Hallo!
In meiner Verzweifelungsuche im Internet bin ich auf dieses Forumseite gelangt und hoffe, daß mir vielleicht jemand weiterhelfen kann - mit Rat oder Erfahrung:
meine Oma (82 Jahre) hatte vom 12. auf den 13. November einen Schlaganfall, keiner weiß genau wann. Leider wurde Sie erst morgens vom Sozialdienst gefunden. Da ich knapp 200 km entfernt von meiner Oma lebe und berufstätig bin, konnte ich sie erst am Wochenende besuchen. Ein Anblick des Elends: die rechte Körperseite ist gelähmt, sie kann nicht mehr sprechen und schlucken (wird über Magensonde ernährt) und sie hat einen leeren leblosen "stierenden Blick". Als ich kam, habe ich sie umarmt und ich "meine" gespürt zu haben, daß sie mich zurück gedrückt hat. Wenn ich ihre linke noch funktionstüchtige Hand nam, hielt sie meine auch zurück. Allerdings meinte meine Tante, dieses wäre nur ein Reflex, sie würde nichts mehr mitbekommen. Auch der (junge) Arzt meinte, man könnte nicht genau sagen, ob sie noch etwas mitbekommt, da sie ja auch nichts sagen kann, aber vermutlich kann sie das alles nicht mehr einordnen.
Ich glaube das alles aber nicht!!! Auch meine ich einmal, ein zaghaftes kleines Lächeln in ihrem Gesicht erkannt zu haben, als ich kam. Ebenso tastete sie einmal den Kragen meiner Jacke ab, so wie sie es früher immer gemacht hat, wenn ich eine neue Jacke anhatte und sie diese inspizierte. Das ist doch kein Reflex! Während meines Besuches hat sie auch mit ihrer linken Hand ihre rechten gelähmten Arm von der Seite auf ihren Bauch gelegt und immer wieder gegen die rechte Hand gedückt. Auch tastete sie mit ihrer linken Hand das linke noch bewegliche Bein ab, das sie angewinkelt hatte. Ich hatte auch das Gefühl, daß sie anfänglich etwas mitteilen wollte, aber es geht ja nicht. Allerdings reagiert sie nicht auf eine Ansprache (kann aber auch sein, weil sie schwerhörig ist.) Sie reagiert mit einem leblosen stierenden Blick zur Tür, wenn z.B. eine Person die Tür betritt.
Nachdem ihr während meines Besuches erneut eine Magensonde gelegt wurde, weil sie sich die letzte rausgerissen hatte, hat sie nicht mehr auf mein Handreichen reagiert - ich vermute, weil sie böse war, daß ihr dieses Ding gelegt wurde.
Ich glaube, daß meine Oma etwas mitbekommt. Vermutlich versteht sie nicht, was mit ihr passiert ist, daß sie nicht mehr sprechen kann und ihre rechte Körperhälfte gelähmt ist - es hat ihr bisher auch niemand gesagt. Sie reagiert vermutlich nicht mehr richtig, weil sie erkennt, daß sie in ihrem Körper gefangen ist und sich nicht mehr mitteilen kann und resigniert. Meine Oma hatte vor ihrem SA meiner Tante gegenüber geäußert, daß sie keinen Lebenswillen mehr hat. Auch hat sie ihr gegenüber geäußert große Angst zu haben, einmal so zu erkranken, daß sie mittels Schläuchen am Leben erhalten wird. Das wollte sie auf gar keinen Fall. Was sie nicht weiß, daß diese Magensonde eine Mindestmaßnahme im Krankenhaus ist, schließlich dürfen sie meine Oma nicht verhungern lassen. Wie die Versorgung weiter gehen wird, wird sich in der nächsten Zeit herausstellen.
Was für ein grausames Dahinsiechen: so viele Tränen, wie ich in den letzten 3 Tagen vergossen habe, habe ich noch nie vergossen. Ich bin so hilflos, ich möchte meiner Oma aber helfen. Sofern man von "helfen" reden kann. Aber wie??? Ich habe meiner Tante schon gesagt, daß wir mit meiner Oma reden müssen, ihr erklären, was passiert ist, damit sie nachvollziehen kann, weshalb sie z.B. nicht mehr reden kann. Allerdings ist meine Tante der Ansicht, wir sollten es ihr nicht sagen - sofern sie überhaupt etwas versteht -, weil wir ihr noch mehr Angst machen würden. Denn vor dieser eingetreten Situation hatte sie solche Angst.
Ich habe meine Omi sehr lieb und ich hätte mir so sehr für sie gewünscht, daß sie noch viel mehr von ihrem Leben hat. Aber in dieser Situation flehe ich den himmlischen Vater an, mit meiner Oma Gnade zu haben und sie zu erlösen. Denn ihr Gehirn ist irreversibel geschädigt und sie ist ein 100%iger Pflegefall - so der Arzt.
Hat von Euch jemand auch schon so eine ähnliche Situation mit SA Personen erlebt? Wie geht man mit diesen Menschen richtig um? Wie werden solche Menschen weiterbehandelt? Hat man als Angehöriger auch ohne Patientenverfügung Einfluß auf die Versorgung meiner Oma? Habe ich Wunschvorstellungen von den Reaktionen meiner Oma oder bekommt sie tatsächlich nichts mehr mit?
Verzweifelt Grüsse
TINA