#1

Al Beck

Bonn, Deutschland

Ist das normal?

Ihr Lieben,

heute haben wir meinen Mann besucht und fanden ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht, rudernden Beinen im Bett, vor. Relativ schnell habe ich verstanden, dass er höllische Bauchkrämpfe hat. Ebenso schnell war klar, dass er ein Abführmittel bekommen hat. Er sah fertig aus, hatte mit dem rechten Fuß schon am linken Fuß die Kanüle verbogen und dadurch den Infusionsschlauch abgerissen/entfernt? über den Jonosteril zum Ausgleich verabreicht wurde. Meine Tochter war so erschrocken, dass sie sofort auf den Flur lief um nach einem Arzt ausschau zu halten. Leider war grade Schichtwechsel, es wurde trotzdem gesagt, dass "gleich" jemand kommen würde. Nachdem die Krämpfe durchgestanden waren, lag er dann noch eine geschlagene Stunde völlig fertig in seiner fast überlaufenden Windel. Die Pflegerin schaute kurz rein und sagte, dass sie erst noch woanders zu tun habe. Ich hatte ihr angeboten, dass ich den Windelwechsel in dem Fall mit meiner Tochter selbst übernehmen kann. Irgendwie hätte das geklappt. Die Pflegerin wollte auf keinen Fall dass das selbst mache. Schließlich haben wir es gemeinsam gemacht. Wäre die Pflegerin nicht eine von den beiden netten, wäre ich ernsthaft in Versuchung gekommen. Aber ich will es mir mit ihr nicht verderben, weil mein Mann und sie gut miteinander auskommen. Trotzdem hatte er von 13:45 bis 15:15 Schmerzen und Stress. Ich möchte nicht wissen, wie oft er das schon allein durchmachen musste. Die Ärztin erschien übrigens dann um 15:30 kurz im Zimmer, inspizierte mehr oder weniger wortlos den leeren Infusionsbehälter und ging wieder. Für meinem Mann hat sie sich nicht interessiert. Aber darüber rege ich mich grade auch nicht auf. Desinteresse sowie fehlende Empathie der Ärzteschaft bekommt man in der Klinik on top.

ich frage mich, ob es nötig ist, derart "brutale" Abführmittel einzusetzen? Gibt es da nichts sanfteres? Mir ist schon klar, dass bei Verstopfung gehandelt werden muss, aber so? Immerhin handelt es sich um einen schwerkranken Menschen.

Leider weiß ich nicht welches Abführmittel er erhalten hat, werde morgen aber fragen.

Liebe Grüße

Al

 

#2

Annin

Bayern, Deutschland

Liebe Al,

ich würde direkt mal alle medizinischen Unterlagen anfordern. Kannst du schriftlich an der jeweiligen Stelle im Krankenhaus. Oder auch mal nachfragen, wie lang die Verstopfung anhielt. Oft ist es auch keine echte Verstopfung, sondern die sehr verständliche Hemmung, einfach in die Windel zu machen.

Die Prozedur mit dem Abführmittel inklusive dem ewigen Liegen in der vollgemachten Windel ist leider recht häufig Tagesgeschäft. Es ist wirklich schrecklich.

Aber weißt du, was positiv ist? Das hat mir ein Pfleger mal gesagt: Wer mitbekommt, dass er gerade oder recht bald Stuhlgang hat, wird später auch wieder selbstständig rechtzeitig auf Toilette gehen.

Viel Kraft euch!

A.

 

#3

Al Beck

Bonn, Deutschland

Liebe Annin,

das ist die beste Nachricht seit langem 🙂. Vielen lieben Dank.

LG

Al

#4

Heinz

königswinter, Deutschland

Das nennt man dann Früh Reha? Dafür werden die Kliniken bezahlt?

Das erste was mein Vater vor Jahren nach seinem Schlaganfall im Krankenzimmer erhielt, war eine Windel und die Aussage: "Wenn was ist, einfach klingeln!" Ob und wann dann allerdings einer kommt? Die Wartezeiten sind seither leider wohl immer wieder verlängert worden. Pflegenotstand ist so ähnlich wie das Schild auf der Straße "Schlechte Wegstrecke" Kann von der Politik anscheinend einfach und ohne Konsequenzen jahrelang ignoriert werden.

Besser für die Therapie wäre es, den Patienten falls möglich, regelmäßig zur Toilette zu bringen. Dabei würde sein Körper mobilisiert und dies wäre für den Patienten auch menschlicher. Das würde die Rehabilitationstherapie jedenfalls verbessern.

Aber dafür gibt es kein zusätzliches Geld! Kann also nicht geleistet werden.

Euch wünsche ich viel Kraft. Es geht dem Betroffenen glücklicherweise auch trotzdem bald wieder besser.

LG Heinz

 

#5

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

 

Aber weißt du, was positiv ist? Das hat mir ein Pfleger mal gesagt: Wer mitbekommt, dass er gerade oder recht bald Stuhlgang hat, wird später auch wieder selbstständig rechtzeitig auf Toilette gehen.

Viel Kraft euch!

A.

 

Das kann ich nur aus eigener Erfahrung bestätigen. Das gilt auch für das Urinieren - weshalb auch aus diesem Grund ein Blasenkather (gleich welcher Art) so schnell wie möglich entfernt werden sollte. 

Leider kenne ich das auch - das liegen lassen in der Scheixxe. Meinen Mann hatte diese Reha mit Süßstoff versetzten Säften Durchfälle beschert die waren vom Feinsten - und das mehrfach am Tag. Es hat gedauert bis ich dahinter kam, dass ein Orangensaft Süßstoff enthielt und die Durchfälle dadurch erzeugt wurden. Vom Personal kam da keiner auf die Idee. Und auch als man feststellte, dass dieser Saft bei entsprechend disponierten Menschen zu solchen Ergebnissen führen, hat man ihn weiterhin angeboten. Auch noch ein halbes Jahr später (als mein Mann dort erneut aufschlagen musste). 

Hätte ich nicht Rabatz gemacht, dann hätte man meinen Mann in diesem Durchfall - inkl. Harnwegskatheter - liegen lassen. Alleine habe ich mir das ehrlich gesagt damals nicht zugetraut. Da waren dann "Schichtwechsel - Übergabe" wichtiger als einen Menschen aus seinem Elend zu befreien. Abgesehen davon, dass Durchfall gepaart mit Katheter ein deutliches Infektionsrisiko darstellt. 

Ja, wir haben Zustände in den Rehas, die spotten jeder Beschreibung. Und ganz ehrlich, ich habe so viel abgestumpftes, gleichgültiges Personal in Rehas, Pflegeheimen und Krankenhäusern erlebt, dass es mir schwer fällt dankbar für ihre Leistungen zu sein. Aber das ist noch mal ein anderes Thema. 

Einsicht in die medizinischen Unterlagen ist eine sehr gute Idee - und steht Dir vor allem zu. Also nicht abwimmeln lassen.

#6

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Was das Abführmittel angeht... es werden Zäpfchen gewesen sein. Fall er tatsächlich etwas oral erhalten haben sollte, würde mich die Begründung interessieren.

Aus eigener Erfahrung:

Microlax erzeugt zumindest bei meinem Mann keine Schmerzen und führt innerhalb kurzer Zeit 5-20 Minuten zum Abführen. Auch bei schwerer Verstopfung.

Die Verstopfung kann bei Deinem Mann mehrere Ursachen haben und wenn ich die Gespräche mit den Ärzten meines Mannes unterschiedlicher Fachausrichtung richtig interpretiere, dann weiss man nichts Genaues und vermutet nur:

a) zerebrale Störungen

b) Medikamente 

c) Immobilität

d) Nahrung

Meinen Mann hat die Reha ja mit Verstopfung nach Hause geschickt und ich hatte dann die "Bescherung" (als mir dämmerte was los ist) zwischen Weihnachten und Neu Jahr. 

Inzwischen sind wir soweit, dass wir keine Abführmittel mehr benötigen. Aber dafür muss ich im Nahrungsbereich auf einiges achten und Flohsamen hilft auch noch dazu. Aber das alles nützt Dir im Moment gar nichts. Deshalb mein Hinweis auf Microlax.

Was mir noch eingefallen ist - weil Du die extremen Schmerzen erwähnst.

In den Sondennahrungsprodukten vieler Hersteller ist Carrageen enthalten. Mein Mann hat darauf bereits in gesunden Zeiten mit kolikartigen Schmerzen reagiert (es war nachvollziehbar woher die Schmerzen kamen), manchmal mit unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme Durchfall, manchmal mit tagelanger Verstopfung. Und so lange das Zeug nicht über den Darm ausgeschieden war, hatte er die Schmerzen. 

Viele Menschen haben mit diesem Zusatzstoff kein Problem, ich kenne aber genügend, die zumindest mit leichten Darmproblemen zu kämpfen haben, einige mit richtigen Schmerzen. Insofern würde ich schauen welches Produkt zugeführt wird und dann nach den Inhaltsstoffen googlen.

Hat man Dich denn bei der Aufnahme nach "Unverträglichkeiten" befragt?

 

 

 

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