#1
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Seit einiger Zeit lese ich schon in diesem Forum und ich bin froh, dass ich  nicht allein solche Probleme habe.
Zur Vorgeschichte: am 22.07.hat mein Vater (67) leichte Ausfallerscheinungen am rechten Arm und Bein gehabt. Wir sind daraufhin ins Krankenhaus, dort wurde ein Schlagagfall diagnostiziert. Außerdem eine zu 90 % verschlossene Halsschlagader. Sie sollte mit einem Stent geöffnet werden, eine reine Routineoperation. Vor der OP waren Arm und Bein schon besser. Er war normal ansprechbar. Nach der OP ging weder Bein noch Arm und außerdem konnte er nur ganz wenig sprechen, Gedächtnis war gestört, wußte zum Teil nicht mehr seinen Namen. Das besserte sich aber fast kontinuirlich wobei, laufen relativ schnell wieder ging, Arm besserte sich auch und ist wieder bis auf die Hand beweglich. Lediglich die Aphasie und auch Gedächtnis verschlechterten sich. Nach drei Wochen kam er in Reha. In den ersten 2 Wochen war eine leichte Besserung zu erkennen. Nach zwei Wochen entschlossen sich meine Mutter und mein Vater die örtliche Kirche zu besuchen (der Gottesdienst in der Reha konnte meinen Vater sogar dazu animieren, zu singen und sämtliche Texte auswendig zu können). In der Kirche bekam mein Vater einen Kreislaufkollaps und wurde in das ortliche Krankenhaus eingeliefert. Von da an ging es nur noch bergab. Entweder bekam er einen Kreislaufzusammenbruch oder er wurde aggressiv. Schnell wurde er wieder in die Reha verlegt. Als er dort aggressiv wurde, wurde er in die Psychatrie eingewiesen. Dort war sein Zustand so schlecht, dass wir der Meinung waren, dass er die engsten Angehörigen nicht erkennt. Damit die Reha nicht abgebrochen sondern nur unterbrochen wurde, wurde er nach 6 Tagen wieder zurückverlegt. Die Aphasie bessert sich nicht mehr seit dem Zeitpunkt. Entweder ist er depressiv oder aggressiv oder er ist so voll gepumpt, dass er nur müde ist. Heute hat man uns gesagt, dass er wahrscheinlich am 21.09. entlassen wird und wir einen Heimplatz (Altersheim) mit geschlossener Abteilung suchen sollen. Man sagte uns gleichzeitig, dass dies nicht so einfach sein wird. Mein Vater war immer gern zu Hause, er ist nur auf besonderen Wunsch meiner Mutter überhaupt ein paar Tage in Urlaub gefahren. Wenn er etwas klarer ist, dann meinen wir auch immer zu verstehen, dass er gern nach Hause möchte. Was sollen wir machen? Meine Mutter ist sicherlich mit einer 24 stündigen Betreuungspflege überfordert. Welche Möglichkeiten gibt es noch? Wo kann man sich noch Informationen einholen? Welche Prognosen gibt es bei diesem Krankheitsverlauf? Wie kann man ihn unterstützen und helfen? Gibt es Medikamente gegen chronische Unruhe (sitzen stehen laufen sitzen usw im Minutentakt), die nicht weiter die Aphasie oder evtl. Demenz unterstützen?
Im Moment weiß ich nicht, was werden soll, weil ich gern mein Vater nach Hause holen würde, aber was ist mit der Aggressivität, wenn er Unschuldige angreift, oder es die Kraft meiner Mutter übersteigt (ich wohne zu Hause bin aber berufstätig)?
 
 
#2
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Hallo Du,
 
ich kann genau nachvollziehen, wie Du Dich fühlst. Es ist schrecklich, seinen Vater so zu erleben.
Ich finde das echt erschreckend, dass man Euch gesagt hat, dass Ihr nach einem Heimplatz suchen sollt mit geschlossener Abteilung. Wer hat denn die Betreuungsvollmacht? Ihr bzw. der Betreuer entscheidet wohin nach der Reha mit Deinem Vater.
Mein Vater hatte vor 9 Monaten eine schwere Gehirnblutung und kurz vor der Entlassung aus der Reha (nach 4 Monaten) hat man uns auch davon abgeraten unseren Vater mit nach Hause zu nehmen, da er schwerst Pflegebedürftig ist. Er war und ist heute noch teilweise agressiv. In der Reha hat er 4 Tische, die man an den Rollstuhl befestigt - kapputt geschlagen, weil er einfach nicht Rollstuhl sitzen wollte. Man hatte ihn auch Beruhigunssaft gegeben (was ich pers. nicht so gut fand) - dennoch war er agressiv. Nun ist er seit April daheim - wir haben einen Pflegedienst, der zweimal tägl. kommt. Sonst ist meine Mutter bei ihm. Natürlich ist es sehr stressig und es gibt ups & downs. Es ist nicht immer einfach - manchmal ist er auch uns gegenüber sehr agressiv und wir wissen dann auch nciht mehr weiter. Er ist auch in psyschologischer & neurologischer Betreuung. Er bekommt auch Antidepressiva - seit dem kann auch mal mit uns lachen und seine Agressionen halten sich in Grenzen - dennoch ist es nicht einfach. Wir unterstützen so gut wir können unsere Mutter - dennoch kommt ein Pflegeheim für uns nicht in Frage. Ich weiss, viele denken anders darüber - aber es ist unsere Entscheidung.
Ich wünsche Euch, dass Ihr den richtigen Weg findet. Ich wünsche Euch die Kraft und die Nerven, die Ihr benötigt.
 
Alles liebe B.
#3
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Hallo AAB,
 
nun, dein Vater hatte einen Schlaganfall und es zeigt sich, dass "Stents setzen" doch nicht so ein Routineingriff ist, denn beim Aufdehnen kann leicht von der verlegten Stelle was "wegplatzen" und weitere Hirnzellen zerstören.
 
Dein Vater hat wohl eine Art Aphasie und ein Hirnorganisches Psychosyndrom (HOPS) davon getragen.
 
Bei Aphasie können meist die Patienten nicht sprechen und manchmal auch nicht begreifen. Im google findest du die verschiedenen Arten der Aphasie.
 
Obwohl sie singen können und dabei auch Texte singen. Nur das liegt in einer anderen Hirnregion. Bei deinem Vater ist in der linken Hirhälfte das Sprachzentrum, oder eines der Drei geschädigt und das sind die Folgen davon.
Das Singen und singen der Texte, liegt glaube ich in der rechten Hirnhälfte und deshalb kann er das.
 
Das HOP- Syndrom bewirkt diese Aggressivität und kann auch Umtriebigkeit verursachen. Deshalb die Meinung der Ärzte,- eine "geschlossene Anstalt".
 
Ich kenne aber Patienten, wo sich das stark gebessert hat und die heute wieder im Kreise ihrer Familie leben.
 
Ich meine, es wird nur ein vorrübergehender Aufenthalt in einer geschlossenen Anstalt sein.
 
Ich wünsche deinem Vater alles Gute und euch viel Geduld.
 
Liebe Grüße Manfred

Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal bearbeitet, zuletzt von »Manfred_Mader« (13.09.2007, 14:00)
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