#1
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Liebe Mitglieder,
 
meinem 54 Jahre alten Mann platzten (ruptierten) vor 8 Wochen 2 Aneurysmen im Hirn.
 
Sofortige Not-OP sowie Legung eines Shunts hat nach 5 Wochen Intensivstation überstanden. Meine Freude dass er das überlebt hat kann ich nicht beschreiben.
 
Nun ist er seit 3 Wochen in Frühreha. Sein Körper erholt sich einigermaßen (er hat nur noch 53 kg). Er kann alle Gliedmaßen bewegen und schon alleine essen (wobei er mittendrin aufhört und nur in die Luft starrt).
 
Aber seit einigen Tagen wird er immer verwirrter. Er erzählt Geschichten die überhaupt nicht stimmen können. Er ist z.B. überzeugt er war in der Stadt beim Einkaufen (er ist am Bett fixiert). Oder er war schon im Park spazieren. Usw. Wir führen ein ganz klares Gespräch über einen geplanten Wohnungsumbau und plötzlich fragt er mich, wo ich den wohne. Oder erzählt was er morgen auf der Arbeit alles noch machen muss.
 
Mir macht das schreckliche Angst. Er ist dem Tod von der Schaufel gesprungen und nun scheint er Traum, Realität, Gegenwart und Vergangenheit nicht mehr sortieren zu können.
 
Hat jemand damit schon Erfahrungen? Wie lange kann das noch anhalten? Für Antworten danke ich Euch schon jetzt, denn vom Arzt  erfahre ich außer Abwarten nichts.
 
Liebe Grüße aus München
 
Roswitha

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Admin« (30.03.2008, 21:33)
#2
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Roswitha,
erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum.
Hast Du die Möglichkeit, eine weitere Untersuchung des Gehirns (CT) zu veranlassen?
Evtl. ist mit weiteren Aneurysmen zu rechnen?
Ist das schon überprüft worden?

Welche Medikamente bekommt er zur Zeit?

Liebe Grüße
Tillman

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Tillman« (30.03.2008, 21:56)
#3
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo!
 
Mein Mann hatte nach einer Stammhirnblutung, ca. 8 Wochen danach konnte er wieder sprechen mit uns. Er hatte auch die dolsten Sachen gesagt. Er war eine Woche davon überzeugt, dass wir ein Bordell besitzen und das ich das nicht seinen Vater überlasen soll. Und es gab noch viele andere Geschichten. Damals war ich auch sehr geschockt und hatte Angst. Heute lachen wir über diese ganzen Dinge. Es lag damals an den Medikamente, oder Drogen, wie ich sie heute nenne, denn ohne die, wäre es zu grausam für Ihn gewesen. Er war ja damals in seinem Körper gefangen, weil er nichts bewegen konnte.
 
Also frag mal den Arzt, was er zur Zeit alles einnimt!
 
LG
Jutta
#4
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Rowitha,
 
ich war ein paar wochen nach der Blutung nicht in der Realität, aber ich lernte schnell in der Wirklichkeit zu leben.
 
Meine Frau musste mich damals auch für verwirrt halten.
 
Liebe Grüße Manfred
#5
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo!
 
Bei einem Mitpatienten meines Vaters in der Frühreha, der auch Hirnblutung durch Aneurysmen hatte, war es genauso, auch ungefähr nach 8 Wochen, wenn ich mich recht erinnere.
 
Ich würde die Ärzte darauf ansprechen, ob es am Hirndruck liegen kann. Ich hatte das Gefühl, dass der Hirndruck manchmal wechselnd war und entsprechend der Verwirrungszustand.
 
Was sicherlich bei allen Menschen hinzukommt, die für so eine lange Zeit an ein Bett in einem Zimmer gefesselt sind: der Tunnelblick. Was man früher aus dem Fernsehen vom gefangenen Grafen von Montechristo kannte, sowas passiert wohl mehr oder weniger mit allen Menschen, die in eine gewisse Isolation geraten.
 
Wir können nach ein paar Stunden das Zimmer wieder verlassen: neue Eindrücke gewinnen, abwechselnde Impressionen aufnehmen um unsere Wahrnehmung wieder zu gewichten. Die Betroffenen nicht.
 
Ich habe mit meinem Vater folgendes gemacht: ich bin in der Frühreha einfach mit dem ganzen Krankenbett, der Peg, dem Katheter und so weiter nach draussen gefahren. Eine super tolle Krankenschwester hat mich dabei unterstützt! Natürlich mit Rücksprache der total erstaunten Ärzte. Die waren nicht so begeistert, aber das war mir dann auch egal. Habe glaub ich was unterschrieben und raus da.
 
Das geht zwar nur kurz, weil die Druckluftmatraze dann keinen Strom hatte und er dann alsbald auf dem Lattenrost gelegen hätte, aber ich habe unten an der Klinikinfo zwischendurch den Stecker in die Steckdose gesteckt zum Wiederaufblasen und bin dann schnell raus in den Klinikpark. Mit dem ganzen Bett. Die Leute haben zwar blöd geglotzt aber da bin ich unkonventionell. Mein Vater hörte die Vögel, konnte den Himmel sehen, in die Bäume gucken. Erst reagierte erst gar nicht, dann sah ich, wie er sich für geparkte Motorräder interessierte. Also habe ich ihn dahin geschoben und mit ihm die 2Räder angesehen.
 
Mit 2 Leuten kann man so einen Ausflug bestimmt besser bewerkstelligen, weil das Klinikbett draussen schwer zu handhaben ist. Aber egal.
 
Sicher schlagen jetzt einige Leser die Hände über den Kopf zusammen, aber auch ich wollte raus aus diesem Krankenbunker.
 
Eine abgespeckte Version ist, wenn Du eine große Pappe (z.b. aus einem Umzugskarton schneiden) mit DIN A 4 Digitalfotoausdrucken beklebst von Angehörigen, Haus, Umgebung. Dinge, die ihn nicht belasten (nicht sein Auto, denn da wird er daran denken, dass er derzeit nicht mehr fahren kann u,s,w,).  Fotos, die ihm Mut machen könnten und die ihm wieder sein Weltbild vermitteln können. Und dieses Board dann in sein Zimmer stellen oder hängen.
 
Alles alles Gute für Euch wünscht Kate
#6
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Roswitha,

ich glaube das dein Mann einfach noch an dem sogenannten Durchgangssyndrom leidet. Das hält ein paar Wochen an, danach wird das besser. Ich selbst werde das bei meinem Mann wohl auch noch vor mir haben, sobald er den Sprechaufsatz rauf bekommt und sprechen kann.

Das ist alles normal und ich drücke euch die Daumen, dass es sich recht bald gibt. Bei manchen gehts schneller, die anderen hängen ein wenig länger drin. Auf jeden Fall gibt es dieses Durchgangssyndrom.

LG
Denise
#7
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Liebe Fories, danke für Eure Antworten!

Ja mein Mann hat noch 2 weitere Aneurysemen die gecoilt werden sobald sie ihn in der Frühreha aufgepäppelt haben. Leider muß er dazu wieder in eine andere Klinik. Er soll am Freitag von der Frühreha weg zu AHB und nach 3 Wochen nach Großhadern zum Coilen und dann wieder auf AHB. Also wird er noch viel spazierengefahren. Was ja immer einen Tag Ausfall von Therapie bedeutet.
 
Ich habe vergessen (oder verdrängt) zu schreiben dass mein Mann täglich bis zu 8 Flaschen Bier getrunken hat und viel geraucht hat - das fehlt ihm jetzt. Und darum mach ich mir noch mehr Probs. ob es nicht mit Entzugserscheinung zu tun hat.

Nachdem er Tee und Wasser verabscheut, bringe ich jetzt alk.-freies Bier mit, damit er wenigstens etwas trinkt und er nuckelt auch ganz zufrieden an der Flasche (schäm aber ich wusste mir nicht anders zu helfen wg. Flüssigkeit).

Ich habe ihn absichtlich noch nicht in den Park gefahren, da er dann garantiert rauchen will. Er hatte auf ITS eine Lungenentzündung und das trau ich mir dann nicht.

Welche Medis er bekommt habe ich noch nicht rausbekommen - die docs hüllen sich in Schweigen. Ich befürchte der Shunt ist nicht richtig eingestellt, habe das auch schon gesagt und er wurde vor zwei Tage deswegen nochmal auf meinen Wunsch untersucht. Aber leider war ja mal wieder Wochenende. Da erfährt man nichts.

Ich hoffe weiter - und werde mir morgen wieder anhören was er denn heute Nacht alles Tollen unternommen hat. Ich werde Euch berichten.

Gute Nacht aus München

Roswitha
#8
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Roswitha,
 
nach meinen Beobachtungen bei meinen betroffenen Angehörigen hängen Flüssigkeitsmangel und Verwirrtheit schon in einem direkten Zusammenhang, gut, dass Du das noch erwähnt hast. Das KANN ebenfalls EIN Aspekt sein. Da kommt evtl. dann vieles zusammen: zu wenig Flüssigkeit, wechselnder Hirndruck und die spezielle Situation bei Euch.
 
Inwiefern der Entzug der "Genussmittel" eine Rolle spielt, kann ich nicht beurteilen, aber es wäre sicher sinnvoll, die Ärzte darüber in Kenntnis zu setzen. Und das mit dem alkoholfreien Bier hätte ich vermutlich auch so gemacht, ansonsten müßte man ihm ja einen Tropf legen, was aber auch nicht auf Dauer geht. Man kann ihm ja auch nicht deshalb eine PEG legen, weil er sonst nichts trinken würde....Und Deine Ängste in Bezug auf Lungenentzündung und Rauchen kann ich ebenfalls bestens verstehen.
 
In Anbetracht des "Programms", was Euch in den nächsten Wochen bevorsteht, drücken wir ganz fest die Daumen! Kann sein, dass es oft auf und ab geht. Bitte vergiss in diesen Situationen nicht, dass dies leider "normal" ist. Wir stehen Dir auf jeden Fall mit unseren Mitteln hier zur Seite. Beste Grüße von Kate

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Kate« (31.03.2008, 13:14)
12634 Aufrufe | 8 Beiträge