Ich möchte mal kurz und plump die Entwicklungsetappen meines Vater beschreiben. Sein Schlaganfall liegt nunmehr 5 Monate zurück.
Aussage Nr.1: "Verabschieden sie sich; er wird es voraussichtlich nicht schaffen!"
Nr. 2: "Er wird wohl doch irgendwie überleben, aber eine Reha lohnt sich nicht; brauchen wir erst gar nicht beantragen..."
Nr. 3: "Er kriegt eine PEG, denn Schlucken wird er nimmer können. Die Verbesserung der Rechtslähmung ist so gut wie aussichtslos, da kommt nix mehr! Das schaffen Sie nicht! Suchen Sie sich ein gutes Pflegeheim!"
Nr. 4: Mittlerweile - 3 Monate später - gibt die Logopädin grünes Licht für pürierte Nahrung. "Aber um Gottes Willen nicht eigenmächtig ausprobieren! Wir sind da angehalten, übervorsichtig zu sein, denn wenn was in die Luftröhre kommt, sind Wir die Dummen!" Mein Sohn, 7 Jahre, hat den Pflegern fröhlich erzählt, dass er seinen Opa mit Eiscreme gefüttert hat. Die Antwort war: "Das Risiko einer Lngenentzündung durchs Verschlucken ist zu groß; das Verständnis der Problematik der Familie wohl nicht wirklich bewußt..." Seltsam nur, dass sie ihn haben Tabletten schlucken lassen, die die Größe einer ekligen Penicillinpille haben...
Nr. 5: Er bekommt nun regelmäßig das KH-Essen in Breiform, aber der Appetit angesichts dieser Pampe läßt zu wünschen übrig, so daß morgens und abends die Kalorien immer noch per PEG sichergestellt werden. Ist ja auch bequemer und weniger zeitaufwändig
Nr. 5: Heute haben wir ihn abgeholt und in eine KZ-Pflege in unserer Stadt begleitet. Da gab es Frikadellen und Kartoffeln; alles lecker gewürzt und lediglich mit der Gabel zerdrückt. Er hat seinen Teller völlig leergegessen, sich kein einziges Mal verschluckt und beendete seine Mahlzeit mit einem wohlwollendem "Aaaah", das niemand falsch interpretieren konnte...
Dass nur als kurzer Umriss, der natürlich keine pauschale Gültigkeit haben muss, aber als kleine Hoffnung, dass Dinge sich entwickeln können, an die niemand glauben mag und ein klein wenig Mut, an mehr zu glauben, als es der diensthabende Arzt versprechen mag...
Viele Grüße, Pépé