#1
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Pépé

Gast

Mein Vater ist ja nun seit seinem SA seit über 3 Monaten in der Reha und macht auch einige Fortschritte: Das Schluckverbot ist vorbei und er darf Püriertes essen, was er allerdings oft verweigert. Kleine Spaziergänge schafft er mit Unterstützung auch schon. Was uns wirklich verzweifeln lässt, sind seine Sprachstörungen: Er ist durchaus kommunikativ und redet ständig auf uns ein. Leider verstehen wir kein einziges Wort davon und können noch nicht einmal nachvollziehen, ob er überhaupt weiß, was er redet. Manchmal reagiert er äußerst aggressiv, nachher macht sich bei ihm eindeutig Verzweiflung sichtbar, wenn er merkt, wir reagieren nicht so auf sein Reden, wie er es sich vielleicht erhofft. Leider hat sich das seit den letzten Monaten auch nicht verbessert. Man hat jedes Mal aufs neue Angst, ihn zu besuchen und sich diesem Problem entgegen zu stellen.
Die Pfleger "Jaja, Herr ..., jetzt gibt's gleich Abendessen und dann bringen wir Sie ins Bett..." sind ja auch nicht wirkliches Vorbild, weil wir da ja viel zu emotional behaftet sind.
Wie seid Ihr damit umgegangen, als Angehöriger und auch als betroffener Patient?
Viele Grüße, Pépé!
#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Pepe,
 
ich selber hatte keine Aphasie, aber ich hatte Mitpatienten, mit denen ich mich ganz gut unterhalten konnte.
 
Einer z.B. sagte die ganze Zeit nur ga, ga, ga.
 
Ich weiß, dass er mich verstanden hat. Wir haben mit Bildtafeln versucht herauszufinden, was er sagen will.
 
Hunger, Durst, Klogänge usw. zeigte er bald an und auf einen Setzkasten hat er geschrieben.
 
Ein Rechtsanwalt sprach überhaupt nicht. Seine Frau brachte ihm einen Laptop und damit konnte er ganz gut umgehen.
 
Ich habe ihm geholfen, wenn`s mal dringend war und habe eine Schwester gerufen, wenn er auf`s Klo musste.
 
Mit der Zeit konnten wir uns richtig unterhalten und man lernt selber ja auch mit der Aphasie umzugehen.
 
Im Google findest du eine Menge darüber, vor allem über die verschiedenen Arten. Lies da mal nach und du wirst die Aphasie deines Vaters besser verstehen.
 
Liebe Grüße Manfred
#3
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Lotti

Gast

[quote]Zitat von Pépé
Mein Vater ist ja nun seit seinem SA seit über 3 Monaten in der Reha und macht auch einige Fortschritte: Das Schluckverbot ist vorbei und er darf Püriertes essen, was er allerdings oft verweigert. Kleine Spaziergänge schafft er mit Unterstützung auch schon. Was uns wirklich verzweifeln lässt, sind seine Sprachstörungen: Er ist durchaus kommunikativ und redet ständig auf uns ein. Leider verstehen wir kein einziges Wort davon und können noch nicht einmal nachvollziehen, ob er überhaupt weiß, was er redet. Manchmal reagiert er äußerst aggressiv, nachher macht sich bei ihm eindeutig Verzweiflung sichtbar, wenn er merkt, wir reagieren nicht so auf sein Reden, wie er es sich vielleicht erhofft. Leider hat sich das seit den letzten Monaten auch nicht verbessert. Man hat jedes Mal aufs neue Angst, ihn zu besuchen und sich diesem Problem entgegen zu stellen.
Die Pfleger "Jaja, Herr ..., jetzt gibt's gleich Abendessen und dann bringen wir Sie ins Bett..." sind ja auch nicht wirkliches Vorbild, weil wir da ja viel zu emotional behaftet sind.
Wie seid Ihr damit umgegangen, als Angehöriger und auch als betroffener Patient?
Viele Grüße, Pépé!
[/quote]
Hallo Pépé ich kann dir dazu sagen... Man findet sich in die Situation ein, versteht irgendwann, was der Betroffene einem sagen will. Meine Mutter spricht seit April 06 kein Wort mehr, aber in den meisten Fällen weiß ich mittlerweile sofort, was sie mir sagen will. Hab keine Angst davor deinem Vater auch mal zu sagen: Papa, ich weiß gerade nicht, was du meinst, aber versuch es weiter und wir werden es rausfinden.
Oft merken die Betroffenen selbst nicht, das nur "komische Laute" von ihnen kommen, heißt nicht, das sie nicht denken können!!! Aber für sie selbst ist es so, das sie meinen sie sagen dir was und du kapierst es nicht, klar, das man da schon mal sauer werden kann oder. Wir haben es mit Bildkarten versucht, das will sie aber nicht, aufschreiben geht auch nicht, also blieb am Anfang nur Fragen, fragen, fragen. Drück euch die Daumen, das da noch Verbesserungen kommen.
Wie oft bekommt er denn Logopädie?
#4
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Pepe,

mein Mann hat seit 12 Jahren eine schwere globale Aphasie.
Ich kann mit ihm sehr gut kommunizieren in dem ich ihm Fragen stelle auf die er mit ja oder nein antworten kann.
Daumen hoch oder abwinken!


#5
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Pépé

Gast

Ich danke euch sehr für eure Antworten! Durch Manfreds Google-Tipps gibt es ja einige Dinge, die man sich immer wieder vor Augen halten kann - in der Praxis ist das leider immer schwieriger. Ja,  ich habe manchmal den Eindruck, dass er überzeugt davon ist, dass wir verstehen, was er erzählt, und wenn wir's nicht tun, reagiert er ungeduldig. Andere Mal scheint er sich dessen bewußt zu sein und winkt dann verzweifelt ab. Am 16.08. wird er aus der Reha entlassen und kommt zunächst für 4 Wochen in eine KZ-Pflege in unserem Wohnort, bevor er dann nach Hause kommt. Ich hoffe, dass dann durch regelmäßigeren Besuch die Kommunikation auch besser funktioniert. Ich denke schon, dass man mit der Zeit auch ohne Worte verstehen lernt, aber es ist halt irgendwie ein völlig neues Kennenlernen und wir haben ziemlichen Bammel davor.
Viele Grüße, Pépé!
#6
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Guesi

Gast

Hallo
 
mein Vater ist seit 7 Wochen Aphasie erkrankt. Ich kann dich richtig gut verstehen,dass es sehr anstregend ist damit umzugehen. Mein Vater hat anfangs immer geweint, wenn ich es nicht verstanden habe oder wurde aggressiv. Macht er jetzt auch noch aber immer weniger, manchmal gibt er es auch auf.
 
Aber ich bin der Meinung, dass du dann nicht aufgeben darfst. Du musst ihn schon sagen, dass du ihn nicht verstehst, aber dass du ihn verstehen möchtest. Stelle allmöglichen Fragen. Mein Vater strahlt dann plötzlich wenn ich den Treffer erzielt habe. Und das freut mich. Und irgendwann wirdt du firm, sodass du in der Regel gleich weisst, was er will.
Wünsche viel Kraft
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