#1

verzweifelt

Bayern, Deutschland

Hallo an alle,

es geht um meinen Vater (59). Er hatte am Freitagabend eine Hirnblutung im/beim Thalamus links.

Unter Tags war alles wie immer er war Einkaufen usw. Alles gut eigentlich.

Es äußerte sich relativ plötzlich. Er konnte nicht mehr sprechen, war halbseitig gelähmt und seine Augen sahen komplett anders aus und klagte über Schwindel. Ursache laut Arzt wäre ein zu hoher Blutdruck. Blutdruckprobleme hatte er schon länger…

Im Krankenhaus wurde der Blutdruck stabilisiert. Die Blutung liege so schlecht, dass man sie nicht operieren konnte. Man würde dadurch mehr Schaden anrichten als das man es besser machen würde. Da das Nervenwasser nicht mehr abfließen konnte wurde Schläuche in die Schädeldecke eingeführt. Zusätzlich hat er noch eine Lungenentzündung (von Magensäure – musste sich Übergeben) bekommen. Da das Blut im Kopf sich verdickte wurde Flüssigkeit (weiß leider nicht mehr genau was das war) in den Kopf geführt, damit nicht noch weitere Regionen im Gehirn geschädigt werden durch harte Blutteile.

 

Wir hatten ein Gespräch mit dem Arzt. Bzgl. Der Lungenentzündung glaube ich sei es nicht mehr so schlimm. Die Narkose wird jetzt sehr langsam reduziert um zu schauen wie der Körper reagiert.

Mein Problem ist, damit die Ärzte uns leider nicht viel Hoffnung machen. Sie sind der Meinung, damit er ein sehr schwerer Pflegefall wird. Beeinträchtigt wären vor allem Sprache, Lähmung rechts, Wahrnehmung, Gefühle, sogar das Essen könnte schwierig werden. Er müsse danach auf Reha.

Mein Vater hätte niemals ein schwerer Pflegefall werden wollen. Also nicht so wie die Ärzte das beschrieben haben…Klar das man irgendwann mal älter wird und Hilfe braucht ist klar, aber so dass er nicht mehr Sprechen, laufen, essen kann und das alles so plötzlich aus dem nichts.

Ich frage mich auch, ob er uns Kinder überhaupt erkennt, wenn er aufwacht? Aktuell weiß ich leider überhaupt nicht wie es weitergeht. Ich stelle es mir auch sehr schlimm vor, wenn er weiß wer er ist und plötzlich nichts mehr wie früher kann oder etwas sagen möchte, aber nicht sprechen kann....

 

Ich würde gerne Erfahrungen hören von anderen oder Angehörigen mit einem ähnlichen Schicksal. Wie war es bei euch und wie hat sich alles entwickelt. Bitte alles schreiben sowohl Positives als auch Negatives. Wie habt Ihr alles organisiert danach. Was war wichtig?

#2

Kimba

Neuruppin, Deutschland

Hallo mein Mann 73 Jahre alt, hatte im Juli eine Gehirnblutung rechts. Musste operiert werden lag dann im Koma und brauchte ein paar Wochen bis er wieder wacher wurde. Kam auch gleich zur Rehaklinik mit Intensivstation. Ende Oktober wurde er entlassen. Es wurde uns auch wenig Hoffnung gemacht. Er ist links gelähmt, inkontinent und hat noch eine Sonde für Flüssigkeit. Seit er wieder zu Hause ist macht er kleine Fortschritte bekommt Physiotherapie und Logopädin. Er spricht jetzt wieder deutlich und ist motiviert. Pflegestufe 4 hat er .Es ist natürlich für alle Beteiligten nicht einfach. Wir haben Hoffnung. 2 Mal in der Woche geht er gern in die Tagespflege , das entlastet mich auch sehr. Im Heim würde er eingehen. Hier in seiner gewohnten Umgebung blüht er wieder etwas auf und die Kinder und Enkel kommen oft . Nicht aufgeben, üben üben und trainieren muss er. 

 

#3

Silkfisch

Tauberbischofsheim, Deutschland

Hallo,

in erster Linie erst mal abwarten und Ruhe bewahren, auch wenn's schwer fällt. Es kann dir in so einem frühem Stadium niemand sagen, wie die Sache ausgeht. Lass dich nicht verunsichern.

In unserem Fall war es so, dass die Therapeuten die kompetenteren waren. Sie waren täglich mehrfach am Bett meines Mannes, um ihn zu mobilisieren. Sie waren diejenigen, die mir und ihm Mut gemacht haben. Sie hatten die "feineren Antennen" , was Fortschritte betraf. Ein Physio wagte sogar die Behauptung, dass mein Mann wieder laufen wird. Und er sollte recht behalten, entgegen der Aussagen der Ärzte.  Da kamen Aussagen, dass er ein schwerer Pflegefall bleiben wird und dass ich über eine Heimunterbringung nachdenken soll. Wir waren geschockt. Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt 54 Jahre (Motorradunfall mit halbseitiger Lähmung, globale Aphasie.... ) 

Mein Mann hatte das volle Programm einschl. Schädelöffnung und späterer Verschluss. Er musste alles neu erlernen: essen, WC Gang, an- und ausziehen, Körperpflege, laufen, Treppen steigen usw. Heute kann er das alles wieder. Sprechen, schreiben und rechnen sind beeinträchtigt aber auch da gibt es nach wie vor Fortschritte. Wir haben Möglichkeiten gefunden, um miteinander zu kommunizieren. Trotz Halbseitenlähmung kann er mit Stock laufen, im Hause sogar ohne. Wir können kleinere Strecken, etwa 2 km zu Fuss bewältigen. Seit einigen Jahren fährt er ein ebike Liegerad und das begeistert, sogar in den Bergen!

Klar, ist es nicht mehr das Leben dass wir vorher hatten, aber lebenswert ist es allemal. Man muss kämpfen und viel Eigeninitiative zeigen. Ihr könnt ihn auf diesem Weg begleiten, ihn fordern und fördern. Zeig deinem Vater, dass du für ihn da bist. 

Google mal "Neuroplastizität" - sehr interessant. Das Gehirn kann sich regenerieren. Dafür braucht es Zeit gute Therapeuten - Ergo, Physio, Logopädie und Neuropsychologie. Damit wird in der Regel in den kliniken bzw. spöter in der Reha begonnen. Nach der Entlassung werden die Therapien zu Hause weitergeführt. Die Verordnungen bekommt ihr vom Arzt. Ihr werdet sehen, selbst nach etlichen Jahren gibt es Verbesserungen. 

Bis es soweit ist, wird bei euch vermutlich aber noch einige Zeit vergehen (mein Mann war fast ein halbes Jahr in der Klinik). Der Kampf beginnt jetzt.....ich wünsche euch alles Gute und lasst den Kopf nicht hängen.

Silke 

 

 

#4

Struppi82

Deutschland, Deutschland

Hallo,

unsere Mama hatte mit 68 eine Thalamusblutung rechts. 2 Wochen Koma, 1x Wiederbelebung, Lungenentzündung, künstliche Ernährung und Luftröhrenschnitt. Bei uns haben die Ärzte eher zugeredet nicht abzustellen. Sie war dann auf Reha…die hat es allerdings komplett versaut. Nach 4 Monaten kam sie dann raus und kam in eine Intensivpflegeeinrichtung. Ich habe sie dann in eine eigene Wohnung geholt mit einem 1:1 Intensivpflegedienst, wo 24 Stunden nur ein Pfleger*in nur für sie alleine da ist. Geht alles ziemlich langsam. Trachialkanüle ist noch drin, ist halbseitig gelähmt. Sie bekommt 3x die Woche Physio, Logo und Ergo im Hausbesuch und letztens hat sie nach knapp einem Jahr das erste Mal gestanden 😌

Es wird nicht mehr wie früher, darüber sind wir uns bewusst und vllt. hören wir sie auch nie wieder sprechen weil ihre Schluckstörung so hartnäckig ist. Vllt. hätte man damals auch anders entschieden wenn man das gewusst hätte wie es wird. ABER! Wir genießen jeden Tag mit ihr den wir noch haben. Lachen viel auch wenn manchmal die Motivation voll im Keller ist. 
Keiner kann dir sagen wie es bei sowas am Ende wird. Das leider ein Überraschungsei.
Was ich dir sagen kann ist: hinterfrage alles. Das fängt schon bei den Medikamenten in der Reha an. Meine Mum wurde komplett abgeschossen, Hauptsache ruhiggestellt. Das hab ich gleich mal unterbunden und Verbot für irgendwelche unnützen Sedierungsmittel ausgesprochen solange sie sich nicht irgendwas versucht rauszureißen oder sonst was. 

Viel Glück euch und trotzdem fröhliche Weihnachten sofern möglich.

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