#1
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Hallo miteinander,

nun will ich hier mal die Erlebnisse der letzten 6 Wochen niederschreiben und vielleicht hat einer von euch Tipps für mich und die Familie. Aber fang ich mal ganz von vorne an.

Es geht um eine sehr gute Freundin (man kann auch Ziehoma sagen) von mir. Sie ist mitlerweile 82 und leidet schon seit ein paar Jahren an Demenz. Im letzten halben Jahr verschlechterte die sich rapide. Ende Oktober kam sie mit nem Magengeschwür ins Klinikum, wurde dort auch fast zwei Wochen behandelt. Als sie wieder nach hause kam, wurde es von Tag zu Tag schlechter. Sie konnte nicht mehr allein bleiben, wusste nach einer Minute nicht mehr, dass sie schon mit ihrer Tochter telefoniert hat usw. Nach zwei Wochen zu hause kam sie mit ner Lungenentzündung wieder ins KH, dort wurde sie nach 1!!! Woche bereits entlassen (nun hat sich herausgestellt, dass die Lunge noch voller Wasser war und auch noch entzündet, aber man brauchte das Bett). Sie kam dann in ein Heim und nach nur einer Nacht kam am 1.12. dann der Schlaganfall.

Sie war fast drei Tage ohne Bewusstsein und kam dann wieder zu sich. Beidseitig gelähmt und konnte auch nicht sprechen. Die Verständigung läuft nur über augenzwinkern, meint sie ja blinkert sie, wenn nein schüttelt sie mitlerweile den Kopf. Sie lag dann auf einer StrokeUnit und am Anfang kamen auch Physiotherapeuten. Dann bekam sie einen Infekt und von da an, wurde sie nur noch versorgt. Hinzu kam dann auch noch ein Krankenhausvirus, der sich in der Lunge festsetzte.  Seither wird sie über eine Magensonde über die Bauchdecke ernährt und man probiert ab und an mal das trinken. Mitlerweile kann sie die rechte Seite wieder bewegen und die linke kommt langsam auch wieder. Aber das sprechen funktioniert nach wie vor nicht. Sie macht zwar Versuche, aber mehr als unverständliche Laute sind es nicht. Seit dem 31.12. ist sie nun zurück im Pflegeheim. Von Therapie kann nicht die Rede sein.

Ich unterstütze die Angehörigen wo ich nur kann, bin fast jeden Tag über Stunden im Pflegeheim, helfe der Tochter bei der Wohnungsauflösung, bei Behördengängen, Schriftsachen... Ich würde gern in der Zeit, wo ich im Heim bin, sie etwas motivieren und Übungen machen. Kann mir da jemand Tipps geben. Dieses hilflose da sitzen und sie anschauen macht mich krank. Wie kann z.B. herausfinden, was sie uns mitteilen kann? Sie versucht täglich uns etwas zu sagen und es macht sie jedesmal fertig, wenn sie realisiert, dass es eben nicht funktioniert.

Über Antworten würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße

Susi
#2
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Hallo Susi,
 
nun 82 ist ein stolzes Alter, wo man dem Patienten nur mehr ein schönes zufriedenes Leben schenken möchte.
 
Du weißt am Besten, womit du ihr eine Freude machen könntest und das mache für sie. Sie wird noch nicht sterben, aber wenn es soweit ist, lasst sie gehen. Der Tod ist nicht schlimm.
 
Es ist immer nur für die Angehörigen unbegreiflich.
 
Nutz diese Zeit um dich bei ihr zu bedanken und dich zu verabschieden.
Diese Gelegenheit hast du vielleicht bald nie wieder.
 
Liebe Grüße Manfred
#3
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Hallo Manfred,

da hast du sicher Recht, aber es ist trotz allem schwer, damit umzugehen.Am schlimmsten ist es immer dann, wenn sie uns richtig durchdringend ansieht (der Blick geht in Mark und Bein), versucht zu sprechen und dann weint, weil es nicht geht. Bin ich zusammen mit ihrer Tochter da, kann ich mich zusammenreißen. Es reicht dann, wenn die beiden weinen und ich sie tröste. Bin ich aber wie diese Woche den ganzen Tag mit ihr allein, geht es nicht. Oft sitz ich stundenlang einfach nur da, sage kein Wort und wir blinzeln uns an. Wenn sie dann mal ein paar Miuten schläft, geh ich schnell mal an die frische Luft und trinke nen Kaffee, aber lang halt ich es dann nicht aus und geh wieder rein.

Ich denke mir oft, dass es doch alles nur ein Albtraum sein kann, aus dem man jeden Moment aufwachen müsste.

Was mich aber besonders ärgert, ist das Unverständnis meiner Familie und meiner Bekannten. ich höre oft "Wieso hängst du dich da so rein? Es ist doch nicht deine Familie." Ich kenne sie durch den Verein, in dem wir beide Mitglieder sind. Die ersten eineinhalb Jahre haben wir fast nicht miteinander gesprochen, ich war halt die Neue und na ja. Erst vor ziemlich genau einem Jahr haben wir den Draht zueinander gefunden. Die gemeinsame Zeit war viel zu kurz.
#4
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Hallo Susi,
 
sie ist ja noch nicht gestorben, also lasst ihr jeder Therapie zukommen, die nötig ist.
 
Wenn du nicht weißt, was du mit ihr sprechen sollst, lies ihr die Tageszeitung vor, oder spiel mit ihr ein Buchstabenspiel.
 
Friedhelm hat einiges in seine Shop, dass euch nützlich sein wird. Es gibt da auch ein Buch für die wichtigsten Bedüfnisse an Bildertafeln, wo sie nur draufzeigen braucht, was sie möchte.
So könnt ihr etwas kommunizieren.
 
Ihre Tochter soll sich einen Termin bei ihrem Arzt geben lassen und fragen, was unternommen wird, damit kein neuerlicher Schlaganfall eintritt.
 
Mach ihr eine Fototafel und hänge sie ihr übers Bett, da hat sie schöne Erinnerungen. Sie kann mit einem Schaganfall auch 100 werden.
 
Ich wünsche euch alles Liebe!
 
Manfred
#5
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Hallo Manfred,

dass mit den Bildertafeln werde ich mal mit der Tochter besprechen, ist sicherlich eine gute Idee.

Eine Therapie bekommt sie im Moment gar nicht. Weder physio noch logo. Ich hab im Krankenhaus zugesehen, als da einmal die Physiotherapeuten da waren und mache immer ein paar Übungen mit den Armen und Beinen, hängt halt auch immer von ihrer aktuellen Stimmung ab.

Wir sind froh, wenn dieser Krankenhausvirus endlich weg ist, dass wir wieder unverkleidet in ihr Zimemr können. Der erste Abstrich letzte Woche war schon mal negativ. Nun hoffen wir, dass der von heute auch wieder negativ ist und dann auch der nächste Woche. Dann geht es hoffentlich weiter bergauf.

Viele Grüße

Susi
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