtet. Mir wurde 1971 keine Zukunft, geschweige ein selbständiges Leben, das ich jetzt führe, für möglich gehalten. "Der kann das nicht überleben" war die Aussage von Ärzten. Die negativen Orakeler sollten aus meiner Sicht ihre Orakel im Zirkus als Quacksalber verkaufen und uns Betroffene und Angehörigen damit in Ruhe lassen. Wir Betroffene müssen immer optimistisch nach vorne schauen, um uns so selbst die Möglichkeit zu schaffen, nach immer wieder neue „Wege“ suchend, so "Wege" zum besserwerden zu gönnen. Nur durch Training ist Besserung möglich. Ansonsten Pflegeheim und dahinvegetierend sterben. Wenn der Betroffene selbst aufgibt, hat der Angehörige nur die Möglichkeit den Betroffenen zum Kämpfen zu motivieren. Gelingt das nicht, schafft der Angehörige diese Strapaze nicht. Nur im Team mit Unterstützern ist viel möglich. Geht beides nicht, muss der Angehörige sich schützen. Dann ist das Pflegeheim leider die Endlösung.
Ich wünsche Dir Denis die Kraft das richtige zu tun. Ich weiß, dass es nicht einfach ist mit dem Auf und Ab klarzukommen. Das gehört leider zur Besserung dazu. Bei mir ist die linke Seite nachhaltig gelähmt. Mittlerweile kommen bei mir die altersbedingten Schwierigkeiten. Die rechte Hand, das linke Knie, die Wirbelsäule macht schlapp. Macht nichts. Muss mir eben wieder was neues einfallen lassen, um dies zu kompensieren. Ich lebe! Viel Glück!
Liebe Grüße
Heinz