#1
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Neda

Gast

Hallo zusammen!

Ich wollte mich nur kurz vorstellen.
Ich habe heute das Forum zum ersten mal im Internet "gefunden" und mich auch gleich registriert. Nette Leute, interessante Artikel/Diskussionen.
Ich selbst hatte (Gott sei Dank) noch keinen SA. Mein Vater hatte letztes Jahr 2 kleinere (?) Schlaganfälle. Klein mit Fragezeichen, da man eigentlich nicht so richtig weiss ob sie klein waren oder nicht.
Körperlich hat er ziemlich wenig Behinderungen abbekommen. Lediglich die rechte Hand ist noch kribbelig und sein Gleichgewichtssinn hat einen Knacks (Fahrradfahren kann er aber).
Allerdings hat er psychisch nicht ganz verkraftet bzw. evtl. hat er hier mehr Schäden mitgenommen.
Er spricht nur noch ganz wenig. Im Prinzip gibt er nur noch Antworten. Ab und zu beteiligt er sich noch in Gesprächen. Allerdings nur bei Themen die ihn interessieren bzw. bei denen er sich gut auskennt.
Er weint auch des öfteren. Hat also auch Depressionen. Er bekommt gegen die Depressionen auch ein paar Tabletten... ich frag mich wie er aussehen würde ohne Tabletten !
Es gibt auch Tage an denen er besser drauf ist.

Was irgendwie komisch ist ist die Tatsache, dass er kurz nach Entlassung aus der Reha eigentlich besser drauf war wie jetzt nach einem 3/4 Jahr.

Zur Zeit ist er auch bei der Akupunktur. Dort wird seine rechte Hand behandelt und bekommt auch ein paar Nadeln gegen die depressiven Stimmungen gesetzt. Die Hand hat sich nach 3 Sitzungen verändert. Gut ist es natürlich noch nicht aber definitiv anders geworden. Mal sehen wie es sich nach 10 Sitzungen verhält.

So das wars erstmal.

Viele Grüße,

Neda
#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Neda!
 
Schön, dass du nun auch Mitglied im Forum bist. - Was deinen Vater anbelangt, ist es doch schön, dass ihm "nur ein Kribbeln und ein angeknackster Gleichgewichtssinn" von seinen beiden SA übrig geblieben ist. Leider verkraftet er das Ganze psychisch sicherlich nicht sehr - was ja um Himmels Willen auch kein Wunder ist - aber vielleicht könntest du ihm mal von diesem Forum und vielen Menschen berichten, die es viel schlimmer getroffen hat, die ihren Lebensmut aber wieder gefunden haben und dementsprechend auch ein solches führen. - Klingt vielleicht etwas hart, aber dein Vater hatte Glück im Unglück.
 
Sagt ihm, dass auch ihr traurig seid - und nicht nur er und dass ihr ihn versteht. Er braucht trotz allem eure Unterstützung; gerade Familie ist in einer solchen Zeit sehr wichtig. - Kopf hoch, es wid schon wieder!
#3
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Neda

Gast

Hallo Chrisi !

Danke für Deine nette Worte.
Allerdings ist mein Vater noch ein Mensch der "alten Sorte".
D.h. 50 Jahre lange gearbeitet ohne Ende (war Selbständig, 14 Stunden-Tag war normal), nie zum Arzt gegangen (als Mann hat man sowas nicht nötige, außerdem wußte er immer alles besser), 3 Schachtel (!) Zigaretten am Tag (also die eine aus die nächste an), 5 Kilo Übergewicht (162 cm groß, 95 - 105 kg, 118 kg hatte er auch schon mal), hat schon 7 Knieoperationen hinter sich (nach jeder Knieoperation hat er so weiter gemacht wie vorher auch, also nie geschohnt). Also leicht hat er es jetzt natürlich ganz und gar nicht.
Der Schlaganfall hatte zur Folge, dass er jetzt in Rente gehen mußte. Das ist natürlich schon ein gewaltiger Lebenswandel. Jetzt sitzt er zuhause und weis im Prinzip nicht was tun. Hausarbeit ist Frauenarbeit (ja... ich sags ja, vom alten Schlag) und sonst hat er auch wenig Hobbys (das haben glaub Selbständige so an sich).

Naja, wie auch immer. Wir tun unser Bestes. Die Welt geht davon nicht unter. Es gibt bestimmt Menschen den es schlechter geht.
Allerdings muss ich ehrlich sagen, mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, Depressionen nicht schlimmer sind als ein rechter gelähmter Arm... aber wahrscheinlich sollte man sowas nicht gegeneinander aufwiegen. Beides ist schlimm.

viele Grüße,
Neda
#4
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Neda,
 
auch mein Papa hatte letztes Jahr einen Schlaganfall (11.12.), doch die Psyche ist eigentlich recht gut bei ihm, Dank Cipramil. Wir hatten es nach der Reha erst mal wieder abgesetzt (bzw. der Hausarzt), doch als wir spürten, er wird leicht depressiv, nimmt er es wieder. Mein Papa ist Pflegestufe II, sitzt im Rollstuhl, kann ein paar Schritte gehn, jedoch ist die re. Seite komplett betroffen. Zwar kann er auch den Arm leicht heben, doch es fehlt ihm einfach eine richtige Person die ihn motiviert mehr zu machen. 2 x wöchentlich Ergo und 2 x wöchentlich Physiotherapie reichen einfach definitiv nicht aus, aber wir Kinder können nicht alles übernehmen, es ist schwierig auch für uns mit dieser Situation umzugehen. Er ist alleine (meine Mutter lebt im Ausland) , ist auch voll aus dem Arbeitsleben gerissen worden (er wird im Oktober 63) und musste damit klar kommen - was für ihn auch nicht einfach ist. So wie bei Deinem Vater, immer gearbeitet, nie krank gewesen und immer alles selber gemacht. Aber man kann wirklich nicht sagen, was besser ist, depressiv oder gelähmt. Ich wünschte mir mein Papa könnte Fahrrad fahren, Auto fahren etc., mehr am Leben teilnehmen, doch so ist es sehr schwierig - denn er muss immer Stufen überwinden um überhaupt aus dem Haus zu kommen und benötigt hierfür Hilfen. Du siehst, jede Seite ist schwierig und nicht leicht zu händeln. Vielleicht habt ihr ja die Chance mal mit einem Psychotherapeuten zu sprechen, vielleicht öffnet sich Euer Vater ehr einem Fremden, manchmal ist dies einfacher.
 
Wünsche Euch ganz viel Kraft dies durchzustehen, viele liebe Grüße
 
Anja
#5
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Neda

Gast

Hallo Anja !

Auch Dir Danke für die netten Worte.
Mein Vater zu einem Psychiater (oder ähnlichem)... da bekommen wir den nur über seine Leiche hin. Das sind doch alles Spinner (Meinung meines Vaters).
Aber eigentlich kommen wir (der Rest der Familie) ganz gut klar. Ich glaube wir (Mutter, Schwester und ich) haben uns schon lange Zeit auf sowas insgeheim vorbereitet. Bei dem Lebensstil meines Vaters mußte sowas früher oder später kommen. Leider hat er es wohl immer verdrängt ("mir passiert das nie").

Danke und Gruß,
Neda
#6
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Neda!
 
Klar ist dein Vater mitten aus dem Leben gerissen worden - wie ALLE, die einen SA hatten und dementsprechend "Folgeerscheinungen" davon tragen. Mein LG war zum Zeitpunkt seiner Hirnblutung knapp vor seinem 44. (!) Geburtstag. Auch er hat gearbeitet, getan, gemacht - gelebt. Auch für ihn war es sehr schwierig seine neue Situation zu akzeptieren und er hat sich gefragt: "Was soll ich in meinem Leben noch machen? Ich bin doch nur noch ein halber Mensch." Es dauerte eine Weile, aber er versucht ein bisschen an sein "altes" Leben anzuknüpfen und es gelingt - trotz Einschränkungen - sehr gut.
 
Frag' doch mal deinen Vater, was er in seiner Pension gemacht hätte. Welche Vorstellungen er für diesen neuen Lebensabschnitt gehabt hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nichts gibt, was er dann gerne getan hätte, dass er keine Ziele für diese Zeit hatte. Er hat doch keine großen Einschränkungen erlitten und: das Leben besteht nicht nur aus arbeiten, sondern hat auch viele andere schöne Dinge parat. Man muss sie nur sehen wollen!
#7
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Unbekannt

Gelöscht

;)Genau Chrisi :)
so sehe ich das auch,alles jammern hilft nichts!-ich hatte einen Hirnschlag mit 29Jahren erleiden müssen-7Wochen Koma und musste alles wieder neu erlernen-da ich auch eine Halbseitenlähmung musste ich auch Abstriche machen-aber glaube mir Du darfst dich nur nicht verstecken-alles weitere auf meiner Hp unten rechts-dort seht ihr was trotz Halbseitenlähmung alles möglich ist.Viele Grüsse aus dem Odenwald sendet der Twinspapa
:) ;)
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »beersche« (19.08.2007, 11:28)
#8
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Neda,natürlich ist auf einmal alles
anders.Ich glaube,Männer verkraften
das viel schwerer.Wenn er weint lass
ihn weinen das hilft.Bei mir ist es 9 Jahre
her und ich weine noch oft aber es wird immer
weniger und so wird es bei Deinen Vater sein
Tränen nehmen viel Traurigkeit und Leid weg
Glaube mir er braucht die Zeit dafür.Es dauert
Jahre bis man begriffen hat was passiert ist
Alles Liebe für Dich und Deine Familie
:) :) :) :)
#9
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Neda

Gast

Hallo !

Ihr habt ja im Prinzip Recht, allerdings bin ich der Meinung, dass Depressionen auch eine Krankheit ist. Und ich bin schwer davon überzeugt, dass man mit solch nett gemeinten Sprüchen wie "es ist doch halb so schlimm, eigentlich geht es Dir doch gut, etc..." bei Menschen mit Depressionen keinen Meter weiter kommt. Ich denke sogar, dass es die Depressionen evtl. noch verschlimmern kann. Aus dem Grund fang ich mit sowas nicht an. Ich versuch ihn immer ein wenig zu motivieren, nehm ihn mit zum Fahrradfahren (4 km, im Schneckentempo), geh mit ihm auf Feste, etc.

Vielleicht gibt es hier im Forum jemanden, der auch Depressionen hat. Ich meine damit allerdings nicht depressive Verstimmungen sondern "richtige" Depressionen.
Ich werde evtl. ein neues Thema öffnen, da ich speziell zu Depressionen Fragen habe.

viele Grüße,
Neda
#10
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Pépé

Gast

Hallo Neda!
Also mein und Dein Vater scheinen sich ja gar nicht so unähnlich zu sein 😉 Im Leben verlief alles (vordergründig beruflich) "planmäßig" und als die Rente kam, auf die er sich nie vorbereitet hatte, fiel er langsam immer tiefer in ein schwarzes Loch. Dann folgte der erste kleine SA, bei dem er in der rechten Hand ein kleines Taubheitsgefühl behielt, was aber wunderbar verdrängt wurde; wenig später folgte ein Prostatkarzinom, was schon anstrengender zu verdrängen war. Er bekam Depressionen, die sich bereits darin äußerten, dass er morgens gar nicht mehr aufstehen wollte - und wenn, er ständig einen Würgereiz hatte. Er meckerte meist nur noch herum, nahm keinen wirklichen Anteil mehr an seinem sozialen und familiären Umfeld. Wir schafften es tatsächlich, ihn zu einem Besuch bei einem Psychotherapeuten zu bewegen; der aber verschrieb ihm nicht sofort die gewünschten "Stimmungsaufhellerchen", sondern versuchte ihn zu ermutigen, auch eigene Kräfte zu mobilisieren, um sich aus dem Sumpf zu ziehen. Fazit: "Ich wußte doch gleich, dass Psychoärzte alle Spinner sind!".
Es war für uns eine wirklich schwere Zeit; meine Mutter zermarterte sich, in dem sie die Verantwortung auf sich nahm und ihm  neue "Lebensaufgaben" anbieten wollte - das macht erfahrungsgemäß selten Sinn und hat fast ihre letzten Kräfte geraubt. Vor 4 Monaten hat er einen schweren SA erlebt und ist nun psychisch "schwerstbehindert" - und die Kräfte meiner Mutter vollkommen am Ende.
Ich merke gerade, in meinem Beitrag kann ich Dir nicht sehr weiterhelfen, sondern mir war egoistischerweise danach, einfach mal unsere zu erzählen. Die Depressionen sind auf jeden Fall ernst zu nehmen - aber es ist oft sehr schwer, sie als Familie aufzufangen. Aus unserer Erfahrung haben sie unsere ganze Familiensituation verändert und leicht macht einer dem anderen Vorwürfe. Natürlich kann man medikamentös viele Dinge verbessern; ich persönlich würde trotzdem irgendwie versuchen, zusätzliche professionnelle Hilfe zu finden, auch wenn Dein Vater meint "den Scheiß brauch ich nicht"...
Alles Gute, Pépé!
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