#1
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Hallo liebe Forumsmitglieder!

ich bin seit heute neu hier im Forum und kam über einen Link vom SRH Kurpfalzkrankenhaus in HD hierher. Mein Vater (77 Jahre) hat am 31.01. einen Schlaganfall mit gleichzeitigem Herzinfarkt erlitten. Er lag 4 Wochen auf der Intenivstation und nun ist er seit ca. 4Wochen in Frühreha (in oben angegebener Klinik). Er kann aufgrund des SA nicht mehr schlucken und sprechen und scheint auch so recht verwirrt. Er ist seit Anfang an am Bett fixiert, da er einfach nicht weiß, wo er ist bzw. was mit ihm los ist. Mein Vater lebte schon seit langen alleine, weil meine Mutter bereits vor 16 Jahren an Krebs verstorben ist, und eigentlich keiner genau weiß, wann der SA auftratt. Es gibt da eine möglichen Zeitraum von 24 Stunden zwischen 2 Telefonaten mit ihm. Nun zu meinem Problem, das mich echt fertig macht. Sobald ich ihn im Krankenhaus besuche, will er sich von seiner Fixierung befreien (er kämpft regelrecht) und will, dass ich ihm helfe (er macht dazu eindeutige Zeichen). Er hört nicht auf und zieht sich auch ständig an der Trachealkanüle. Wenn ich ihm dann versuche zu erkären, dass ich ihm nicht helfen kann, nickt er und macht aber trotzdem weiter. Eben irgendwie wie ein bockiges Kind - ich glaube er versteht mich nicht. Nun wollte ich wissen, wer ähnliche Erfahrungen gemacht hat und wie man sich am Besten verhält?
#2
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Hallo Syfo,
 
ersteinmal ein herzliches Willkommen im Forum.
 
Versuche deinem Vater zu erklären, warum er fixiert ist. Es ist ja furchtbar, wenn man im Bett gefesselt ist.
 
Sprich mit dem zuständigen Arzt, oder Schwester darüber, dass du seine Fesseln lösen willst, aber aufpasst, dass er nichts anstellt.
 
Dein Vater muss wissen, wenn er zur Kanüle greift, wird er sofort wieder festgebunden.
Er kann nicht verstehen, warum er festgebunden wurde und warum da eine Kanüle in seinem Hals steckt.
 
Du hast Zeit, wenn du bei ihm bist, dass du ihn tasten unf fühlen lässt, damit er begreift was da ist. Erkläre ihm alles mit Ruhe, bis er das akzeptiert.
 
Sprich mit ihm normal, auch wenn er zur Zeit wie ein kleines Kind behandelt werden muss. Er ist nicht blöde und wenn er das erkennt, dann wird er wissen, dass das nur zu seinem Besten geschieht.
 
Liebe Grüße Manfred
#3
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Hallo Syfo!
 
Ich klinke mich mal direkt hier ein, weil wir lange ähnliche Probleme mit meinem Vater (SA am 16. Januar, danach viele Komplikationen, seit gestern endlich Reha) hatten.
 
Er ist rechtsseitig gelähmt und hatte lange die Tendenz, sich sämtliche Schläuche herauszureißen (mehrmals den Blasenkatheter, ebenso oft den ZVK, und auch den Beatmungsschlauch aus der Nase). Er war deswegen auch lange Zeit fixiert, allerdings nur an der linken Hand (weglaufen kann er ja wegen der Lähmung nicht). Der Gipfel des Ganzen war die Geriatrische Reha, wo man ihn mit einer abschließbaren Fessel ans Bett gefesselt hatte...
 
Wir durften normalerweise die Fesseln lösen, wenn wir dabei waren - aber auch dann mußten wir höllisch aufpassen, dass er nicht wieder an die Schläuche ging. Das war ein echtes Problem und hat uns ganz fertig gemacht.
 
Mir hat ein Arzt dann schließlich gesagt, dass es sich wohl um das sog. "Durchgangssyndrom" handelte, das besonders oft bei älteren Patienten auftritt. Der Kranke macht das alles nicht absichtlich und kann daher auch mit Verboten nichts anfangen, weil er sie nicht begreift. Ich hoffe, dass das auch bei Deinem Vater nachläßt. Meiner wird seit ca. 2 Wochen nicht mehr angebunden und seitdem ist auch nichts mehr passiert.
 
Vielleicht hilft Dir das schonmal etwas weiter...
 
Liebe Grüße!
 
Babsie
#4
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Hallo Syfo,
 
das ist wirklich eine belastende Situation für Dich. Mein Vater war 3 Monate auf Intensiv und hat auch "hilf mir, hilf mir" geflüstert, was mich ebenfalls sehr belastet hat....
 
Leider kann ich Dir nicht sofort eine Lösung bieten, da es ein schwieriges Problem ist, das ich nicht genauso in der Form erlebt habe und zuwenig Erfahrung damit habe. 
 
Aber ich stelle mir folgende Fragen:
 
Verhält sich Dein Vater nur so, wenn Angehörige bzw. Du bei ihm bist, oder versucht er sich auch sonst loszureißen und die Trachealkanüle zu entfernen? Das schätze ich mal, denn sonst hätten die Ärzte ihn nicht von Anfang an fixiert...
 
Kannst Du mit ihm mit dem Rollstuhl rausfahren? Dass er dem Krankenzimmer mal entfliehen kann und mal den Himmel und die Bäume sieht? Gibt es in der Reha dort andere Patienten mit Trachealkanüle, die bereit wären, kurz mit Euch zu sprechen bzw. sich mit Euch zu treffen, wo Du vielleicht zu Deinem Vater sagen kannst, dass es viele Betroffene hier haben, dazu die kontrollierten Fühl-Einheiten der Trachealkanüle?
 
Was sagen die Ärzte, wie es in Zukunft weitergehen soll? Er kann ja nicht rund um die Uhr gefesselt in seinem Bett bleiben... Die Fixierung wird vielleicht die Ängste und das Gefühl des Ausgeliefertsein sehr verstärken. Wäre es sinnvoll, ihm vorübergehend etwas "Leichtes" zur Beruhigung zu geben und stattdessen auf die Fixierung verzichten?  Vielleicht hat er ja sowas wie Panikattacken!?? Könnte man parallel die Trachealkanüle durch ein großflächiges Pflaster schützen, so dass er trotzdem noch dadurch atmen kann? Gibt es vielleicht verschiedene Ausführungen der Trachealkanülen? Ich kenne nur die, die "hammerhaiähnlich" aussehen, vielleicht gibt es aber auch etwas Kleineres, was er nicht so schnell packen kann???
 
Du sagst, Dein Vater kann nicht sprechen: kann er ansonsten irgendwie kommunizieren?
 
Hat er stark an Gewicht verloren? Mein Vater hatte nämlich in der Zeit, wo er Trachealkanüle und PEG hatte und noch nicht gesprochen hat, totalen Hunger! Konnte es aber nicht sagen! Hat er erst später erzählt, was uns dann völlig schockiert hat. Er hatte sich dann auch immer den Aufsatz der Trachealkanüle runtergerissen...Die hatten einfach irgendein Standard für seine Größe ausgerechnet und entsprechend bekam er offensichtlich nur passende PEG Nahrung. Erst, als nach 3 Wochen auffiel, dass er total dünn geworden ist, wurde die Menge erhöht, dann wurde es besser.
 
Dies sind einfach die ungefilterten Gedanken und Fragen, die mir spontan durch den Kopf gehen. Bitte sieh mir nach, wenn es letztenendes nicht hilfreich ist, aber manchmal kommt man durch "Brainstorming" ja auch auf Lösungen.
 
Herzliche Grüße von Kate
#5
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Zuerst mal vielen lieben Dank für die hilfreichen, mitfühlenden Antworten. Der Arzt meinte zu mir, dass man immer wieder mal versucht ihn nicht zu fixieren und das Pflegepersonal ihn dann stehend neben dem Bett fanden. Auch wenn ich die Fixierung während meines Besuches entfernen lasse, will er sofort aus dem Bett "springen" und ich habe große Mühe und Not ihn festzuhalten. Ich muss vielleicht noch kurz erklären, dass er keine Lähmung aufgrund des SA hat. Die Idee mit dem Rollstuhl ist vielleicht nicht verkehrt; ich werde mal den Arzt fragen, ob das möglich wäre. Was man mir immer wieder sagt, dass er sehr unruhig wäre. Er wird auch ab und zu in den Rollstuhl gesetzt, aber auch da wäre er schwer zu kontrollieren. Der Arzt meinte aber auch zu mir, dass er nie wieder alleine leben kann. Es kommen noch viele Probleme auf mich zu; ich werde wohl demnächst als Betreuer benannt und dann stehen wichtige Entscheidungen an, die nicht immer leicht zu treffen sind. Da ich auch ganztags berufstätig bin, ist es halt im Moment alles viel für mich.
#6
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Hallo Syfo,
 
Warum darf er denn nicht neben dem Bett stehen? Oder läuft er aus der Klinik weg? Vielleicht will er sich nur orientieren? Darf er denn mit Dir zusammen mal durch die Station laufen, wenn er keine Lähmungen in dieser Richtung hat? Gibt es einen Grund, warum er im Bett liegen muss?
 
Wenn er sehr unruhig ist: erhält er denn ein Medikament zur Beruhigung? Wird er auch psychologisch betreut (gibt ja viele Rehas, die das auch im Therapieplan haben)? Vielleicht hat er ja wirklich Panik und ist deshalb so unruhig? Es wäre m.E. wichtig, dass noch während der Reha zu klären, denn das Problem wirst Du ja womöglich auch noch hinterher haben. Jetzt, wo er noch rund um die Uhr unter ärztlicher Kontrolle ist, könnte man wenigstens sehen, ob das einen positiven Effekt hätte..
 
Wünsche Euch auf jeden Fall, dass sich der Zustand bessert und das Du eine Lösung finden kannst!
 
Beste Grüße von Kate
 
 
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